Im Handwerksbetrieb macht oft der Chef vor der Arbeit, nach Feierabend oder am Wochenende die Büroarbeit. Oder die Ehefrau ist für den kaufmännischen Bereich zuständig. Nur größere Betriebe haben Büroangestellte. Vor allem bei guter Auftragslage und einem vollen Terminkalender zeigt sich, wie gut das Büro ausgestattet und organisiert ist.
Bettina Brucker
Wenn man die Schlosserei in der Kölner Südstadt betritt, steht man mitten in der Werkstatt zwischen Eisenstangen und Kupferrohren, Gittern und Balkongeländern. Die Halle ist voll mit Arbeitsmaterial und Arbeitsmitteln. Bis auf den schon etwas älteren Meister und Chef der Firma sind alle Mitarbeiter unterwegs. Der Meister sitzt in einem kleinen, schlecht beleuchteten Raum in der Ecke der Halle. Darin ein alter Computer, ein Drucker, viele Ordner und ein überfüllter Schreibtisch: das Büro. Jeder Handwerksbetrieb muss Angebote erstellen, Waren bestellen und Rechnungen verschicken. Große Aufträge kann der Handwerksunternehmer erst abrechnen, wenn er alle Arbeiten genau dokumentiert hat. Ob Ein-Mann-Betrieb oder ein etwas größerer Handwerksbetrieb: Ohne Buchhaltung funktioniert kein Betrieb und ohne Marketing ist die Firma nicht konkurrenzfähig.
Im Handwerk finden sich verschiedene Büroformen:
- der Büroarbeitsplatz zu Hause,
- das Büro in der Werkstatt,
- ein Bürobereich im Ausstellungsraum oder Servicebereich,
- Büroräume in einem separaten Gebäudeteil.
Jede Form hat ihre Vor- und Nachteile (s. Tabelle). Bei der Planung und Gestaltung sind deshalb unterschiedliche Faktoren zu berücksichtigen.
Damit Mitarbeiter und Kunden kurze Wege haben, sind die Büros in Handwerksbetrieben oft in der Werkstatt oder im Ausstellungsraum untergebracht. Ein guter Gedanke, doch oft schlecht ausgeführt. Zu den häufigsten Fehlern bei der Büroarbeitsplatzgestaltung zählen:
- zu eng bemessene Arbeitsplätze,
- veraltete oder mangelhafte Büroausstattung,
- falsche bzw. unergonomische Positionierung des Arbeitsplatzes und der Arbeitsmittel,
- schlechtes Raumklima z. B. durch Zugluft oder Lärm.
Mit Werkzeug und persönlicher Sicherheitsausrüstung kennt sich der Handwerker bestens aus. Er weiß, wie wichtig umsichtiges Arbeiten und Schutzmaßnahmen für seine Gesundheit sind. Doch die Büroarbeiten werden als sauber, leicht und sicher eingeschätzt und Gesundheitsgefährdungen dabei unterschätzt. Dies belegen Zahlen der Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM). Sie hat bei ihren Mitgliedsbetrieben festgestellt, dass sich in manchen Handwerksbetrieben mehr Büroangestellte krankmelden als Handwerker.
Lärm, Enge, Zugluft .…
Büroarbeitsplätze erscheinen auf den ersten Blick wenig gefährlich. Trotzdem gibt es auch hier Gesundheitsgefahren und Sicherheitsrisiken. Treten vermehrt Krankmeldungen auf, besteht umgehend Handlungsbedarf. Zudem sollten eine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt und offensichtliche Mängel so gut wie möglich beseitigt werden.
Belastungen und Gefahren im Büro können ganz unterschiedlicher Art sein, wie ein paar Beispiele zeigen:
- Wer lange am Computer sitzt, belastet die Augen und die Wirbelsäule.
- Durch Arbeiten in der Werkstatt, aber auch durch Telefongespräche oder Kundenberatungen entsteht Lärm, der zur Stressquelle werden kann.
- Ist der Servicebereich in der Nähe des Eingangs untergebracht, kann Zugluft als unangenehm empfunden werden und zu Erkältungen führen.
- Je mehr technische Geräte im Büro untergebracht sind, desto größer ist das Risiko, dass „Kabelsalat“ zur Stolperfalle wird.
- Psychische Belastungen wie Zeitdruck oder ein schlechtes Betriebsklima können Stress verursachen und auf Dauer Erkrankungen auslösen.
Die verschiedenen Gefahrenquellen lassen sich am besten durch eine Arbeitsplatzbegehung, Mitarbeitergespräche oder ‑befragungen ermitteln. Im Anschluss lassen sich entsprechende technische, organisatorische oder personenbezogene Schutzmaßnahmen festlegen, um die Gefahr zu beseitigen. Dabei ist es wichtig, dass auch festgehalten wird, bis wann die Gefahr zu beseitigen ist und anschließend zu überprüfen, ob dies erfolgt ist.
So lässt es sich gut arbeiten
Zur Gestaltung von Büroarbeitsplätzen gibt es konkrete Anforderungen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. So müssen Bildschirmarbeitsplätze im Büro beziehungsweise in den Bürobereichen der Kundendienstannahmen zum Beispiel die Anforderungen für Bildschirmarbeitsplätze erfüllen. Bei einem Bildschirmarbeitsplatz ist es unter anderem wichtig, dass ein Blendungs- und reflexfreies Arbeiten am Bildschirm möglich ist. Dazu sollte der Bildschirm im rechten Winkel zum Fenster aufgestellt und die Deckenleuchte so positioniert sein, dass sie sich nicht im Bildschirm spiegelt.
Bei der Tastatur und der Maus empfiehlt es sich, ergonomisch gestaltete Modelle zu wählen. Das kann zum Beispiel eine gebogene Tastatur sein oder eine Maus, die der Handform entspricht.
Wer anhand von Checklisten, die es zu den Gefährdungsbeurteilungen gibt, sein Büro einmal überprüft, wird schnell erkennen, wie sich oft schon mit geringem Aufwand der kaufmännische Bereich in einem Handwerksbetrieb verbessern lässt. So helfen zum Beispiel die Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR), das Büro sicher auszustatten und so zu gestalten, dass sich darin gesund arbeiten lässt. In den Vorschriften geht es unter anderem darum, wie viel Platz man im Büro zum Arbeiten braucht.
Grundregeln für Büroarbeitsplätze
Zu den Grundbedingungen eines gesunden und sicheren Büroarbeitsplatzes zählen:
- Für ein Einzelbüro sollte man mit einer Fläche von 2,80 m x 3,10 m rechnen.
- Die empfohlene Beleuchtungsstärke liegt bei 500 Lux. Ideal ist eine Grundbeleuchtung in Kombination mit einer Arbeitsplatzleuchte.
- Die Raumtemperatur sollte zwischen 19° und 21° C liegen.
- Die Fläche des Schreibtisches sollte 1,60 m x 0,80 m betragen.
- Hinter dem Schreibtisch muss mindestens ein Meter Platz sein.
- Stuhl und Tisch müssen so eingestellt sein, dass sich beim Sitzen die Arme und Beine im rechten Winkel befinden, während die Füße vollständig auf dem Boden stehen. Die Unterarme sollten locker auf dem Tisch aufliegen.
- Zwischen Augen und Bildschirm sollte der Abstand mindestens 0,50 m betragen.
Außerdem empfiehlt es sich, auch in anderen Bereichen auf das Wohlbefinden und die Sicherheit zu achten:
- Ergonomische Büromöbel wie Bürostühle mit Rollen und verstellbaren Sitzflächen, Rücken- und Armlehnen oder Sitz-Steh-Arbeitstische erleichtern das Arbeiten.
- Die Kabel von Telefon, Computer, Drucker etc. sollten mit Hilfe von Kabelbindern und Kabelkanälen geordnet und sicher verlegt sein.
- Sind häufig Telefonate zu führen kann ein Headset entlastend wirken.
- Pflanzen, Bilder oder eine Besprechungsecke werten den Bürobereich auf.
Auf guten Schallschutz achten
Handwerk ist oft laut. Damit es nicht zu unnötigen Störungen durch Lärm kommt, sollten die lauten Arbeitsbereiche in der Werkstatt besser von den leisen getrennt sein. Dann ist es bei der Raumplanung und ‑aufteilung einfacher darauf zu achten, dass sich der Lärm der Produktion oder von Reparaturarbeiten nur wenig auf die Arbeitsplätze in der Verwaltung oder im Servicebereich auswirken. Ist es notwendig, das Büro direkt in Werkhallen unterzubringen, sollte man vor allem auf guten Schallschutz achten und die Wände und Decken entsprechend isolieren.
Büro und Privatbereich trennen
Auch wer sich zu Hause sein Büro einrichtet, sollte auf eine gute Ausstattung und Organisation achten. Denn dann lässt sich Büroarbeit leichter und schneller erledigen. Wichtig beim Büroarbeitsplatz in der heimischen Umgebung ist, dass er vom privaten Bereich ausreichend getrennt ist. Nur dann ist es möglich, auch einmal gänzlich abzuschalten und sich um sich und seine Familie zu kümmern.
Zum Schluss noch ein paar Platzspartipps für kleine Büros:
- Beim Ordnerschrank auf Türen verzichten oder Schiebetüren wählen.
- Ein Multifunktionsgerät anschaffen statt Drucker, Kopierer und Scanner.
- Ablageflächen an den Wänden montieren.
- Alte Ordner und Büromaterial wie Papier und Umschläge in einem anderen Raum lagern.
Das Büro ist auch immer eine Visitenkarte des Betriebs. Herrscht hier Chaos, sieht es in der Werkstatt oft genauso aus. Mitarbeiter nehmen dies ebenso wahr wie die Kunden. Vor allem, wenn im Büro oder Bürobereich Publikumsverkehr stattfindet, sollte man auf einen gepflegten Eindruck Wert legen.
Weitere Informationen zur Gestaltung von Büroarbeitsplätzen finden Sie zum Beispiel:
- bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) unter Arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse, Forschungsergebnisse für die Praxis, Kfz-Werkstätten,
- bei den Berufsgenossenschaften, z. B. in Form von Praxishilfen,
- in „Bildschirm- und Büroarbeitsplätze“, BGI 650 sowie
- in den Arbeitsstättenrichtlinien (ASR).
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