Über die Hälfte der Deutschen, übrigens mehr Männer als Frauen, sind übergewichtig. Krankheiten wie Diabetes oder zu hoher Blutdruck können die Folge sein. Vor allem im höheren Alter ist es jedoch nicht leicht, ein Normalgewicht zu halten. Zwar ist die Zahl der Ratgeber mit Tipps zum Abnehmen unendlich, aber viele der angepriesenen Diäten halten nicht, was sie versprechen.
Britta Surholt
Corinna Wersich hat schon lange keine Lust mehr auf Diäten. Jahrelang war es immer wieder das gleiche Prozedere: Sie ärgerte sich über „dazugewonnene“ Pfunde, und wollte diese dann möglichst schnell wieder loswerden. Mit den verrücktesten Tipps hat es die 46-jährige Mutter zweier erwachsener Töchter versucht: Drei Tage nur Quark essen; eine Woche ohne Abendessen auskommen; drei Tage nichts anderes als Ananas essen. „Natürlich hatte ich erst mal Erfolg mit diesen Radikal-Kuren“, erzählt die Marketing-Spezialistin. „Zwei bis drei Kilo war ich immer ganz schnell wieder los. Aber leider war mein Traumgewicht nie von Dauer.“ Innerhalb kürzester Zeit danach zeigte die Waage gnadenlos schon wieder das Ausgangsgewicht an.
Nicht fasten, normal essen
Ähnlichen Frust erleben täglich mehrere tausend Menschen. „Kein Wunder“, erläutert Allgemeinmedizinerin Dr. Susanne Griem-Schlicht aus Hamburg, „denn unser Körper ist auf „Nahrungsknappheit“ gepolt. Das heißt, Gewichtsverlust ist genetisch erst einmal gar nicht angestrebt. Sondern Energien sollen gespeichert werden für schlechte Zeiten.“ Halten wir demnach Diät und reduzieren die Nahrungszufuhr, drosselt man den gesamten Stoffwechsel. Er verbraucht weniger Energie. Da nach überstandener Diätenphase meist besonders hungrig wieder zugegriffen wird, speichert der Körper die zugeführte Energie besonders gut. Quasi als Reserve und Depot für drohende schlechte Zeiten. In denen wieder nur begrenzt Nährstoffe gegessen werden. Wird permanent mit Diäten herumprobiert, gerät der Körper in eine Negativ-Spirale, die langfristig eher das Körpergewicht erhöht als senkt.
Wie kann ich mein Gewicht halten?
- Regelmäßig und zu festen (Mahl)-Zeiten essen.
- Das Essen genießen.
- Hungerphasen vermeiden.
- Viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte essen.
- Drei Mal wöchentlich Sport treiben und auf eine gute Bewegungsbilanz achten (öfter mal zu Fuß gehen, die Treppe statt den Aufzug nehmen, Rad fahren).
Da sich der Stoffwechsel mit zunehmendem Alter verlangsamt, braucht man – je älter man wird – nur noch weniger Energie zu sich zu nehmen. Eine schlechte Nachricht – denn weniger zu essen fällt oftmals schwer. Kein Wunder also, dass die Klagen über steigendes Gewicht (obwohl man doch gar nicht mehr isst), im Alter wirklich berechtigt sind. Ab etwa 50 Jahren sinkt der Energiebedarf pro Tag massiv ab – bis zu 500 Kilokalorien sollten täglich reduziert werden, wenn man sein Gewicht halten möchte.
Abnehmen ist gut möglich, wenn etwa 1.200 Kilokalorien „Tagesration“ zugeführt werden. Sportlich Aktive dürfen sogar 1.400 Kilokalorien zu sich nehmen. Mit diesen Angaben arbeitet z.B. auch die Brigitte-Diät.
Etwa die Hälfte der zugeführten Kalorien sollten aus Kohlenhydraten stammen; etwa 30 Prozent sind zumeist im Fett enthalten, 20 Prozent kommen aus Eiweiß. Werden Kohlenhydrate aus dem Ernährungsplan gestrichen, besteht außerdem das Risiko, zu fettreich und zu eiweißlastig zu essen. Besser ist es, eine gesunde und ausgewogene Ernährungsweise in den Alltag zu integrieren. Essen muss schmecken (dürfen). Ohne den Genussfaktor wird es meist eine Qual, ein neues Ernährungskonzept durchzuziehen.
BMI – was ist das?
Das Ideal-Gewicht wird heute mit einer Formel berechnet, die den sogenannten „Body-Mass-Index“ (BMI), das Verhältnis von Körpergröße zu Gewicht, anzeigt. Dieser sollte bei Männern zwischen 20 und 25 betragen und bei Frauen etwa zwischen 19 bis 24 liegen.
Gerechnet wird folgendermaßen: Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat. Wer es sich einfacher machen möchte: BMI-Rechner sind auch im Internet zu finden.
Bei einer Körpergröße von 1,70 Meter und einem Gewicht von 65 Kilogramm ergibt sich das Ergebnis: 22,5. Sowohl für einen Mann als auch für eine Frau wäre das Idealgewicht.
Sogenannte Low-Carb-Diäten, bei denen möglichst ganz auf Kohlenhydrate verzichtet werden soll, sind nicht empfehlenswert. Man sollte sich vor allem nicht über einen längeren Zeitraum daran halten. Denn eine ausgewogene Ernährung muss auch Energie liefern. Und genau das tun die Sattmacher Kohlenhydrate.
FDH – macht das Sinn?
Von allem nur noch die Hälfte zu essen (FDH – „Friss die Hälfte“) ist kein Ernährungskonzept, das dauerhaft funktioniert. Denn gesund ist es auf keinen Fall. Natürlich werden Sie schnell einen Erfolg auf der Waage sehen können – aber ebenso rasch ist der Gewichtsverlust auch wieder eingeholt. Da der Körper gewissermaßen auf Notstrom umschaltet und den Energieverbrauch reduziert, ist das Abnehmen nur ein kurzfristiger Erfolg. Zusätzlich stellt sich die Frage: Was genau reduziert man denn bei FDH-Kuren? Schlechte Kohlenhydrate zu reduzieren wäre sicher richtig. Aber Eiweiß und gute Kohlenhydrate (siehe Kasten) zu reduzieren, wäre eher kontraproduktiv. Um wirklich die gesamte Energiebilanz zu halbieren, muss man sich schon sehr gut mit Nährstoffen und den einzelnen Nahrungsbausteinen auskennen. Und: Unter 1.200 Kilokalorien pro Tag dürfen es nicht sein.
Weight Watchers
Ein sehr lehrreiches und vernünftiges Diät-Programm. Das Ziel: sich fettarm und eiweißreich ernähren und nur zu ballaststoffreichen Kohlenhydraten greifen. Alle Nahrungsmittel haben Punkte, jeden Tag ist nur eine bestimmte Punktzahl zum Verzehr erlaubt. Das Schöne am Punkte-Zählen: Man bekommt ein gutes Gespür dafür, welche Lebensmittel gut und welche eher schlecht fürs Gewicht sind. Worin verbergen sich versteckte Fette und gefährlich viel Zucker? Diese ausführlichen Listen der Weight Watchers, in denen Punkte pro Lebensmittel vergeben werden, offenbaren es. Das Punkte-Zählen ist einfach, auch für Berufstätige und Jugendliche gut zu machen.
Zuzugreifen, wann immer man Hunger hat, ist bei diesem Ernährungskonzept zumindest mit Obst und Gemüse möglich. Äpfel, Birnen, Pfirsiche – Gurke, Möhren, Paprika – diese Knabbereien gehen immer. Und hat man einen Tag gesündigt, achtet man eben am nächsten ein wenig mehr auf die Energiezufuhr. Hat man hingegen die Woche über Maß gehalten und nicht „alle Punkte“ verbraucht, darf man am Wochenende auch mal besonders ausgiebig zuschlagen. Für viel Bewegung darf man sich zudem „Aktivpunkte“ gutschreiben. Dieses Abnehm-Konzept kann jeder für sich absolvieren oder man schreibt sich im Internet ein bzw. schließt sich einer Gruppe an, die sich regelmäßig zum Wiegen trifft.
Die Prinzipien der Weight Watchers orientieren sich an den Ernährungs-Empfehlungen der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung).
Dinner-Cancelling
Das Abendessen wegzulassen, soll förderlich für den Abbau von Fettgewebe in der Nacht sein. Das jedenfalls wird behauptet. Eingeschränkt mag das stimmen. Denn um die in Brot enthaltenen Kohlenhydrate abbauen zu können, muss unsere Bauchspeicheldrüse Insulin produzieren. Dieses Hormon nimmt allerdings – und das ist erwiesen – ungünstigen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel und in der Folge wird die Fettverbrennung eingeschränkt. Dennoch macht es wenig Sinn, eine Mahlzeit gänzlich zu streichen. Denn allzu lange Hungerphasen tun dem Körper nicht gut. Bekommt er mehr als zehn Stunden lang keine Eiweiße, bedient er sich in der Muskulatur. Dort fehlt dadurch der Muskelschutz, außerdem werden auch die Blutgerinnung und die Immunabwehr gestört.
Im Übrigen zählt immer die Energie-Bilanz des gesamten Tages. Es ist also unerheblich, ob man den ganzen Tag nichts isst – und dafür am Abend einen großen Teller Nudeln verspeist oder man verteilt über den Tag mehrere kleine Mahlzeiten mit der gleichen Energiebilanz verzehrt.
Brigitte-Diät
Besonders angesehen (auch bei Wissenschaftlern und Experten) ist die seit vielen Jahrzehnten am Markt befindliche Brigitte-Diät. Bereits seit dem Jahr 1969 kann nach einem einfachen Baukastenprinzip kalorienreduzierte Mischkost zusammengestellt werden. Ob der Single-Haushalt abnehmwillig ist oder die ganze Familie Kilos loswerden möchte – die Rezepte sind alltagstauglich, Kalorienzählen gibt es nicht. Stattdessen wird jede Portion gramm-genau vorgegeben, sogar für Vegetarier gibt es passende Diät-Konzepte.
Da alles ausgewogen kombiniert wird, muss der Körper auf nichts verzichten. Es wird gelernt, wie man langfristig seine Ernährung umstellt. Das Gefühl dafür, wie viel Energie man verbraucht und wie viel man benötigt, wird gestärkt. So lässt sich das Traumgewicht erreichen – und auch halten.
Ein Shake statt Mahlzeit
Besonders rasche Erfolge versprechen Diäten, die auf kurze Durchhalte-Dauer setzen. Drei Kilo in drei Tagen abzunehmen, kann natürlich funktionieren – aber der Gewichtsverlust wird nicht lange bestehen bleiben. Machen Sie sich deshalb nichts vor: Einen anhaltenden Erfolg erzielt nämlich nur, wer auf lange Sicht die Ernährung umstellt.
Eiweiß-Shakes können unter Umständen einen guten Anreiz geben, wenn man einige Kilos abnehmen möchte. Das Prinzip: Einzelne Mahlzeiten werden ersetzt, man nimmt ein Eiweißnährstoffkonzentrat in Wasser, Milch oder Gemüsesaft aufgelöst ein. Die Shakes machen lange satt, Heißhungerattacken sollten also nicht auftreten. Als Motivationsschub sind die Shakes gut geeignet. Denn wer es schafft, z.B. eine Woche lang zunächst nur das Abendessen zu ersetzen, kann danach auch gut andere Mahlzeiten unter die Lupe nehmen. Und somit nach und nach wirklich die gesamten Essens-Gewohnheiten auf „gesund + ausgewogen“ umstellen.
Weitere Infos unter:
Hinweise zu den Prinzipien:
Ernährungs-Regeln:
Tipps zu gesundem Essen und Abnehmen:
www.tk.de (Webcode 502936)
Was sind gute Kohlenhydrate?
Längst nicht alles, was satt macht, macht auch dick. Das ist doch mal eine gute Nachricht! Denn somit wäre es doch ganz einfach, künftig auf die Produkte umzusteigen, die genau diese Bedingungen erfüllen. In der Ernährung werden gute und schlechte Kohlenhydrate unterschieden.
Die schlechten gehen mit dem Verzehr sofort ins Blut über. Süße Gerichte und Weißmehlprodukte liefern diese „schnellen“ Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel zügig ansteigen lassen. Aber ebenso schnell kommt man auch wieder in die Unterzuckerung. Die Folge ist Heißhunger, dem man wiederum mit süßen Mahlzeiten begegnet. Ein Teufelskreis aus Essen und trotzdem Nicht-satt-werden beginnt.
Die guten Kohlenhydrate hingegen (enthalten in Vollkornprodukten, Gemüse, Getreideflocken, Reis und Trockenfrüchten) gelangen nur sehr langsam in den Blutkreislauf. Dadurch gibt es ein langanhaltendes Sättigungsgefühl. Weil Ballaststoffe enthalten sind, profitieren auch der Vitamin- und Mineralstoffhaushalt – sowie die Verdauung.
Dickmacher Alkohol
Wer auf sein Glas Wein oder Bier nicht verzichten mag, muss eigentlich an anderer Stelle Kalorien einsparen. Denn alkoholische Getränke sind echte Kalorienbomben. So hat ein Glas Wein 89 Kilokalorien (kcal), Bier 117 kcal, Alkopops bringen es sogar auf satte 200 kcal pro Dose. Allerdings sind auch Säfte kalorienreich. Das Glas Orangensaft am Morgen ist zwar gesund, enthält aber viel Fruchtzucker. Schließlich stecken ja auch gleich mehrere Früchte in ihm.
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