Im Herbst 2011 begann der neue berufsbegleitende Masterstudiengang „Management Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit M.Sc.“ (MSGA). Die ersten Studierenden haben ihren Abschluss bald in der Tasche. Sicherheitsbeauftragter sprach mit den Studenten Dietmar Schurig und Oliver Kockskämper über ihre Motivationen und Erfahrungen.
Welche Position haben Sie in Ihrem Betrieb/Unternehmen bisher inne?
Schurig: Ich bin als Aufsichtsperson bei der Eisenbahn-Unfallkasse (EUK) tätig und arbeite im Außenbüro Berlin, das ich auch leite. Mein Team besteht aus vier weiteren Aufsichtspersonen. Darüber hinaus leite ich das Referat Aus- und Fortbildung bei der EUK, dem drei Verwaltungskräfte aus der Zentrale in Frankfurt am Main angehören.
Kockskämper: Bislang bin ich bei der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) als Revisionsingenieur tätig und betreue hauptsächlich Klein- und Mittelunternehmen. Außerdem leite ich Seminare, führe Messungen durch und verfasse Gutachten für Berufskrankheiten-Verfahren oder zur Klärung von Arbeitsunfällen. Zusätzlich beurteile ich Unternehmen im Rahmen des Gütesiegel-Verfahrens.
Warum haben Sie sich für den Studiengang entschieden?
Schurig: Ich habe mich schon seit längerem nach einem Master-Studium umgeschaut, das mich für den höheren Dienst qualifiziert. Dies sollte aber kein beliebiger Studiengang sein. Vielmehr sollte er einen Bezug zu meiner beruflichen Tätigkeit haben und meine Arbeit ergänzen. Aus Zeit- und Kostengründen bin ich privat jedoch davon abgekommen. In dem Studiengang MSGA sah ich nun eine ideale Möglichkeit, mich weiterzubilden. Als mein Arbeitgeber signalisierte, dass er mich dabei unterstützt, habe ich diese einmalige Chance sofort genutzt.
Kockskämper: Das Aufgabengebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes wächst kontinuierlich. Dies macht sich sowohl bei der täglichen Arbeit in den Mitgliedsunternehmen als auch im Seminarbetrieb bemerkbar. Um den stetig steigenden Anforderungen gewachsen zu sein, ist eine regelmäßige Fortbildung zwingend erforderlich. Der MSGA-Studiengang gibt nicht nur einen Einblick in die neuesten Entwicklungen im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz, sondern bietet auch die Möglichkeit, einen neuen Berufsabschluss zu erwerben. Das erlernte Wissen kann ich zum Großteil in meinen beruflichen Alltag integrieren.
Wie werden Sie auf Führungsaufgaben im Arbeitsschutz vorbereitet?
Schurig: Das Studium vermittelt zwar theoretische Grundlagen zu den Themen Führung, psychologische Aspekte, und Management. Dies ist jedoch reines Faktenwissen, das die Studierenden selbstständig in die Praxis übertragen müssen. Darauf kann der MSGA-Studiengang die Teilnehmer meiner Meinung nach auch nicht vorbereiten. Hier muss jeder seinen Stil gemäß seinem Naturell finden.
Kockskämper: Das Studium bietet eine ganze Reihe von Modulen und Elementen, die für Führungskräfte von elementarer Bedeutung sind. Neben betriebswirtschaftlichen sind hier psychologische Themen zu nennen, die sich mit der Mitarbeiterführung beschäftigen. Anhand praktischer Beispiele geben die Dozenten unter anderem Hinweise zu Führungsstilen und dem Führen von Mitarbeitergesprächen.
Wie lässt sich die zusätzliche Belastung durch das Studium mit Ihrem Berufs- und Privatleben vereinbaren?
Schurig: Ich weiß es selbst nicht so genau. Meine Dienstgeschäfte erledige ich so gut es geht. Hilfreich ist, dass ich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Kolleginnen und Kollegen habe, die selbständig aktiv werden, wenn etwas Dringendes zu erledigen ist, das in meinen Aufgabenbereich fällt. Das geschieht natürlich in Abstimmung mit mir, wobei die Kommunikation derzeit verstärkt per E‑Mail oder telefonisch stattfindet − auch zu ungewohnter Stunde.
Privat unterstützt mich meine Familie, die so gut es geht darüber hinwegsieht, wenn ich genervt bin oder mich zum Lernen zurückziehe. Das klappt nicht immer reibungslos. Aber ich habe das Ziel vor Augen und die Gewissheit, dass nach zwei Jahren ein ordentliches Stück Arbeit geschafft ist. Das erleichtert das Durchhalten. Natürlich ist man auch ein wenig Stolz, dass man das alles gehändelt bekommt.
Kockskämper: Zugegeben, diesen Teil habe ich etwas unterschätzt. Wie bei einem berufsbegleitenden Studiengang üblich, läuft das Tagesgeschäft im Job weiter. Von daher fällt in einigen Bereichen Zusatzarbeit an. Die größte Belastungsprobe besteht allerdings für das Privatleben, das für zwei Jahre um die Vorlesungszeit herum geplant werden muss. Es ist klar, dass ein Wochenende im Monat nur noch zu einem kleinen Teil zur Verfügung steht, weil die Vorlesungen samstags erst um 16.15 Uhr enden und dann noch eine Heimreise − in meinem Fall quer durch die Republik nach Köln − ansteht. Einen erheblichen Umfang der Freizeit nehmen die Prüfungsvorbereitungen ein, die je nach Vorkenntnissen mehr oder weniger umfangreich ausfallen. Deshalb ist es wichtig, dass einem zu Hause der Rücken freigehalten wird.
Werden Sie auch von Ihrem Arbeitgeber unterstützt?
Schurig: Mein Arbeitgeber finanziert das Studium und die Reisekosten und stellt mich für die Präsenzphasen vor Ort vom Dienst frei. Genauer gesagt bin ich sogar von ihm beauftragt, das Studium zu absolvieren. Da habe ich es natürlich deutlich besser als die Kommilitonen, die aus der freien Wirtschaft kommen und das Studium komplett selbst finanzieren und ihren Urlaub für die Präsenzphasen opfern. Mehr Unterstützung und Anerkennung kann ein Mitarbeiter durch seinen Arbeitgeber nicht bekommen.
Kockskämper: Ja, ich erfahre eine erhebliche Unterstützung durch meinen Arbeitgeber und werde für die Studienzeit teilweise freigestellt. Die Freistellung deckt sowohl die Präsenzphasen von Dienstag bis Freitag ab als auch einen Teil der Selbstlernphasen. Das ist ein großes Entgegenkommen vonseiten des Arbeitgebers, zumal insgesamt drei Kollegen der BG RCI beim Pilotsemester vertreten sind.
Das Interview führte Nadine Röser.
Studieninfos in Kürze
Studienziele
- Personalentwicklung für Führungsnachwuchs der gesetzlichen Unfallversicherung, der Wirtschaft und der Verwaltung im Arbeits- und Gesundheitsschutz
- Fundiertes Wissen zu technischen Arbeitsbedingungen, Unfallrisiken, internationalen Rechtsstandards sowie die Erweiterung von Managementkompetenzen
- Spezialisierte Fertigkeiten in Forschung und Innovation zur sicherheits- und wirtschaftsgerechten Unternehmensorganisation
- Umfassende Kompetenzen zur strategischen Leitung großer, auch internationaler Teams im Sinne der Unternehmensziele
Studienmodule
- Organisation von Sicherheit und Gesundheit
- Produktsicherheit
- Gesundheit und Vorsorge
- Psychologie der Arbeit und Gesundheit
- Arbeitsgestaltung und ‑organisation
- Ergonomie
- Führungsstrategien
- Managementsysteme
- Wirtschaftlichkeit und Evaluation
- Forschung und Bildung
- Recht und Prävention
- Englisch
- Master-Thesis
Studienort
Dresden, Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG)
Studienstart
Oktober eines jeden Jahres
Studiendauer
2 Jahre, berufsbegleitend
Studiengebühr
3750 Euro pro Semester
Zulassungsvoraussetzungen
Abgeschlossenes Hochschulstudium mit mindestens 180 Credits
Berufserfahrung im Arbeitsschutz
Abschluss
Master of Science, M. Sc.
Der Studiengang
Der berufsbegleitende Masterstudiengang „Management Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit M.Sc.“ ist eine Kooperation der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) mit der Dresden International University (DIU), einem Institut der Technischen Universität Dresden. Die Lehrveranstaltungen finden auf dem Campus des Instituts für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG) statt. In zwölf berufsbegleitenden Blockvorlesungen von vier Tagen pro Monat vertiefen die Studierenden in vier Semestern ihr Wissen im Bereich Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit und schreiben zudem eine Masterarbeit. Ein Fachbeirat, besetzt mit Vertretern aus der Wirtschaft und aus dem Kreis der Unfallversicherung, sorgt für die Verbindung zur Praxis. Mit erfolgreichem Studienabschluss wird von der DIU der international anerkannte Titel „Master of Science (M.Sc.)“ verliehen. Weitere Infos stehen unter www.dguv.de (Webcode: d13132)
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