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Betriebliche Sicherheitskultur verändern

Verhaltensorientierter Arbeitsschutz
Betriebliche Sicherheitskultur verändern

Betriebliche Sicherheitskultur verändern
Damit Sicherheit und Gesundheit zu einem integralen und unverzichtbaren Baustein im Betriebsalltag werden, muss die Führung dies als Ziel formulieren und vorleben. Foto: © REDPIXEL – stock.adobe.com
Die Arbeit an der Kul­tur eines Unternehmens gilt heute aus gutem Grund als der Schlüs­sel zu einem höheren Sicher­heit­sniveau. Dabei gilt es allerd­ings eine Rei­he von Punk­ten zu beacht­en, um erfol­gre­ich zu sein. Der Autor und Ref­er­ent beim Tag des ver­hal­tensori­en­tierten Arbeitss­chutzes (www.verhaltensorientierter-arbeitsschutz.com) stellt seine Erfahrun­gen vor.

Men­schen han­deln erfahrungs­basiert und sind Verän­derun­gen gegenüber eher skep­tisch eingestellt, sie geben ungern Gewohn­heit­en auf. Gle­ichzeit­ig richt­en sie in Organ­i­sa­tio­nen ihr Han­deln nach den Pri­or­itäten der jew­eili­gen Führungskräfte aus. Wenn also ein Unternehmen eine Änderung der Sicher­heit­skul­tur als wichtig ansieht, so muss dies von den Führungskräften ver­standen und mit­ge­tra­gen werden.

Das Man­age­ment in großen Unternehmen ist nicht homogen und auch in seinem Wis­sen, Wollen und Kön­nen nicht ein­heitlich. Der Prozess der bewussten Wil­lens­bil­dung inner­halb des Man­age­ments eines Unternehmens oder Betriebs muss im Hin­blick auf definierte Ziele, wie die Erfahrung guter Beispiele zeigt, allem anderen vor­ange­hen. Ins­beson­dere das mit­tlere Man­age­ment muss überzeugt wer­den, zusät­zlich zu den bere­its vorhan­de­nen Zwän­gen wie zum Beispiel wirtschaftliche Effizienz, Qual­ität, Kun­de­nori­en­tierung und Mitar­beit­erzufrieden­heit zusät­zlich noch das The­ma Arbeitssicher­heit hoch oben auf die eigene Agen­da zu nehmen. Hier­für entschei­dend (und erfol­gskri­tisch!) ist der nach­haltig aus­ge­sproch­ene Wille des ober­sten Man­age­ments. Damit betrieblich­es Denken und Han­deln Arbeitss­chutz immer pri­or­itär mit ein­schließt, kann dies unter anderem in Form von per­sön­lichen Zielvere­in­barun­gen durch die Bericht­slin­ie in die gesamte Organ­i­sa­tion getra­gen werden.

Einfach und klar kommunizieren

Grund­lage zum Erfolg ist weit­er­hin, dass der Wille zur Verän­derung in Form ein­er ein­fachen Botschaft deut­lich und kon­tinuier­lich in die Belegschaft kom­mu­niziert wird. Viele Unternehmen haben damit gute Erfahrun­gen gemacht, wenn die angestrebte Änderung ihrer Sicher­heit­skul­tur in ein Pro­gramm gebet­tet wird, das einen Namen und ein Logo zur Wieder­erken­nung sowie ein kurzes, knack­iges Leit­mot­to bekommt. So wird gle­ichzeit­ig ein detail­liert­eres Ziel­bild kom­mu­niziert, das die Kul­tur der Zukun­ft beschreibt. Es bein­hal­tet Ansprüche, die je nach Art und Umfang der Kul­turverän­derung das Ver­hal­ten des Einzel­nen, aber auch verbesserte Ablauf­prozesse oder den Auf­bau der Organ­i­sa­tion betr­e­f­fen. In der Summe ergibt sich dabei das Bild ein­er Arbeitswelt, in der jedes Mit­glied der Organ­i­sa­tion Ver­ant­wor­tung für seine eigene Sicher­heit sowie für die Sicher­heit der Kol­le­gen übernimmt.

Nur gemeinsam erfolgreich

Unternehmen mit ein­er gelebten und erfol­gre­ichen Sicher­heit­skul­tur haben ver­standen, dass sie die Sicher­heit­sar­beit in der Ver­gan­gen­heit zu sehr auf die Schul­tern der Fach­ex­perten wie Sicher­heits­fachkräfte und Sicher­heits­beauf­tragte gelegt hat­ten. Unfälle von Mitar­beit­ern passieren aber im Arbeit­sum­feld bei bes­timmten Bedin­gun­gen, und diese wer­den von Führungskräften geprägt. Um die Ent­frem­dung der Haup­tak­teure der Arbeitssicher­heit rück­gängig zu machen, ist es sehr wichtig, diese bess­er einzu­binden, und als Vor­bilder in eine gelebte Sicher­heit­skul­tur zu integrieren.

Auch wenn es sich dabei um die Wieder­hol­ung von alten Ansprüchen han­delt: Es ist wichtig, dass Führungskräfte Vor­bilder für ihre Mitar­bei­t­en­den sind und diese sich an beste­hende Regeln hal­ten müssen. Hierzu gehört auch die Forderung nach Präsenz von Führungskräften an der oper­a­tiv­en Basis. Gle­ichzeit­ig wird die Stel­lung der Arbeitss­chutz­fach­ex­perten adjustiert. Sie soll­ten zukün­ftig vom Einzelkämpfer in Sachen Sicher­heit zunehmend zum Berater, Unter­stützer und Vertreter des Man­age­ments werden.

Kritische Selbstbewertung

Ein Ziel­bild und Ansprüche zu for­mulieren ist ver­gle­ich­sweise leicht. Doch schon ihre Kom­mu­nika­tion in das Unternehmen hinein ist eine anspruchsvolle Auf­gabe, die einen nicht zu unter­schätzen­den Zeitaufwand benötigt. Dazu ist die Ein­beziehung der Unternehmen­skom­mu­nika­tion und der Per­son­al­abteilung sehr sin­nvoll. Die Ein­führung eines Verän­derung­spro­gramms und seine Inhalte müssen aufeinan­der abges­timmt kom­mu­niziert wer­den. Ide­al­er­weise wer­den die Inhalte auch in beste­hende Weit­er­bil­dung­spro­gramme für Nach­wuch­skräfte inte­gri­ert und auf Führungskräftev­er­samm­lun­gen vorgestellt.

So wichtig wie der Wille zur Verän­derung, die Zielfor­mulierung und deren Kom­mu­nika­tion sind, zu den notwendi­gen Handw­erk­szeu­gen der Verän­derung gehören die Bes­tim­mung des aktuellen Standes der Sicher­heit­skul­tur und, aus­ge­hend von der Ist-Sit­u­a­tion, die Fes­tle­gung von Maß­nah­men zur Erre­ichung des Ziel­bildes. Die Aus­gangssi­t­u­a­tion kann, je nach Unternehmen, auf ver­schiede­nen Arten bes­timmt wer­den. Kleinere Unternehmen kön­nen zum Beispiel auf die Kurz­analyse eines Beraters ver­trauen, bei größeren Fir­men mit ein­er homo­generen Sicher­heit­skul­tur ist eine einge­hende Frem­d­analyse angemessen. Bei größeren, jedoch het­ero­ge­nen Konz­er­nen ergeben diese Werkzeuge nicht die nöti­gen Dif­feren­zierun­gen oder sind schlicht zu aufwendig. Bei diesen haben sich Selb­stein­schätzun­gen bewährt, die in mod­eriert­er Form von den einzel­nen Konz­ernein­heit­en in Eigen­regie durchge­führt wer­den. Sie führen auf der einen Seite sofort zu ein­er kri­tis­chen Auseinan­der­set­zung der Organ­i­sa­tion mit der eige­nen Sit­u­a­tion, auf der anderen Seite wer­den die Ergeb­nisse schnell akzep­tiert, da sie von der Organ­i­sa­tion selb­st erar­beit­et wurden.

Es hat sich bewährt, diese Analyse in Form eines Work­shops durchzuführen. Ein Vertreter des Man­age­ments eröffnet den Work­shop und führt in das The­ma ein, um dessen Wichtigkeit zu unter­stre­ichen. Ein Berater erläutert die Auf­gabe und kann über entsprechende Fra­gen ein Kor­rek­tiv darstellen, wenn die Ergeb­nisse offen­sichtlich nicht mit der Real­ität übere­in­stim­men. Das von etalon ver­wen­dete Werkzeug der Selb­st­be­w­er­tung ergibt am Ende der Analyse automa­tisch einen Überblick über notwendi­ge Einzel­maß­nah­men für die Verbesserung, aus denen sich die Ein­heit selb­st die rel­e­van­testen Maß­nah­men in einen Maß­nah­men­plan für die fol­gen­den zwölf Monate schreibt und diese abar­beit­et. Ein Jahr später wird die Analyse wieder­holt und ein neuer Maß­nah­men­plan erstellt.

Fach­ex­perten sind in diesen Pro­gram­men mehr im Hin­ter­grund tätig, haben allerd­ings wichtige Auf­gaben. Sie müssen sich unter anderem in die Rolle der Führungskräfte hinein­ver­set­zen und ihnen mit Rat und Tat Unter­stützung geben. Das umfasst zum Beispiel das Erstellen von Ablaufregeln für Bege­hun­gen durch eine Führungskraft. Diese Regeln bein­hal­ten Dos und Don‘ts genau­so wie Beispiele für anzus­prechende The­men oder Eis­brecher­fra­gen. Dabei müssen sich die Sicher­heits­fachkräfte in das derzeit­ige Fach­wis­sen und Kön­nen der Führungskräfte hinein­denken. Let­ztlich ist dies eine völ­lig neue Her­aus­forderung für jeman­den, der bish­er haupt­säch­lich die geset­zlichen Regeln ken­nen und ver­mit­teln musste. Darüber hin­aus haben Sicher­heits­fachkräfte die Auf­gabe, Werkzeuge zu erar­beit­en, mit denen die Mitar­beit­er ihre
Ver­ant­wor­tung leichter übernehmen kön­nen. Nicht zu über­schätzen ist die Fähigkeit, die jew­eilige Grun­de­in­stel­lung der Belegschaft zu erspüren. Wird Arbeitss­chutz als lang­weilig ange­se­hen, so kann zum Beispiel ein qua­si sportlich­er Wet­tkampf zwis­chen einzel­nen Abteilun­gen oder Grup­pen aus­gerufen wer­den. Gewin­ner ist die Gruppe mit der besten Leis­tung bei der Unfall­präven­tion. Die Regeln dazu stellt die Sicher­heits­fachkraft auf, während die Mod­er­a­tion und die Preisüber­gabe Auf­gabe der Führungskraft sein sollte. Wird zum Beispiel das Weglassen von per­sön­lich­er Schutzaus­rüs­tung im Betrieb­sall­t­ag von einzel­nen Mitar­beit­ern als helden­haft ange­se­hen und so auch gear­beit­et, sollte eine Kom­mu­nika­tion­skam­pagne ent­wor­fen wer­den, mit der das Tra­gen der Schutzaus­rüs­tung als Teil der pro­fes­sionellen Arbeit dargestellt wird.

Zum Schluss

Zusam­men­fassend bleibt festzustellen, dass eine Verän­derung der Sicher­heit­skul­tur dann erfol­gre­ich stat­tfind­en kann, wenn der Wille dazu im Man­age­ment vorhan­den ist und Werkzeuge ange­wandt wer­den, mit denen das Ver­hal­ten der gesamten Belegschaft zu mehr Sicher­heit bee­in­flusst wird. Zu Beginn des Verän­derung­sprozess­es wer­den diese Werkzeuge als Bausteine des Man­age­mentsys­tems for­mal­isiert einge­führt, bis ihre Anwen­dung nach ein­er gewis­sen Zeit von den Men­schen verin­ner­licht ist.

Wer einen solchen Prozess­es anfängt, sollte eines immer vor Augen haben: Eine Kul­turverän­derung braucht Zeit und die, die diese Kul­turverän­derung vorantreiben, benöti­gen einen lan­gen Atem und viel Kraft.


Autor: Dr. Volk­er Koch
Geschäfts­führer etalon Inter­na­tion­al GmbH

volker.koch@etalon-international.com

Foto: Eva Spei­th, Darmstadt

etalon International GmbH

Die in Deutsch­land behei­matete etalon Inter­na­tion­al GmbH wurde von Elke Wern­er-Kepp­n­er, Dr. Volk­er Koch und Sarah Oveyssi gegrün­det. Die Arbeit von etalon basiert auf langjähri­gen Erfahrun­gen in der Pro­jek­tver­ant­wor­tung und Führung von Kul­turverän­derung­sprozessen in Unternehmen. Etalon arbeit­et mit inno­v­a­tiv­en Meth­o­d­en, um Wis­sen, Ein­stel­lung und Ver­hal­ten von Mitar­beit­ern in multi­na­tionalen Unternehmen langfristig pos­i­tiv zu verän­dern. Das Unternehmen bietet eine große Band­bre­ite an Exper­tise: von Sicher­heit über Gesund­heitss­chutz und Umweltschutz bis hin zu Führungskräf­teen­twick­lung und Coaching.

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