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Vorbeugen und behandeln

FSME und Borreliose
Vorbeugen und behandeln

Sobald es wieder wärmer wird, kön­nen Zeck­en Krankheit­en über­tra­gen. Ab etwa sieben Grad Außen­tem­per­atur wer­den die Tiere aktiv und hal­ten Auss­chau nach einem „Wirt“, bei dem sie Blut saugen kön­nen. Die meis­ten Infek­tio­nen wer­den deshalb ab März gemeldet – dann allerd­ings sind die lästi­gen Blut­sauger bis in den Okto­ber hinein in Wäldern und auf Wiesen aktiv.

Brit­ta Surholt

Das Tück­ische an einem Zeck­en­stich: Die sehr kleinen acht­beini­gen Spin­nen­tierchen lassen sich nicht – wie häu­fig ver­mutet wird – aus Bäu­men auf Men­schen oder Tiere her­ab­fall­en. Sie sitzen vielmehr in Büschen und auch auf Gräsern und wer­den somit beim Vorüberge­hen abgestreift.
Da das erste Fest­saugen ein­er Zecke in der Haut keine Schmerzen verur­sacht, merkt man zunächst gar nichts vom Zeck­en­be­fall. Das ist aber gefährlich, denn Zeck­en kön­nen Krankheit­en übertragen.
Die Früh­som­mer-Menin­goen­zephali­tis (FSME) ist eine Virus­in­fek­tion, die fast immer von infizierten Zeck­en über­tra­gen wird. Stechen die Zeck­en zu und „beißen sich fest“, kön­nen sie den gefährlichen Erreger mit ihrem Spe­ichel übertragen.
In bes­timmten Regio­nen Deutsch­lands ist das Risiko beson­ders groß, an infizierte Zeck­en zu ger­at­en. Derzeit gel­ten die Bun­deslän­der Bay­ern, Baden-Würt­tem­berg, Hes­sen, Thürin­gen und Rhein­land-Pfalz als Risikogebiete.
Wie erkenne ich eine Infektion?
Eine FSME-Infek­tion ver­läuft ähn­lich wie eine Grippe. Viele Men­schen merken es allerd­ings nicht ein­mal, dass sie von ein­er Zecke gebis­sen und mit FSME-Viren infiziert wur­den. Indem die Zecke zugestochen hat, ver­mehren sich die Viren zunächst an der Ein­stich­stelle und bah­nen sich langsam den Weg bis in die nächst gele­ge­nen Lym­ph­knoten. So gelan­gen sie nicht nur ins Blut, son­dern auch in das men­schliche Ner­ven­sys­tem. Die Entzün­dung­sprozesse, die sich nun entwick­eln kön­nen, schädi­gen schlimm­sten­falls Gehirn und Rück­en­mark. In der Folge kann es zu Bewusst­seinsstörun­gen kom­men oder es treten plöt­zlich Läh­mungen auf – die sich nicht zurück­ver­fol­gen lassen.
Wichtig zu wis­sen: Längst nicht jed­er Men­sch, der nach einem Zeck­en­biss mit Viren infiziert ist, erkrankt auch an FSME. Etwa 30 Prozent der Betrof­fe­nen lei­den nur unter grippeähn­lichen Symp­tomen wie Fieber, Kopf- und Glieder­schmerzen. Nach ein­er Woche ist diese „Som­mer­grippe“ dann meist ausgestanden.
Nach ein­er – eben­falls eine Woche dauern­den – beschw­erde­freien Zeit kann die Krankheit jedoch in die näch­ste, weit kri­tis­chere und gefährlichere Phase überge­hen. Näm­lich dann, wenn sich Hirn­häute, Gehirn und Rück­en­mark entzün­den. Starke Kopf- und Nack­en­schmerzen, Übelkeit, eventuell auch Läh­mungen kön­nen den Hin­weis darauf geben, dass von Zeck­en eingeschleuste Viren das Zen­tral­ner­ven­sys­tem „ange­grif­f­en“ haben.
Bei älteren Men­schen gefährlicher
FSME ist gefährlich. Die Folgeschä­den kön­nen drama­tisch sein. Die derzeit­ige Daten­lage – FSME ist meldepflichtig – besagt, dass Patien­ten im höheren Alter (über 50 Jahre) eher mit bleiben­den oder lang anhal­tenden Schädi­gun­gen zu rech­nen haben als jün­gere Patienten.
Wenn Sie sich pri­vat oder beru­flich draußen aufhal­ten, erkundi­gen Sie sich am besten auf den Seit­en des Robert-Koch-Insti­tuts (www.rki.de), wo das Risiko für eine FSME-Infek­tion beson­ders groß ist. Eine Imp­fung ist rat­sam, wenn Sie in Gegen­den unter­wegs sind, die hohe Erkrankungszahlen zu ver­melden haben. Dazu gehören auch Urlaub­slän­der wie Öster­re­ich und die Schweiz, Kroa­t­ien sowie die schwedis­che Ostküste.
Wichtig zu wis­sen: Wirk­same Medika­mente ste­hen gegen eine Früh­som­mer- Menin­goen­zephali­tis nicht zur Ver­fü­gung. Da es sich um eine Viruserkrankung han­delt, gibt es kaum Behand­lungs-Möglichkeit­en. Den zuver­läs­sig­sten Schutz vor der Infek­tion bietet daher eine Impfung.
Forstar­beit­er, Gärt­ner, Jäger und Land­wirte soll­ten sich in jedem Fall impfen lassen und den Schutz regelmäßig über­prüfen beziehungsweise auffrischen.
Als Impf­stoff gegen FSME wird das auf Zel­lkul­turen gezüchtete Virus in abgetöteter Form gespritzt (Totimpf­stoff). Für eine Grundim­mu­nisierung sind ins­ge­samt drei Imp­fun­gen vorge­se­hen, die über einen Gesamtzeitraum von zehn bis 15 Monat­en verabre­icht wer­den. Eine soge­nan­nte Schnel­lim­mu­nisierung ist eben­falls möglich – am besten sprechen Sie mit Ihrem behan­del­nden Arzt ab, welche Impfungen/welcher Impf­stoff für Sie genutzt wer­den sollte. Die Kosten für FSME-Imp­fun­gen übern­immt meist die Krankenkasse. Klären Sie die Kostenüber­nahme möglichst vor dem Arztbe­such ab. Für Forstar­beit­er und Gärt­ner zahlt der Arbeit­ge­ber die Impfung.
Bor­re­liose häu­figer als FSME
Eine bak­terielle Lyme-Bor­re­liose wird noch wesentlich häu­figer als FSME über­tra­gen. Im Übri­gen ganz unab­hängig davon, ob man in einem Risiko­ge­bi­et unter­wegs war.
Die Bor­re­liose hat eine Chance sich zu entwick­eln, wenn eine Zecke ihren gefährlichen/infizierten Darmin­halt an den Wirt abgibt. Das kann zum Beispiel dann passieren, wenn allzu wild und ungestüm ver­sucht wird, die Zecke zu ent­fer­nen. Wed­er Waschben­zin noch Nag­el­lack­ent­fern­er soll­ten zum Ein­satz kom­men. Dadurch wird die Zecke der­art „irri­tiert“, dass sie sich erbricht oder den Ver­dau­ungstrakt entleert. Sind Bor­re­lien im Darm der Zecke ver­ankert, kön­nen sie auf den Men­schen überge­hen, sobald der „Leib“ der Zecke beim Ent­fer­nen zu stark trak­tiert wird.
Ver­suchen Sie deshalb beim Ent­fer­nen der Zecke möglichst vor­sichtig vorzuge­hen – ohne deren Hin­ter­leib zu quetschen.
Antibi­oti­ka helfen
Eine Imp­fung gegen die Bor­re­liose ist nicht möglich. Allerd­ings kann die Krankheit mit Antibi­oti­ka behan­delt wer­den. Und das auch in jedem Sta­di­um der Erkrankung. Zumeist ist ein recht lang­wieriger Behand­lungszyk­lus (unter Umstän­den über mehrere Wochen) notwendig, um bleibende Schä­den zu vermeiden.
Die soge­nan­nte Wan­der­röte ist das erste charak­ter­is­tis­che Symp­tom ein­er Bor­re­liose. Dabei han­delt es sich um eine entzündliche Rötung, die sich eben­so kre­is­för­mig auf der Haut zeigt wie sich die Bor­re­lien auch in der Haut ausbreiten.
Je früher dieses Symp­tom erkan­nt wird, desto bess­er. Denn eine gezielte Antibi­oti­ka-Ther­a­pie kann hier die Aus­bre­itung der Bak­te­rien erfol­gre­ich stoppen.
Erhal­ten die Bor­re­lien die Gele­gen­heit, sich weit­er auszubre­it­en, kön­nen ver­schiedene Organe in Mitlei­den­schaft gezo­gen wer­den und Gelenkbeschw­er­den, Ner­ven­schmerzen, Läh­mungen auftreten. Tück­isch: Einen Labortest, mit dem der akute Befall mit Bor­re­lien nachgewiesen wer­den kann, gibt es nicht. Es kön­nen nur Antikör­p­er ermit­telt wer­den – nicht aber, ob diese schon lange im Blut existieren oder ob sie ger­ade erst frisch gebildet wurden.
Weit­ere Infor­ma­tio­nen unter:
    • Robert-Koch-Insti­tut (www.rki.de)
    • Deutsche Geset­zliche Unfal­lver­sicherung (www.dguv.de), Sachge­bi­et Forst, „Schutz vor Infek­tion­s­ge­fahren durch Zecken“.
    • Eine Karte mit Risiko­ge­bi­eten, auch nach Land­kreisen, gibt es unter www.zecken.de

Prävention
      • Bei beson­ders gefährde­ten Beruf­s­grup­pen muss der Arbeit­ge­ber die Infek­tion­s­ge­fahr durch Zeck­en bei der Gefährdungs­beurteilung berücksichtigen.
      • Die beste Präven­tion vor Zeck­en­stichen ist eine dichte Klei­dung. Strümpfe am besten über die Hose ziehen, lange Ärmel tragen.
      • Nach jedem Aufen­thalt im Freien sollte man den Kör­p­er nach Zeck­en absuchen.
      • Gegen die Viruserkrankung FSME schützt die FSME-Imp­fung. In Risiko­ge­bi­eten sollte sie schon vor dem Beginn der war­men Jahreszeit durchge­führt werden.

Was tun bei einem Zeckenstich?
      • Nach jedem Aufen­thalt in der Natur den Kör­p­er gründlich nach Zeck­en absuchen. Hals, Kopf, Ohren, Beine, aber auch die beson­ders war­men Kör­per­zo­nen im Gen­i­tal­bere­ich oder am Bauch, soll­ten abgestrichen werden.
      • Wenn eine Zecke ent­deckt wird, diese möglichst rasch ent­fer­nen. Je länger sie sich fest­saugt, desto höher das Infektionsrisiko!
      • Vor­sichtiges Drehen und Her­ausziehen nach oben – am besten mit ein­er flachen, gebo­ge­nen Pinzette.
      • Auf keinen Fall an der Zecke herum­drück­en und keine chemis­chen Mit­tel (Kleb­stoff, Öl) auf­tra­gen. Wenn die Zecke ihren infek­tiösen Speichel/bzw. Darmin­halt abgibt, wird eine gefährliche Infek­tion ger­adezu „her­aus­ge­fordert“!
      • Kommt es zu ein­er Rötung an der Ein­stich­stelle, auf jeden Fall einen Arzt auf­suchen. Der kann fest­stellen, ob Reste der Zecke ent­fer­nt wer­den müssen oder eine Ther­a­pie mit Antibi­otikum anger­at­en ist.
      • Wie jede andere Ver­let­zung auch den Zeck­en­stich im Ver­band­buch doku­men­tieren. Bei eventuell auftre­tenden Fol­geerkrankun­gen dient dies als Nach­weis eines Arbeitsunfalls.
      • FSME und Bor­re­liose kön­nen im Forst­bere­ich als Beruf­skrankheit­en anerkan­nt werden.
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