Dr. Ralf Steinberg von der E.ON SE beschäftigt sich in seinem Vortrag bei den Innovationstagen Arbeitsschutz 2021 mit Sicherheitskultur und Change. Im Fokus steht dabei die Frage, was Unternehmen und Beschäftigte motiviert.
Unternehmen mit einer positiven Sicherheitskultur zeichnen sich durch eine Kommunikation aus, die auf gegenseitigem Vertrauen basiert. Darüber hinaus ist die übereinkommende Anerkennung von Sicherheit und Gesundheit sowie von Präventionsmaßnahmen ausschlaggebend. Aber Vorsicht: Eine Sicherheitskultur kann nicht „gelehrt“ werden. Solch eine Kultur braucht Zeit, sie entwickelt sich durch Beobachtungen, Erfahrungen und Beispiele. Eine Unternehmenskultur kennt keinen Stillstand, in sie muss kontinuierlich investiert werden.
Herr Dr. Steinberg, der Titel Ihres Vortrags am 3. November lautet „Sicherheitskultur und Change – Was motiviert Unternehmen und deren Mitarbeiter? “. Könnte es nicht auch heißen „Sicherheitskultur und Change – Wer motiviert Unternehmen und deren Mitarbeiter?“
Dr. Steinberg: Absolut, aber die Frage nach dem Wer schließt die Frage nach dem Was nicht aus. Vielmehr müssen wir beide Fragen beantworten. Denn um erfolgreich zu sein, müssen wir beides, das Wer und das Was, berücksichtigen. Schlüssel zum Erfolg sind in Bezug auf die Sicherheitskultur und Veränderungen in Organisationen sicherlich Führung und vor allen Dingen Authentizität – auf allen Ebenen. Bedeutung kommt hier auch der Innen- und Außensicht zu, die nicht immer übereinstimmen und aus der sich unterschiedliche Motivationen ergeben.
Sie werden auch auf neuere Konzepte wie Safety II und Safety Differently eingehen. Auch beim Thema „psychologische Sicherheit“ werden Sie Akzente setzen. Was verbirgt sich hinter all dem?
Dr. Steinberg: Ich finde es extrem spannend, wie sich der Arbeitsschutz in den letzten ein bis zwei Dekaden kontinuierlich verändert hat und welche neuen Konzepte, oder vielleicht besser gesagt Denkmodelle, es gibt. Safety Differently, also Sicherheit anders, ist zum Beispiel der Name einer Bewegung in der globalen Sicherheitsbranche. Organisationen werden dazu aufgefordert, drei Schlüsselbereiche ihres Geschäfts anders zu betrachten. Und zwar die Definition von Sicherheit, die Rolle der Menschen und den Fokus des Unternehmens. Das Credo ist, dass zum einen Menschen nicht das Problem sind und dass zum anderen Verhältnisse und nicht das Verhalten geändert werden müssen. Darüber hinaus müssen wir davon wegkommen, nur negative Ereignisse als Kennzahlen zu nutzen. Vielmehr müssen wir positive Fähigkeiten und Leistungen in den Vordergrund stellen.
Wo sollte in Deutschland beim Thema Arbeitssicherheit die Reise hingehen?
Dr. Steinberg: Ich wünsche mir, dass wir — insbesondere in Deutschland — ein bisschen mehr über den Tellerrand schauen. Es lohnt sich, die oben erwähnten Bewegungen anzuschauen und zu reflektieren, was davon auch für das eigene Unternehmen lohnend wäre und implementiert werden sollte. Dies gilt auch für Stakeholder, wie zum Beispiel die Mitbestimmung oder Unfallversicherungen. Wobei ich aber nichts davon halte, völlig dogmatisch Konzepte eins zu eins zu übernehmen. Jeder Akteur und jede Organisation müssen den eigenen Weg finden sowie die Bedürfnisse und Möglichkeiten abwägen. Und abschließend, wie in allen Bereichen in Deutschland, müssen wir verstärkt die Chancen der Digitalisierung nutzen und vorantreiben.
An den „Innovationstagen Arbeitsschutz“ erwarten Sie neben dem Themenblock „BBS und Sicherheitskultur“ mit dem Vortrag von Dr. Ralf Steinberg noch weitere spannende und aktuelle Themen rund um Arbeitsschutz, PSA, Kommunikation, Digitalisierung und mobiles Arbeiten.
Das vollständige Programm und Anmeldemöglichkeiten finden Sie hier: sifa-sibe.de/innovationstage-arbeitsschutz-2021/