Von wegen ruhig: Lärm zählt zu den häufigsten Problemen an Büroarbeitsplätzen. Das monotone Klacken der Tastatur kann ebenso nerven wie die ständigen Telefonate der Kollegen. Auch Drucker und Kopierer machen oft höllischen Lärm und erzeugen Stress. Mit ein paar Tricks wird’s im Büro leiser.
Sabrina M. versucht seit zwei Stunden Angebote zu schreiben. Doch bisher hat sie noch nicht viel zu Papier gebracht. Trotzdem fühlt sie sich erledigt wie nach einem ganzen Arbeitstag. Kein Wunder, denn um sie herum ist der Lärm fast unerträglich. Wie immer am Monatsende läuft der Drucker heiß. Jeder in der Abteilung braucht seine Berichte. Und der neue Kollege nebenan ist eine wahre Quasselstrippe. Er telefoniert laut und endlos. Und dann haben heute auch noch die Umbauarbeiten in der Etage darüber begonnen …
Miteinander zu kommunizieren ist für manche Arbeitsprozesse zwar notwendig, kann aber auch Stress und Unwohlsein verursachen. Je mehr Personen in einem Büro sitzen, desto lauter wird es, gerade in Bürolandschaften. In Mehrpersonen- oder Großraumbüros zählen zu den typischen Lärmquellen an Büroarbeitsplätzen:
- Gespräche zwischen Kollegen,
- alte Computer,
- Bürogeräte wie Drucker und Kopierer,
- Telefone und Telefongespräche,
- Klimaanlagen, aber auch
- Straßenlärm oder
- Geräusche aus anderen Räumen im Gebäude.
Geräusche werden übrigens je nach Tagesform – und oft auch individuell – entweder kaum wahrgenommen oder als Störungen empfunden. Auch das Alter kann eine Rolle spielen. Denn im Alter verändert sich das Gehör.
Negative Auswirkungen von lauten Büroräumen
Bürogeräusche schädigen zwar nicht das Gehör, doch sie können ganz schön auf die Nerven gehen und belasten. Während der eine in aller Ruhe weiterarbeitet, fühlt sich ein anderer durch Geräusche in der Umgebung belästigt.
Jeder reagiert anders darauf. Ob die Geräuschkulisse als störend empfunden wird, hängt unter anderem von der Art der Tätigkeit ab. Bei Routinetätigkeiten wird Lärm oft weniger störend empfunden, als wenn man mit einer anspruchsvollen Aufgabe beschäftigt ist.
Was passiert, wenn es im Büro zu laut wird?
- Die Konzentration lässt nach.
- Die Leistungsfähigkeit verringert sich.
- Aufmerksamkeit und Reaktionszeit sinken.
- Denkprozesse laufen langsamer ab.
- Die Fehlerhäufigkeit nimmt zu.
- Die Stresshormone erhöhen sich.
- Das vegetative Nervensystem wird beeinflusst.
- Blutdruck und Herzfrequenz steigen.
Ein ständig erhöhter Schallpegel im Büro ist also ein nicht zu unterschätzender Auslöser von Stress und seinen Folgen. Auf lange Sicht kann die Lärmbelastung krank machen.
Lästige Geräusche oder schon Lärm?
Lautstärke wird in Dezibel (dB) gemessen. Die gesetzlichen Grenzwerte sind ebenfalls in Dezibel angegeben.
Der Schallpegel in Büros sollte laut der Arbeitsstätten- und Bildschirmplatzverordnung bei wissenschaftlichen Tätigkeiten 55 dB nicht überschreiten. Für die Daten- und Texterfassung sind höchstens 70 dB empfohlen. Diese Richtwerte gelten als Tages-Durchschnittspegel. Eine Überschreitung zwischendurch gibt es immer einmal. Schon eine normale Unterhaltung bringt es beim Abstand von einem Meter auf einen Schallpegel von rund 60 dB. Allerdings addieren sich Geräuschpegel nicht. Ein Gespräch mit 60 dB und ein Computer in Betrieb mit 40 dB erzeugen also keine 100 dB. Der Wert steigt nur gering über die 60 dB.
Computer und Bürogeräte können leise oder laut sein. Bei der Vergabe des Blauen Engels spielen deshalb auch die Geräuschemissionen eine Rolle. Danach sollte ein Computer im Leerlaufbetrieb 38 dB und bei aktivierter Festplatte 42 dB nicht überschreiten. Die Werte eines Bürogerätes stehen in den Herstellerangaben.
Damit das mühsame Suchen nach den Werten der Geräuschemission nicht länger nötig ist, schlagen Forscher vor, die Geräte in sieben Geräuschklassen einzuteilen. A wäre dann das beste Level und G das schlechteste. Die Klassifizierung, wie man sie schon von Haushaltsgeräten kennt, soll es Einkäufern und Nutzern einfacher machen, Geräte innerhalb einer Produktgruppe – also Drucker mit Drucker, PC mit PC – miteinander zu vergleichen.
Bei den akustischen Belastungen im Büro muss man unterscheiden zwischen lästigen Geräuschen und Lärm. Neben der Lautstärke ist vor allem aber auch die Nachhallzeit ein Problem. Besonders nervig ist es, wenn Geräusche lange nachhallen. Je schneller man ein Geräusch nicht mehr hören kann desto besser. Deshalb sollten Büros so ausgestattet sein, dass Geräusche „geschluckt“ werden.
Kleine und große praktische Lösungen
Ohrstöpsel als persönliche Schutzausrüstung sind nur sehr bedingt eine Lösung, um in Ruhe im Büro arbeiten zu können. Doch für eine bestimmte Zeit und mit einer Rufumleitung des Telefons können sie schon einmal entlasten.
Vor allem aber bauliche, technische sowie organisatorische Maßnahmen können dazu beitragen, dass es im Büro leiser wird. So sollte man schon bei der Raumbelegung darauf achten, dass der Platz zwischen den Arbeitsplätzen groß genug ist.
In Großraumbüros mit großen Fensterfronten heißt es: Viel hilft viel. Je mehr Lösungsvorschläge berücksichtigt werden, desto ruhiger sollte es werden. Hier eine Auswahl von Lösungen, die sich in der Praxis bewährt haben:
Absorbierende Trennwände „schlucken“ vor allem die Geräusche in nächster Nähe, wie etwa das Tastenklackern des direkt nebenan sitzenden Kollegen.
Spezielle Wand- und Deckenbeläge sowie abgehängte Deckensegel fangen die Geräusche ein, die im Raum rumschwirren.
Stoffbezogene Möbel und schalldämpfende Schrankfronten unterstützen den Effekt der dämmenden Wände und Decken.
Teppichboden, Vorhänge oder Lammellenstores tragen dazu bei, dass der Schall weder vom Boden noch von der Fensterfront zurückgeworfen wird. Außerdem sind durch den Teppich Schritte kaum zu hören.
Raumteiler und Schränke können auch nachträglich mit absorbierendem Material bezogen werden. So gibt es zum Beispiel spezielle Folien, die mit winzigen Löchern perforiert sind. Dadurch werden Geräusche deutlich gedämmt.
Andere versuchen akustische Störungen mit akustischen Systemen zu bekämpfen. Der Fachbegriff dafür lautet Soundmasking. Dabei übertönt ein gleichmäßiges Hintergrundgeräusch die vielen Einzelgeräusche. Der kaum wahrnehmbare Geräuschteppich verdeckt alle leisen, störenden Geräusche.
Mit Schall isolierenden Unterlagen oder Schallschutzhauben lässt sich der Lärm etwa von Druckern reduzieren. Besser ist es jedoch, Drucker und Kopierer in einem separaten Raum unterzubringen.
Einen Extraraum sollte es auch für Besprechungen, konzentriertes Arbeiten oder lange Telefonate geben.
Eine Anweisung, Mobiltelefone auf Vibration zu schalten, verhindert ständige Klingelgeräusche.
Muss im Büro häufig telefoniert werden, sollte über den Einsatz von Headsets nachgedacht werden, denn die Telefonierenden sprechen damit nachgewiesenermaßen leiser.
Und nicht nur für die Ohren, sondern auch für die Augen und das Wohlbefinden allgemein, sind Pflanzen im Büro nützliche Helfer. In ihren Blättern verfängt sich der Schall und hallt weniger nach.
Bettina Brucker
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