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Auch strittige Themen behandelt

Forum Sicherheit der Feuerwehr-Unfallkassen
Auch strittige Themen behandelt

„Feuer­wehr − Gesund in die Zukun­ft?“ Diese Frage stand über dem Forum „Sicher­heit“ der Feuer­wehr-Unfal­lka­ssen am 9. und 10. Dezem­ber 2013 in Ham­burg. Ein­fache Antworten gab es nicht. Zu vielschichtig und kom­plex sind die Prob­leme, die das Ehre­namt angesichts ein­er älteren Bevölkerung betr­e­f­fen. Allerd­ings haben die Feuer­wehren, die Städte und Gemein­den und auch die Unfal­lver­sicherungsträger noch „Hausauf­gaben“ zu erledigen.

Die seit Monat­en aus­ge­buchte Tagung hat­te rund 300 Fach- und Führungskräfte der Feuer­wehren, der Ver­wal­tung und des Arbeitss­chutzes ange­zo­gen, um Antworten aus Wis­senschaft, Medi­zin, Feuer­wehrprax­is, Recht­sprechung und Ver­sicherung auf Fra­gen zu hören, die den Feuer­wehren auf den Nägeln bren­nen: „Was tun, wenn die Ein­satzkräfte immer älter wer­den?“, „Wohin steuert die arbeitsmedi­zinis­che Vor­sorge?“ oder „Wie ste­ht es um die Fit­ness­förderung in den Feuer­wehren?“ Die Feuer­wehr-Unfal­lka­ssen hat­ten sich nicht gescheut, dur­chaus strit­tige The­men auf die Tage­sor­d­nung zu set­zen. Zu groß sind die Her­aus­forderun­gen der Zukun­ft, als dass man sie aus­sitzen sollte.

Im Ein­führungsvor­trag referierte Ayaan Hus­sein von der Ham­burg­er BAT-Stiftung für Zukun­fts­fra­gen zum The­ma „Wie leben wir in 50 Jahren“. Dabei betra­chtete sie beson­ders das Freizeitver­hal­ten und die kün­ftige Rolle der Ehrenämter: „Soziale Bindun­gen wer­den wieder einen höheren Stel­len­wert erlan­gen und auch das ehre­namtliche Engage­ment wird weit­er hoch im Kurs stehen.“
Für die Zukun­ft gewappnet?
Um die kör­per­liche Gesund­heit und Fit­ness drehte sich der erste The­men­block der Tagung. Nach einem Vor­trag über Augen­ver­let­zun­gen durch Löschwasser­strahlen und neue Maß­nah­men zur Fit­ness­förderung durch die Hanseatis­che Feuer­wehr-Unfal­lka­sse (HFUK) Nord bezog Prof. Dr. Hans-Anton Adams, Medi­zinis­che Hochschule Han­nover (MHH), Lan­des­feuer­wehrarzt Nieder­sach­sen, Stel­lung zur Frage, ob die Feuer­wehrange­höri­gen von heute für die Anforderun­gen in der Zukun­ft gewapp­net sind:
„Alle Organ­i­sa­tio­nen im Hil­feleis­tungssek­tor ste­hen vor ähn­lichen Fra­gen – wie kann das Poten­zial der nahezu 1,5 Mil­lio­nen ehre­namtlich in Hil­feleis­tung­sor­gan­i­sa­tio­nen täti­gen Men­schen erhal­ten und gepflegt wer­den? Da der Typus rar ist, der einem Spitzenath­leten gle­ich allen kör­per­lichen und geisti­gen Anforderun­gen des Feuer­wehr­di­en­stes voll­ständig entspricht, müssen alter­na­tive Wege gefun­den und gegan­gen wer­den. Ein weg­weisender Ansatz kann die Def­i­n­i­tion der Eig­nung in der Feuer­wehr für ver­schiedene Funk­tio­nen sein, bei denen das indi­vidu­elle Leis­tungsver­mö­gen berück­sichtigt und Pri­or­itäten mit Augen­maß geset­zt wer­den.“ Pro­fes­sor Adams fokussierte damit auf die Entschei­dung­shil­fe der HFUK Nord, die in einem weit­eren Vor­trag aus­führlich vorgestellt wurde.
Diskus­sion um Vorschä­den durch degen­er­a­tive Erkrankungen
Dr. med. Aki Pietsch, BG-Unfal­lkranken­haus Ham­burg, ging beim The­ma „Degen­er­a­tive Erkrankun­gen“ speziell auf die Frage ein, wann und wo der kör­per­liche Ver­schleiß ein­set­zt: „Die Prozesse ver­laufen indi­vidu­ell sehr unter­schiedlich, in nahezu allen Fällen kann von ein­er Abnahme der Leis­tungs­fähigkeit ab dem 30. Leben­s­jahr aus­ge­gan­gen wer­den“, trug Dr. Pietsch vor. Ins­beson­dere bei der Erhöhung der Dien­stal­ters­gren­zen stellt sich die Frage, ob bei auftre­tenden Gesund­heitss­chä­den während des Feuer­wehr­di­en­stes ein Arbeit­sun­fall vor­liegt oder nicht. Zu wessen Las­ten geht dabei die Beweispflicht? Damit wurde die grund­sät­zliche Prob­lematik ersichtlich, die sich hin­ter Schlag­worten wie demografis­ch­er Wan­del usw. für die Feuer­wehren ver­birgt. Die „Belegschaften“ der Frei­willi­gen Feuer­wehren wer­den immer älter. „Im Bere­ich der Unfal­lver­sicherungsträger zeigen sich ins­beson­dere bei Arbeit­sun­fällen ab dem 50. Leben­s­jahr ver­mehrt kon­tro­verse Diskus­sio­nen, ob eine alters­be­d­ingte, degen­er­a­tive Vorschädi­gung als Ursache in Betra­cht gezo­gen wer­den muss“, skizzierte Dr. Pietsch das Dilem­ma. Die Maßstäbe der Kausal­ität­sprü­fung sind für Außen­ste­hende nicht immer so ein­fach nachvollziehbar.
Antworten hierzu und zu für den Laien oft unver­ständlichen Entschei­dun­gen der Unfal­lver­sicherungsträger und der Sozial­gerichte ver­suchte Eber­hard Ziegler, Refer­at­sleit­er der Deutschen Geset­zlichen Unfal­lver­sicherung (DGUV), Berlin, zu geben: „Gesund­heitss­chä­den wer­den dann entschädigt, wenn sie Folge des Ver­sicherungs­falls sind und ursäch­lich auf ihn zurück­ge­führt wer­den kön­nen. Maßgebend sind also der zeitliche, sach­liche und ursäch­liche Zusam­men­hang zur Feuer­wehrtätigkeit. Die Hand an diese Kausal­ität­san­forderun­gen zu leg­en, würde in let­zter Kon­se­quenz bedeuten, die geset­zliche Unfal­lver­sicherung ihres Alle­in­stel­lungsmerk­mals in der Sozialver­sicherung zu berauben“, führte Eber­hard Ziegler aus.
Ein möglich­er Weg ist die Entschädi­gung über soge­nan­nte Unter­stützungs­fonds. Über diese kön­nten in Fällen, in denen ein Arbeit­sun­fall auf Grund von Vorschä­den abgelehnt wer­den muss, den­noch frei­willige Leis­tun­gen gewährt werden.
Hausauf­gaben sind noch zu machen
Dr. Thomas Molkentin, Bun­desmin­is­teri­um für Arbeit und Soziales (BMAS), ging auf den notwendi­gen inneren Zusam­men­hang zwis­chen ver­sichert­er Tätigkeit und Unfall­ereig­nis ein. Anhand ver­schieden­er bere­its von Lan­dessozial­gericht­en und Bun­dessozial­gericht entsch­ieden­er Fälle skizzierte er Ursache und Wirkung der „Missver­ständ­nisse“ zwis­chen betrof­fe­nen Ver­sicherten und den Unfal­lver­sicherungsträgern. Bei­den Parteien – und darüber hin­aus den Feuer­wehrver­bän­den – schrieb er ins Stamm­buch, erst ein­mal ihre Schu­lar­beit­en zu erledi­gen, bevor nach dem Richter gerufen wird. Hil­fre­ich wäre beispiel­sweise ein Leit­faden für die Unfall­sach­bear­beitung zum Feuer­wehr­di­enst. Zur Entschei­dung, ob ein Vorschaden „wesentliche Teil­ur­sache“ eines Gesund­heitss­chadens ist, schlug Dr. Molkentin ein Bew­er­tungsraster vor, welch­es die bere­its erfol­gten arbeitsmedi­zinis­chen Vor­sorge-unter­suchun­gen nach G 26 berücksichtigt.
Prob­leme bei G 26 Untersuchung
Dass die Feuer­wehren bei der Unter­suchung nach G 26 zunehmend vor Prob­le­men ste­hen, skizzierte Jür­gen Kalweit, Präven­tion­sleit­er der HFUK Nord, in seinem Vor­trag, als er die Ergeb­nisse ein­er Studie zur arbeitsmedi­zinis­chen Ver­sorgung vorstellte: „Auch die Feuer­wehren haben mit dem Ärzte­man­gel zu kämpfen. Unter­suchung­ster­mine zu akzept­ablen Zeit­en zu bekom­men, wird auf dem Land zunehmend schwieriger. Ein Prob­lem sind auch die häu­fig weit­en Ent­fer­nun­gen zum näch­sten Arbeitsmedi­zin­er“, führte Kalweit zur gegen­wär­ti­gen Sit­u­a­tion aus.
Ver­sicherungss­chutz für Dienstsport
Wenn vom Unternehmer und den Unfal­lver­sicherungsträgern kör­per­liche Eig­nung und Fit­ness von den Feuer­wehrange­höri­gen gefordert wird, müssten Sport treibende Feuer­wehrange­hörige auch unter Unfal­lver­sicherungss­chutz gestellt wer­den. „Ver­sicherungsträger und Recht­sprechung irren, wenn sie die Unfal­lver­let­zten auf die Grund­sätze des Betrieb­ss­ports für Beschäftigte ver­weisen“, meint Geschäfts­führer Lutz Ket­ten­beil von der HFUK Nord. „Dien­st­sport sei nicht Aus­gle­ich von ein­er belas­ten­den ver­sicherten Tätigkeit (zum Beispiel Fleißband oder Zwang­shal­tung im Berg­bau), son­dern notwendi­ge Voraus­set­zung, um die ver­sicherte Tätigkeit (Men­schen­ret­tung, Brand­bekämp­fung) über­haupt ausüben zu kön­nen. „Hier muss ein Umdenken stat­tfind­en“, mah­nte Lutz Ket­ten­beil an. Als sehr hil­fre­ich bew­ertete er die Auf­nahme des Dien­st­sports in die Brand­schutzge­set­ze der Länder.
Hil­fe bei psy­chis­chen Traumata
Der vierte Block des Forums beschäftigte sich mit Psy­chis­chen Trau­ma­ta und deren Fol­gen. So zeigte Geschäfts­führer Thomas Wittschurky die Ten­den­zen und Fal­lzahlen von angezeigten PTBS-Fällen (Post­trau­ma­tis­che Belas­tungsstörung) bei den Feuer­wehr-Unfal­lka­ssen auf. Ergänzend referierte Lan­des­feuer­wehrpas­torin Erneli Martens, Ham­burg, über die Ver­sorgungsstruk­tur mit psy­chosozialen Fachkräften in der Bundesrepublik.
Welche Behand­lungsmöglichkeit­en der Medi­zin heute zur Ver­fü­gung ste­hen, um trau­ma­tisierten Ein­satzkräften zu helfen, stellte die Fachärztin Katha­ri­na Hein-Damdou­nis vom BG-Unfal­lkranken­haus Ham­burg vor. Ein­er teil­weise sehr lan­gen Ther­a­pie und Reha­bil­i­ta­tion müsse eine sorgfältige Diag­nose vorausgehen.
Das große Inter­esse an der Fach­ta­gung der Feuer­wehr-Unfal­lka­ssen hat gezeigt, dass den Feuer­wehren die The­men wie Gesund­heit des Per­son­als und die soziale Absicherung der Feuer­wehrange­höri­gen unter den Nägeln bren­nen. Gut, dass beim Forum „Sicher­heit“ viele gute Ansätze und Anre­gun­gen aus­giebig disku­tiert wur­den. Nun soll­ten Tat­en fol­gen, meinen die Ver­anstal­ter. Soziale Absicherung und gesund­heitliche Für­sorge müssten aus­ge­baut und zukun­fts­fähig gemacht wer­den – auch das sei Förderung des Ehrenamtes.
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