Arbeitsplätze mit einem hohen Anteil an schwerer körperlicher Tätigkeit oder einseitiger Dauerbelastung stellen ein erhöhtes Risiko für den körperlichen Verschleiß dar. Von Jahr zu Jahr wirken sich nicht nur die aktuellen Arbeitsbedingungen auf die Gesundheit aus, sondern auch die körperlichen Belastungen der vergangenen Jahre. Wer gesund und fit bleiben will, muss dafür aktiv etwas tun.
Lars P., 48, ist Busfahrer und sitzt stundenlang am Lenkrad. Das geht auf den Rücken. Sein Zwillingsbruder Axel schleppt täglich Mülltonnen. Das belastet vor allem die Gelenke. Busfahrer und Müllwerker sind zwei Berufe, die überdurchschnittlich hohe Belastungen mit sich bringen. Beide Brüder müssen also darauf achten, dass sie fit bleiben. Das bedeutet: eine gesunde Ernährung, Entspannung sowie gezieltes Training der vernachlässigten Muskelgruppen – auch nach einem anstrengenden Arbeitstag.
Unter hohen körperlichen Belastungen versteht man zum Beispiel:
- schweres Heben, Tragen und Bewegen von Lasten,
- einseitige oder gleichförmige Belastungen wie Dauersitzen,
- Witterungseinflüsse sowie
- Schichtarbeit, insbesondere Nachtschicht.
Busfahrer leiden aber auch unter psychischen Belastungen wie
- aggressivem Verhalten von Kunden und anderen Verkehrsteilnehmern sowie
- der Verkehrsdichte.
Typische Gesundheitsprobleme von Busfahrern und Müllwerkern
Rückenschmerzen
Busfahrer Lars und Müllwerker Axel klagen immer wieder über Rückenschmerzen. Allerdings aus unterschiedlichen Gründen. Der eine bewegt sich meist zu wenig, während der andere sich überanstrengt. Doch in beiden Fällen ist es schmerzhaft. In mehr als 90 Prozent sind Rückenschmerzen durch die Rückenmuskulatur verursacht, nicht durch die Wirbelsäule. Auslöser dafür sind manchmal Überlastung, aber viel häufiger zu wenig Bewegung. Nur rund fünf Prozent aller Rückenprobleme sind auf Sport oder körperliche Arbeit zurückzuführen. Die Hauptursache für Rückenschmerzen ist also vor allem Bewegungsmangel. Denn der verursacht Verspannungen und Fehlhaltungen. Wer nur sitzt und abends auf der Couch liegt, schwächt auf Dauer die Rückenmuskeln und bekommt schneller Probleme. Sitzende Tätigkeiten führen zu einem muskulären Ungleichgewicht, dem Rückenkiller schlechthin.
Rückenschmerzen gehören bei Busfahrern zu den häufigsten körperlichen Beschwerden. Kein Wunder: Wer jeden Tag acht Stunden in beinahe der gleichen Position sitzt, spürt schnell seine Muskeln, Sehnen und Bänder. Arme, Beine, Nacken und Rücken beginnen zu schmerzen. Wer dann noch zu einem passiven Lebensstil neigt, dem droht zusätzlich noch Übergewicht. Langfristig kann es zu gesundheitlichen Einschränkungen kommen. Um die negativen Folgen der einseitigen Belastung im Beruf auszugleichen, hilft ein gezieltes und dauerhaftes Bewegungsprogramm.
Bandscheibenvorfall
Verschleiß, Übergewicht, zu wenig Bewegung, ständiges Sitzen, schweres Heben – ein Bandscheibenvorfall kann viele Ursachen haben. Viele können in ihrem Beruf nicht beeinflussen, wie viel sie sich bewegen. So lässt es sich als Busfahrer gar nicht vermeiden, mehrere Stunden am Tag sitzend im Fahrzeug zu verbringen. Und der Müllwerker muss nun einmal die Mülltonnen aus dem Hof bis zum Fahrzeug bringen oder den Sperrmüll in den Lkw werfen. Gegen einen Bandscheibenvorfall kann Sport als vorbeugende Maßnahme schützen.
Kniegelenk und Bluthochdruck
Müllwerker sind insgesamt häufiger und länger krank als Beschäftigte in anderen Branchen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Die körperliche Arbeit ist schwer. Mit den Jahren machen sich Verschleißerscheinungen stärker bemerkbar. So stehen Muskel- und Skeletterkrankungen bei dieser Berufsgruppe ganz oben. Auf Kosten des Rückens geht es, wenn die Rückenmuskulatur ständig überlastet wird. Durch das ständige Laufen und Springen ist es aber oft das Kniegelenk, das leidet. Auch Atemwegserkrankungen und Bluthochdruck treten bei Müllwerkern häufig auf.
Sportprogramm – berufsspezifisch und individuell
Damit Lars, der sitzende Busfahrer, und Axel, der schleppende Müllwerker, dauerhaft gesund bleiben, müssen sie sportlich aktiv sein. Da sie bei der Arbeit unterschiedlich gefordert werden, sieht auch ihr Bewegungsprogramm verschieden aus. Hinzu kommt, dass jeder die Sportart betreiben sollte, bei der er gerne regelmäßig und dauerhaft trainiert. Denn die sportliche Bewegung sollte Teil der gesunden Lebensführung werden. Doch warum hilft Bewegung? Und welches Training ist das Richtige?
Ausgleich für einseitige Belastungen bei der Arbeit
In vielen Berufen ist körperliche Fitness ein Muss. Ausdauer, Beweglichkeit und genügend Kraft werden vorausgesetzt. Sport hilft, einen positiven Ausgleich zu den Anforderungen bei der Arbeit zu finden und einseitigen Belastungen entgegenzuwirken. Wichtig ist es, eine Sportart zu finden, die Spaß macht. Dann kann man beim Sporteln auch den Alltag vergessen und entspannen. Wer regelmäßig trainiert, erhöht sein Fitnesslevel bereits in wenigen Monaten und hat es auf der Arbeit deutlich leichter.
Fitnesstraining und Beweglichkeit als Grundlage
Wer körperlich tätig ist und Sport treibt, stärkt seine Rückenmuskeln und ist besser vor Rückenproblemen geschützt. Wenn also der Rücken schmerzt, ist es höchste Zeit, etwas für die Fitness zu tun. Wer im Beruf Lasten hebt oder trägt oder dauerhaft in der gleichen Haltung arbeiten muss, für den ist Ausdauertraining ein wichtiger Baustein seines Sportprogramms.
Um den Kreislauf in Schwung zu bringen und die Gefäße zu stärken, empfehlen sich Radfahren – für den Rücken besser mit höherer Lenkereinstellung – Joggen oder Inline-Skaten. Auch Schwimmen aktiviert Herz und Kreislauf, schont zudem die Gelenke und trainiert Ausdauer und Beweglichkeit. Am besten ist Rückenschwimmen. Viele Bäder bieten Schwimmtraining an, bei dem man unter anderem die richtige Bewegung lernen kann.
Wer dem Alltagsstress entkommen will, sollte es einmal mit Tai Chi, Pilates oder Yoga probieren.
Krafttraining für die muskuläre Balance
Wenn im Beruf der Rücken durch körperliche Arbeit immer auf die gleiche Weise beansprucht wird, schadet das auf Dauer. Dann ist es wichtig, auch den Gegenspieler, den Bauch zu trainieren, damit die Rumpfmuskulatur im Gleichgewicht bleibt. Sonst kommt es zu so genannten muskulären Dysbalancen, also einem Ungleichgewicht in der Kräfteverteilung. Ein Physiotherapeut, ein Orthopäde oder ein qualifizierter Fitnesstrainer können einem erklären, welche Übungen die Balance der Muskeln herstellen.
Ein starker Rücken allein ist also nicht gesund. Er braucht als Gegenspieler einen kräftigen Bauch, damit der Rumpf stabil ist und in der richtigen Position aufgerichtet werden kann. Ist die Rumpfmuskulatur kräftig, müssen aber auch Arme und Beine entsprechend trainiert sein und umgekehrt. Starke Oberarme und ein schwacher Rücken passen ebenfalls nicht zusammen.
Die gesamte Muskulatur lässt sich gut im Fitnesscenter trainieren. Man sollte den Trainer am Anfang darauf aufmerksam machen, dass das Trainingsziel ein körperlicher Ausgleich für einseitige Belastungen im Beruf ist. So kann er gezielt Übungen auswählen und ein individuelles Training zusammenstellen. Wer nur die Schulter- und Rückenmuskulatur kräftigen will, kann das auch zu Hause mit einem Theraband machen.
Da ein Müllwerker täglich pro Schicht über hundert Mülltonnen stemmt, strotzt er vor Kraft. Wichtig ist, dass er beim Heben, Tragen und Ziehen die richtige Technik anwendet, damit es nicht auf die Knochen geht. Da aber auch bei seiner Arbeit nicht alle Muskeln gleich stark beansprucht werden, empfiehlt sich in der Freizeit vor allem ein gezieltes Bauchtraining, beispielsweise an Geräten im Fitness-Studio. Wer lieber den ganzen Körper kräftigen will und nicht ins Fitness-Center mag, der kann zum Beispiel Klettern.
Lockerungs- und Entspannungsübungen
Wer viel sitzt, braucht dringend Bewegung. Denn Muskelverkrampfungen sind eine der häufigsten Ursachen für Rückenprobleme. Das bedeutet für einen Busfahrer wie Lars, täglich Muskeln, Bänder, Sehnen und Gelenke zu dehnen und zu lockern. Lockerungs- und Entspannungsübungen helfen, wenn Nacken oder Rücken durch langes Sitzen hinter dem Lenkrad verspannt sind. Bereits mit kleinen Übungen in den Pausen lassen sich Verspannungsschmerzen vermeiden und die Gesundheit allgemein verbessern. Außerdem sollte jeder Fahrer die Pausen zum Aufstehen nutzen. Denn im Gehen lässt der Druck auf die Bandscheiben nach.
Anstrengend für Busfahrer ist aber auch die erhöhte Aufmerksamkeit. Er muss den Verkehr auf der Straße und die Fahrgäste im Blick behalten. Ruhe und Konzentration lassen sich zum Beispiel mit Tai Chi oder Bogenschießen trainieren. Dabei kann man vom hektischen Alltag abschalten. Wer sich lieber abreagieren will, sollte es mit Badminton oder Tischtennis probieren. Mit diesen laufintensiven Sportarten werden gleich auch noch Herz und Kreislauf trainiert.
Bei Axel, dem Kraftpaket von Müllwerker, kommt oft ein anderer Gesundheitsaspekt zu kurz: die Entspannung. Doch wer seinen Körper dauernd beansprucht, der braucht neben regelmäßigen Ausgleichsbewegungen beziehungsweise Fitnesstraining und Dehnübungen sowie einer gesunden Ernährung auch eine große Portion Ruhe. Vollbäder, Massagen oder Saunagänge können für die notwendige Entspannung sorgen.
Was die betriebliche Gesundheitsförderung beitragen kann
Ob größeres Unternehmen oder Klein- und Handwerksbetrieb: Gesundheitsmaßnahmen kann jeder für seine Beschäftigten anbieten. Der Schwerpunkt sollte dabei auf verhaltensorientierten Maßnahmen liegen, wie etwa Kurse im Umgang mit Stress, Zuschüsse fürs Fitness-Studio, Rückenschule oder Kurse zum richtigen Heben und Tragen. Solche individuellen Förderungen stärken die Eigenverantwortung der Mitarbeiter und ihre Gesundheit.
Weitere Informationen erhalten Sie unter anderem in den Broschüren für …
… Bus- und Bahnfahrer: „Bleiben Sie fit! Machen Sie mit!“ der VBG,
… Abfallwirtschafts- und Stadtreinigungsbetriebe: „PAKT — Programm Arbeit, Rücken, Gesundheit“, unter anderem durchgeführt von der DGUV und fachlich begleitet von der BAuA.
Bettina Brucker
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