Egal, ob beim Fegen, Sägen oder Lackieren: In vielen Betrieben werden bei der täglichen Arbeit gefährliche Stoffe freigesetzt – mit zum Teil schweren gesundheitlichen Folgen. Hier ist Atemschutz ein absolutes Muss! Aber Vorsicht: Nicht nur die Wahl der richtigen Atemschutzmaske ist wichtig. Auch ein dichter Sitz ist entscheidend für einen zuverlässigen Schutz. Hier erfahren Sie, worauf es dabei ankommt.
Schadstoffe und Chemikalien sind in vielen Unternehmen eine große Gefahr. Ob in Form von Stäuben, Gasen, Dämpfen, Nebeln oder Rauchen. Die traurige Statistik: Atemwegserkrankungen liegen in Deutschland auf Platz zwei der häufigsten anerkannten Berufserkrankungen. Ursache ist ein oft mangelnder oder unzureichender Atemschutz. Noch immer scheinen sich Viele der Gefahren nicht bewusst zu sein, denen sie sich an ihrem Arbeitsplatz aussetzen. Dabei können die gesundheitlichen Auswirkungen gravierend sein. Kopfschmerzen, Halskratzen oder Schwindelgefühl gehören noch zu den eher harmlosen Folgen. Viel schwerer wiegen die langfristigen Auswirkungen wie chronische Bronchitis, Asthma, Nervenschädigungen, Leberschäden oder Schädigungen der Lunge sowie Lungenkrebs.
Welche Atemschutzmaske ist die richtige?
Wichtig ist: Verschiedene Arbeiten erfordern unterschiedliche Schutzmaßnahmen. Deshalb gibt es am Markt heute eine Vielzahl an Atemschutzprodukten. Aber welche Maske ist die richtige? Die wichtigsten Unterschiede auf einen Blick:
Partikelfiltrierende Halbmasken (FFP- Masken): Diese Masken schützen vor Partikeln wie Feinstäuben, Nebeln oder Sporen. Sie nutzen elektrostatisch geladene Vliesfasern, um diese im Filtermedium festzusetzen. Dabei gibt es europaweit festgelegte Schutzstufen – je nach Gefährdungsstufe der Partikel. Beim Kehren benötigen Arbeitnehmer beispielsweise in der Regel nur eine Partikelmaske der Schutzstufe P1. Wer Zement bohrt, sollte dagegen als Mindestanforderung eine Maske der Schutzstufe P2 tragen.
Gase- und Dämpfe-Masken: Wie der Name schon sagt, schützen Gase-Dämpfe-Masken vor gefährlichen Gasen und Dämpfen. Für die unterschiedlichen Stoffe gibt es verschiedene Filter. Dabei bindet bei allen Masken ein absorbierendes Medium die Schadstoffmoleküle. Den Unterschied macht die Behandlung der Kohleoberfläche: Je nachdem, wie sie bearbeitet wurde, absorbiert das Material unterschiedliche Arten von Gasen oder Dämpfen. Auch hier gibt es ein festgelegtes System für die verschiedenen Arten von Schadstoffen. So benötigen Arbeitnehmer beispielsweise beim Streichen mit lösemittelbasierenden Farben und Lacken in der Regel eine Schutzmaske mit einem Filter des Typs A (org. Dämpfe, Siedepunkt >65°C).
Gebläse- und Druckluftatemschutz: Moderner Gebläseatemschutz filtert je nach verwendetem Filter sowohl feste als auch gasförmige Schadstoffe aus der Umgebungsluft. Aufgrund der geringen körperlichen Belastung ist er in schadstoffbelasteten Arbeitsbereichen oder bei gefährlichen Tätigkeiten, wie zum Beispiel dem Umfüllen von Chemikalien, meistens die erste Wahl. Generell unterscheidet man zwischen Gebläseatemschutzsystemen, die von der Umgebungsluft abhängig sind, und Druckluftsystemen, die von der Umgebungsluft unabhängig sind.
Gebläsesysteme haben ein batteriebetriebenes Gebläse, das die gefilterte Luft direkt zum Atemanschluss fördert. Sie bieten dem Nutzer eine hohe Bewegungsfreiheit bei geringer Belastung. Sie können allerdings nur eingeschränkt zum Schutz vor Substanzen mit schlechten Warneigenschaften, die zum Beispiel geschmacks- oder geruchlos sind, eingesetzt werden.
Druckluftsysteme dagegen schützen auch vor diesen Stoffen. Und vor unbekannten Substanzen, sowie vor solchen, die gar nicht gefiltert werden können. Sie haben anstelle der Gebläseeinheit einen Kompressor sowie ein Druckluftleitungssystem. Die Druckluft wird über einen speziellen Druckluftregler und ein Filtersystem zu Atemluft aufbereitet. Da Druckluftsysteme mit einem Schlauch verbunden sind, ist die Bewegungsfreiheit der Arbeitnehmer bei der Arbeit jedoch eingeschränkt.
Sitzt, passt und hat gut´ Luft: der perfekte Dichtsitz
Unabhängig von der Art der Schutzmaßnahme gilt: Atemschutzmasken schützen nur verlässlich, wenn sie dicht sind. Deshalb sollte bei allen Masken mit Unterdruck, wie FFP-Masken oder Halb- und Vollmasken, vor der erstmaligen Nutzung getestet werden, ob die Maske auch wirklich dicht sitzt. Denn jedes Gesicht ist anders – vom Kopfumfang bis zur Nasengröße. So gibt es in der Regel Modelle, die Trägern besser passen als andere. Das ist bei Atemschutzmasken mit Unterdruck besonders entscheidend: Denn findet die Umgebungsluft durch eine Leckage einen Weg in die schlecht sitzende Maske, führt das zwangsläufig zur Aufnahme von gefährlichen Schadstoffen.
Dicht ist in vielen Ländern Pflicht
Wer auf Nummer sichergehen möchte, sollte deshalb eine Dichtsitzprüfung (Fit-Test) machen. Dies ist die einzige Möglichkeit herauszufinden, ob eine Maske dem Träger wirklich passt — und ihn sicher schützt. In vielen Ländern, wie USA, Kanada und UK, ist der Test deshalb bereits Pflicht. Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben viele Unternehmen die Prüfung inzwischen in ihren Unternehmensvorgaben verankert. Der Fit-Test wird dann bei der ersten Auswahl einer Maske, einer Modelländerung, wenn sich die Physiognomie (hier: Gesichtsform) eines Trägers verändern (z.B. durch Gewichtsänderung) oder nach einem festen Zeitintervall durchgeführt.
Fit-Test: einfach und zuverlässig
3M ist einer der Pioniere im Bereich der Dichtsitzprüfung. Mit dem qualitativen 3M Fit-Test hat das Unternehmen eine einfache, aber zuverlässige Methoden im Programm, den Dichtsitz von Atemschutzmasken zu überprüfen:
Qualitativer Fit-Test: Der qualitative Fit-Test ist ein Geschmacktest. Mit ihm kann der Sitz jeder partikelfilternden Maske sowie von Halbmasken kontrolliert werden (zur Durchführung des Tests werden Partikelfilter verwendet). Dabei wird eine individuell dosierte Geschmacksstofflösung in die Haube eingegeben. Im Anschluss muss der Anwender eine Reihe von Übungen durchführen – von tiefem Einatmen, über Kopfdrehen bis hin zum Vorlesen. Nimmt er dabei den Geschmack des Teststoffes nicht wahr, sitzt die Maske korrekt. Diese Methode ist einfach, zuverlässig und preiswert. Hinzu kommt: Ein eventueller Fehlsitz der Maske wird von den Mitarbeitern spürbar wahrgenommen. Das steigert das Bewusstsein für das Thema Atemschutz und hilft indirekt die Trageakzeptanz zu verbessern.
Darüber hinaus bietet 3M auch als Service die Durchführung eines Quantitativen Fit-Tests an.
Quantitativer Fit-Test: Mit dem quantitativen Test können alle dichtsitzenden Atemanschlüsse (z.B. FFP‑, Halb- und Vollmasken) geprüft werden. Dabei misst ein Messgerät die Konzentration der Partikel innerhalb und außerhalb der Maske. Das Ergebnis ist der sogenannte Fit-Faktor, der Auskunft über den Dichtsitz der Maske gibt. So sollten bei Halbmasken höchstens 1% (Fit-Faktor = 100) und bei einer Vollmaske 0,05% (Fit-Faktor = 2000) der Partikel von außerhalb in die Maske eindringen.
Fit für den Test
Wichtig ist: Beide Tests müssen von einem gut trainierten, erfahrenen Fit-Tester durchgeführt werden. Denn schon kleine Fehler können zu inkorrekten Ergebnissen führen. Besonders häufig ist ein falsches negatives Testergebnis, zum Beispiel, weil zu viel Lösung in die Maske gesprüht oder das Gewicht des Probenahmeschlauches nicht abgefangen wurde. Ergebnisse mit einem falschen negativen Testergebnis erhöhen den Aufwand in Unternehmen enorm, da Masken zum Beispiel unnötigerweise getauscht werden müssen. Es kann jedoch auch zu einem falschen Bestehen kommen (z.B., wenn zu wenig Lösung eingesprüht wird oder der Schlauch blockiert ist), was die Sicherheit des Mitarbeiters in Frage stellt. Grundsätzlich funktioniert ein Fit-Test jedoch nach dem „Trial and Error“-Prinzip. Deshalb sollten Fit-Tester immer viele verschiedene Atemschutzmasken zur Hand haben – in unterschiedlichen Formen, Ausführungen und Größen. Im Anschluss an den Test können sie dann die passende Maske z.B. in einem „Fit-Test Pass“ dokumentieren.
Alles in allem dauert ein korrekt durchgeführter Fit-Test pro Mitarbeiter in der Regel zwischen 20 bis 30 Minuten. Zeit, die gut investiert ist, denn nach dem Test können Unternehmen nicht nur sicher sein, dass ihre Mitarbeiter gut geschützt sind, sondern der richtige Sitz trägt auch zu mehr Komfort und einer höheren Trageakzeptanz bei. Und: Die Tests schulen die Mitarbeiter individuell im richtigen Umgang mit ihrer Persönlichen Schutzausrüstung.
Kompatibilität: Alleskönner Gebläseatemschutz
Geht es um den korrekten Dichtsitz einer Atemschutzmaske, spielt auch die Kompatibilität mit anderen Schutzmaßnahmen eine entscheidende Rolle. Wird, zum Beispiel beim Schleifen, Atemschutz und Gehörschutz gleichzeitig getragen, darf der Gehörschutz nicht den Atemschutz beeinflussen – und umgekehrt. Hier spielt der moderne Gebläseatemschutz seine Vorteile aus: Er kann verschiedene Schutzlösungen kombinieren — vom Atemschutz über Kopf- und Gesichtsschutz bis hin zu Augen- und Gehörschutz. Sie alle können so integriert werden, dass maximaler Schutz und höchstmöglicher Tragekomfort besteht. Durch die aktive Zufuhr von frischer Luft fällt dem Anwender zudem das Atmen sehr viel leichter und Ermüdungserscheinungen werden reduziert. So können die Tragezeitgrenzen, wie sie die DGUV-Regel 112–190 z.B. für FFP-Masken und Halb- und Vollmasken vorschreibt, beim Gebläseatemschutz entfallen und Arbeitnehmer auch längere Zeit am Stück sicher arbeiten.
Übrigens: Wussten Sie schon? Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) rät in der DGUV-Regel 112–190, Punkt 3.1.5.3 zu einem Dichtsitztest!
Anwendungstipps: Der richtige Sitz – worauf sollten Sie z.B. bei einer gefalteten Maske achten?
- Das Nasenteil sollte sich der Form von Nase und Wangen anpassen und nicht eingefaltet sein.
- Stellen Sie sicher, dass die Maske unter dem Kinn vollständig aufgefaltet ist und gut anliegt.
- Das obere Kopfband sollte auf dem oberen Hinterkopf positioniert sein.
- Das untere Kopfband sollte unter den Ohren im Nacken liegen.
- Beide Kopfbänder dürfen nicht verdreht sein.
Bei einem negativen Ergebnis kann der Fit-Test auch ein zweites Mal durchgeführt werden. Korrigieren Sie hierfür den Sitz der Maske. Wechseln Sie die Maske erst, wenn Sie zweimal ein negatives Testergebnis erhalten haben.