Statt Mitarbeitende für Seilprüfungen rund um den Globus zu schicken und dabei die CO2-Emissionen in die Höhe zu treiben, bieten die Spezialisten der Ingenieur- und Consultinggesellschaft DMT GmbH und Co. KG (DMT GROUP) ab sofort weltweit als erstes Unternehmen auch fernunterstützte zerstörungsfreie Seilprüfungen (Remote Inspections) an. Einen ersten Testlauf der Prüfung mithilfe von Augmented Reality hat das Team nun erfolgreich an einem Sendemast des Westdeutschen Rundfunks absolviert. Die nächsten Aufträge im Offshore-Bereich und eine Brückenprüfung in Taiwan sind bereits in Planung.
Klimawandel, Ressourcenmangel, Rohstoffknappheit – wer als Unternehmen heutzutage im globalen Wettbewerb bestehen will, priorisiert das Thema „Nachhaltigkeit“ in seiner Agenda. Die Ideen und Konzepte zur Umsetzung sind dabei vielfältig und reichen vom Einsatz energiesparender Drucker bis zum Einkauf von umweltbewussten Fahrzeugflotten.
Doch auch das Thema „Reisen“ erhält zunehmend Aufmerksamkeit: Über 55 Milliarden Euro gaben deutsche Unternehmen vor der Pandemie laut Statista jährlich für die Reisen ihrer Mitarbeitenden aus. „Die Anzahl der Reisen zu minimieren, kann wesentlich zur Nachhaltigkeit eines Unternehmens beitragen“, weiß Margareta Spajic, Projektleiterin im Bereich „Digital Business Development & Technologies“ der DMT GmbH und Co. KG. „Es macht einen Unterschied für die CO2-Bilanz, wenn pro Auftrag nicht mehr drei oder vier Mitarbeitende bis ans Ende der Welt reisen müssen“, erklärt sie. Ganz nebenbei reduzieren sich auch die Kosten und sorgen für wettbewerbsfähigere Preise.
Die Lösung zur Einsparung von Flugmeilen und Co. kommt dabei direkt aus dem Digitalisierungs-Inkubator innerhalb DMT und heißt: Remote Work. Viele Projekte hat die Stabsstelle für Digitalisierung inzwischen begleitet und mit Fachexperten der einzelnen Bereiche umgesetzt, zum Beispiel die IoT-Monitoring-Plattform „Safeguard“, die mittlerweile weltweit im Einsatz ist. Die jüngste Entwicklung ist nun eine Zusammenarbeit mit der hauseigenen Seilprüfstelle in Bochum.
Zusammen mit den Sachverständigen Dominik Bartsch und Stefan Borowski haben Margareta Spajic und Christoph Klötzer, Leiter der Stabsstelle „Digital Business Development & Technologies“, mithilfe von Augmented Reality eine Möglichkeit erarbeitet, Seilprüfungen überall auf der Welt remote durchführen zu können. „In der Regel prüfen wir zu zweit oder dritt mit der Unterstützung des Kunden vor Ort.
Das bedeutet jedes Mal einen enorm großen Planungsaufwand – wer hat wann Zeit, wie wird das Wetter, welche Geräte brauchen wir etc.“, erklärt Dominik Bartsch das herkömmliche Prozedere. „Durch die Remote-Seilprüfungen wird der Planungsaufwand auf ein Minimum zusammengeschrumpft. Um die gewohnt hohe Expertise und Qualität der DMT-Fachstelle für Sicherheit – Seilprüfstelle – bei Ferninspektionen zu wahren, werden zukünftig Seilprüfungen mithilfe speziell geschulter und unterwiesener Prüfer von Servicepartnern vor Ort angeboten; hierzu werden dem Kunden das Prüfequipment und eine AR-Brille zugesandt.“ Vor Ort befindet sich nur noch ein speziell geschulter und unterwiesener Prüfender von einem lokalen Service-Partner oder vom Kunden selber und wir weisen aus Essen an, was zu tun ist. “
Visuelle Informationen erleichtern die internationale Kommunikation
Die Kommunikation zwischen den DMT-Spezialist:innen und den Prüfenden vor Ort erfolgt dabei mithilfe einer Augmented-Reality-Brille (AR-Brille) und einer Plattform, auf der die Daten zur weiteren Verarbeitung zwischengespeichert werden. Die AR-Brille überträgt die Bilder der Prüfarbeiten an den Seilen nach Essen und ermöglicht es dem DMT-Team auch, den Prüfenden vor Ort Handgriffe oder Informationen mittels visueller Darstellungen zu erklären. Gerade bei internationalen Aufträgen sei das eine große Erleichterung für die Verständigung: „Etwas visuell zu zeigen, ist gerade bei komplexen Prüfgegebenheiten immer eindeutiger, als es mit Worten zu beschreiben“, erklärt Dominik Bartsch. Und da das Handling der AR-Brille denkbar einfach ist und der Experte in Essen jeden Handgriff überwacht und die Ergebnisse auswertet, reicht es, wenn der Prüfende in der Handhabung der Prüfgeräte geschult wurde um gute Prüfergebnisse zu erzielen.
„Die AR-Brille wird einfach zusätzlich zur Schutzausrüstung getragen, zum Beispiel auf dem Helm. Unsere Prüfbeauftragten können dann am Bildschirm in Essen live mitverfolgen, was passiert, und entsprechende Anweisungen geben“, erklärt Bartsch, der als erster das Equipment bei einer Sendemastprüfung zusammen mit der Turmbau Steffens & Nölle GmbH für den Westdeutschen Rundfunk selbst getestet hat.
Von der Remote-Seilprüfung profitiert aber nicht nur der ökologische Fußabdruck: „Remote-Seilprüfungen sparen Zeit und sind viel effizienter“, erklärt Bartsch und erzählt von einer Reederei, für die DMT seit mehreren Jahren Prüfungen von Kranseilen und Winden durchführt: „Die Seilprüfung ist Voraussetzung dafür, dass die Reederei ihre Kräne bei diversen Projekten benutzen darf. Eine Prüfung durchzuführen, ist aber enorm aufwendig, da bestimmte Expert:innen dafür weltweit extra von Schiff zu Schiff reisen müssen“, weiß der Prüfbeauftragte und nennt ein Beispiel aus seinem eigenen Arbeitsalltag vor Beginn der Pandemie: „Ich bin selbst zu Aufträgen zum Beispiel nach Singapur geflogen. Das bedeutet, dass ich für einen Tag Arbeit zwei Anreise- und zwei Abreisetage benötigt habe.“
Weitere Anwendungsszenarien sind in der Entwicklung
Statt Mitarbeitende reisen also zukünftig nur noch Equipment und AR-Brille über den Globus. Der Rest erfolgt online unter höchsten Datenschutzbestimmungen.
Das einzige Nadelöhr, durch das die Remote Inspection muss, ist dabei die Konnektivität – benötigt wird eine stabile Internetverbindung. Doch im Offshore-Bereich, in dem Dominik Bartsch die Technik als Nächstes einsetzen wird, spielt das aufgrund von Satelliten-Verbindungen eine untergeordnete Rolle. Im Oktober steht dann eine Brückenprüfung in Taiwan an. Erste Ideen, Remote Inspection auch in Bergwerks- und Bergbauprojekten einzusetzen, werden ebenfalls gerade entwickelt.
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