1 Monat GRATIS testen, danach für nur 3,90€/Monat!
Startseite » Arbeitssicherheit » Schutzmaßnahmen » Brandschutz »

Feuerlöschanlagen

Anlagentechnischer Brandschutz
Feuerlöschanlagen

Wenn ein Feuer uner­wün­scht bren­nt, so sollte man ver­suchen es zu löschen, ohne ein­fach auf die Feuer­wehr zu warten. Das macht man entwed­er selb­st mit einem Feuer­lösch­er oder eben automa­tisch mit ein­er Feuer­löschan­lage. Auch diese Anla­gen gehören zum soge­nan­nten „anla­gen­tech­nis­chen Brand­schutz“; dieses Kapi­tel ist damit die direk­te Fort­set­zung des vor­ange­gan­genen Artikels unser­er Brand­schutz-Serie in Aus­gabe 1/2014. Hier nun fließt zusät­zlich der Rat und Sachver­stand des Brand­schutzsachver­ständi­gen Dipl.-Ing. Matthias Diet­rich vom Inge­nieur­büro Rassek (Brand­schutzin­ge­nieure) ein, der auch einige inter­es­sante Fotos beisteuerte.

Feuer­löschan­la­gen kön­nen grob unterteilt wer­den in Wasser­löschan­la­gen und die Gaslöschan­la­gen. Dann gibt es noch die soge­nan­nten Löschein­rich­tun­gen, die sich wiederum in Löschwasser­leitun­gen und die Wand­hy­dran­ten unterteilen. Diese Anla­gen fordert unter anderem der Ver­band der Sachversicherer.
Sprin­kler­an­la­gen
Diese Anla­gen sind entwed­er sta­tionär oder halb­sta­tionär, also ohne eigene Wasserver­sorgung. Sprin­kler­an­la­gen sind die am weitesten ver­bre­it­ete Löschan­lage. Sie funk­tion­ieren in der Regel selb­st­tätig und löschen selek­tiv. Ihr Ein­satz erfol­gt in nahezu allen Indus­triebere­ichen und sie haben eine hohe Erfol­gsquote. Das Patent des ersten Sprin­klers gab es schon im Jahr 1874; die erste Anlage wurde dann 1884 gebaut.
In cir­ca 45 Prozent aller Brand­fälle genügt übri­gens ein geöffneter Sprin­kler. Max­i­mal zehn geöffnete Sprin­kler deck­en dann rund 90 Prozent der Brand­fälle ab.
Sprin­kler­an­la­gen haben geschlossene Löschdüsen im Gegen­satz zu den Sprüh­wasser­löschan­la­gen. Die Aus­lö­sung erfol­gt hier direkt über den Sprin­kler. Sicher­lich haben Sie in öffentlichen Gebäu­den schon die Sprin­kler an der Decke gese­hen; ger­ade in Kaufhäusern ist dies meist sehr augen­fäl­lig. In den Sprin­klerdüsen steck­en dann immer kleine far­bige, mit Flüs­sigkeit gefüllte Glas­röhrchen. Dabei gibt die Farbe die Aus­lösetem­per­atur an:
  • Orange = 57 ‘C,
  • Rot = 68 ‘C,
  • Gelb = 79 ‘C,
  • Grün = 93 ‘C,
  • Blau = 141 ‘C,
  • Malve = 182 ‘C und
  • Schwarz = 260 ‘C.
Außer­dem haben die Glas­röhrchen eine unter­schiedliche Dicke. Dünne Glas­röhrchen lassen die Sprin­kler­an­lage nach kürz­er­er Zeit ansprechen als dicke Röhrchen. Bren­nt es, so erhitzt sich die Flüs­sigkeit in den Röhrchen; wenn es ihr zu heiß wird, dehnt sie sich aus, das Röhrchen platzt und gibt den Weg frei für das Sprin­kler­wass­er. Abbil­dung 2 zeigt unter­schiedliche Sprin­klerköpfe mit eben diesen unter­schiedlichen Glasröhrchen.
Der Brand­schutzsachver­ständi­ge Dipl.-Ing. Matthias Diet­rich vom Inge­nieur­büro Rassek hat übri­gens an der Uni Wup­per­tal im Rah­men sein­er Diplom-Arbeit ein inter­es­santes Sprin­klerver­fahren mit Löschschaum (Sleet­foam) entwickelt.
Sleet­foam
Das Sleet­foam-Sys­tem beruht im All­ge­meinen aus ein­er herkömm­lichen Wasser­löschan­lage, in die ein dezen­trales Zumis­chsys­tem für Löschschaum einge­baut wird. Das Zusatzmit­tel wird dabei nicht in der Sprin­kler­an­lage, son­dern erst inner­halb der jew­eili­gen Sprin­k­ler­grup­pen zugemischt.
Herzstück der Löschtech­nik Sleet­foam ist ein spezielles VdS-anerkan­ntes und paten­tiertes Zumis­chsys­tem, das auf den bewährten Fire­Dos-Zumis­ch­ern der Fir­ma MSR-Dosiertech­nik basiert. Der Sleet­foam-Zumis­ch­er wird inner­halb der Sprin­klerzen­trale ange­ord­net. Das soge­nan­nte „Net­zmit­tel“ (erzeugt Löschschaum) wird jedoch erst dezen­tral inner­halb der jew­eili­gen Sprin­k­ler­gruppe (zusam­menge­fasste Sprin­kler) dem Löschwass­er zugegeben. Der Trans­port des Net­zmit­tels erfol­gt durch sep­a­rate Leitun­gen, welche par­al­lel zum eigentlichen Sprin­kler­netz geführt werden.
Durch die dezen­trale Zumis­chung des Schaum­mit­tels wird die Zeit­dauer bis zum Aus­tritt des Wass­er-/Schaum­mit­tel­gemis­ches gegenüber herkömm­lichen Anla­gen stark verkürzt. Abhängig von der Rohrführung beträgt diese Zeitspanne in der Regel nur wenige Minuten – auch, wenn sich nur einige Sprin­klerköpfe öff­nen. Den­noch bleiben die net­zmit­telführen­den Rohrleitun­gen der Sleet­foam-Anlage im Bere­itschaft­szu­s­tand durch Rückschlagven­tile vom wasser­führen­den Rohr­netz getren­nt. Die Abbil­dung 3 zeigt die Tech­nik der Sleetfoam-Anlage.
Sleet­foam wurde hin­re­ichend in Brand­ver­suchen getestet. Hier­bei wurde fest­gestellt, dass dieses Ver­fahren Brände wesentlich schneller und mit min­i­malen Folgeschä­den löscht.
Sprin­kler­an­la­gen wer­den in der Regel für eine definierte Brandge­fahr dimen­sion­iert. Ändert sich in einem beste­hen­den Gebäude die Brandge­fahr, beispiel­sweise das Lagergut oder dessen Anord­nung, so ist zu über­prüfen, ob die Sprin­kler­an­lage das zu erwartende Brand­szenario noch sich­er beherrschen kann. Unter Umstän­den sind umfan­gre­iche Nachrüs­tun­gen inner­halb des Sprin­kler­sys­tems erforder­lich, um die Löschan­lage entsprechend der verän­derten Brandge­fahren an das gültige Regel­w­erk anzu­passen. Ohne eine solche Nachrüs­tung kann beispiel­sweise die Bau­genehmi­gung erlöschen oder der „Sprin­kler-Rabatt“ der Feuerver­sicher­er ver­loren gehen. Bei einem Brand­fall beste­ht zudem die Gefahr eines Totalver­lusts, da die Sprin­kler­an­lage das Risiko nicht mehr beherrscht.
Gaslöschan­la­gen
Auf­gabe beziehungsweise das Ziel von Gaslöschan­la­gen ist es, einen Brand durch das Absenken des Sauer­stof­fge­haltes im Schutzvol­u­men zu erstick­en. Dies geschieht durch soge­nan­nte Inert­gase. Eine weit­ere Möglichkeit den Brand zu löschen ist der Wärmeentzug. Hier wirkt dann das Löschgas chemisch. Dies alles dient dem Raum­schutz, also dem Schutz ein­er geschlosse­nen Hülle, oder auch dem Ein­rich­tungss­chutz (Objek­tschutz), also dem Schutz einerof­fe­nen beziehungsweise teilof­fe­nen Einrichtung.
Beispiele für den Raum­schutz durch eine Gaslöschan­lage gibt es genug. EDV- Rechen­zen­tren zum Beispiel kön­nen nicht mit Wass­er gelöscht wer­den. Hier würde die gesamte Elek­tron­ik zer­stört wer­den. Das gle­iche gilt für Kom­mu­nika­tion­san­la­gen, Dat­en-Sicher­heit­sarchive, Leit­stände, Schal­träume, aber auch für Lager mit brennbaren Flüssigkeiten.
Ein­rich­tungss­chutz betreibt man bei Walzgerüsten, Ölkellern, Gas­tur­binen, Lack­ier­an­la­gen, Härteöl­beck­en, Druck­maschi­nen oder auch Kabelböden.
Als Inert­gase wer­den zum Beispiel Kohlen­diox­id, Stick­stoff, Argon oder auch das soge­nan­nte Iner­gen (ein Gas­gemisch) ver­wen­det. Die Löschwirkung wird hier eben durch die Sauer­stof­fver­drän­gung erreicht.
Chemis­che Löschgase sind dann Halon 1301, FM-200, Novec 1230 oder auch Trigon 300. Hier beruht die Löschwirkung auf der Küh­lung der Flamme.
Rechtliche Grund­la­gen und Richtlin­ien für den Ein­satz von Gaslöschan­la­gen gibt es natür­lich genü­gend. Genan­nt seien hier nur das Arbeitss­chutzge­setz, die Arbeitsstät­ten­richtlin­ie, die Betrieb­ssicher­heitsverord­nung, die BGR 134, die BGI 888 und als Norm zum Beispiel die DIN EN ISO 14520.
Übri­gens: Eben wurde erwäh­nt, dass zum Beispiel Kohlen­diox­id als Inert­gas ver­wen­det wird. Dies ist gar nicht so prob­lem­los; Kohlen­diox­id ist näm­lich tox­isch. Je nach Vol­u­men­prozent in der Luft bewirkt es Steigerung der Atem­fre­quenz, Unwohl­sein, Blut­druck­anstieg und Kopf­schmerz, bis es bei 6 bis 30 Vol.-Prozent zum Ein­tritt des Todes kom­men kann. Es ist also dur­chaus sin­nvoll, sich beim Aus­lösen ein­er Kohlen­diox­id-Löschan­lage nicht ger­ade in deren Wirkungs­bere­ich zu befinden.
Dipl.-Ing. Thomas Bosselmann
Unsere Webi­nar-Empfehlung
Newsletter

Jet­zt unseren Newslet­ter abonnieren

Webinar-Aufzeichnungen

Webcast

Jobs
Sicherheitsbeauftragter
Titelbild Sicherheitsbeauftragter 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Sicherheitsingenieur
Titelbild Sicherheitsingenieur 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Special
Titelbild  Spezial zur A+A 2023
Spezial zur A+A 2023
Download

Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de