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High-Tech-Bekleidung für Großstadtdschungel-Bewohner - Outdoor-Jacken

Funktionskleidung für Großstadtdschungel-Bewohner
Hightech-Fasern von der Stange

Hightech-Fasern von der Stange
Funktionstextilien oder Wolle vom Merinoschaf - was ist besser?

High­tech-Out­door­jack­en sind längst nicht mehr nur auf Ark­tis-Expe­di­tio­nen zu find­en. Auch in deutschen Fußgänger­zo­nen “über­leben” Pas­san­ten die Widrigkeit­en des Großs­tadtd­schun­gels dank atmungsak­tiv­er Mem­bra­nen und vol­limpräg­niert­er Wind­jack­en. Doch was genau tra­gen die urba­nen Aben­teur­er da auf ihrer Haut? Und was bedeuten die Funk­tion­s­tex­tilien für die Umwelt?

Schon seit Stun­den reg­net es wie aus Kübeln. Meine Jacke hängt schw­er und tropfend an mir herab, darunter herrscht Saunaat­mo­sphäre – vielle­icht wäre ein ander­er Tag doch bess­er für den Einkaufs­bum­mel gewe­sen. Zwei Gestal­ten über­holen mich leicht­füßig und grin­sen mich an. Der Regen perlt von ihren Jack­en, wie die Schweißperlen von mein­er Stirn. Ich frage mich, woraus wohl diese grell­bun­ten High­tech-Jack­en wohl beste­hen und kehre um zum Outdoor-Laden.

Membranen: Wasserdicht, winddicht und atmungsaktiv

Mod­erne, wasserdichte Funk­tion­sklei­dung erscheint para­dox: Sie lässt keinen Regen hinein, aber Wasser­dampf nach außen – sie ist atmungsak­tiv. Das erre­ichen die Tex­tilien durch eingear­beit­ete Mem­bra­nen aus Kun­st­stoff, allen voran der Verkauf­ss­chlager Gore-Tex. Das aus Poly­te­tra­flu­o­rethylen (PTFE) gefer­tigte Gore-Tex ist von winzi­gen Poren durch­zo­gen, die zu klein für Wassertropfen sind, aber Wasser­dampf­moleküle durch­lassen – eine Rev­o­lu­tion im Outdoor-Bereich.

Die Rev­o­lu­tion hat jedoch ihren Preis: Bei der Her­stel­lung der PTFE-Mem­bran kom­men Per- und Poly­flu­o­r­car­bon­ate (PFCs) zum Ein­satz. Durch Gebrauch, beim Waschen und Entsor­gen gelan­gen diese extrem sta­bilen Chemikalien in die Umwelt. Heute sind PFCs selb­st in den entle­gen­sten Winkeln der Welt zu find­en und wur­den in Eis­bären, Fis­chen und auch Men­schen nachgewiesen. Das Prob­lem: Hohe PFC-Konzen­tra­tio­nen im Blut ste­hen im Ver­dacht Krebs zu verur­sachen, das Immun­sys­tem zu schwächen und unfrucht­bar zu machen. Das tat­säch­liche Gesund­heit­srisiko lässt sich aber noch nicht abschätzen. Inzwis­chen haben die Her­steller aber reagiert. Bis Ende 2023 will Gore kom­plett auf per- und poly­flu­o­ri­erte Chemikalien verzichten.

Es gibt jedoch schon jet­zt flu­o­r­freie Alter­na­tiv­en. Wasserdichte Mem­bra­nen aus Poly­ester (Sym­pa­tex) oder Polyurethan (Der­mizax) haben die gle­ichen Eigen­schaften, sind aber ökol­o­gisch und gesund­heitlich unbe­den­klich­er. Sie lassen den Wasser­dampf nicht durch Poren nach außen, son­dern über wasser­liebende Moleküle, welche die anson­sten wasser­ab­weisende Mem­bran durch­set­zen. Wenn es im Inneren der Jacke anfängt zu dampfen, wan­dern die Wasser­moleküle durch die Molekülzwis­chen­räume der wasser­lieben­den Bestandteile nach außen. Das Beste: Je mehr man schwitzt, desto mehr Feuchtigkeit wird über die Mem­bran abgeleitet.

Fleece: Warmes und schnell trocknendes Plastik.

Beson­ders beliebt bei uns sind wär­mende Pullis aus Fleece. Kein Wun­der, denn der Stoff bringt im Ver­gle­ich zur Baum­wolle so einige Vorteile: Fleece hält warm, ist gle­ichzeit­ig sehr leicht und trock­net schnell. Die flauschi­gen Pullis beste­hen aus hauchdün­nen Poly­ester­fasern, die zum Teil aus PET-Flaschen recycelt wer­den. Am Lager­feuer sollte man sich aber zurück­hal­ten, denn schon kle­in­ste Funken kön­nen Löch­er in den Fleece-Pul­li schmelzen.

Fleece-Pullis wer­den bei der Wäsche aber nicht nur sauber, son­dern auch leichter: Bis zu zwei Gramm Mikro­fasern ver­liert ein Pul­li pro Waschgang. Kläran­la­gen kön­nen nur einen Teil davon her­aus­fil­tern, der Rest lan­det als Mikro­plas­tik in Seen, Flüssen und schließlich im Meer. Mit­tler­weile lassen sich die Kun­st­stoff­fasern in allen Welt­meeren und bis in die Ark­tis find­en, selb­st abgeschieden lebende Fis­che haben Plas­tik­fasern im Magen. Haup­tur­sache dafür sind nicht etwa die Indus­trie und Kos­meti­ka, son­dern Pri­vathaushalte und Syn­thetik-Klei­dung, aus der mehr als ein Drit­tel des Mikro­plas­tiks in den Ozea­nen stammen.

Merino: Hightech vom neuseeländischen Schaf

Nicht jedes High­tech-Mate­r­i­al muss aber aus Kun­st­stoff sein. Von den Wei­den Neusee­lands kommt eine natür­liche Fas­er mit über­raschen­den Eigen­schaften: Die Wolle von Meri­no-Schafen riecht nicht, kratzt nicht und hält warm oder kühlt, je nach Wet­ter­lage. Doch worin liegt das Geheim­nis der natür­lichen Faser?

Zunächst kratzen Meri­no-Fasern nicht, weil sie mit nur 11,5 bis 24,5 Mikrom­e­tern Durchmess­er beson­ders fein sind. Nor­male Wolle kann dage­gen bis zu 40 Mikrom­e­ter durchmessen und liegt damit deut­lich über der men­schlichen Empfind­ungss­chwelle von 25 Mikrom­e­tern. Meri­no-Fasern sind stark gewellt und hal­ten damit beson­ders gut Luft­pol­ster fest, die wär­misolierend wirken. Im Som­mer kühlt das Mate­r­i­al dage­gen, denn es kann viel Feuchtigkeit vom Kör­p­er aufnehmen ohne sich klamm anzufühlen. Anschließend trock­nen die Fasern und Ver­dun­stungskälte entsteht.

Für den pas­sion­ierten Wan­der­er ist aber wohl am prak­tis­chsten, dass Klei­dung aus Meri­no selb­st nach mehrtägigem Tra­gen noch geruch­sneu­tral bleibt. Der Grund: Die Fasern besitzen eine geschup­pte Ober­fläche, auf der sich geruchs­bildende Bak­te­rien nur schlecht anheften kön­nen, ganz im Gegen­satz zur glat­ten Ober­fläche von Syn­thetik-Fasern. Außer­dem beste­ht der Kern der Woll­fas­er aus zwei Zell­typen, die – bei Kon­takt mit Wass­er – unter­schiedlich stark anschwellen. Die dabei entste­hen­den Scherkräfte zer­stören die Bak­te­rien und wirken wie eine einge­baute Waschmaschine.

Quelle: wissen.de

 

Übri­gens: In der Ark­tis wurde vor Kurzem durch Wis­senschaftler des Alfred-Wegen­er-Insti­tuts her­aus­ge­fun­den, dass in der Ark­tis weit mehr  Mikro­plas­tik schwimmt als bish­er bekan­nt. Die Proben aus der Ark­tis enthiel­ten zum Teil mehr als 12.000 Mikro­plas­tik-Teilchen pro Liter Meereis. Dies ist bis zu dreimal so viel wie bei früheren Unter­suchun­gen gefun­den wor­den war:
Ark­tis: Trau­riger Mikroplastik-Rekord

 

 

 

 

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