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Auf in den K(r)ampf…

Heutige Glosse: Revolution im Arbeitsschutz
Auf in den K®ampf…

Auf in den K(r)ampf…
Was hat Industrie 4.0 mit Arbeitsschutz zu tun? Und was ist Arbeitssicherheit 0,44? Foto: ©besjunior - stock.adobe.com

 

Wis­sen Sie, was die „Indus­trie 4.0“ ist? Also, ich dachte im ersten Augen­blick an eine neue Soft­ware oder an ein neues Smart­phone. Doch weit gefehlt! Bei der „Indus­trie 4.0“ han­delt es sich in Wirk­lichkeit um ein Pro­jekt in der High­tech-Strate­gie der Bun­desregierung, die den Beginn ein­er neuen indus­triellen Rev­o­lu­tion einläutet.

 

Wie bitte? Eine Rev­o­lu­tion? Noch dazu im Rah­men ein­er „High­tech-Strate­gie“ unser­er Bun­desregierung? Wie passt denn das bitteschön zusammen?

Mal ganz abge­se­hen von kaum zu glauben­den Strate­gien der Regierung, kann und darf es eine Rev­o­lu­tion bei uns im Grunde näm­lich gar nicht geben. Schließlich ist eine Rev­o­lu­tion laut Wikipedia „ein grundle­gen­der und nach­haltiger struk­tureller Wan­del eines oder mehrerer Sys­teme, der meist abrupt oder in rel­a­tiv kurz­er Zeit erfol­gt.

Hier? Wir? Wer?

Ein abrupter Wan­del, der zudem in rel­a­tiv kurz­er Zeit erfol­gt… Soso! Wie soll das im Land des nie fer­tig wer­den­den Haupt­stadt­flughafens BER gehen? Außer­dem richtet sich eine Rev­o­lu­tion in der Regel gegen eine Regierung. Damit ver­stößt sie ganz ein­deutig gegen die Grund­sätze der Demokratie und ist daher kat­e­gorisch abzulehnen. Es sei denn… Nun, wenn die Rev­o­lu­tion von der Regierung selb­st aus­ge­ht, ist die verkehrte Welt in Ord­nung. Dann ist eine Rev­o­lu­tion nicht nur erlaubt, dann ist sie sog­ar als rich­tungsweisend zu bezeichnen!

Die Zukunft hat bereits begonnen — Sifa 3.0

Doch eigentlich ist das mit der „Indus­trie 4.0“ bere­its jet­zt egal, denn von dem The­ma redet in Zukun­ft garantiert kein Men­sch mehr. Über ein anderes The­ma wird man dage­gen wom­öglich noch in ein paar Jahren reden. Zwar ist noch nicht sich­er, ob man in Zukun­ft im Guten oder im Schlecht­en darüber redet, aber man wird über die neue Sifa-Aus­bil­dung – der „Sifa 3.0“ sozusagen – mit ihrem mod­er­nen Bil­dungsansatz mit Kom­pe­ten­zori­en­tierung und dem erneuten Ruf nach dem „Man­ag­er für Sicher­heit und Gesund­heit“ garantiert noch lange sprechen.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen mit diesem Typen geht, aber ich habe den Ein­druck, dass dieser Super-Man­ag­er – im Gegen­satz zum Arbeits- und Gesund­heitss­chutz an sich – partout nicht totzukriegen ist. Eher im Gegen­teil! Die Arbeit­ge­ber wollen ihn! Viele Arbeit­ge­ber wären zumin­d­est trau­rig, wenn er bei ihnen nicht einge­führt wer­den würde. Also, ich meine… Sie ver­ste­hen mich… Einge­führt im Sinne von Stel­lung im Unternehmen… Oh Gott, wie komme ich da wieder raus?

Neues The­ma! Ken­nen Sie die neue Kam­pagne „kom­m­mit­men­sch” (tat­säch­lich mit vier “m” in einem Wort) der Unfal­lka­ssen und Beruf­sgenossen­schaften, die die Kul­tur der Präven­tion in den Unternehmen fördern soll?

Tolle Sache das! Ich las im Zusam­men­hang mit dieser Kam­pagne etwas von Stress und Unord­nung, von Müdigkeit und guten Vorsätzen und von Ein­sicht, die ja bekan­nter­maßen der erste Schritt zur Besserung ist. Lei­der las ich nichts von Män­geln in der Arbeitss­chut­zor­gan­i­sa­tion in den Unternehmen, von fehlen­den Unter­weisun­gen und Gefährdungs­beurteilun­gen und von ver­nach­läs­sigten ASA-Sitzungen.

Ich las lei­der auch nichts über den teil­weise harschen Umgang mit den Sicher­heits­fachkräften in den Unternehmen und ich las vor allem nichts von fehlen­den Kon­trollen durch die Auf­sichts­be­hör­den. Ich las erst Recht nichts von fehlen­dem Per­son­al in den Regierung­sprä­si­di­en, Gewer­beauf­sicht­sämtern, Unfal­lka­ssen und Beruf­sgenossen­schaften. Immer­hin las ich aber auch nichts von einem „Man­ag­er für Sicher­heit und Gesund­heit“, was fast schon als Fortschritt zu werten ist.

Wis­sen Sie, was ein Potemkin­sches Dorf ist? Als Potemkin­sches Dorf beze­ich­net man nach außen super schick ausse­hende Objek­te, die sich jedoch tat­säch­lich ein einem erbärm­lich schlecht­en Zus­tand befind­en. Die Objek­te wirken auf den ersten Blick unglaublich beein­druck­end, doch es fehlt ihnen let­zten Endes an Sub­stanz; der Arbeits- und Gesund­heitss­chutz in der Bun­desre­pub­lik, vertreten durch Rev­o­lu­tio­nen, neue Sifa-Aus­bil­dungsrichtlin­ien und unaussprech­liche Kam­pag­nen wird mehr und mehr zu einem Potemkin­schen Dorf.

Praxistipp:

Die Rev­o­lu­tion ist tot! Es lebe die Revolution!*

Es wird Zeit für eine weit­ere Rev­o­lu­tion und ich nenne sie „Arbeitssicher­heit 0.44“ (der Name bietet sich nach 44 Jahren Arbeitssicher­heits­ge­setz förm­lich an).

Ich werde in naher Zukun­ft einen Arbeit­skreis bilden und nach ein­er High­tech-Strate­gie suchen. Anmel­dun­gen zum Arbeit­skreis und Vorschläge für eine sin­nvolle Strate­gie nehme ich gerne entgegen.

Ihre Anmel­dung zum Arbeit­skreis und son­stige Anre­gun­gen nimmt die Redak­tion (ver­trauensvoll!) ent­ge­gen.

 

 

Ihr

Heiko Mit­tel­staedt

 

*Frei nach Wil­helm Liebknecht aus dem Sozial­is­tis­chen Monat­sheft von 1898

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