Flachdächer werden im gewerblichen und im privaten Bereich genutzt sowohl für technische Einrichtungen als auch für Solar- und Photovoltaikanlagen oder Begrünungen. Daher werden auf ihnen regelmäßig Arbeiten zur Inspektion oder Wartung durchgeführt, bei denen es immer wieder zu schweren Unfällen kommt.
2017 stand laut Statistik der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) rund ein Drittel der tödlichen Absturzunfälle in Deutschland im Zusammenhang mit Arbeiten auf Dächern. Stephan Mrosek, Experte für hochgelegene Arbeitsplätze bei der Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM) und Moderator der Fachveranstaltung „Sichere Instandhaltung auf Dächern“ am 13. November in Dresden, erklärt im Gespräch, was beim Arbeiten auf Dächern zu beachten ist:
Herr Mrosek, was sind die Besonderheiten beim Arbeiten auf Flachdächern?
Mrosek: Wie bei Dächern generell, geht es auch beim Arbeiten auf Flachdächern vor allem darum, dass die dort tätigen Personen einen sicheren Zugang zum Dach, einen sicheren Weg auf dem Dach und einen sicheren Arbeitsplatz haben. Eine Besonderheit von Flachdächern stellt die Gefahr eines Durchsturzes durch das Dach dar, da diese häufiger begangen werden als stärker geneigte Dächer und es dort Bauteile gibt, die nicht durchtrittsicher sind. Von Flachdächern wird übrigens immer dann gesprochen, wenn der Neigungswinkel des Daches 22,5° nicht überschreitet.
Was sind die häufigsten Unfälle beim Arbeiten auf Flachdächern?
Mrosek: Ein Unfallschwerpunkt sind Durchstürze durch nicht tragfähige Bauteile des Daches wie Faserzement-Wellplatten oder Stürze durch Lichtkuppeln und ‑platten aus Kunststoffen. Aber auch Abstürze vom Rand des Daches gehören definitv dazu. Die Folge sind oft schwere, teilweise auch tödliche Verletzungen, die mit einem langen Leidensweg für die Versicherten und deren Angehörige verbunden sind.
Welche Sicherungsmöglichkeiten gibt es und welche sind besonders geeignet?
Mrosek: Ideal sind Geländer oder ausreichend hohe Brüstungen, die die Beschäftigten von den verschiedenen Absturzbereichen fernhalten. Für Lichtkuppeln und Lichtbänder eignen sich auch vollflächige Überdeckungen, die als Gitter oder gelochte Bleche auf diesen Bauteilen installiert sind. Eine weitere Lösung sind Metallgitter, die in die Dachöffnungen montiert werden, sogenannte Unterspannungen. Somit ist neben der Absturzsicherung vom Dachrand auch ein Schutz gegen Durchsturz durch nichttragfähige Bauteile möglich.
Wie können sich Beschäftigte beim Arbeiten auf Dächern außerdem schützen?
Mrosek: Lassen sich solche technischen bzw. baulichen Schutzmaßnahmen nicht umsetzen, kann im Einzelfall auch Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz verwendet werden. Dies bedeutet jedoch einen erheblichen organisatorischen Mehraufwand. Dabei werden zwei Systeme unterschieden: Rückhalte- und Auffangsysteme. Rückhaltesysteme lassen durch eine begrenzte Seillänge nur ein Herantreten bis an die Absturzkante zu. Sie sind einem Auffangsystem, bei dem unter anderem ein funktionierendes Rettungskonzept vorhanden sein muss, vorzuziehen.
Hintergrund
Experten der BGHM informierten auf der Fachveranstaltung „Sichere Instandhaltung auf Dächern“ am 13. November in Dresden darüber, wie Ab- und Durchstürze von Flachdächern wirksam vermieden werden können.
Neben dieser Veranstaltung zum sicheren Arbeiten auf Dächern bietet die BGHM im Internet unter www.bghm.de (Webcode 561) vielfältige Informationen zu den Themen Absturz und Absturzvermeidung.