Im Wonnemonat Mai steigt das Risiko für Zeckenstiche: Die Vegetation hat sich voll entfaltet, mögliche Wirtstiere für Zecken sind nun hochaktiv – und auch die Menschen zieht es Dank der milden Temperaturen immer häufiger nach draußen. Ein guter Zeitpunkt also, um wissenschaftlich geprüfte Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen zum Thema Borreliose zu veröffentlichen.
Das hat die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) getan: Nach mehr als dreijähriger Arbeit hat sie die erste S3-Leitlinie zum Thema Neuroborreliose veröffentlicht. Für Laien interessant ist vor allem der Teil der Leitlinie, in dem es um die Prävention und Früherkennung der Erkrankung geht.
Was ist was: Borreliose, Wanderröte und Neuroborreliose
Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Infektionskrankheit in Europa. Ganz Deutschland ist „Risikogebiet“, das heißt über die ganze Republik verteilt sind Zecken mit den Erregern, den Borrelien, infiziert. Die durch die Bakterien ausgelöste Erkrankung zeigt sich überwiegend als örtlich begrenzte Hautinfektion, der sogenannten Wanderröte. Die Erkrankung kann jedoch auch das Nervensystem betreffen. Zu einer akuten Neuroborreliose kommt es in etwas mehr als 3 Prozent der Infektionen. Dabei entzünden sich Nervenwurzeln oder Hirnhäute, in seltenen Fallen Gehirn und Rückenmark.
Die Erkrankung ist durch Antibiotika behandelbar, so die Autoren der Leitlinie. In dem Werk geht es den Medizinern vor allem um die Diagnose und Therapie der Neuroborreliose, doch zusatzlich geben die Experten speziell auch fur Laien wichtige Hinweise zur Vorbeugung einer Borreliose allgemein.
Vorbeugen durch rasches Entfernen: nicht auf den Arzt warten
Das Wichtigste als erstes: Falls eine Zecke zugestochen hat, sollte sie so früh wie möglich entfernt werden. Das Risiko der Übertragung von Borrelien steigt mit der Dauer der Saugzeit der Zecke. Bei Versuchstieren wurden nur selten Übertragungen in den ersten 12 Stunden beobachtet. Eine frühzeitige Entfernung kann also eine Übertragung der Krankheitserreger recht sicher verhindern.
Nach einem Aufenthalt in Garten, Park, Feld, Wald und Wiesen mit möglichem Zeckenkontakt sollte deshalb am selben Abend der Körper nach Zecken abgesucht werden. Bei Kindern muss dabei auch der Kopf in Augenschein genommen werden.
Wird eine Zecke gefunden, heist es: Raus damit! Naturlich kann man die Zecken selbst entfernen, keinesfalls sollte damit bis zum nächsten Tag gewartet werden, wenn die Arztpraxis wieder offen hat. Am besten geeignet sind spezielle Zeckenpinzetten, Splitterpinzetten oder Zeckenkarten. Zecken sollten nahe der Haut „gepackt“ und langsam und ohne Drehen und ohne Quetschen des Hinterleibs herausgezogen werden.
Falls ein Rest des Stechapparates, häufig falschlicherweise als „Kopf“ bezeichnet, in der Haut verbleibt, kann er mit einer sterilen Nadel entfernt werden. Man kann es aber auch einfach lassen: Hinsichtlich einer Übertragung von Borrelien ist das Verbleiben des Stechapparates in der Haut unbedenklich, so die Experten.
Früherkennung: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Falls mal eine Zecke zugestochen hat, braucht man sich keine übertriebenen Sorgen zu machen. Obwohl durchschnittlich bis zu 20 Prozent der Zecken Borrelien in sich tragen, führt langst nicht jeder Stich zu einer Infektion. Laut Robert Koch-Institut (RKI) wird nach einem Zeckenstich bei 2,6 bis 5,6 Prozent der Betroffenen eine Borrelien-Infektion durch Antikorper nachgewiesen. Aber: Nur ein kleiner Teil dieser Personen erkrankt auch. Insgesamt ist nur bei 0,3 bis 1,4 Prozent aller Zeckenstiche mit Krankheitssymptomen, allen voran einer Wanderrote, zu rechnen, so das RKI.
Dennoch ist es sinnvoll, die Haut in der Umgebung der Einstichstelle sechs Wochen lang zu beobachten. Eine unmittelbar nach dem Stich auftretende Rötung durch die im Zeckenspeichel enthaltenen Stoffe ist normal und bildet sich innerhalb einiger Tage zurück. Tritt danach erneut eine Rötung auf oder vergrößert sich die anfangliche Rötung auf 5 cm oder mehr, sollten eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. Es könnte sich hierbei um eine Wanderröte handeln, dem weitaus häufigsten Symptom einer Borreliose, das mit einem Antibiotikum behandelt wird.
Die Verbreitung der Borrelienüuber den Blutweg kann sich allerdings – auch ohne Rötung der Haut – durch ein grippeartiges Krankheitsgefühl bemerkbar machen. Typischerweise wurden dabei, im Gegensatz zu einer virusbedingten Grippe oder einer Erkältung, Beschwerden in den Atemwegen fehlen. Treten nach einem Zeckenstich grippeartige Krankheitssymptome ohne Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen auf, sollten eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden, die über die Notwendigkeit einer Blutuntersuchung und einer Therapie entscheidet.
Die Leitlinie können Sie hier einsehen.
Davon raten Experten ab
Eine Untersuchung der aus der Haut entfernten Zecke auf Borrelien ist nicht sinnvoll. Bei einem positiven Nachweis ware nicht sicher, ob die Krankheitserreger aus der Zecke überhaupt in die Haut gelangt sind. Und selbst wenn sie es waren, wurde offen bleiben, ob sie zu einer Erkrankung fuhren wurden. Zur Erinnerung: Nur ein kleiner Teil der mit Borrelien infizierten Menschen erkrankt! Aus diesem Grund ist auch von einer vorbeugenden oralen Antibiotikatherapie mit all ihren unerwunschten Nebenwirkungen abzuraten.
Selbst von einem antibiotischen Gel, das nach einem Zeckenstich aufgetragen werden kann, raten die Experten ab: Tierversuche hierzu waren zwar vielversprechend, in einer Placebokontrollierten Studie zur Wirksamkeit beim Menschen hatte sich kein prophylaktischer Effekt gezeigt.
Quelle: http://dgk.de/
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