Medizinisches Cannabis ist nur selten eine Alternative zu den bewährten Therapien, kann Patienten aber im Einzelfall helfen. Das ist eines der Ergebnisse des Cannabisreports der Techniker Krankenkasse (TK) und der Universität Bremen. Die Krankenkasse fordert daher, Cannabis wie andere neue Medikamente zu behandeln. Der Report soll Ärzten und interessierten Patienten eine Orientierung zum Thema Cannabis als Medizin bieten.
„Wir freuen uns, dass wir mit Cannabis schwer kranken Menschen seit etwas über einem Jahr eine weitere Therapieoption anbieten können”, so Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse (TK). „Allerdings wünsche ich mir einen normaleren Umgang mit dem Thema. Mit unserem Report wollen wir dazu beitragen, die Debatte wieder zu versachlichen.”
Kaum wissenschaftliche Erkenntnisse zu Cannabis als Medizin in Medikamenten
Die Studienlage zur Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabis als Medizin ist bislang lückenhaft, ergab der Cannabisreport. „Es ist unklar, welchen Patientengruppen Cannabis in welcher Dosis hilft und in welcher Form es am besten verabreicht werden sollte”, betont Professor Dr. Gerd Glaeske von der Universität Bremen. „Zudem stellt uns Cannabis in Bezug auf seine Rolle bei der Behandlung der ganz verschiedenen Krankheiten, bei denen Cannabis untersucht wurde, noch vor viele Fragen.”
Das bestätigt auch Professor Dr. Michael Schäfer, leitender Oberarzt in der Klinik für Anästhesiologie an der Charité in Berlin: „Viele Patienten kommen zu mir, weil sie über medizinisches Cannabis gelesen haben und erwarten nahezu Wunder. Das sind wirklich schwerkranke Menschen, die sich an jeden Strohhalm klammern”, so Schäfer. „Es ist nicht ganz leicht, ihnen dann erstmal Therapiealternativen anzubieten, mit denen wir bereits bessere oder überhaupt Erfahrungen haben, besonders dann, wenn Cannabis für sie nicht in Frage kommt.”
Wenn Cannabis jedoch für einen bestimmten Patienten sinnvoll ist, betreten die Mediziner häufig Neuland. „Sorgen bereitet uns daher, dass weder die mangelnde Evidenz noch die Nebenwirkungen der Therapie in der Öffentlichkeit thematisiert werden”, so Baas.
Cannabis kein besonderes Medikament
Cannabis ist für die Krankenkassen in vielerlei Hinsicht keine außergewöhnliche Therapie. Mit rund 2.900 Anträgen im ersten Jahr bei über zehn Millionen TK-Versicherten wird es nicht besonders häufig verordnet. Die Kosten für Cannabis (Ohne Fertigarzneimittel, nur Cannabisblüten und Dronabiolrezepturen) beliefen sich 2017 bei der TK auf rund 2,3 Millionen Euro. Verglichen mit anderen Arzneimitteln, die neu auf den deutschen Markt kommen, ist das keineswegs auffällig hoch.
Behandlung von Schmerzen im Vordergrund
Die Behandlung von Schmerzen ist der häufigste Grund für einen Antrag auf Kostenübernahme von medizinischem Cannabis bei der TK. Mit 62 Prozent wird die Mehrheit dieser Anträge positiv beschieden. Bei den meisten Ablehnungen verwies der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) auf alternative Therapieoptionen, die für den jeweiligen Patienten besser geeignet sind.
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