Gründe einen Helm zu tragen, gibt es viele. Gründe keinen Helm zu tragen, gibt es dagegen nicht mehr. Bei der A+A 2013 in Düsseldorf, der weltweit führenden Fachmesse für Persönliche Schutzausrüstungen und Gesundheit bei der Arbeit (5. – 8. November), werden viele Anbieter eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass Helme komfortable und wirksame Schutzartikel sind. Für die verschiedensten Tätigkeitsprofile bieten sie passenden Kopfschutz.
Dass sich viele mit dem Helmtragen offenbar immer besser „anfreunden“ können, darauf deuten jüngste Statistiken hin. Die Zahl der Kopfverletzungen am Arbeitsplatz geht zurück. Rund 11.000 Unfälle dieser Kategorie registrierte die Berufsgenossenschaft Bau im Jahr 2011. Das ist ein Anteil von 10 Prozent aller Unfälle. „Für uns sind das immer noch zu viele“, sagt Dr. Claudia Waldinger, Leiterin des Fachreferates Persönliche Schutzausrüstungen (PSA) der BG Bau, Berlin.
„Wir geben niemals auf und bleiben dran“, so lautet die Maxime. Regelmäßig schaut sich deshalb der Präventionsdienst der BG Bau Baustellen an, um zu beurteilen, ob die getragenen Helme in ihrer Schutzfunktion auch wirklich ausreichend sind. „Uns schwebt ein Drei-Stufen-Modell wie bei Schutzschuhen vor – angefangen vom Bergsteigerhelm über den Industriehelm bis zum Hochleistungs-Industriehelm“, sagt Waldinger. Welcher Helm nötig ist, muss dabei anhand einer Gefährdungsanalyse festgestellt werden. Grundlagen für die Auswahl und Verwendung von Helmen sind in der BGR 193 „Benutzung von Kopfschutz“ geregelt (BGR = Berufsgenossenschaftliche Regel).
Die Anforderungen an Hochleistungs-Industriehelme sind seit 2006 in der DIN EN 14052 festgelegt. Sie soll zu einem verbesserten Schutz bei industriellen Tätigkeiten beitragen, die ein überdurchschnittliches Verletzungsrisiko für den Kopf bedeuten. Sie löst nicht die DIN EN 397 ab, in der die Anforderungen für die besonders häufig eingesetzten Industrieschutzhelme festgelegt sind. Die DIN EN 14052 soll vielmehr da greifen, wo herkömmliche Helme ihre Leistungsgrenze erreichen.
Beliebte „Anstoßkappen“
Für zahlreiche Tätigkeiten reicht aber bereits eine so genannte „Anstoßkappe“ aus. Was begrifflich etwas gestelzt klingt, ist hinsichtlich der Anforderungen in der Europäischen Norm EN 812 als leichter Kopfschutz genauer festgelegt. Auf den Punkt gebracht: „Anstoßkappen“ schließen im Reigen der Helme praktisch die Lücke zwischen Bereichen, in denen der Gesetzgeber keinen Schutzhelm vorsieht, in denen aber ein gewisser Schutz durchaus sinnvoll ist. Das gilt etwa für das Entladen von Gepäck auf Flughäfen oder auch bestimmte Tätigkeiten im Lager sowie Karosseriebau. Manfred Schuster, verantwortlich für Kopfschutz beim Fürther Sicherheitsbekleidungs-Spezialisten UVEX sagt: „Die Leute mögen Anstoßkappen. Sie sehen aus wie normale Basketballkappen, sind leicht mit einer unsichtbaren Schale aus Plastik und lassen sich individuell im Kopfumfang verstellen.“ Die UVEX-Anstoßkappen sind im Übrigen auch hinten geschlossen, was den Schutz noch erhöht.
Der am häufigsten eingesetzte Helm
Für die meisten Einsatzbedingungen auf dem Bau, im verarbeitenden oder produzierenden Gewerbe sind Industrieschutzhelme die richtige Wahl. Sie müssen grundsätzliche Anforderungen an Stoßdämpfung, Durchdringfestigkeit und Brennverhalten des Helmschalenmaterials erfüllen. Aber auch für die Anwendung eines Industrieschutzhelmes ist die Gefährdungsanalyse die Basis. Kommt es auf eine besonders hohe Seitenstabilität oder elektrisch isolierenden Eigenschaften an? Oder wird der Helm bei Heißarbeiten eingesetzt?
Bei industriellen Tätigkeiten mit überdurchschnittlicher Verletzungsgefahr für den Kopf werden Hochleistungs-Industriehelme empfohlen. Für diese Helme gibt es die DIN EN 14052 Hochleistungs-Industrieschutzhelme, die erhöhte Anforderungen an die Stoßdämpfungseigenschaften und die Durchdringfestigkeit des Helmes stellt. Darin besteht die wesentliche Neuerung zur DIN EN 397.
Werden diese Eigenschaften bei der DIN EN 397 nämlich nur im Scheitelbereich des Helmes gemessen, so sieht die DIN EN 14052 deren Überprüfung auch bei seitlichem Aufprall vor. Optional sind in der DIN EN 14052 Anforderungen an die mechanische Festigkeit des Helmes bei Strahlungswärme formuliert.
Hoch hinaus mit Bergsteigerhelmen
Trotz aller „Multi-Talent“-Eigenschaften sind Industrieschutzhelmen in bestimmten Situationen Grenzen gesetzt, wie Christoph Krah von der Krah GmbH zu berichten weiß. Das Unternehmen vertreibt in Deutschland Petzl-Helme (A+A‑Aussteller). „Arbeitet der Träger in der Höhe, können diese Helme zur Gefahr werden – für Untenstehende. Man denke etwa an das Herabfallen des Helmes, wenn er nicht mit einem Kinnriemen ausgestattet wurde“, erklärt Christoph Krah. Auch wegen der Absturzgefahr des Trägers reiche ein normaler Industrieschutzhelm nicht für Arbeiten in besonderer Höhe aus. Denn hier sei optimaler Schutz beim Anschlagen des Kopfes gefragt.
Es bieten sich „Bergsteigerhelme“ (Norm für Kletterhelme ist die DIN EN 12492) an. Sie sind in der Regel leicht gebaut, gut belüftet und kommen (anders als es der Name vermuten lässt) auch in der Arbeitswelt zum Einsatz. Denn sie schützen vor Stößen, vor herabfallenden Gegenständen und beim Aufprall.
Von der Regenrinne bis zur Lüftung
Grundsätzlich kann die Helmschale von Schutzhelmen für die Arbeitswelt unterschiedlich geformt sein, beispielsweise mit breitem umlaufendem Rand, mit Regenrinne, mit Schirm oder mit heruntergezogenem Nackenteil. Je nach Ausführung hat sie Belüftungsöffnungen und Stecktaschen oder Adaptersysteme zur Befestigung von Zubehör wie Gehörschutz oder Visieren.
Sind Menschen bei der Arbeit großer Hitze oder speziellen chemischen Einflüssen ausgesetzt, muss auch das Schalenmaterial entsprechend haltbar und darf nicht brennbar sein. Dafür eignen sich sogenannte Duroplaste wie faserverstärk- tes Phenol-Formaldehyd-Harz. – Getragen wird ein Helm vor allem dann gern, wenn die „inneren Werte“ und das Äußere stimmen. So soll die Innenausstattung dafür sorgen, dass der Helm sich dem Kopf perfekt anpasst. Das wird über eine „Kopfspinne“ erreicht, die aus vier oder sechs Bändern besteht. Idealerweise lässt sich der Helm vorn und hinten unterschiedlich hoch justieren. Die Tragehöhe lässt sich wiederum über Stellwege an der Kopfspinne regulieren, der Kopfumfang über einen Drehknopf. Leichte Helme wiegen nur gut 350 Gramm, sind auf dem Kopf demnach kaum spürbar.
So vielseitig Schutzhelme in Bezug auf ihre Eigenschaften sind, so vielseitig ist auch die zur Verfügung stehende Zubehörpalette. Für viele Arbeiten ist zum Beispiel ein Visier oder ein kompletter Gesichtsschutz nötig. Sie lassen sich in der Regel über Adapter, Stecktaschen oder ‑systeme anbringen. Dasselbe gilt für Gehörschutz und Brillen.
Unsere Webinar-Empfehlung
22.02.24 | 10:00 Uhr | Das Bewusstsein für die Risiken von Suchtmitteln am Arbeitsplatz wird geschärft, der Umgang mit Suchtmitteln im Betrieb wird reflektiert, sodass eine informierte Entscheidung über Maßnahmen zur Prävention von und Intervention bei Suchtmittelkonsum am Arbeitsplatz…
Teilen: