Autofahren ist teuer. Doch nicht jeder kann oder will darauf verzichten. Mit ein paar technischen Kniffen, optimiertem Fahrverhalten und bewusstem Tanken lassen sich locker 20 Prozent der Benzinkosten sparen.
Bettina Brucker
Jan, 25 Jahre, liebt sein Auto fast mehr als seine Freundin. Er hegt und pflegt es und er fährt gerne sportlich damit durch die Gegend. Das kann auch mal morgens nur kurz zum Bäcker sein. Im Sommer bewahrt er durch seine Klimaanlage einen kühlen Kopf auf der Autobahn. In der Stadt „flaniert“ er lieber bei weit geöffneten Fenstern und dröhnender Musikanlage. Wenn’s darum geht, mal in Urlaub zu fahren, ist das Geld oft zu knapp. Fürs heißgeliebte Auto geht einfach zu viel drauf.
Auch bedächtigere Fahrer wundern sich immer wieder, wenn sie häufig tanken müssen und die Zapfsäule hohe Beträge anzeigt. Geht man davon aus, dass der deutsche Autofahrer rund 15.000 Kilometer pro Jahr zurücklegt und durchschnittlich acht Liter pro Hundert Kilometer verbraucht, so sind das 1.200 Liter. Das entspricht knapp 2.000 Euro, wenn man die Spritpreise im Juni 2013 mit 1,60 Euro im Durchschnitt je Liter Super Benzin zugrunde legt. Gelingt es, den Verbrauch nur um 20 Prozent zu senken, so bedeutet das pro Jahr 400 Euro mehr im Geldbeutel. – vielleicht schon das Geld für einen Kurzurlaub. Ein Betrag, bei dem es sich lohnt, über sparsames Autofahren nachzudenken.
Technische Maßnahmen
Da das Auto eine Maschine ist, beginnen wir mit den technischen Möglichkeiten, die es gibt, die Verbrauchskosten beim Autofahren zu senken.
Reifen-Luftdruck kontrollieren
Der korrekte Reifendruck spielt schon bei geringen Schwankungen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Schon 0,2 bar zu wenig bedeuten einen Mehrverbrauch von einem Prozent. Mit dem passenden Reifendruck lassen sich insgesamt bis zu fünf Prozent Sprit sparen. Bei 15.000 Kilometer Jahresleistung sind das etwa 100 Euro. Wenn der Luftdruck stimmt, spart das auch zusätzliche Kosten, da der Verschleiß geringer ist – und sicher unterwegs ist man mit dem passenden Druck in den Reifen auch noch.
Deshalb empfiehlt es sich den Reifen-Luftdruck regelmäßig zu kontrollieren und bei Bedarf zu korrigieren. Wer im Alltag fast immer nur alleine im Auto sitzt, sollte vor allem bei langen Urlaubsfahrten mit Familie und Gepäck entsprechend den Empfehlungen des Fahrzeugherstellers für den Beladungs- und Fahrzustand den Druck anpassen. Der ADAC rät übrigens zu 0,2 bar mehr Druck pro Reifen als vorgegeben.
Ballast abwerfen
Nach dem Urlaub ist es selbstverständlich, das Gepäck wieder aus dem Auto zu räumen. Doch auch andere Gegenstände wie leere Getränkekästen wiegen etwas. Liegen viele „blinde Passagiere“ unnötig im Auto herum, kostet das zusätzliche Energie und somit Geld. 100 Kilogramm Gewicht machen 0,3 l/100 km Mehrverbrauch aus.
Besonders ins Gewicht fallen – oder in dem Fall besser gesagt – hohe „Spritfresser“ sind vor allem Dinge, die außen am Auto montiert sind. So erhöhen Fahrradträger auf dem Dach den Spritverbrauch um fünf Prozent, mit Fahrrädern darauf sogar um 40 Prozent.
Eine Dachbox braucht ebenso wie ein Fahrrad-Kupplungsträger zusätzlich 20 Prozent Kraftstoff.
Heizung und Klimaanlage
Im Winter schön warm und im Sommer gut gekühlt – so macht Autofahren Spaß. Doch das angenehme Klima hat auch seinen Preis. Je nach Fahrzeugmodell braucht eine Klimaanlage auf 100 Kilometer zwischen 0,1 und 2,1 Liter mehr Sprit. Eine Standheizung liegt bei einem Verbrauch von 0,2 bis 0,5 Liter pro Stunde.
Aber auch sich den Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen, ist nicht umsonst. Wer bei 100 Stundenkilometern auf beiden Seiten die Fenster heruntergelassen hat, muss mit einem Mehrverbrauch von 0,2 Litern rechnen.
Stromerzeugung
Mit dem Kraftstoff wird nicht nur der Motor in Schwung gebracht, sondern der Motor erzeugt auch Elektrizität, sowohl für die Beleuchtung als auch für die Zusatzausstattungen im Auto.
Eine heizbare Heckscheibe verbraucht zum Beispiel rund 185 Watt, eine Frontscheibenheizung sogar 540. Die Sitzheizung schlägt pro Sitz mit 100 Watt, ein heizbarer Außenspiegel mit rund 35 Watt zu Buche. Ein HiFi-Verstärker kann es auf bis zu 400 Watt bringen. Je nach Motorleistung und Auslegung der Lichtmaschine müssen zur Erzeugung von 100 Watt durchschnittlich 0,1 l/100 km aufgewandt werden.
Vorausschauend fahren
Das eigene Fahrverhalten trägt deutlich dazu bei, dass die Tanknadel langsamer fällt. Ideal ist es im Verkehr „mitzuschwimmen“. Das bedeutet in erster Linie nicht wie verrückt aufs Gaspedal zu treten und erst im letzten Moment zu bremsen. Ständiges hohes Beschleunigen kostet besonders viel Energie und bedeutet somit einen hohen Spritverbrauch.
Drei Faktoren sind besonders zu beachten:
Geschwindigkeit: Je schneller man fährt, desto höher ist der Spritverbrauch. Bei 150 Stundenkilometern (km/h) verbraucht man im Schnitt doppelt so viel wie bei 70. Hilfreich kann es deshalb sein, für sich selbst ein Tempolimit von 120 bis 130 km/h festzulegen.
Richtig schalten: Im Stadtverkehr muss man den Motor nie hoch drehen. Besser ist es, früh in einen höheren Gang zu schalten. Und so geht’s:
Im 1. Gang nur anfahren,
flott beschleunigen,
bereits ab 30 km/h in den 3. Gang schalten,
ab 40 km/h in den 4 Gang und
ab 50 km/h in den 5. Gang.
Drehzahl: Wer Sprit sparen will, fährt besser untertourig. Dabei hilft der Blick auf den Drehzahlmesser. Den besten Wirkungsgrad erzielt der Motor bei 2.000 bis 2.500 Umdrehungen pro Minute, bei Dieselmotoren bei 1.700 bis 2.000.
Wer untertourig fährt, kann bis zu 1,5 Liter pro 100 Kilometer einsparen. Das sind bei 15.000 Kilometern pro Jahr 225 Liter, was beim aktuellen Spritpreis (1,60 Euro/l im Juni 2013) rund 360 Euro ausmacht.
Weniger bremsen spart Geld
Vor Ampeln oder bergab sollte man auf unnötig scharfes Bremsen verzichten. Besser ist es, frühzeitig den Fuß vom Gas zu nehmen und bei Bergabfahrten die Bremswirkung des Motors zu nutzen.
Abschalten statt leerlaufen lassen
Im Stau oder an einer Ampel, wann immer die Leerlaufzeit mehr als 20 Sekunden beträgt, lohnt es sich den Motor auszuschalten. Denn selbst im Leerlauf verbraucht der Motor 0,5 bis 1 Liter je Stunde.
Warmfahren statt warmlaufen lassen
Bei kalten Temperaturen den Motor im Stand warmlaufen zu lassen ist Quatsch. Denn im kalten Zustand braucht der Motor wesentlich mehr Sprit als wenn er schon eine Weile bewegt wurde. Und richtig warmlaufen kann er im Stand nicht. Besser ist es deshalb nach dem Start sofort loszufahren.
Günstig tanken
Tanken ist heutzutage eine teure Angelegenheit. Deshalb lohnt es sich, auch einmal die Tankstelle zu wechseln. Denn die Preisunterschiede je Liter Benzin können bei mehr als 10 Cent liegen. Bei 1.000 Litern im Jahr machen 10 Cent pro Liter 100 Euro aus.
Entsprechende Apps und spezielle Internetseiten helfen, die günstigste Tankstelle zu finden. Einen Umweg sollte man allerdings nur in Kauf nehmen, wenn es die geringe Wegstrecke rechtfertigt.
Vor allem vor Feiertagen und rund um die Ferienzeit schnellen die Spritpreise oft nach oben.
Auch vor den Wochenenden lassen sich Preisschwankungen bemerken. Kommen einem die Preise aktuell übertrieben hoch vor, kann es sich lohnen, nur ein paar notwendige Liter zu tanken und dann nach zwei oder drei Tagen vollzutanken.
Weitere Informationen gibt es unter anderem
- beim Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) unter www.adac.de,
- beim Verkehrsclub Deutschland (VCD) unter www.vcd.org,
- zum billigsten Benzin im Umkreis auf www.mehr-tanken.de
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