Schweißer tragen bei ihrer Arbeit Schutzbrillen oder ‑visiere und geeignete Schutzkleidung, um sich vor der direkten Bestrahlung durch künstliche UV-Strahlung zu schützen. Ein Bericht der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zeigt nun, dass auch indirekte Bestrahlungen die Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer gefährden können. Die Forscher identifizierten unter anderem reflexionsarme Materialien für einen besseren Schutz.
Noch kaum beachtetes Zusatzrisiko
Im Vergleich zu vielen anderen Arbeitsbereichen sind Schweißarbeitsplätze in hohem Maß künstlicher UV-Strahlung ausgesetzt. Der BAuA-Forschungsbericht „Reflexion und Transmission von künstlicher optischer Strahlung an Schweißarbeitsplätzen“ rückt nun die Gefahr indirekter Bestrahlung beim Schweißen in den Fokus: Neben direkten Expositionen gegenüber künstlicher UV-Strahlung aus Quellen wie dem Schweißlichtbogen können an entsprechenden Arbeitsplätzen auch indirekte Bestrahlungen durch reflektierte oder transmittierte UV-Strahlungsanteile zu einer Gefährdung der Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer führen. Während direkte Expositionen relativ gut erforscht sind, wurden die potenziellen Expositionserhöhungen aufgrund indirekter UV-Bestrahlung jedoch bislang kaum beachtet.
Starke und schwache Reflektoren
Die Forscher der BAuA verfolgten unter anderem das Ziel, reflexionsarme Materialien und Wandanstriche zu identifizieren. Reflexionsmessungen mithilfe eines neu entwickelten Feldgonioreflektometers an diversen Oberflächen am Schweißarbeitsplatz zeigten, dass Styropor, zwei exemplarisch ausgewählte Fliesen, Beton sowie glänzende Metalle besonders starke UV-Reflektoren sind. Bauholz sowie Holzwerkstoffe reflektierten hingegen nur geringfügig UV-Strahlung. Bei der Gefährdungsbeurteilung ist dabei insbesondere die hohe mittlere UV-Reflektivität eines elektrooptischen Schweißerschutzfilters von 22 Prozent zu berücksichtigen.
UV-Schutzfaktor angepasst
In ihrem Forschungsbericht entwickelten die Forscher darüber hinaus einen angepassten UV-Schutzfaktor für Schweißarbeitsplätze. Dieser basiert auf spektralen Transmissionsmessungen einer repräsentativen Auswahl von 19 Schweißerschutzbekleidungen sowie spektralradiometrischen Ergebnissen eines weiteren Forschungsprojektes. Zudem fanden die Forscher eine Unabhängigkeit dieses UV-Schutzfaktors von der Lichtbogenleistung. Hierauf basierend ließen sich insgesamt sieben UV-Standardemissionsspektren für Bau- und Edelstahl sowie für Aluminium bei verschiedenen Schweißarbeitsplätzen ableiten.
Ein Großteil der untersuchten Schweißerschutzbekleidungen, insbesondere die mit mittleren und hohen Flächendichten, boten dabei ausreichenden Schutz vor künstlicher UV-Strahlung. Ein Vergleich mit ihren solaren UV-Schutzfaktoren (UPF), die bei den betrachteten Stoffproben als Worst-Case-Abschätzung dienen können, zeigte die Notwendigkeit einer Evaluierung des UV-Schutzfaktors für Schweißarbeitsplätze sowie weitergehender Forschung auf.
Der baua:bericht 20190807 „Reflexion und Transmission von künstlicher optischer Strahlung an Schweißarbeitsplätzen” (Stefan Bauer und Günter Ott; Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2019; 1. Auflage; 110 Seiten; DOI: 10.21934/) kann im PDF-Format heruntergeladen werden unter www.baua.de/publikationen.