Das DHS Jahrbuch Sucht der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) liefert Zahlen, Fakten und Trends zum Konsum legaler und illegaler Drogen sowie zu abhängigem Verhalten. Die kürzlich erschienene Ausgabe 2019 verrät aktuelle Tendenzen.
Die legalen Drogen Alkohol und Tabak sind nach wie vor für den größten Teil der Suchtproblematik in Deutschland verantwortlich.
Alkohol
In Jahrbuch 2019 greift die DHS zum zweiten Mal auf eine verbesserte Ermittlung des Gesamtverbrauches an Trinkalkohol in Deutschland zurück. Im Jahr 2016 betrug der Alkoholkonsum 10,6 Liter Reinalkohol pro Bundesbürgerin oder ‑bürger im Lebensalter ab 15 Jahren. Der Gesamtverbrauch an alkoholischen Getränken sank im Jahr 2017 gegenüber dem Vor-jahr um 2,38 Prozent auf 131,1 Liter Fertigware pro Kopf der Bevölkerung.
Trotz eines geringen Konsumrückgangs kann keine Entwarnung gegeben werden: Deutschland ist laut DHS ein Hochkonsumland in Bezug auf Alkohol. Etwa 74.000 Todesfälle jährlich werden durch Alkoholkonsum oder den kombinierten Konsum von Tabak und Alkohol verursacht.
Die Zahl der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen zehn und 20 Jahren, die 2017 aufgrund eines akuten Alkoholmissbrauchs stationär behandelt wurden, bleibt mit insgesamt 21.721 Patienten auf hohem Niveau.
Mit 314.211 Behandlungsfällen wurde im Jahr 2017 die Diagnose „Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol (F 10)“ als zweithäufigste Hauptdiagnose in Krankenhäusern gestellt. Davon waren 228.928 männliche Patienten und 85.283 Frauen.
Tabak
Der Verbrauch von Zigarren und Zigarillos ist 2018 um 6,5 Prozent auf 3.007 Millionen Stück gestiegen. Zugenommen haben auch der Konsum von Pfeifentabak (+2,7 Prozent) und Feinschnitt (+0,2 Prozent). In Deutschland wurden 74.360 Millionen Zigaretten konsumiert, das entspricht einem leichten Konsumrückgang im Jahr 2018 um 1,9 Prozent.
Einer Studie zufolge waren im Jahr 2015 rund elf Prozent der 18-jährigen und älteren Bevölkerung, die selbst nicht rauchten, regelmäßig in geschlossenen Räumen einer Passivrauchbelastung ausgesetzt. Die höchste Exposition wurde bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 29 Jahren festgestellt. 2013 starben rund 121.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Das waren 13,5 Prozent aller Todesfälle.
Psychotrope Medikamente
Hinsichtlich des Missbrauchs und der Abhängigkeit von Arzneimitteln zeigt sich ein unverändertes Bild: Es wird geschätzt, dass durch Langzeitanwendung in Deutschland etwa 1,2 bis 1,5 Millionen Menschen abhängig von Tranquilizern und Schlafmitteln sind — in erster Linie ältere Menschen und darunter vor allem Frauen, weitere etwa 300.000 bis 400.000 Menschen von anderen Arzneimitteln. Dies sind insgesamt rund 1,5 — 1,9 Millionen Menschen.
Schlafmittel und Tranquilizer enthalten zumeist vergleichbare Wirkstoffe, die in der Wirkweise auf die sogenannten Benzodiazepine zurückgehen. In diese Gruppe gehören auch die sogenannten „Z‑Drugs“, die in der Zwischenzeit am häufigsten als Schlafmittel verordnet werden und deren Wirkstoffnamen Zolpidem und Zopiclon allesamt mit dem Buchstaben „Z“ beginnen – daher auch die Gruppenbezeichnung „Z‑Drugs“. All diese Mittel können bereits nach mehreren Wochen ununterbrochener Einnahme abhängig machen.
Illegale Drogen
Cannabis ist sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen die mit Abstand am häufigsten konsumierte illegale Droge. Der Handel mit Rauschgift im Internet (Darknet/Deepweb/Clearnet) hat sich als fester Vertriebsweg für Drogen in Deutschland etabliert.
2018 wurden in Deutschland 1.276 Rauschgifttote registriert; im Vorjahr waren es vier weniger. Das Durchschnittsalter der registrierten Drogentoten lag 2017 bei 39 Jahren. Der Trend des ansteigenden Durchschnittsalters der Drogentoten hält seit Jahren an und geht mit einer zunehmenden Anzahl von Drogentoten durch Langzeitschädigungen einher.
Pathologisches Glücksspiel
Auf dem legalen deutschen Glücksspielmarkt wurde 2017 ein Umsatz (gleichbedeutend mit Spieleinsätzen) von 46,3 Milliarden Euro erzielt, das entspricht einem Anstieg um 2,5 Prozent im Ver-gleich zum Vorjahr. Geldspielautomaten in Spielhallen und Gaststätten sind mit Abstand der größte Umsatz- und Ertragsträger. 7,1 Mrd. Euro am Bruttospielertrag (Differenzbetrag aus den Einsätzen und Gewinnen der Spieler: Kasseninhalt) erzielten die Aufsteller mit diesen Geräten, das ist ein Anteil von 58 Prozent am Gesamtmarkt.
Aufgrund der genannten Daten zum Alkoholkonsum fordert die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen effektive Präventionsmaßnahmen wie Preiserhöhungen, Angebotsreduzierung und eine Beschränkung der Werbung für Alkohol. Zudem sind das Verbot der Abgabe von Alkohol an Jugendliche unter 18 Jahren und die Optimierung des Jugendschutzes notwendig. Darüber hinaus gilt es, in der Prävention die unterschiedlichen Problemlagen von Frauen und Männern sowie die soziale Benachteiligung stärker zu berücksichtigen.