Herr Frener, sollten sich die Träger eigentlich die Kennzeichnung im Helm anschauen?
Wichtig für den Träger ist das Herstelldatum, damit er weiß, wann der Helm getauscht werden muss. Wir empfehlen, den thermoplastischen Helm nach vier Jahren und den duroplastischen Helm nach etwa acht Jahren
auszutauschen. In der Innenseite des Helms ist immer das Quartal und Jahresdatum der Herstellung eingeprägt. Der Träger kann dann zum Beispiel sehen, mein duroplastischer Helm ist 1/18 hergestellt, das heißt, ich kann ihn noch sechs Jahre tragen. Das muss man dem Träger sagen, wenn man ihm den Helm gibt.
Und die anderen Kennzeichnungen?
Ansonsten dient diese Kennzeichnung hauptsächlich dazu, dem Einkäufer, der den Helm besorgt hat, zu zeigen, dass er das bekommen hat, was er haben wollte. Je nach den Anforderungen, für die der Helm ausgewählt wurde, sind ja bestimmte Eigenschaften notwendig, wie etwa Antistatik oder Hitzeschutz. Da gibt es Unterschiede in Helmmaterial und Helmfertigung.
Wie entscheiden sich Betriebe für einen Helm?
Zuerst einmal müssen sich Sicherheitsfachkraft und Betriebsleitung Gedanken machen, ob es überhaupt
Gefährdungen gibt, die das Tragen eines Helms erforderlich machen. Auch diese Frage muss gestellt werden, denn ein Helm ist natürlich auch eine Belastung. Wenn nichts herunterfallen kann, sondern nur Anstoßgefahr besteht, reicht auch eine Anstoßkappe.
Falls aber Gefährdungen festgestellt werden?
Wenn die Zuständigen nach Erstellen der Gefährdungsbeurteilung wissen, was es für Gefährdungen für den Kopf gibt, dass zum Beispiel lose Teile von einem Brückenkran herunterfallen können, müssen sie überlegen, ob sie diese Gefährdungen vermeiden können. Wenn sie diese aber nicht sicher ausschließen können, kommt als letzter Schritt die Persönliche Schutzausrüstung, hier der Helm, zum Tragen.
Und dann suchen sie einen bestimmten Helm aus?
Ja, dann kommt die Frage, welchen Helm brauche ich? Das geht dann wieder zurück auf die zuvor erkannten
Gefährdungen. Wenn zum Beispiel im Betrieb Explosionsgefahr besteht, muss ich einen ableitfähigen, das heißt, antistatischen Helm nehmen, damit keine Entladungsfunken zwischen Helm und Teilen der Umgebung entstehen können.
Kann sich auch zum Beispiel der Sicherheitsbeauftragte bei der Auswahl von Helmen einbringen?
Ja, natürlich, das sollte man ihm durchaus zugestehen. Er kennt ja die Arbeitsbedingungen sehr gut. Wenn zum Beispiel Arbeiten in niedrigen Räumen durchgeführt werden, bei denen der Träger ständig mit dem Helm irgendwo anstößt, und ihn dann eventuell verliert, ist der Helm womöglich zu groß und sperrig. Auf einen Hinweis des Sicherheitsbeauftragten kann man dann die Auswahlkriterien nochmal überdenken, überlegen, ob es nicht einen passenderen Helm gibt. Da ist es auch sinnvoll, wenn der Sicherheitsbeauftragte sich über verschiedene Helmtypen schlau macht.
Welche Fehler werden beim Tragen des Helms gemacht?
Ein Hauptfehler ist, dass nicht darauf geachtet wird, ob der Helm etwa bei ungünstigen oder ruckartigen Bewegungen wirklich am Kopf bleibt. Erstens stört es sehr, wenn er herunterfällt, zweitens schützt er dann ja nicht mehr. Der Träger muss das Nackenband so einstellen, dass es nicht drückt, aber der Helm sicher sitzt. Es ist das Wichtigste überhaupt, dass der Helm, wenn es drauf ankommt, auf dem Kopf bleibt, auch wenn der Betroffene dann gerade eine ruckartige Kopfbewegung macht.
Wie wichtig ist es, das Kinnband zu benutzen?
Leider ist es in Deutschland, im Gegensatz zu anderen Ländern, fast verpönt, das Kinnband zu tragen. Aber jeder sollte es bekommen und unbedingt benutzen. Ohne das Kinnband, das den Helm eben noch viel besser am Kopf festhält, ist ein Helm eigentlich nur halb so wertvoll wie er sein könnte. In einigen Unternehmen gibt es interne Vereinbarungen, dass die Mitarbeiter das Kinnband tragen müssen, dann klappt es auch.
Was wird außerdem in der Praxis falsch gemacht?
Manche Träger stört der Schirm am vorderen Teil des Helms, zum Beispiel, wenn sie oft nach oben schauen müssen. Sie drehen dann den Helm, so dass der Schirm im Nacken steht. Das ist, im schlimmsten Fall, tödlich. Wenn der Helm nicht richtig herum sitzt, rutscht er weg, wenn irgendetwas nicht ganz von der Mitte auf ihn trifft, und das hat dramatische Folgen. Wen der Schirm zu sehr stört, der kann einen Helm mit einem kürzeren Schirm nehmen.
Worauf sollte der Träger noch achten?
Ab und zu sollte der Träger aus hygienischen Gründen das Schweißband innen im Helm austauschen. Das dauert zwei Minuten und kostet einen Euro.
Und natürlich den Helm immer aufsetzen …
Klar ist, der Helm gehört auf den Kopf. Ich muss ihn, wenn ich aus dem Stapler steige, wirklich auf dem Kopf haben und nicht in der Hand halten. Auch das sieht man immer mal wieder. Ansonsten ist Helmbenutzung, im Verhältnis zu der anderer PSA-Arten, sehr unkompliziert.
Glossar
Thermoplastische Kunststoffe, wie zum Beispiel Polyethylen (PE), Polycarbonat (PC), Polyamid (PA), Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS) oder glasfaserverstärktes Polypropylen (PP-GF) eignen sich nicht für den Einsatz in Heißbereichen. Die Formbeständigkeit kann bereits bei circa plus 70 Grad Celsius nicht mehr gegeben sein.
Duroplastische Kunststoffe, zum Beispiel faserverstärktes Phenol-Formaldehyd-Harz (PF-SF) oder glasfaserverstärktes ungesättigtes Polyesterharz (UP-GF) weisen eine sehr gute Hitzebeständigkeit auf. Darüber hinaus besitzen sie eine gute chemische Beständigkeit, weshalb Helmschalen aus diesen Kunststoffen auch häufig in Betrieben der chemischen Industrie eingesetzt werden.