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Deutschland-Barometer Depression

Deutschland-Barometer Depression
Zu viele an Depression erkrankt

Zu viele an Depression erkrankt
Foto: © LIGHTFIELD STUDIOS - stock.adobe.com

Bei jedem fün­ften Beschäftigten in Deutsch­land wurde schon ein­mal eine Depres­sion diag­nos­tiziert. Ein besser­er Wis­sens­stand zur Erkrankung in Unternehmen könnte viel Leid bei betrof­fe­nen Arbeit­nehmern und immense Kosten für Arbeit­ge­ber ver­mei­den. Das leg­en die Ergeb­nisse des aktuellen 5. Deutsch­land-Barom­e­ters Depres­sion der Stiftung Deutsche Depres­sion­shil­fe nahe.


20% der Beruf­stäti­gen gaben an, dass bei ihnen schon ein­mal die Diag­nose Depres­sion gestellt wor­den sei. Weit­ere 19% der befragten Arbeit­nehmer ver­muten, schon ein­mal im Leben an Depres­sion erkrankt gewe­sen zu sein - bish­er jedoch ohne eine ärztliche Diag­nose. Einen Suizid oder Suizid­ver­such eines Kol­le­gen haben bere­its 15% der Mitar­beit­er erlebt. Depres­sion ist eine häu­fige und schwere Erkrankung. Sta­tis­tisch gese­hen gibt es in nahezu jedem Unternehmen depres­siv erkrank­te Mitar­beit­er. Arbeit­ge­ber kön­nen viel dazu beitra­gen, dass betrof­fene Beschäftigte rasch­er in eine pro­fes­sionelle Behand­lung kom­men. Dadurch kön­nen neben großem Leid auch Kosten ver­mieden wer­den. Unternehmen soll­ten deshalb drin­gend Basiswis­sen und auch Hand­lungskom­pe­tenz zu Depres­sion und Suizid­präven­tion auf­bauen, sagt Prof. Ulrich Hegerl, Vor­standsvor­sitzen­der der Stiftung Deutsche Depres­sion­shil­fe und Inhab­er der Senck­en­berg-Pro­fes­sur an der Goethe-Uni­ver­sität Frankfurt.

Betroffene gehen im Job zurückhaltend mit Erkrankung um

Die Mehrheit der Beschäftigten mit Depres­sion spricht am Arbeit­splatz nicht über die Erkrankung. Ein Drit­tel der Betrof­fe­nen geht hinge­gen offen im beru­flichen Umfeld damit um mit zumeist pos­i­tiv­en Erfahrun­gen (70%). Jed­er Vierte (26%) hat­te allerd­ings das Gefühl, dass durch den offe­nen Umgang nicht mehr die eigene Leis­tung, son­dern die Erkrankung im Vorder­grund stand.

22% der an Depres­sion erkrank­ten Mitar­beit­er bericht­en von möglichen Anlauf­stellen bei psy­chis­chen Prob­le­men in ihrer Organ­i­sa­tion (u.a. Betrieb­sarzt, Betriebliche Sozial­ber­atung, Betrieb­srat). 30% von ihnen haben der­ar­tige Hil­fen wirk­lich in Anspruch genom­men 74 % davon mit guten Erfahrun­gen. Men­schen mit Depres­sion sind im gesun­den Zus­tand oft Leis­tungsträger in Unternehmen. Sie rea­gieren mit großer Dankbarkeit, wenn sie von Seit­en des Unternehmens auf ver­ständ­nisvolle und sachgerechte Reak­tio­nen stoßen“, betont Hegerl. Schu­lungen von Per­son­alver­ant­wortlichen und Führungskräften und Infor­ma­tio­nen für alle Mitar­beit­er tra­gen dazu bei, dass Betrof­fene rasch­er den Weg in eine pro­fes­sionelle Behand­lung find­en. Ein neuer Ansatz sind zudem Peer-Beratun­gen in Unternehmen. Hier bieten Mitar­beit­er mit Depres­sion­ser­fahrung nieder­schwellige Beratun­gen für Kol­le­gen an und das ver­traulich z.B. am Tele­fon oder per­sön­lich außer­halb des Betriebes.

Irrtum: Bevölkerung sieht Ursachen der Depression in Arbeitswelt

Das Deutsch­land-Barom­e­ter Depres­sion zeigt auch, dass die Rolle der Arbeit für die Entste­hung von depres­siv­en Erkrankun­gen über­schätzt und gle­ichzeit­ig die Bedeu­tung der Ver­an­la­gung unter­schätzt wird. Belas­tun­gen am Arbeit­splatz (95%), Kon­flik­te im Job/mit Kol­le­gen (93%) und die dauer­hafte Erre­ich­barkeit (83%) gel­ten bei den Bundes­bürg­ern als wichtig­ste Ursachen für Depres­sion. Dass die Depres­sion auch biol­o­gis­che Ursachen hat, ist dage­gen weniger bekan­nt. So ken­nen nur 64 % die erbliche Kom­po­nente der Depres­sion. Nur 57% wis­sen, dass während der Depres­sion vielfältige Hirn­prozesse verän­dert sind. „Während der Depres­sion nehmen Betrof­fene alles wie durch eine dun­kle Brille wahr und fühlen sich völ­lig erschöpft und durch die Arbeit über­fordert. Häu­fig wird dann die Über­forderung fälschlicher­weise als Ursache und nicht als Folge der Depres­sion ange­se­hen“, so Prof. Dr. Ulrich Hegerl. Dies erk­lärt, warum 68% glauben, dass Urlaub bei Depres­sion hil­ft.

63% der Bun­des­bürg­er gehen davon aus, dass aus­ruhen und viel schlafen die Depres­sion lin­dert. Das Gegen­teil ist der Fall: Langer Schlaf ver­schlechtert bei den meis­ten die Depres­sion. Schlafentzug ist dage­gen ein etabliertes Behand­lungsver­fahren in Kliniken. Auch Urlaub lin­dert die Depres­sion nicht, da die Erkrankung mit­fährt. Die Behand­lung der Depres­sion erfol­gt gemäß den nationalen Leitlin­ien mit Anti­de­pres­si­va und/oder Psy­chother­a­pie“, stellt Prof. Ulrich Hegerl richtig.

Gefördert wird die bun­desweit repräsen­ta­tive Befra­gung durch die Deutsche Bahn Stiftung. „Wir engagieren uns bere­its seit unser­er Grün­dung 2013 im Bere­ich psy­chis­che Gesund­heit von Kindern, Jugendlichen und Erwach­se­nen. Je früher und offen­er über psy­chis­che Erkrankun­gen gesprochen wird, desto eher kön­nen diese erkan­nt und behan­delt wer­den. Uns ist die Entstig­ma­tisierung wichtig, und dafür über Depres­sion und psy­chis­che Erkrankun­gen aufzuk­lären. Wir unter­stützen Ange­bote, die präven­tiv das Gesund­heitssys­tem ent­las­ten und die Ver­sorgungslage verbessern.“, sagt Tobias Geiger, Vor­sitzen­der Geschäfts­führer Deutsche Bahn Stiftung.

Informations- und Hilfsangebote für Menschen mit Depression

  • Wis­sen, Selb­sttest und Adressen rund um das The­ma Depres­sion unter www.deutsche-depressionshilfe.de
  • deutsch­landweites Info-Tele­fon Depres­sion 0800 33 44 5 33 (kosten­frei)
  • fach­lich mod­erierte Online-Foren zum Erfahrungsaus­tausch für Erwach­sene www.diskussionsforum-depression.de und junge Men­schen ab 14 Jahren www.fideo.de

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