Seit 2013 wurde an der internationalen Arbeitsschutz-Norm gefeilt – am 12. März 2018 wurde die internationale Arbeitsschutz-Norm ISO 45001:2018 veröffentlicht. Ursprünglich war die Veröffentlichung schon für 2016 vorgesehen, aber über 3.000 Einsprüche mussten abgearbeitet werden.
Die effektivste und nachhaltigste Form, Themen in Organisationen zu managen, ist das Implementieren, Verwirklichen, regelmäßige Auditieren und ständige Verbessern von zuvor definierten Aufbaustrukturen und Prozessen in Form von Managementsystemen. Dies gilt für Qualität, Umwelt und Energie ebenso wie für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Schon 1999 wurde die BS OHSAS 18001 von der British Standards Institution (BSI) entwickelt und 2007 revidiert. Die BS OHSAS 18001 gilt mittlerweile als internationaler Standard, nach dem sich zahlreiche Unternehmen und Organisationen zertifizieren ließen, um den Nachweis zu erbringen, in Besitz eines wirksamen und effektiven Arbeitsschutzmanagementsystems (AMS) zu sein. Daneben gibt es internationale Leitfäden, wie die ILO-OSH (Internationalen Labour Organisation) sowie die SCC (Safety Certifikat Contraktoren). National existieren wiederum Standards, wie OHRIS (Occupational Health and Risk Managementsystem) oder ASCA (Arbeitsschutz und Sicherheitstechnischer Check in Anlagen) sowie branchenspezifische Arbeitsschutzmanagementsysteme, wie zum Beispiel MAAS-BGW oder „Mit System zu Erfolg“, herausgegeben von den Berufsgenossenschaften.
Die Entwicklung der ISO 45001
Im März 2013 reichte die BSI bei der ISO (International Organisation for Standardisation) einen Vorschlag zur Erarbeitung einer internationalen Arbeitsschutz-Norm auf Basis der BS OHSAS 18001 ein. Im Juli 2013 wurde dieser Vorschlag von den ISO-Mitgliedern mehrheitlich angenommen.
Im Juli 2014 wurde der erste Comitee Draft, welcher sich unter anderem aus dem Working Draft ergab, bekannt gegeben. Im Februar 2015 folgte der zweite. Die relativ langen Bearbeitungszeiten ergaben sich, da unter den mitwirkenden Akteuren differenzierte Sichtweisen zu Begrifflichkeiten wie zum Beispiel Well-being oder Wellness aufkamen.
Im November 2015 lag ein Draft International Standard (DIS) vor, der im Herbst 2016 als ISO 45001:2016 veröffentlicht wurde. Nach der Veröffentlichung des Norm-Entwurfs wurden mehr als 3.000 Kommentare aus der ganzen Welt eingereicht. Der DIS 1 hatte nicht die notwendige Dreiviertel-Mehrheit erhalten. 28 Prozent der nationalen Normengremien lehnten den Entwurf der international geplanten Norm ab. Im Juni 2016 wurde aufgrund dessen auf der international PC 283 Sitzung in Toronto beschlossen, dass ein zweiter Draft International Standard (DIS 2) erforderlich ist.
Der DIS 2 wurde im Juli 2017 veröffentlicht und im September 2017 in Melaka (Malaysia) bei einer Zustimmung von 88 Prozent von der internationalen Normkommission angenommen. Nach einmonatiger Editierung wurde im November 2017 der Final Draft International Standard (FDIS) veröffentlicht. Im Januar 2018 wurde dieser angenommen, und am 12. März 2018 veröffentlicht.
Schnittmengen und Zeit
Die ISO 45001:2018 hat aufgrund des High Level Structure große Nähe zu anderen Managementsystemen, wie zum Beispiel Qualität, Energie und Umwelt, aber auch zur DIN SPEC 91020 (Betriebliches Gesundheitsmanagement).
Organisationen, die die Zertifizierung nach 45001 anstreben, aber bereits ein zertifiziertes System nach BS OHSAS 18001 vorweisen können, sollten ihre Prozesse und Aufbaustrukturen noch einmal überprüfen und mögliche „Lücken“ schließen. Nur dann kann eine erfolgreiche Zertifizierung nach ISO 45001 gewährleistet werden. Das internationale Akkreditierungsforum, die OHSAS Projektgruppe und das ISO Komitee haben sich auf einen dreijährigen Umstellungszeitraum geeinigt.
Implementierung
Für all jene, die die BS 18001 bereits anwenden, wird sich nicht viel Neues ergeben. Ein Augenmerk sollte dennoch auf die Begriffe Unfall/Vorfall, Risiko, Kontext, Beschäftigter, Beteiligung und die neue Struktur gelegt werde. Ebenso auf die genaue Wortwahl, vor allem der englischen Version. Eine sorgfältige Delta-Analyse zwischen dem bereits implementierten Arbeitsschutzmanagementsystem und der neuen ISO 45001 ist jedoch Pflicht.
Existiert eine Umsetzung der neuen ISO 9001, ISO 14001 oder anderer Management-Normen mit der neuen High Level Structure (HLS) aus der ISO Direktive 1, dann umso besser! Die sich daraus ergebenden Schnittstellen (u.a. Beschaffung, Bemusterung, Lieferantenbeurteilung, QM-/UM-/ASA-Meetings, etc.) sollten unbedingt genutzt werden. Die Adaption von Methoden (Gefährdungsbeurteilung und FMEA; Begehung und Audit; etc.) und die Einbeziehung von Fachleuten, die andere Managementsysteme (QM/UM/…) anwenden, sollte in Betracht gezogen werden. Die bestehende Organisation und gegebenenfalls deren Revision, ist ein weiterer Anknüpfungspunkt zur Nutzung von Synergien bestehender Systeme.
Die deutsche Übersetzung, die DIN ISO 45001 wird voraussichtlich im Mai oder Juni erscheinen.
Eine deutschsprachige Gegenüberstellung der ISO 45001:2018 und OHSAS 18001:2007 finden Sie nach Registrierung unter http://hier.pro/xniE6
Zu den Inhalten Inhalte der ISO 45001:2018 sowie der Entwicklung der Norm finden Sie in der Zeitschrift Sicherheitsingenieur 3/2018 einen ausführlichen Beitrag. Ebenso einen Beitrag zum Thema „Implementierung der ISO 45001“. Und vieles weitere!