Der typische Sicherheitsschuh – schwarz, schwer, unförmig – gehört seit einigen Jahren der Vergangenheit an. Sportliches und modisches Design, hoher Komfort und neue Sicherheitsmerkmale prägen heute das Bild moderner Sicherheitsschuhe. Trotzdem gibt es nach wie vor ausreichendes Potenzial, um den Tragekomfort und die Sicherheit für den Träger von Sicherheitsschuhen nachhaltig weiter zu steigern.
Michael Fiesler
Die sich ständig verändernden Anforderungsprofile von Arbeitsplätzen sowie der Wunsch von Sicherheitsexperten nach immer mehr Funktion auf gleichem Preisniveau fördert den Einsatz von High-tech Materialien in Sicherheitsschuhen. Der Träger von Sicherheitsschuhen profitiert von den regelmäßigen Innovationsschüben. Sein Tragekomfort und seine Sicherheit werden dadurch langfristig auf ein immer höheres Niveau gehoben.
Zusatznutzen stiften
Wie der Einsatz von High-tech Materialien bei Sicherheitsschuhen neuen Zusatznutzen stiftet, zeigen exemplarisch zwei preisgekrönte Sicherheitsschuh-Innovationen, die auf den vergangenen beiden führenden Branchenschauen für Persönliche Schutzausrüstung (PSA), der A+A 2009 in Düsseldorf und der Expo Protection 2010 in Paris präsentiert wurden.
Auf der A+A 2009 stellte die uvex safety group den Sicherheitsschuh uvex motion carbon vor, der mit dem High-tech Material Saratech ausgerüstet ist. Das eingesetzte Spezialmaterial reduziert durch Adsorption dauerhaft unangenehme Gerüche. Außerdem kommt in der Polyurethansohle die besonders leichte Bayflex Lightweight Technologie zum Einsatz. Das Produktkonzept uvex motion carbon wurde vom deutschen Fachverband Schaumstoffe und Polyurethane e.V. (FSK) im September 2010 mit dem Innovationspreis Polyurethan 2010 ausgezeichnet. Der Träger von Sicherheitsschuhen kann auf einen sportlichen und mit einer leichten Laufsohle ausgerüsteten Schuh vertrauen. Weiter verbesserte Dämpfungseigenschaften und die Spezialausrüstung zur Geruchsreduktion stellen einen exklusiven und attraktiven Zusatznutzen dar.
Doch was steckt im Detail hinter den genannten High-tech Materialien und ihrer intelligenten Integration in Sicherheitsschuhe der neuesten Generation?
Beispiel für extremen Kälteschutz
Das im Heckel Macpolar Extrem im Schaft und im Sohlenbereich eingesetzte Aspen Aerogel ist ein Isolationsmaterial, das ursprünglich für die NASA entwickelt wurde und die derzeit weltweit niedrigste thermische Leitfähigkeit aufweist. Es hat eine zwei- bis achtmal höhere Leistungsfähigkeit als herkömmliche Isolationsstoffe. Aerogele bestehen aus einer Struktur die zu 90% aus Luft besteht. Das im Sicherheitsschuh eingesetzte Material ist dünn, wasserabweisend, beständig gegen Kompression und hält extremen Temperaturen stand. Vergleichstests ergaben, dass die Isolierung bei Einsatz in einer Sohle 33% besser ist als bei Verwendung einer Aluminiumbeschichtung. Die Isolierung übertrifft die Vorgaben der HI-Kennzeichnung um 64%. Die Isolationsdauer ist sogar 117% höher als nach HI-Kennzeichnung der Norm ISO 30245 gefordert. Die Technologie ermöglicht eine wesentlich schlankere Bauweise des Winterstiefels und erhöht damit die Flexibilität und Einsatzfunktionalität. So kann derselbe Stiefel im Vergleich zu sehr viel voluminöseren, isolierenden Winterstiefeln in diesem Marktsegment in extrem harten Außeneinsatzbereichen im Schnee bei zweistelligen Minusgraden eingesetzt werden und gleichzeitig bleibt die Flexibilität für erforderliche Nutzungen wie Fahrzeugführen und Inneneinsatz ohne Schuhwechsel erhalten. Insbesondere bei Polarexpeditionen, Kühlhauseinsätzen oder im Wintereinsatz in Gas‑, Öl- und Rohstoffförderungsunternehmen sind solche Einsatzanforderungen an der Tagesordnung.
Beispiel für Robustheit und Komfort
Ebenfalls im Heckel Macsole Extrem kommt die herstellereigene MACsole Gummisohlen-Technologie zum Einsatz. Diese Technologie zeichnet sich durch eine spezielle Gummirezeptur sowie Bau- und Verfahrenstechnik aus. Die positiven Eigenschaften von Gummi wie Rutschfestigkeit, Abriebfestigkeit, Hitze- und Kältebeständigkeit sowie Chemikalienresistenz werden mit Komfortmerkmalen wie hohe Dämpfung, Elastizität und Leichtigkeit kombiniert. So gehen z.B. die Dämpfungseigenschaften um 30% über die Normanforderungen hinaus und die Rutschhemmung erreicht regelmäßig Bestwerte bei Tests. Ein weiterer Vorteil dieser Gummisohlentechnologie ist die Hitzebeständigkeit von kurzfristig bis zu +400 °C bei gleichzeitiger guter Kältebeständigkeit bis – 50 °C. Die speziell geschäumte Gummi-Zwischensohle sorgt für diese außerordentlichen Isoliereigenschaften. Die Sohle wird in Sicherheitsschuhen aufgrund dieser vielen positiven Eigenschaften sowohl für extreme Einsatzbereiche in der Stahl- und Aluminiumindustrie als auch für Bereiche wie Expeditionen, Kühlhäuser und Gas‑, Öl- und Rohstoffförderung nutzbar.
Beispiel für dauerhafte Geruchsreduktion
Einzigartig ist der Einsatz des adsorptiven High-tech Materials Saratech im Sicherheitsschuh uvex motion carbon. Das Material von Blücher Technologies wurde ursprünglich für den Militäreinsatz (für ABC-Kampf-/Schutzanzüge) entwickelt. Die adsorptiven Grundeigenschaften des Materials, also die dauerhafte, hundertprozentige Bindung und Filterung von schädlichen und gefährlichen Substanzen, werden in diesem Sicherheitsschuh zur Reduktion von unangenehmen Gerüchen genutzt, die durch Schwitzen bei der Arbeit entstehen. Sogenannte Adsorptive Carbon Beads sind als Zwischenlage in das Innenfutter eingearbeitet. Diese sind stabil, abriebfest und wirken dauerhaft. Die kugelförmige Porenstruktur der Adsoptive Carbon Beads in Nanogröße verfügt über eine Aufnahmefläche von ca. 10.000 m² pro Schuh zur Adsorption einer Vielzahl von Geruchsmolekülen. Das garantiert die volle Funktionsfähigkeit über die gesamte Lebensdauer eines Sicherheitsschuhs.
Beispiel für Gewichtsreduktion
Die Polyurethan-Zwischensohle des uvex motion carbon basiert auf der Bayflex Lightweight Technology. Zusammen mit Bayer konzipierte das uvex Entwicklungsteam eine neue patentierte PUR-Generation für uvex Sicherheitsschuhe. Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung in Serienprodukte war eine speziell entwickelte Maschinentechnologie und ein Fertigungsprozess mit dem es möglich ist, leichte Sohlenmaterialien mit gleichzeitig höchsten Dämpfungseigenschaften herzustellen. Die Integration dieser Technologie in das Laufsohlenkonzept garantiert geringes Gewicht und hervorragende Dämpfungseigenschaften. In Kombination mit dem uvex 3D hydroflex foam Klimakomfortfußbett mit zusätzlicher Vorfuß- und Fersendämpfung entsteht so für den Sicherheitsschuhträger ein neuer Komfortstandard über den gesamten Fuß hinweg. Ermüdungserscheinungen werden deutlich reduziert.
Praxistests und Kundendialog
Die genannten Technologiebeispiele spiegeln einen Ausschnitt aus aktuell eingesetzten High-tech Materialien und Technologien wieder, die derzeit am Markt verfügbar sind. Sicherheitsschuhhersteller binden ein Netzwerk von Technologiepartnern in ihre Entwicklungsprozesse ein, um die Funktionalität von Sicherheitsschuhen weiter zu erhöhen. Neben der Entwicklungszusammenarbeit mit Spezialisten auf der Material- und Technologieebene wird seitens der Sicherheitsschuhhersteller auch kontinuierlich mit Universitäten oder Instituten in Felduntersuchungen geforscht und mit Designern Know-how ausgetauscht und neue Ideen konzipiert.
Die zentrale Bedeutung kommt jedoch bei der Entwicklung von modernen Sicherheitsschuhen immer den Erfahrungen und Testergebissen aus der betrieblichen Praxis zu. Aus engen Entwicklungspartnerschaften mit der Industrie, den Pretests vor der Markteinführung, den laufenden Kundentests während des Produktlebenszyklus, den kontinuierlichen Verbesserungsprozessen sowie den Einzelmeinungen der Träger von Sicherheitsschuhen entsteht erst ein erfolgreicher Sicherheitsschuh. Hersteller wie die uvex safety group oder Heckel Sécurité nutzen systematisch die enge Zusammenarbeit mit Sicherheitsingenieuren aus führenden Industriezweigen zur Weiterentwicklung ihrer Sicherheitsschuh-Kollektionen. Die Produktqualität wird durch eigene Labortests und Qualitätsmanagementsysteme sowie durch Tests unabhängiger Institute gesichert.
Fazit
Moderne Sicherheitsschuhe zeichnen sich durch eine intelligente Kombination von modernen Fertigungstechniken, Integration und Kombination von High-tech Materialien sowie ansprechendes Design aus. Nicht zuletzt fließen die Erkenntnisse und Verbesserungen aus Kundentests ein. Der Sicherheitsschuhträger profitiert so von gesteigertem Tragekomfort, funktioneller Ausstattung und Qualitätsprodukten und einem Gewinn an Sicherheit. Die Zufriedenheit des Schuhträgers steigert die Trageakzeptanz und Unfallfolgen werden durch die höhere passive Sicherheit spürbar minimiert. Gleichzeitig bieten Sicherheitsschuhe der neuesten Generation den beschaffenden Unternehmen klare Kostenvorteile durch höhere Funktionalität und Qualität, längere Standzeiten und höhere Mitarbeiterzufriedenheit. Die Lifetime-costs für PSA werden so nachhaltig gesenkt.
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