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Computer und Roboter in der Arbeitswelt bisher eher be- als entlastend

Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung
Computer und Roboter in der Arbeitswelt bisher eher be- als entlastend

Computer und Roboter in der Arbeitswelt bisher eher be- als entlastend
Roboter und Computer haben den Alltag von Beschäftigten bisher noch nicht grundlegend verändert. Foto: © Julien Tromeur - stock.adobe.com

Com­put­ertech­nik und Robot­er sind immer häu­figer in deutschen Unternehmen anzutr­e­f­fen – bish­er ohne gravierende Verän­derun­gen in der Arbeitswelt, wie eine Unter­suchung des Wirtschafts- und Sozial­wis­senschaftlichen Insti­tuts der Hans-Böck­ler-Stiftung ergab. Den­noch legte die Auswer­tung der WSI-Betrieb­sräte­be­fra­gung 2016 einige kri­tis­che Entwick­lun­gen zu Tage; und neue Möglichkeit­en, mit denen sich beispiel­sweise Arbeit und Fam­i­lien­leben bess­er vere­in­baren ließen, wer­den oft­mals nicht genutzt.

Neue Technologien beeinflussen die Arbeitsbedingungen und ‑organisation stark

Übernehmen Robot­er gefährliche, anstren­gende oder schmutzige Arbeit­en, ent­las­ten sie Beschäftigte. Schlechter für Beschäftigte ist die com­put­ergestützte Ratio­nal­isierung. „Sie ist eine Entwick­lung, die Betrieb­sräte seit län­gerem beobacht­en und begleit­en“, schreibt Dr. Elke Ahlers, die für die vor­liegende Studie die WSI-Betrieb­sräte­be­fra­gung 2016 aus­gew­ertet hat. Die Befra­gung ist repräsen­ta­tiv für mitbes­timmte Betriebe aus allen Branchen mit mehr als 20 Beschäftigten. Zwar hät­ten die wesentlichen Arbeit­nehmervertreter betr­e­f­fend­en Prob­lem­felder – Arbeitsverdich­tung und zu wenig Per­son­al – keineswegs immer mit der Dig­i­tal­isierung zu tun, so Ahlers. Den­noch zeigten die Ergeb­nisse der Betrieb­sräte­be­fra­gung, dass neue Tech­nolo­gien die Arbeits­be­din­gun­gen und ‑organ­i­sa­tion stark beeinflussen.

Verbreitung von digitaler Technik in Betrieben

In 98 Prozent der Betriebe wird mit dem Inter­net gear­beit­et, 88 Prozent set­zen Dien­sthandys ein, 50 Prozent Tablets. 38 Prozent führen elek­tro­n­is­che Per­son­alak­ten, ein Drit­tel nutzt Social Media und ein Fün­f­tel Robot­er. Wobei Let­ztere nur in sechs Prozent der Fälle die men­schliche Arbeit kom­plett erset­zen, in 14 Prozent der Betriebe aber als Unter­stützung der Beschäftigten wahrgenom­men wer­den. In beina­he jedem drit­ten Betrieb ist es „ver­bre­it­et“ oder „sehr ver­bre­it­et“, dass Arbeit durch Com­put­er erfasst wird, rund 20 Prozent arbeit­en mit com­put­erges­teuerten Zeit- oder Kennz­if­fer­n­vor­gaben, eben­so viele haben virtuelle Dien­st­be­sprechun­gen oder Videokonferenzen.

Finanzdienstleistungen und Versicherungen – Verlierer der Digitalisierung

Ger­ade die Finanz­di­en­stleis­tun­gen und Ver­sicherun­gen erweisen sich der Betrieb­sräte­be­fra­gung zufolge „im Branchen­ver­gle­ich als ein Ver­lier­er der Dig­i­tal­isierung“. Hier gin­gen durch neue Com­put­er­sys­teme zwis­chen 2011 und 2016 in jedem drit­ten Betrieb Arbeit­splätze ver­loren. 87 Prozent der Betrieb­sräte von Banken und Ver­sicherun­gen kon­sta­tieren eine Zunahme der Arbeitsin­ten­sität in den ver­gan­genen Jahren. Das sind neun Prozent­punk­te mehr als in der Gesamtwirtschaft, wo 78 Prozent eine Verdich­tung konstatieren.

Mehr standardisierte Tätigkeiten trotz Computer

Häu­figer als in anderen Branchen sehen Arbeit­nehmervertreter in der Finanzwirtschaft die gewach­se­nen Belas­tun­gen als unmit­tel­bare Folge der Dig­i­tal­isierung. Außer­dem wird ger­ade im Arbeit­sall­t­ag von Bank- und Ver­sicherungskau­fleuten deut­lich: Es ist nicht so, dass die Com­put­er alles Stu­pide übernehmen und für die Men­schen nur noch die inter­es­san­ten Auf­gaben übrig bleiben. In 61 Prozent der Betriebe ist der Anteil stan­dar­d­isiert­er Tätigkeit­en sog­ar gestiegen. Im Durch­schnitt aller Branchen hat immer­hin noch ein Vier­tel der Betrieb­sräte diesen Eindruck.

Mehr Kontrolle durch Digitalisierung

Zudem ver­ringert die fortschre­i­t­ende dig­i­tale Kon­trolle der Arbeit im Finanzsek­tor die Autonomie viel­er Beschäftigter empfind­lich. 54 Prozent der Betrieb­sräte in dieser Branche bericht­en von com­put­erges­teuert­er Überwachung der einzel­nen Arbeitss­chritte – beispiel­sweise in Call-Cen­tern. Im Durch­schnitt aller Branchen sind es 32 Prozent.

Insgesamt mehr Jobs

Den­noch ver­weisen die befragten Betrieb­sräte nicht nur auf die schlecht­en Seit­en der Dig­i­tal­isierung. Während es nach Auskun­ft der Arbeit­nehmervertreter in 16 Prozent aller Betriebe zu tech­nol­o­gisch bed­ingtem Per­son­al­ab­bau kam, verze­ich­neten 36 Prozent einen Stel­len­zuwachs. Lediglich bei Banken und Ver­sicherun­gen sehen die befragten Betrieb­sräte unter dem Strich ein deut­lich­es Minus.

Allerd­ings ist laut Ahlers unklar, ob diese Verän­derun­gen wirk­lich nur der Dig­i­tal­isierung zuzuschreiben sind oder auch kon­junk­turelle Fak­toren hinein­spie­len, die sich in ver­schiede­nen Branchen unter­schiedlich auswirken. In 36 Prozent der Betriebe führte der tech­nis­che Fortschritt zu Ver­set­zun­gen von Beschäftigten und in 19 Prozent zur Aus­lagerung von Aufgaben.

Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben bleibt Problem

Die mögliche bessere Vere­in­barkeit von Arbeit und Pri­vatleben durch indi­vidu­elle flex­i­ble Arbeits­gestal­tung bleibt jedoch im Zuge der Dig­i­tal­isierung aus. Die Betrieb­sräte­be­fra­gung des WSI ergab, dass Home­of­fice nur in 13 Prozent der Betriebe vorkommt; nur 15 Prozent der Betrieb­sräte bericht­en von ein­er infolge der Dig­i­tal­isierung „gestiege­nen Vere­in­barkeit von Pri­vatleben und Beruf“.

Wie gehen Betriebsräte vor?

Laut Dr. Elke Ahlers macht die Befra­gungsergeb­nisse deut­lich, „dass die Arbeit­szeit als solche in Zeit­en der dig­i­tal­en Ver­net­zung und ständi­gen Erre­ich­barkeit zu ent­gleisen dro­ht“. Die Betrieb­sräte kön­nen diesen Entwick­lun­gen dur­chaus etwas ent­ge­genset­zen. Durch Betrieb­svere­in­barun­gen zur Arbeit­szeit, zum Gesund­heitss­chutz oder zum Daten­schutz ver­suchen sie, der neuen Prob­leme Herr zu werden.

So gibt es etwa in jedem zweit­en Betrieb, in dem die Arbeit mit com­put­erges­teuerten Zeit- oder Kennz­if­fer­vor­gaben ver­bre­it­et ist, Regelun­gen zur Begren­zung von Ver­hal­tens- und Leis­tungskon­trollen. 64 beziehungsweise 54 Prozent haben Regelun­gen zur Nutzung von Inter­net und E‑Mail getrof­fen, Groß­be­triebe häu­figer als kleine.

In einem Drit­tel der Betriebe kommt es jedoch laut Studie regelmäßig vor, dass der Arbeit­ge­ber die Beteili­gungsrechte des Betrieb­srats bei der Ein­führung neuer Tech­nik mis­sachtet. Zudem brauchen Betrieb­sräte Ahlers zufolge mehr Fach­ex­per­tise. Eine Her­aus­forderung ist außer­dem das hohe Inno­va­tion­stem­po im IT-Bere­ich: Kaum ist eine Betrieb­svere­in­barung durchge­set­zt, sind schon wieder neue Pro­gramme und Geräte mit poten­ziell prob­lema­tis­chen Eigen­schaften im Einsatz.

Zur Studie:

Elke Ahlers: Die Dig­i­tal­isierung der Arbeit – Ver­bre­itung und Ein­schätzung aus Sicht der Betrieb­sräte, WSI-Report Nr. 40, Juni 2018, Down­load unter http://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_40_2018.pdf

www.boeckler.de

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