1 Monat GRATIS testen, danach für nur 3,90€/Monat!
Startseite » Gesundheitsschutz » Unternehmenskultur » Führung »

Jenseits der Filmbilder

Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz auf archäologischen Ausgrabungen
Jenseits der Filmbilder

Die Beschäftigten bei archäol­o­gis­chen Aus­grabun­gen sind Wind und Wet­ter aus­ge­set­zt, durch möglichen Ein­sturz von Gruben sowie biol­o­gis­che Arbeitsstoffe und Gefahrstoffe gefährdet. Belas­tun­gen, Gefahren und Maß­nah­men dage­gen erläutert eine Infor­ma­tion­ss­chrift der Unfal­lka­sse Nordrhein-Westfalen.

Mit dem Begriff der archäol­o­gis­chen Aus­grabung wer­den sogle­ich Assozi­a­tio­nen mit römis­chen Hafe­nan­la­gen, griechis­chen Tem­peln, ägyp­tis­chen Pyra­mi­den und sagen­haften Schätzen geweckt.

Die Vielzahl der Funde bei archäol­o­gis­chen Aus­grabun­gen sind jedoch aus Sicht der Nicht-Fach­welt weit weniger spek­takulär. Sie müssen häu­fig unter großem Zeit­druck und mit gerin­gen per­son­ellen und finanziellen Ressourcen so gut wie möglich wis­senschaftlich unter­sucht, doku­men­tiert und gegebe­nen­falls gebor­gen wer­den, um sie vor der unwieder­bringlichen Zer­störung, zum Beispiel durch neuge­baute Tief­gara­gen und Straßen sowie fortschre­i­t­en­den Kies- und Kohleab­bau, für jet­zige und fol­gende Gen­er­a­tio­nen zu bewahren.
Hier­bei sind die Beschäftigten auf Grabun­gen der ganzen Band­bre­ite möglich­er Gefährdun­gen und Belas­tun­gen, von der Wit­terung über den möglichen Ein­sturz von Gruben und Gräben bis zum Umgang mit Gefahrstof­fen und biol­o­gis­chen Arbeitsstof­fen, aus­ge­set­zt. Maß­nah­men sowie bewährte Meth­o­d­en aus der archäol­o­gis­chen Prax­is zur Ver­mei­dung der genan­nten und weit­er­er Gefährdun­gen und Belas­tun­gen nen­nt eine neue Infor­ma­tion­ss­chrift der Unfal­lka­sse Nor­drhein-West­falen mit dem Titel „Arbeitssicher­heit und Gesund­heitss­chutz auf archäol­o­gis­chen Aus­grabun­gen“. Sie bietet den Beschäftigten auf Grabun­gen eine nach The­menge­bi­eten geord­nete Hand­lungsan­leitung für die sichere Aus­führung von Aus­grabungsar­beit­en. Führungskräfte, wie Amt­slei­t­erin­nen und Amt­sleit­er, Kul­tur­di­en­st­stel­len­lei­t­erin­nen und Kul­tur­di­en­st­stel­len­leit­er, Grabungslei­t­erin­nen und Grabungsleit­er, Archäologin­nen und Archäolo­gen sowie Grabung­stech­nikerin­nen und Grabung­stech­niker kön­nen mit Hil­fe dieser Infor­ma­tion ihre Ver­ant­wor­tung und Auf­gaben im Rah­men ihrer Für­sorgepflicht für die Beschäftigten auf der Grabung erken­nen und notwendi­ge Maß­nah­men des Arbeits- und Gesund­heitss­chutzes ableiten.
Die Infor­ma­tion­ss­chrift kann unter
www.unfallkasse-nrw.de im Bere­ich „Medi­en“ als pdf-Doku­ment herun­terge­laden werden.

Interview Im schlimmsten Fall stürzen Grabenwände oder Mauern ein

Lei­der kam es in der Ver­gan­gen­heit bei archäol­o­gis­chen Grabun­gen auch zu Todes­fällen. Über die beson­deren Gefährdun­gen und wie ihnen begeg­net wer­den kann sprach „Sicher­heits­beauf­tragter“ mit Andreas Krieger, Abteilung Kul­tur und Ver­wal­tung der Unfal­lka­sse Nor­drhein-West­falen (UK NRW).
Was sind die Haupt­ge­fährdun­gen bei archäol­o­gis­chen Ausgrabungen?
Zur Ermit­tlung der Haupt­ge­fährdun­gen auf archäol­o­gis­chen Aus­grabun­gen muss das mit diesen ver­bun­dene Risiko, welch­es als das Pro­dukt der Wahrschein­lichkeit eines Kör­per­schadens und dem Schaden­saus­maß definiert ist, ermit­telt wer­den. Der Ein­sturz ein­er Graben­wand oder ein­er Mauer kann im schlimm­sten Fall für den Ver­schüt­teten beziehungsweise darunter Begrabenen tödlich sein. Dass dies lei­der immer wieder passiert, zeigen Unfälle in Leipzig und Salzburg, bei denen Beschäftigte auf der Grabung zu Tode gekom­men sind. Häu­fige Unfälle auf Grabun­gen sind das Stolpern, Umknick­en und Stürzen auf den unebe­nen Grabungs­flächen mit Ver­stauchun­gen, Prel­lun­gen und Brüchen.
Wird Arbeits- und Gesund­heitss­chutz bei archäol­o­gis­chen Aus­grabun­gen in der Prax­is und von den Ver­ant­wortlichen aus­re­ichend berücksichtigt?
Das Bewusst­sein für den Arbeits- und Gesund­heitss­chutz bei archäol­o­gis­chen Aus­grabun­gen ist in den let­zten Jahren erhe­blich gewach­sen. Ins­beson­dere die früher häu­fig ver­nach­läs­sigten Prü­fun­gen der Arbeitsmit­tel, die Qual­i­fizierung von Beschäftigten für die Bedi­enung beson­der­er Maschi­nen und Geräte sowie die regelmäßige Unter­weisung der Beschäftigten über Sicher­heit und Gesund­heitss­chutz bei archäol­o­gis­chen Aus­grabun­gen sind mit­tler­weile eine Selb­stver­ständlichkeit. Die vorhan­de­nen Gefährdun­gen und Belas­tun­gen wer­den von den ver­ant­wortlichen Grabungsleit­ern im Rah­men ein­er Gefährdungs­beurteilung ermit­telt und bew­ertet sowie Maß­nah­men zu deren Besei­t­i­gung beziehungsweise Reduzierung auf ein akzept­a­bles Restrisiko fest­gelegt und umgesetzt.
Auch die Baustel­len­verord­nung mit einem vom Bauher­rn einzuset­zen­den Sicher­heits- und Gesund­heitss­chutzko­or­di­na­tor hat bei großen archäol­o­gis­chen Aus­grabun­gen zu ein­er Verbesserung der Koor­di­na­tion von Aus­grabungsar­beit­en und anderen Bauar­beit­en auf dem Gelände beige­tra­gen und damit zu ein­er Reduzierung gegen­seit­iger Gefährdung.
Falls es doch noch Defizite gibt, worin beste­hen sie am häufigsten?
Defizite im Arbeits- und Gesund­heitss­chutz beste­hen immer dann, wenn auf­grund von Einsparun­gen notwendi­ge Aus­rüs­tung und Mate­ri­alen zur Gewährleis­tung der Sicher­heit nicht beschafft oder in man­gel­hafter Qual­ität beschafft wer­den. Beispiel­sweise trägt die Beschaf­fung hochw­er­tiger Wet­ter­schutzk­lei­dung erhe­blich zur Gesun­der­hal­tung der Beschäftigten bei, die nicht nur bei schönem Wet­ter und 20 °C auf der Aus­grabung sind. Auch lassen sich Grabungswerkzeuge und Funde in einem Wagen mit Lade­fläche und geeigneten Vor­rich­tun­gen zur Ladungssicherung wesentlich sicher­er trans­portieren als in einem Klein­bus ohne der­ar­tige Ausstattung.
Was kann noch getan werden?
Aus mein­er Sicht muss der Arbeits- und Gesund­heitss­chutz noch ver­stärkt in die betrieblichen Abläufe, ins­beson­dere in die Beschaf­fung, in die Bau­un­ter­hal­tung, in die Qual­i­fika­tion der Führungskräfte und in die regelmäßige Fort­bil­dung aller Beschäftigten auf der Grabung inte­gri­ert wer­den. Eine hil­fre­iche Über­sicht, was alles dazuge­hört, find­en Sie hierzu auch in der Infor­ma­tion­ss­chrift „Arbeitssicher­heit und Gesund­heitss­chutz bei archäol­o­gis­chen Aus­grabun­gen“ im Anhang 1. (siehe linke Seite). Hil­fre­ich ist auch der Besuch unser­er Sem­i­nare zur „Arbeitssicher­heit und zum Gesund­heitss­chutz bei archäol­o­gis­chen Aus­grabun­gen“, in welchen die grundle­gen­den Maß­nah­men zur sicheren Organ­i­sa­tion von Grabun­gen und typ­is­che Gefährdun­gen und Belas­tun­gen sowie mögliche Schutz­maß­nah­men zu deren Besei­t­i­gung beziehungsweise Reduzierung the­ma­tisiert werden.
Unsere Webi­nar-Empfehlung
Newsletter

Jet­zt unseren Newslet­ter abonnieren

Webinar-Aufzeichnungen

Webcast

Jobs
Sicherheitsbeauftragter
Titelbild Sicherheitsbeauftragter 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Sicherheitsingenieur
Titelbild Sicherheitsingenieur 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Special
Titelbild  Spezial zur A+A 2023
Spezial zur A+A 2023
Download

Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de