Prof. Frank Werner, Leiter des Fachbereichs Persönliche Schutzausrüstungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und stellv. Hauptabteilungsleiter Prävention der BG BAU, Berlin, referiert am 10. Dezember 2020 in Heidelberg beim „3. Tag der PSA“ über das Thema „Die PSA der Zukunft – smart, vernetzt und mehr, als nur Augen‑, Gehör- oder Fußschutz“:
Kann man seriös vorhersagen, wie die „PSA der Zukunft“ aussieht? Oder geht es nicht eher um das frühzeitige Erkennen von Trends unter Berücksichtigung aktueller Entwicklungen? Bei diesen Fragen setzt der Referent Prof. Frank Werner in seinem Vortrag an.
Fakt ist: Frühere Bilder von PSA sind überholt. Demnach bestand ihre alleinige Aufgabe darin, den persönlichen Schutz von Menschen in den Bereichen zu gewährleisten, die durch höherwertige Maßnahmen nicht zu erreichen sind. Die „PSA der Gegenwart“ ist dagegen schick und bequem, setzt Design- und Modetrends und hat längst den Freizeitbereich erreicht – Beispiele sind Ski- und Fahrradhelme. Viele Menschen prägt aber noch ihr altes Bild von PSA aus Kindheitstagen, wie zum Beispiel die Schutzbrille am Schleifbock des Großvaters. Diese Bilder verdeutlichen nicht nur die tiefgreifende optische Veränderung von PSA, sondern liefern auch eine Erklärung, warum die Männer vom Bau damals lieber „harte Kerle“ blieben, als PSA zu verwenden. Dieses oft hinter dem Begriff der „Tradition“ versteckte Denken ist – zumindest in der Bauwirtschat – aber noch täglich anzutreffen.
Aktuelle PSA ist also anders: Moderne Gewebe und Materialien bieten höchsten Tragekomfort, Hitze‑, Kälte- und Nässeschutz sowie Dämpfung. Sie wiegt kaum etwas, ist gut zu reinigen und lässt sich auf individuelle Bedürfnisse anpassen. Gerade bei jungen Menschen setzt sie Trends und weckt Erwartungen auf mehr. PSA wird künftig noch individueller und sehr vernetzt interagieren. Die weitere Optimierung ihrer Eigenschaften wird einen ebenso hohen Stellenwert haben wie das zeit- und ortbezogene Bereitstellen von Informationen.
In seinem Vortrag skizziert Prof. Frank Werner nicht nur die Veränderungen – er beschreibt auch die damit verbundenen Herausforderungen. Die heute noch sehr produkt- oder produktgruppenfokussierte Normung wird so keinen Bestand mehr haben können. In den Ausschüssen wird bereits sehr intensiv und kontrovers darüber diskutiert, wie die Normung der Zukunft aussehen kann – national, europäisch und international. Was passiert mit den Unmengen an Daten? Wem gehören diese und wie werden individuelle Daten geschützt?
Ziel muss es sein, mit den richtigen Fragen die notwendigen Diskussionen anzustoßen und den gesellschaftlichen Wertewandel im Auge zu behalten. Die „PSA der Zukunft“ wird – hier ist sich der Referent sicher – das heutige Verständnis von PSA auf den Kopf stellen. In vielen Bereichen wird die Schutzfunktion nur noch eine Nebenrolle spielen. Abschließend beschreibt der PSA-Fachmann, sein – noch abstraktes Bild – von der „PSA der Zukunft“: Beispielsweise eine Datenbrille, die notwendige Informationen überall verfügbar macht und quasi nebenbei auch noch schützt. Die Frage der Trageakzeptanz rückt damit automatisch in den Hintergrund, denn es gilt: „Keine Brille – keine Info“. Die PSA der Zukunft wird mehr sein – hier ist sich der Referent sicher.
Prof. Frank Werner, Leiter des Fachbereichs Persönliche Schutzausrüstungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und stellv. Hauptabteilungsleiter Prävention der BG BAU, Berlin
Der „Tag der PSA“ wird von den Fachzeitschriften „Sicherheitsingenieur“ und „Sicherheitsbeauftragter“ in Zusammenarbeit mit der Si-Akademie organisiert.