Die vier Meter hohen Tanklaster sind aus dem Straßenverkehr bekannt. In ihnen werden Pulver und Granulate für die Chemieindustrie transportiert. Damit es nicht zu Vermischungen kommt, werden die Silos und Tanks nach jeder Fahrt professionell gereinigt. Die Seifert Service GmbH, eine Tochter der Seifert Logistics Group, hält in Merseburg dafür eine 1.200 Quadratmeter große Halle und 25 Mitarbeiter in einer der modernsten Reinigungsanlagen Europas vor.
„Wenn sich bei einer Ladung weißer Kunststoff-Granulate einige schwarze Körnchen beimischen, weil der Tank nicht ordentlich ausgeputzt war, dann verwirft der Kunde die gesamte Ladung“, erläutert Andreas Saretzki. Der technische Betriebsleiter der Merseburger Silo-Innenreinigungsanlage weiß, wie wertvoll seine Dienstleistung ist. Denn einmal verwor- fene Ladung ist wertlos und verursacht hohe Kosten.
Das wichtigste, wenn Silos binnen 30 Minuten in seiner Waschstraße gereinigt werden, ist der Schutz von Mensch und Umwelt. „Unsere Betriebshalle ist geschlossen und verfügt über ein eigenes Abwassersystem, das von der Kanalisation komplett getrennt ist“, sagt Saretzki, dessen High-Tech-Anlage nach allen Richtlinien und Normen zertifiziert ist. Da wäre zunächst die Zertifizierung nach ISO 9001, die die Standards von Seiferts Qualitätsmanagement und Verbesserungsprozess garantiert. Jährliche Überprüfungen beschäftigen sich unter anderem mit den Themen Qualifikation, Weiterbildung, Kundenzufriedenheit, Qualitätssicherung und Zielsetzungen.
Gereinigt wird meist mit kaltem oder warmem Wasser, mit Dampf oder – je nach Verschmutzungsart – mit umweltfreundlichen Reinigungsmitteln. Welches Mittel eingesetzt wird, entscheidet eine Computerdatenbank, die alle Inhaltsstoffe listet. Die täglich 180.000 Liter Abwasser werden aufgefangen und am Standort bereits geklärt, bevor sie ins Abwassernetz kommen. Monatlich sind das 38 Mio Liter. Das sichert die ISO 14001, die die Standards für ein Umweltmanagement und die Kontrolle der Umweltfreundlichkeit legt. Erwähnenswert ist außerdem die Zertifizierung nach SQAS, die Maßnahmen für Logistikdienstleister festlegt und Qualität, Sicherheit und Umweltverträglichkeit sichert. Das gilt insbesondere für Speditionen und Dienstleister, die mit Gefahrgut hantieren. Die Anforderungen für die Auszeichnung mit SQAS hinsichtlich Sicherheit von Umwelt und Mitarbeiter gehen weit über die Aspekte der genannten ISO-Normen hinaus.
Reinigung mit System
„Vorstellen kann man sich die Reinigung wie bei einer Autowaschstraße, nur dass wir die Tanks von innen reinigen“, erläutert Prokurist und Bereichsleiter Mario Wolter. Seit zwölf Jahren gibt es den Service, bei dem ein Pumpensystem unter hohem Wasserdruck Tank, Deckel und die Zuleitungen von Rückständen befreit. Rotierende Spülköpfe benetzen binnen weniger Minuten den gesamten Innenraum und spülen Rückstände mit bis zu 80 Bar Wasserdruck aus. Das sind echte High-Tech Geräte. Dafür steigt einer von 25 Mitarbeitern über eine Arbeitsbühne von oben auf den vier Meter hohen Tanklaster herab und führt die Spülköpfe ein. Ist die Reinigung abgeschlossen, wird warme Luft eingeleitet. Wie ein Fön trocknet sie die Wände. Schließlich steigt ein Mitarbeiter in den Tank und frottiert die letzten Tropfen ab.
„Unser Personal ist technisch versiert und in unseren Sicherungssystemen geschult“, berichtet Wolter von der Qualifikation der Mitarbeiter. Inzwischen bilden die Merseburger sogar eigene Lehrberufe aus: die Fachkraft für Rohr‑, Kanal- und Industrieservice und die Fachkraft für Abwassertechnik. „Die gut ausgebildeten jungen Leute sind unsere Zukunft, denn die Tankreinigung wird technisch immer anspruchsvoller“, weiß Saretzki, der seit 20 Jahren im Bereich Tankreinigung arbeitet. Aktuell sind noch Ausbildungsplätze für beide Lehrberufe offen. Die hoch technisierte Anlage wird komplett von Computern gesteuert. Reinigung als auch Abwasserbehandlung werden über einen modernen Leitstand überwacht.
Trotz rund 100 Reinigungen am Tag und Fahrzeugen aus ganz Europa, die anschließend vom Expertenteam getrocknet werden, brauchen Fahrer keinen Termin im Vorfeld. „Einfach vorbeikommen“, sagt der Betriebschef. Während die Fachleute die Stahl- oder Aluminiumtanks ausspülen, muss der Fahrer nicht anwesend sein. Ein längerer Aufenthalt im Fahrer-Bistro, dem Brummi-Treff, lohnt sich bei einer halben Stunde Reinigungsdauer aber kaum. Denn um die Durchlaufzeiten zu erhöhen und um der steigenden Nachfrage zu begegnen, erweiterte die Seifert Gruppe die 2001 mit zwei Bahnen eröffnete Anlage, bereits 2005 um eine dritte Bahn. Fünf Jahre später wurde eine weitere Reinigungsbahn in Betrieb genommen, die fünfte Bahn wartet zur Zeit auf die Inbetriebnahme.
Drei der 100 Reinigungen am Tag führt die Seifert Service GmbH für eigene Fahrzeuge durch, der Rest kommt von anderen Transportunternehmen oder Chemiespeditionen.
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