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Wenn uns in den Wintermonaten Husten und Schnupfen „schachmatt“ setzen, geht auch immer die Grippe-Angst um. Habe ich mich womöglich mit der echten Grippe angesteckt oder ist es nur ein harmloser Infekt? Wir erklären Ihnen, wie Sie eine normale Erkältung erkennen – und wann es ratsam ist, zum Arzt zu gehen.
Britta Surholt
In der Grippe-Saison – zwischen Dezember und April – erkranken regelmäßig mehrere tausend Deutsche an der echten Influenza. So wurden im vergangenen Jahr mehr als 20.000 Fälle gemeldet und statistisch erfasst. Weitaus harmloser verhält es sich mit mehreren Millionen Erkältungen, die sich Kinder ebenso wie jeder Erwachsene im Laufe eines Jahres einfangen. Wenn die Nase läuft und sich auch noch unangenehmer Husten hinzugesellt, ist das zwar lästig, aber eigentlich nur eine unerwünschte Begleiterscheinung des Winters. Denn im Winter wird dem Immunsystem ganz schön übel mitgespielt: Wir bekommen zu wenig Sonnenlicht, daraus ergibt sich ein Mangel an Vitamin D. Draußen herrscht Kälte, drinnen erwartet uns feuchtigkeitsarme Heizungsluft. Dieses ewige hin und her sowie zu wenig „Frischluft“ machen unserer Abwehr zu schaffen, ansteckende Krankheiten haben leichtes Spiel.
Drinnen ist die Ansteckungsgefahr besonders groß
Erkältungs-Erreger sind in den Wintermonaten – wenn wir uns hauptsächlich drinnen aufhalten – besonders aktiv. Sie tummeln sich bevorzugt dort, wo viele Menschen beisammen sind. Also beispielsweise in öffentlichen Verkehrsmitteln, in großen Büros und in Schulklassen. Oft sind die Räume im Winter auch noch schlecht gelüftet, weil man die Eiseskälte von draußen nicht reinholen möchte. Die Luft hängt somit quasi voll von Krankheitserregern – durch Tröpfcheninfektion werden sie von Mensch zu Mensch weitergegeben. Ein Niesen oder ein Anhusten in der engen U‑Bahn reichen, um sich zu infizieren.
Wer sich nur ein Erkältungs-Virus eingefangen hat, ist vor allem in den ersten zwei bis drei Tagen schlapp und unleidlich. Neben Schnief-Nase oder verstopfter Nase können Kratzen im Hals und Husten das Immunsystem zum Erliegen bringen.
„Nach einer Woche sollte eine Erkältung aber überstanden sein. Falls nicht – und falls noch weitere Beschwerden hinzukommen wie Ohrenschmerzen oder extrem fest sitzender, schmerzender Husten, sollte man zum Arzt gehen“, empfiehlt Allgemeinmedizinerin Dr. Susanne Griem-Schlicht aus Hamburg. „Es kann nämlich durchaus sein, dass sich zusätzlich zum Virus-Infekt noch Bakterien eingenistet haben. Und diese können neben einer Nasennebenhöhlenentzündung oder einer Lungenentzündung auch eine extrem schmerzhafte Mittelohrentzündung auslösen.“
Diese Folgeerkrankungen sind in jedem Fall von einem Arzt abzuklären – denn meist muss ein Antibiotikum verabreicht werden, um den bakteriellen Befall wieder loszuwerden.
Welche Medikamente besorge ich mir selbst?
Die meisten Erkältungen „plagen“ uns einige Tage – verziehen sich aber ohne Begleiterscheinungen von ganz alleine wieder. Medikamente sind daher eigentlich gar nicht notwendig.
Um besser schlafen zu können und leistungsfähig zu bleiben, verordnen sich Betroffene gern selbst das ein oder andere Mittelchen. Besonders beliebt: Fertig gemischte Heißgetränke gegen Grippe (z.B. Contac/Grippostad) sowie Präparate, die sowohl den Hustenreiz stillen als auch abschwellend und schmerzstillend wirken (Grippostad, Aspirin complex).
So angenehm es auch ist, wenn die grippalen Symptome nur noch „gedämpft“ zu spüren sind – als Patient sollte man dennoch wachsam sein mit sich. „Denn die Medikamente sind zwar ohne Rezept – also frei verkäuflich – erhältlich, aber dennoch nicht für jeden geeignet!“, so Apothekerin Sabine Gnekow von der Privilegierten Adler Apotheke in Hamburg. „Nimmt ein Patient beispielsweise blutdrucksenkende Mittel, sind Erkältungs-Präparate wie Aspirin complex kontraindiziert. Sie greifen am sympatischen Nervensystem an – und wirken somit blutdruckerhöhend.“
Asthmatiker sollten vorsichtig sein, wenn Wirkstoffe wie Ibuprofen oder ASS verarbeitet sind. Dies kann Asthma-Anfälle auslösen.
Da in den modernen „Anti-Erkältungs-Drinks“ häufig ebenfalls Schmerzmittel verarbeitet sind, bitte auch hier darauf achten, ob sich dies mit den einzunehmenden Blutdruckmitteln verträgt.
Das aus Alkohol, Schmerz- und Schlafmitteln gemixte Getränk „Wick Medinait“ verhilft zwar rasch zur Nachtruhe, ist aber ebenfalls nicht für Bluthochdruck-Patienten geeignet. Oder: Sie weisen in der Apotheke darauf hin, dass Sie Bluthochdruck-Patient sind und ein Präparat ohne Beimischung von Alkohol und Ephedrin (zum Abschwellen der Schleimhäute) benötigen.
So äußert sich die echte Grippe
Eine echte Influenza bahnt sich nicht langsam an, sondern überfällt die Betroffenen wirklich sehr plötzlich. Von einer Stunde zur anderen kommt es zu Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Husten – all dies geht mit sehr hohem Fieber (bis zu 41 Grad) einher. Mit diesen Symptomen mag und kann man sich kaum auf den Beinen halten und will nur noch ins Bett. Bei Kindern kann die Krankheit untypisch starten und sich mit Durchfall und Erbrechen ankündigen.
Da die echte Influenza den Körper sehr stark schwächt, fühlen sich Betroffene auch mehrere Wochen danach oft noch schlapp, appetitlos und unwohl. Zu den häufigsten Komplikationen der Influenza zählen Lungenentzündung, Mittelohrentzündung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders bei älteren – oder immungeschwächten Menschen – sind diese Zweitinfektionen gefürchtet.
Hat der Arzt bei Ihnen eine Grippe diagnostiziert – und hat er das Virus mit einem speziellen Test ermittelt, muss er dies an das zuständige Gesundheitsamt melden. Das schreibt das Infektionsschutzgesetz vor. Alle Influenza-Fälle sind meldepflichtig. Das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin erfasst die Erkrankungen und wertet sie ebenso wie die Weltgesundheitsorganisation statistisch aus. Auf Grundlage dieser Daten werden jedes Jahr aufs Neue die jeweils passenden Impfstoffe entwickelt.
Impfen hilft
Als Schutz vor der echten Grippe gibt es die Grippe-Impfung. Durch diese Impfung lässt sich die Infektion mit Influenzaviren verhindern. Da es in jedem Jahr neue Viren sind, die zirkulieren und anstecken, wird der Impfstoff Jahr für Jahr aktuell angepasst. Aus diesem Grund ist aber auch jedes Jahr im Herbst eine erneute Impfung notwendig.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin empfiehlt die Impfung vor allem älteren Menschen (über 60); Kindern/Jugendlichen/Erwachsenen mit einer chronischen Grundkrankheit; Personen mit stark erhöhtem Infektionsrisiko (wie Beschäftigte im medizinischen Bereich, Personal in Einrichtungen mit hohem Publikumsverkehr); auch Schwangeren wird die Impfung angeraten.
Am besten ist es, sich spätestens im November impfen zu lassen. Wenn die Grippewelle allerdings noch nicht begonnen hat, macht auch eine spätere Impfung Sinn. Es dauert etwa zehn bis 14 Tage bis der Körper ausreichenden Schutz aufgebaut hat.
Vorsicht bei Nasenspray
Das Gefühl, keine Luft durch die Nase zu bekommen, kann einen regelrecht „verrückt“ machen. Daher ist es verständlich, dass abschwellende Nasensprays als echte Wohltat empfunden werden. Aber Vorsicht: Diese Präparate dürfen grundsätzlich nicht länger als eine Woche und nicht öfter als drei Mal am Tag verwendet werden! Ansonsten droht eine Art Abhängigkeit. Werden regelmäßig und länger als eine Woche abschwellende Sprays oder Tropfen benutzt, haben die Nasenschleimhäute keine Chance mehr, sich zu regenerieren. Durch die regelmäßige Verengung der Gefäße (provoziert durch Anti-Schnupfen-Spray) kommt es zu Schädigungen an den Nasenschleimhäuten und zu einem Gewöhnungseffekt. Betroffene müssen sich dann geradezu „entwöhnen“.
Weg vom Spray – so gelingt es
Sie brauchen regelmäßig Nasenspray, um frei atmen zu können? Das Gefühl einer „verstopften Nase“ kommt immer wieder auf, obwohl sie gar nicht mehr erkältet sind? Dann sollten Sie sich unbedingt von abschwellenden Sprays entwöhnen. Am besten gelingt das in Etappen: So kann beispielsweise in den ersten Tagen ausschließlich niedrig dosiertes Kindernasenspray genutzt werden. Danach sollte im Wechsel damit Meerwasserspray zum Einsatz kommen. In einem Zeitrahmen von etwa zwei Wochen kann dann meist ganz und gar auf Nasenspray verzichtet werden.
Wie schütze ich mich vor Erkältungen?
- Damit sie keine Viren übertragen, regelmäßig die Hände mit Seife waschen und gut abtrocknen. Außerdem versuchen, sie vom Gesicht fernzuhalten.
- Bewegung an der frischen Luft macht nicht nur fit, sondern trainiert auch das Immunsystem. Je kühler es draußen wird, desto besser: Denn kalte Luft regt auch noch die Durchblutung an. Ziehen Sie sich warm genug an – aber raus ins Freie sollten Sie mindestens einmal pro Tag.
- Eine gesunde Ernährung, die reichlich Obst, Gemüse und Vollkornprodukte vorsieht, ist ein guter Schutz für Ihre Abwehr. Als Faustregel für die richtigen Mengen gilt: fünf Portionen – jeweils eine Handvoll – Obst und Gemüse pro Tag essen. Das sind etwa 400 bis 800 Gramm. Ein- bis zweimal pro Woche fetten Seefisch essen – so versorgt man sich mit reichlich Omega-3-Fettsäuren.
- Wenn um Sie herum Ansteckungsgefahr droht, sollten Sie auf ausreichend Schlaf achten. Denn im Schlaf erholt sich auch das Immunsystem. Und: Sind wir fit und ausgeschlafen, können uns Viren mit viel geringerer Wahrscheinlichkeit etwas anhaben.
- Gönnen Sie sich ab und zu mal einen Saunagang! Das ist echtes Training für die Abwehr. Und die dankt es Ihnen, indem Sie Grippe- und Erkältungsviren gar nicht erst „Einlass gewährt“ über die Schleimhäute von Mund und Rachen.
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