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Handlungsmöglichkeiten und Perspektiven

Gute Arbeit in Zeiten der Krise
Handlungsmöglichkeiten und Perspektiven

Die deutsche Wirtschaft ist in der tief­sten Krise der Nachkriegszeit. Ein echter neuer Auf­schwung ist noch nicht in Sicht. Mit bish­er unbekan­nter Geschwindigkeit sind der deutschen Export-Wirtschaft Märk­te und Aufträge wegge­brochen. Dem fol­gte ein ras­an­ter Rück­gang von Pro­duk­tion und Kapaz­ität­saus­las­tung. Und durch die drastisch ver­schlechterten Bedin­gun­gen extern­er Unternehmens­fi­nanzierung sehen sich die Unternehmen vor allem durch Liq­uid­ität­sen­g­pässe in ihrer Exis­tenz bedro­ht, die trotz exor­bi­tan­ter Gewinne in den ver­gan­genen Jahren keine sta­bile Eigenkap­i­tal­ba­sis aufge­baut haben.

IG Met­all Her­rn Klaus Pick­shaus Wil­helm-Leuschn­er-Str. 79 60329 Frankfurt

  • 1Peter Bofin­ger, Für eine neue Bal­ance von Staat und Markt, in: Frank­furter Rund­schau v. 7.4.2009, S. 26.
  • 2Vgl. Stel­lung­nahme der BDA zum Papi­er des BMAS (Stand des BMAS-Papiers: 3.6.2009) (doku­men­tiert unter unter www.gutearbeit-online.de/archiv/hintergrund/2009/stellungnahme_bda.pdf). Mit dieser Stel­lung­nahme, die nach den Europawahlen ver­fasst wurde, ver­ab­schiedete sich die BDA fak­tisch aus dieser Ini­tia­tive. Ganz offenkundig set­zt die BDA damit ihre Hoff­nun­gen auf eine schwarz-gelbe Regierungsmehrheit und Chan­cen für einen ver­schärften Kurs.
  • 3Vgl. hierzu die diversen Stu­di­en, deren Ergeb­nisse im Jahrbuch Gute Arbeit (Lothar Schröder/Hans-Jür­gen Urban (Hrsg.), Gute Arbeit. Hand­lungs­felder für Betriebe, Poli­tik und Gew­erkschaften, Frank­furt 2009) und fort­laufend in der Zeitschrift Gute Arbeit wiedergegeben sind.
  • 4Vgl. zu den Ergeb­nis­sen der Son­der­auswer­tung des DGB-Index Gute Arbeit »Arbeits­fähig bis zur Rente?« Heft 3/2009 der Zeitschrift Gute Arbeit mit mehreren Beiträgen.
  • 5Peter Knauth, Arbeit­szeit­gestal­tung für die alternde Belegschaft, In: GfA (Hrsg.) Die Kun­st des Alterns, Herb­stkon­ferenz 2007 der Gesellschaft für Arbeitswis­senschaft, Kas­sel, 13. und 14. Sep­tem­ber 2007, GfA-Press, S. 27–44, 2007.
  • 6Böck­ler-impuls 6/2009.
  • 7Vgl. zu den Instru­menten und Hand­lungs­feldern IG Met­all Pro­jekt Gute Arbeit (Hrsg.), Hand­buch Gute Arbeit, Ham­burg 2007.
  • 8VDBW aktuell, Juli 2009, S. 34/35 und auf den Hom­pepages von VDBW und IG Metall.
Jet­zt rächen sich die Liq­uid­itätsabflüsse an Finanz­in­ve­storen oder die Share­hold­er-Val­ue-getriebe­nen maßlosen Div­i­den­de­nauss­chüt­tun­gen und üppi­gen Aktien­rück­kauf­pro­gramme. Sie haben die Unternehmen ihrer ökonomis­chen Sub­stanz beraubt, die sie nun zum Über­leben in der Krise schmer­zlich vermissen.
Eine „große Krise“
Kein Zweifel: Wirtschaftliche Krisen waren noch nie die Stunde Guter Arbeit. Nicht sel­ten ver­liert das The­ma human­er Arbeits­be­din­gun­gen mit der wirtschaftlichen Entwick­lung an Kon­junk­tur. Das gilt umso mehr für eine ras­ante ökonomis­che Abwärt­sphase, in der nicht eine kleine Kon­junk­turkrise, son­dern eine mehrdi­men­sion­ale „große Krise“ zum Aus­druck kommt.
Nach dem Finanz­di­en­stleis­tungssek­tor sind nun die Unternehmen der Realökonomie betrof­fen. Zwar kon­nte durch die mas­sive Ausweitung von Kurzarbeit und Qual­i­fizierungs­maß­nah­men eine mas­sive Ent­las­sungswelle vorüberge­hend abge­fan­gen wer­den. Doch mit zunehmender Krisendauer wer­den in den Unternehmen als „Notwehrstrate­gien“ betitelte Ratio­nal­isierungs- und Kostensenkung­spro­gramme die Ober­hand gewin­nen. Zu befürcht­en ist: Die unternehmerischen Restruk­turierung­spro­gramme wer­den auf tiefe Ein­schnitte in Beschäftigungs‑, Arbeits- und Sozial­stan­dards zie­len, um den weit reichen­den Aus­las­tungs- und Liq­uid­ität­sprob­le­men Rech­nung zu tragen.
Dro­hende Masse­nent­las­sun­gen, die Aufkündi­gung bish­eriger Einkom­mens- und Sozial­stan­dards sowie umfassende Restruk­turierungs­maß­nah­men wer­den für die betrieblichen und gew­erkschaftlichen Akteure neue Hand­lungs­be­din­gun­gen schaf­fen. Die Auswirkun­gen der Krise auf Beschäf­ti­gung und Arbeits­be­din­gun­gen kön­nten dabei dur­chaus wider­sprüch­lich aus­fall­en. Auf der einen Seite wer­den die indi­vidu­ellen Arbeit­splatzäng­ste und das objek­tive Risiko des Arbeit­splatzver­lustes zunehmen. Und wie immer wer­den steigende Arbeit­slosigkeit und Beschäf­ti­gung­sun­sicher­heit die Arbeits­be­din­gun­gen mas­siv unter Druck set­zen. Zu erwarten ist, dass unter dem eigentlich ver­braucht­en Slo­gan „Haupt­sache Arbeit“ die Absenkung von Qual­itäts­stan­dards in der Arbeit zum Krisen­ab­wälzung­spro­gramm wird.
Zugle­ich zeich­net sich aber ab, dass ger­ade in der Krise der Bedarf nach Gute-Arbeit-Strate­gien zur Abwehr neuer Zumu­tun­gen wächst. Bere­its heute fällt die Krisen­be­trof­fen­heit der Beschäftigten sehr unter­schiedlich aus. Während etwa die Beschäftigten in der direk­ten Pro­duk­tion Kurzarbeit oder gar den Ver­lust des Arbeit­splatzes zu verge­gen­wär­ti­gen haben, sind andere Beschäftigten­grup­pen, etwa in den Forschungs- und Entwick­lungsabteilun­gen, mit erhe­blich ver­schärften Leis­tungs­be­din­gun­gen und Forderun­gen nach ausufer­n­der Mehrar­beit konfrontiert.
Diesen Wider­spruch spüren die Inter­essen­vertre­tun­gen bere­its heute: Auch wenn aktuell Gute Arbeit von der Top-Agen­da ver­schwindet, herrscht wei­thin die Wahrnehmung, dass Gesund­heit und Arbeits­fähigkeit der Beschäftigten bei ein­er Ver­schär­fung des Arbeits­drucks an einem „sei­de­nen Faden“ hän­gen. In den Betrieben kön­nte sich ereignen, was Peter Bofin­ger für die Sozialpoli­tik „am Ende der Krise“ prog­nos­tiziert: dass mit ver­schärften Cost-Cut­ting-Strate­gien, ent­gren­zten Arbeit­szeit­en und Leis­tungs­be­din­gun­gen, Abbau des Kündi­gungss­chutzes und Beschäf­ti­gung­sun­sicher­heit­en die „bekan­nten Rezepte wieder an die Ober­fläche gespült wer­den“, die mit in die Krise hineinge­führt haben.1
Gren­zen des gescheit­erten Modells
Zurzeit erscheint die ein­seit­ige Finanz­mark­to­ri­en­tierung der Unternehmen­spoli­tik noch diskred­i­tiert. Doch eine kri­tis­che Aufar­beitung der fatal­en unternehmen­spoli­tis­chen und gesellschaftlichen Fehls­teuerun­gen ste­ht nach wie vor aus. Die Ursachen liegen doch nicht im sub­jek­tiv­en Ver­sagen einzel­ner Man­ag­er. Es ist viel schlim­mer: Die Akteure haben sich entsprechend den Anforderun­gen des Finanz­mark­tkap­i­tal­is­mus ratio­nal ver­hal­ten. Dies muss durch eine kri­tis­che Öffentlichkeit the­ma­tisiert wer­den, denn schon haben die Apolo­geten des Finanz­mark­tkap­i­tal­is­mus wieder Ober­wass­er. Die unver­hoh­lene Kri­tik der Bun­desvere­ini­gung deutsch­er Arbeit­ge­berver­bände (BDA) am pro­gram­ma­tis­chen Papi­er der „Ini­tia­tive neue Kul­tur der Arbeit“, die das Bun­de­sar­beitsmin­is­teri­um ini­ti­iert hat­te, doku­men­tiert die „Weiter-so“-Strategie: Schon der Begriff der „neuen Kul­tur der Arbeit“ sug­geriere – so die BDA –, als ob die bish­erige Sit­u­a­tion kri­tik­würdig sei. Fern­er sei die Kri­tik an ein­er „kurzfristig aus­gerichteten Wet­tbe­werb­sstrate­gie“ von Unternehmen völ­lig unangebracht.2
Völ­lig negiert wird dabei, dass die Steuerungslogik des Share­hold­er-Val­ue-Mod­ells in mehrfach­er Hin­sicht ins­beson­dere Inno­va­tion­sprozesse blockiert:
  • Eine Leis­tungss­teuerung, die fast auss­chließlich auf betrieb­swirtschaftlichen, an Kosten­zie­len ori­en­tierten Kennz­if­fern basiert, ver­nach­läs­sigt die tat­säch­liche Leis­tungs­fähigkeit von Men­sch und Mas­chine und ignori­ert zumeist auch die spez­i­fis­chen Bedin­gun­gen der örtlichen Arbeitsorganisation.
  • Hinzu kommt, dass die kurzat­mige Hand­lungslogik der Share­hold­er-Ökonomie den Mut zur Inno­va­tion schwächt, deren Erfolg sich ja in der Regel erst mit­tel- und langfristig zeigt. Der Ver­lust an Pla­nung­shor­i­zon­ten und Sicher­heit­en befördert zudem bei den Beschäftigten als den eigentlichen Inno­va­tion­strägern Demo­ti­va­tion und Angst.
  • Schließlich wer­den sys­tem­a­tisch unre­al­is­tisch hohe Zielvor­gaben pro­duziert, die real nicht umset­zbar sind und zu ein­er chro­nis­chen Über­forderung der Beschäftigten beitra­gen. Zahlre­iche wis­senschaftliche Unter­suchun­gen weisen auf die Gren­zen der Belast­barkeit der Beschäftigten hin und war­nen, dass eine Ver­stärkung des Leis­tungs­drucks und eine weit­ere Verdich­tung der Arbeit zu ein­er Zer­mür­bung des Arbeitsver­mö­gens und zu ver­heeren­den gesund­heitlichen Fol­gen führen könnten.3 Umgekehrt gibt es viele Hin­weise für ein neues Anspruch­sniveau zahlre­ich­er Beschäftigter, die auch unter dem Krisendruck und angesichts der Arbeit­splatzbedro­hung das The­ma der Qual­ität der Arbeits- und Leis­tungs­be­din­gun­gen nicht ad acta leg­en wollen.
Reak­tive Krisen­ab­wehr oder offen­sive Krisenbewältigung
Angesichts dieser Aus­gangslage ist darauf zu behar­ren, dass auch unter Krisenbe­din­gun­gen unter­schiedliche Weichen­stel­lun­gen denkbar und möglich sind. Allerd­ings rück­en unter dem Druck auf Arbeit­splätze und Einkom­men die Sicherung der Beschäf­ti­gung und der Wider­stand gegen die Abwälzung der Krisen­las­ten auf die Beschäftigten in den Vorder­grund. Die Errich­tung von Schutzdäm­men zur Ver­hin­derung der Über­wälzung der Krisen­las­ten auf die abhängig Beschäftigten wird zum zen­tralen Anliegen gew­erkschaftlich­er Poli­tik in der Krise.
Den­noch: Wenn die offen­sichtliche De-Legit­imierung des Share­hold­er-Val­ue-Konzeptes als Aus­gangspunkt für ein Ums­teuern genutzt wer­den soll, müssen offen­si­vere und bre­it­ere Hand­lungsan­sätze entwick­elt wer­den. Krisen­hafte Umbrüche sind immer auch ergeb­nisof­fene Phasen ein­er ver­tieften Auseinan­der­set­zung um zukun­fts­fähige Entwick­lungsp­fade. Der mit der Krise ver­bun­dene Struk­tur­wan­del dürfte auch die Option bieten, Arbeits- und Geschäft­sprozesse ent­lang neuer Pro­duk­te und Zuliefer­ket­ten, die sich her­aus­bilden wer­den, neu zu kon­turi­eren. Es kön­nte sich mit­ten in der Krise für eine gewisse Über­gangszeit ein Gestal­tungs­fen­ster öff­nen, das Aus­blicke auf neue arbeit­spoli­tis­che Pfade erlaubt. Insofern ist die Debat­te um das Aus­loten der Chan­cen für einen neuen arbeit­spoli­tis­chen Pfad von höch­ster Aktu­al­ität – einen Pfad hin zu huma­nen und inno­va­tions­fördern­den Vari­anten der Arbeitsgestaltung.
Felder Guter Arbeit in der Krisenabwehr
In einem Umfeld, das durch massen­hafte Kurzarbeit und dro­hende Masse­nent­las­sun­gen geprägt ist, wird allein schon die Abwehr schlechter Arbeit zu ein­er Herkule­sauf­gabe. Es ist abse­hbar, dass die Arbeit­ge­ber die Gun­st der Stunde nutzen kön­nten, um einen ver­schärften Kostensenkungskurs durchzuset­zen. Ein solch radikalisiert­er Cost-Cut­ting-Kurs wird nicht sehr fan­tasievoll aus­fall­en, so wie es ein Man­ag­er schon vor einiger Zeit angedeutet hat: „Das Band kann schneller laufen, die Leute kön­nen länger arbeit­en oder die Löhne sinken. Mehr Möglichkeit­en sehe ich nicht.“
Ein qual­i­ta­tiv aus­gerichtetes Antikrisenkonzept sollte deshalb über die unmit­tel­bare Ver­hin­derung von Ent­las­sun­gen hin­aus erweit­ert wer­den und auch die Abwehr von Einkom­men­skürzun­gen und ein­er Ver­schlechterung der Arbeits­be­din­gun­gen umfassen.
Bei der Abwehr schlechter Arbeit sind The­men wie Schutz der Gesund­heit und Erhalt der Arbeits­fähigkeit sehr mobil­isierungs­fähig. Ger­ade in den Hand­lungs­feldern Arbeit­szeit- und Leis­tungspoli­tik sowie Arbeits­gestal­tung kön­nen damit zen­trale Anliegen ange­sprochen wer­den. In der bun­desweit­en IG Met­all-Beschäftigten­be­fra­gung im Früh­som­mer 2009 mit 450.000 Beteiligten sprachen sich 84,3 Prozent für eine „Arbeit, die nicht krank macht“ als pri­or­itäres Hand­lungs­feld aus. Hier beste­ht also ein hoher Erwartungs­druck bei den Beschäftigten. Es ist abse­hbar, dass der Druck auf Kranke und Leis­tungs­ge­minderte unter den gegen­wär­ti­gen Kon­stel­la­tio­nen weit­er zunehmen wird, bis hin zur Gefahr der Entlassungen.
Schon jet­zt erwartet nur jed­er zweite Beschäftigte, unter den derzeit­i­gen Arbeits­be­din­gun­gen seine Tätigkeit bis zum Rentenal­ter ausüben zu kön­nen. Ein Drit­tel bezweifelt dies nach der repräsen­ta­tiv­en Erhe­bung des DGB-Index Gute Arbeit ausdrücklich.4 In dieser Sit­u­a­tion trägt die geset­zliche Beschlussfas­sung zur Rente mit 67 und zum gle­ichzeit­i­gen Weg­fall der geset­zlich geförderten Alter­steilzeit erhe­blich zur Verun­sicherung bei und ver­hin­dert in dieser zuge­spitzten Krisen­si­t­u­a­tion gle­ichzeit­ig ein flex­i­bles und sozialverträglich­es Auss­chei­den der renten­na­hen Jahrgänge aus den Betrieben, um Arbeit­splätze für jün­gere Beschäftigte zu sichern.
Damit wird Arbeit­szeit­gestal­tung aus der Defen­sive her­aus zu einem zen­tralen Feld der Auseinandersetzung:
  • Die Rente mit 67 wird unter den gegen­wär­ti­gen Beschäf­ti­gungsper­spek­tiv­en zu einem unsin­ni­gen Vorhaben, das die Beschäf­ti­gungsaus­sicht­en der jün­geren Gen­er­a­tio­nen ver­schlechtert und auss­chließlich als Rentenkürzung­spro­gramm wirkt. Angesichts der sich zus­pitzen­den Krisen­si­t­u­a­tion wird der Druck in Rich­tung sozialverträglich­er Ausstiegsmöglichkeit­en in den Betrieben zunehmen. Die Ver­längerung der Leben­sar­beit­szeit ist deshalb eine Absurdität.
  • Eine erneute Reduzierung der realen Arbeit­szeit­en, die in den ver­gan­genen Jahren im Durch­schnitt auf über 40 Wochen­stun­den gestiegen sind, wird angesichts der Beschäf­ti­gungskrise noch vor­dringlich­er. Nur so wird sich auch eine neue Per­spek­tive weit­er­er Arbeit­szeitverkürzun­gen erschließen lassen. In mehreren Bere­ichen der IG Met­all wird mit dem Slo­gan „Stun­den erlassen, nicht Men­schen ent­lassen“ für eine Verkürzung von Arbeit­szeit­en und/oder eine alter­na­tive Nutzung etwa für Weit­erqual­i­fizierung gewor­ben. Für solche Ini­tia­tiv­en bieten betrieb­spoli­tis­che Instru­mente der Guten Arbeit wie etwa der Arbeit­szeit-TÜV eine zusät­zliche Unter­stützung, da sie gle­ichzeit­ig die extreme Belas­tungssi­t­u­a­tion der Beschäftigten in das Blick­feld rück­en. Allerd­ings ist in immer mehr Betrieben eine ges­pal­tene Sit­u­a­tion anzutr­e­f­fen: Während Teile der Belegschaft ins­beson­dere im Pro­duk­tions­bere­ich durch Kurzarbeit auf Null geset­zt wer­den, wird anderen Bere­ichen etwa in der Forschung und Entwick­lung ein Arbeit­en ohne Ende aufgezwängt. Hier steigt die Belas­tung durch Arbeit­szeitver­längerung bei gle­ichzeit­iger Arbeitsin­ten­sivierung ins Unermessliche.
  • Angesichts der Belas­tungszu­nahme kön­nten sich in der Per­spek­tive weit­ere Hand­lungs­felder erschließen. Eine Ent­dich­tung der Arbeit etwa durch Erhol­pausen gehört seit langem zu den arbeitswis­senschaftlichen Empfehlun­gen, die nach Peter Knauth ins­beson­dere bei altern­den Belegschaften Aktu­al­ität erhal­ten: „Die generell pos­i­tiv­en Wirkun­gen von Kurz­pausen in Bezug auf eine Ver­hin­derung oder Reduzierung von Ermü­dung und kör­per­lichen Beschw­er­den oder eine Leis­tungssteigerung wur­den in zahlre­ichen klas­sis­chen und neueren Stu­di­en nachgewiesen. … Auch wenn in der BRD eine Ten­denz zu beobacht­en ist, dass Pausen (ange­blich aus Kosten­grün­den) gestrichen wer­den, scheint die Gewährung zusät­zlich­er Kurz­pausen für die altern­den Belegschaften der sin­nvollere Weg zu sein.“5
Dass der Zeit- und Leis­tungs­druck in der Krise nicht nach­lässt, zeigen erste Ergeb­nisse ein­er Betrieb­sräte­be­fra­gung 2008/2009 durch das Wirtschafts- und Sozial­wis­senschaftliche Insti­tut des DGB. In vier von fünf Betrieben gibt es Beschäftigte, die auf Dauer unter hohem Zeit- und Leis­tungs­druck arbeit­en. Im Schnitt sind in diesen Betrieben ca. 40% der Belegschaft unter „Dauer-Stress“ tätig, so die zuständi­gen Betriebsräte.6 Die The­men psy­chis­che Belas­tun­gen – und damit auch Präven­tion­sin­stru­mente wie das im Kon­text der Ini­tia­tive Gute Arbeit entwick­elte Stress­barom­e­ter – gewin­nen somit eher noch an Bedeutung.7 In einem gemein­samen Posi­tion­spa­pi­er haben der Ver­band Deutsch­er Betriebs- und Werk­särzte und die IG Met­all das Hand­lungs­feld „psy­chis­che Gesund­heit in der Arbeit“ als eine wichtige gemein­same Zukun­ft­sauf­gabe abgesteckt.8 Weit­ere Allianzen wer­den angestrebt.
Auch wenn derzeit Lei­har­beit als das schut­zlos­es­te Beschäf­ti­gungsseg­ment rapi­de in den Betrieben abge­baut wird, kann prog­nos­tiziert wer­den, dass spätestens nach einem Durch­schre­it­en des Krisen­tief­punk­ts die Arbeit­ge­ber ger­ade Lei­har­beit erneut als Puffer zu nutzen und auszuweit­en tra­cht­en. Der Kampf gegen eine Zunahme solch­er Prekarisierung der Arbeit und um »Equal pay und equal treat­ment« bleibt deshalb auf der Tage­sor­d­nung ein­er Ini­tia­tive für Gute Arbeit.
Welche Schw­er­punk­te soll­ten in der näch­sten Zeit in den Mit­telpunkt rück­en? Eine Ver­ständi­gung auf die wichtig­sten arbeit­spoli­tis­chen Hand­lungs­felder in einem hand­lung­sori­en­tierten Aktion­spro­gramm wird erforder­lich sein, um Durch­set­zungs­fähigkeit auch bei der Abwehr schlechter Arbeit zu gewinnen.
Die Broschüre „Gute Arbeit unter Krisenbe­din­gun­gen. Argu­mente, Werkzeuge, Hand­lungsmöglichkeit­en“ ist kosten­frei per Mail zu beziehen:
Autor:
Klaus Pick­shaus
Leit­er des Bere­ichs Gesund­heitss­chutz und Arbeits­gestal­tung beim Vor­stand der IG Metall,
Mit­glied des Vor­standes der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft
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