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Ausbreitungswege von Kohlenmonoxid: Gas geht durch die Wand

Studie zu Ausbreitungswegen von Kohlenmonoxid
Gas geht durch die Wand

Gas geht durch die Wand
Foto: © Gorodenkoff - stock.adobe.com

Wis­senschaftler des Insti­tuts für Brand- und Katas­tro­phen­schutz in Hey­roths­berge bei Magde­burg haben nachgewiesen, dass das gefährliche Kohlen­monox­id (CO) prob­lem­los durch Wände dringt. Wie die Forsch­er in einem Beitrag der Zeitschrift der Vere­ini­gung zur Förderung des Deutschen Brand­schutzes (vfdb) (Heft 2/2020) aus­führlich bericht­en wur­den ver­schiedene Baustoffe unter die Lupe genom­men. Bei dem CO-Gas sei ein deut­lich­er Durchtritt fest­gestellt wor­den; die nachgewiese­nen Konzen­tra­tio­nen seien aus toxikol­o­gis­ch­er Sicht rel­e­vant gewesen.

CO-Warngeräte bei Feuerwehr-Einsätzen in Gebäuden nötig

„Die Ergeb­nisse der Unter­suchung sind eine deut­liche Mah­nung sowohl für Fach­leute als auch für den End­ver­brauch­er“, sagt vfdb-Präsi­dent Dirk Aschen­bren­ner. „Beispiel­sweise wird darauf hingewiesen, dass Ein­satzkräfte, die nicht mit umluftun­ab­hängigem Atem­schutz aus­gerüstet sind, an Ein­sat­zorten in Gebäu­den CO-Warngeräte tra­gen müssen.“ Für die Bevölkerung sei die Studie zugle­ich ein Hin­weis, in Woh­nun­gen CO-Warn­melder zu installieren.

Ursachen für hohe Konzentration von Kohlenmonoxid

Ursachen für eine erhöhte CO-Konzen­tra­tion im Raum kön­nen sowohl tech­nis­che Defek­te, man­gel­nde Wartung oder Manip­u­la­tio­nen an Feuerungsan­la­gen sein. Auch durch ver­stopfte Schorn­steine und Abgasan­la­gen von Gas­ther­men, Ölheizun­gen oder Kam­inöfen kann CO in die Raum­luft gelan­gen. Auf­fäl­lig waren in den let­zten Jahren auch schwere CO-Vergif­tun­gen in Shisha-Bars mit unzure­ichen­der Lüf­tung sowie in zunehmender Zahl durch Holzkohle­grills, Heizpilze oder ben­z­in­be­triebene Stro­mag­gre­gate, die in geschlosse­nen Räu­men genutzt wurden.

„Pro Jahr ster­ben allein in Deutsch­land rund 650 Men­schen an ein­er CO-Vergif­tung, über 3500 Fälle wer­den jährlich sta­tionär im Kranken­haus behan­delt – und die Dunkelz­if­fer ist hoch“, so Aschen­bren­ner weiter.

Warum kommen Kohlenstoffmonoxidmoleküle durch die Wand?

In der Studie wird erläutert, dass Kohlen­stoff­monox­id­moleküle (CO-Moleküle) einen Durchmess­er von 0,318 Nanome­ter haben. Das lasse den Schluss zu, dass CO-Moleküle möglicher­weise Fest­stoffe durch­drin­gen kön­nen, schreibt Dr. San­dra Weg­n­er, wis­senschaftliche Mitar­bei­t­erin und fed­er­führende Bear­bei­t­erin des Pro­jek­ts. So wäre zumin­d­est zu erk­lären, was bei vie­len Ein­sätzen mit CO-Vergif­tun­gen wahrgenom­men wurde: Per­so­n­en mit CO-Vergif­tung waren in Räu­men zu find­en, die abseits der CO-Quelle lagen. Bis­lang sei immer wieder über nahe­liegende Ursachen wie Türen, Kabel- und Rohrleitungss­chächte oder auch Defek­te in der Bausub­stanz disku­tiert worden.

Ver­mutet wor­den sei aber auch schon eine Zeit lang, dass die Gas­moleküle bei der Aus­bre­itung in Gebäu­den auch ihren Weg durch Deck­en und Wände nehmen. Diese Ver­mu­tung werde durch die jet­zt vor­liegen­den Ergeb­nisse untermauert.

CO-Gefahren nicht nur in der Heizperiode

„Für uns liefert die Studie einen wichti­gen Impuls, unsere Aufk­lärungsar­beit weit­er zu inten­sivieren“, sagt Anne Wentzel, Sprecherin der Ini­tia­tive zur Präven­tion von Kohlen­monox­id-Vergif­tun­gen („CO macht K.O.“). „Im Übri­gen existieren CO-Gefahren das ganze Jahr über, nicht nur während der Heizpe­ri­ode,“ erläutert Wentzel. So warnt die Ini­tia­tive im Som­mer zum Beispiel drin­gend davor, Holzkohle­grills oder Heizpilze in geschlosse­nen Räu­men zu betreiben.

Symptome und Folgen einer Vergiftung durch Kohlenmonoxid

„Kohlen­monox­id ist ein Atemgift, dass unsicht­bar, geruchs- und geschmack­los ist und nur mit Hil­fe tech­nis­ch­er Sen­soren detek­tiert wer­den kann“, erk­lärt Dr. Hel­la Körn­er-Göbel von der Arbeits­ge­mein­schaft Notärzte in Nor­drhein-West­falen. „Betrof­fene bemerken nicht, wenn sie Kohlen­monox­id einat­men. Erste Vergif­tungssymp­tome sind Übelkeit, Schwindel oder Kopf­schmerzen. Später kom­men Herzrasen, Bewusst­seinsstörun­gen und Muskelschwäche hinzu, was Betrof­fene daran hin­dert, den Raum zu ver­lassen und sich in Sicher­heit zu bringen.“

Kohlen­monox­id-Vergif­tun­gen kön­nen nach den Worten der Medi­ziner­in außer­dem gesund­heitliche Spät­fol­gen wie beispiel­sweise Störun­gen des Ner­ven­sys­tems bis hin zur Parkinson’schen Krankheit nach sich ziehen und je nach Vergif­tungs­grad zum Tode führen.

Die kom­plette Studie kann hier einge­se­hen werden.

www.vfdb.de

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