Gabelstapler sind starke und unentbehrliche Helfer in Lager- und Ladebereichen. Sie sind aber auch Helfer mit hohem Gefährdungspotenzial. Jährlich ereignen sich rund 12.000 Staplerunfälle in Deutschland, in den meisten Fällen werden Fußgänger angefahren — mit oft dramatischen Konsequenzen. Die Unfallursachen sind zwar vielfältig, aber es gibt geeignete präventive Maßnahmen.
Angefahren, überfahren oder eingequetscht. So verlaufen die meisten Gabelstaplerunfälle, bei denen Fußgänger im Betrieb dem Stapler in die Quere kommen. Wer auf Videoportalen im Internet die Stichworte „Gabelstapler“ und „Unfall“ eingibt, kann sich teils „lustige“ und teils auch grausame Videos aus aller Welt mit Gabelstaplerunfällen anschauen. Die Filme sind nicht wirklich als Schulungsfilme geeignet, zeigen aber die traurige Wahrheit – und verdeutlichen, dass die Prävention von Gabelstaplerunfällen ein ernst zu nehmendes Thema ist.
Unfallursachen
Detaillierte Unfalluntersuchungen zeigen, dass die Ursachen für die Unfälle oft das Fehlverhalten des Fahrers sowie eine mangelhafte betriebliche Organisation sind. Aber auch innerbetriebliche Fußgänger achten viel zu oft nicht auf die vorgeschriebenen Regeln, und bringen sich dadurch in Gefahr.
Vielfach fehlt auch oft genug die nach Arbeitsschutzgesetz vorgeschriebene Gefährdungsbeurteilung, für deren Durchführung der Arbeitgeber rechtlich verpflichtet ist. Neben dem Erkennen und der Beseitigung von Unfall- und Gesundheitsgefahren können eigene, betriebsspezifische Schutzmaßnahmen konzipiert werden, die auch helfen, die Arbeit und Arbeitsplätze zu verbessern, da diese letztendlich besser geregelt und organisiert werden. Übrigens: Im Falle eines schwerwiegenden Unfalls, ist das erste was der Staatsanwalt fragt „Zeigen Sie mir mal Ihre Gefährdungsbeurteilung“. Ganz schlechte Karten hat dann der Arbeitgeber und Verantwortliche, der nichts vorweisen kann. Da hilft dann auch kein „Ich kann ja nicht alles machen“, „Woher soll ich das wissen?“, „Hat mir keiner gesagt“ oder „Da ham wir doch vor Jahren mal was gemacht, als die BG da war, das müsste irgendwo im Schrank liegen, wo ist das bloß?“.
Wichtig bei der Erstellung und Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen ist, dass diese nicht nur vom Arbeitgeber, meistens mit Unterstützung durch eine Fachkraft für Arbeitssicherheit (extern oder intern), gemacht wird. Es ist von enormer Wichtigkeit, dass auch die betrieblichen Führungskräfte, die Mitarbeiter vor Ort und im speziellen auch die Sicherheitsbeauftragten sowie der Betriebsrat wirklich informiert und eingebunden sind – nur so kann Arbeit sicher und vor allem auch gut gemacht werden.
Organisatorische und technische Maßnahmen
Eine Gefährdungsbeurteilung muss auch für den Betrieb von Gabelstaplern erstellt und immer wieder aktualisiert werden. Hierbei müssen die Sichtverhältnisse des Staplerfahrers eingehend untersucht und beurteilt sowie entsprechende Maßnahmen für den sicheren Betriebsalltag festgelegt werden. Und natürlich müssen diese Maßnahmen und das Thema „Gabelstaplerunfälle“ den Mitarbeitern überhaupt bekannt sein. Am sinnvollsten (auch um rechtlich auf der sichereren Seite zu sein) wird dies von den Vorgesetzten zusammen mit den Sicherheitsbeauftragten den Mitarbeitern verständlich vermittelt. Hierbei können Vorgesetzte auch mitteilen, ob bzw. welche Sanktionsmaßnahmen es gibt, wenn Arbeitsschutzregeln missachtet werden, egal ob von Staplerfahrern oder von Fußgängern.
Generell gilt: Um Unfälle zwischen Fußgängern und Gabelstaplern zu vermeiden, muss das betriebliche Umfeld organisatorisch und technisch so gestaltet sein, dass Stapler und Fußgänger möglichst nicht aufeinandertreffen. Das heißt: getrennte Verkehrswege für Stapler und Fußgänger sowie eine Trennung von Verladetätigkeiten und Fußgängerverkehr. Sind getrennte Verkehrswege betrieblich bedingt nicht möglich, sollten Gabelstaplerfahrer und die Fußgänger regelmäßig über sicheres Arbeiten und Verhalten im jeweiligen Betrieb informiert und sensibilisiert werden. Nur so lassen sich Betriebsblindheit und gefährliche Routine verhindern. Denn hinterher …
Zum Schluss
Immer wieder ereignen sich schlimme Unfälle mit Gabelstaplern, die absolut unnötig sind. Entweder wird mit Gabelstaplern unachtsam gefahren, weil deren Fahrer in der Hektik im Betriebsalltag das, was sie eigentlich wissen und können, kurz mal vergessen, oder Personen, die sich in der Nähe des Gabelstaplers aufhalten, sich in trügerischer Sicherheit wiegen. Und weil der sichere Umgang mit Gabelstaplern bei etlichen Führungskräften ein Schattendasein führt, nicht wirklich weiter oben auf der Agenda steht und schlecht organisiert ist.
Unsichere Verhaltensweisen werden vielleicht sogar gesehen, aber geduldet. Alle, die mit Gabelstaplern arbeiten oder sich in deren Nähe befinden, sollten und müssen über den sicheren Umgang mit Gabelstaplern Bescheid wissen. Lieber einmal mehr auf sicheres Verhalten hinweisen, als einmal zu wenig. Scheuen Sie sich auch nicht, unsichere Verhaltensweisen bei den Kollegen oder Gabelstaplerfahrern anzusprechen, denn keiner möchte wirklich, dass Knochen brechen und hinterher das berühmte „Wenn, … dann …“ kommt.