Als Handwerker war M. Schmitz in den 80er Jahren an einer Gebäudesanierung beteiligt. Dort wurde auch Asbest ausgebaut. Die Sicherheitsvorkehrungen waren unzureichend, aber man war damals der Meinung, dass die Exposition mit Asbest so gering sei, dass es schon keine Folgeschäden geben würde. Diese Annahme war falsch, denn nun ist M. Schmitz an Krebs erkrankt und seine Krebserkrankung lässt sich auf das Arbeiten mit dem krebserzeugenden Gefahrstoff Asbest zurückführen.
Diese Geschichte ist zwar fiktiv, aber derartige Szenarien kommen in der Arbeitswelt häufig vor. Schließlich verursachen Krebserkrankungen rund 70 Prozent aller Todesfälle infolge einer Berufskrankheit. Die Ursache der Krankheit liegt dabei häufig viele Jahrzehnte zurück und ist in der Tätigkeit mit krebserzeugenden Gefahrstoffen, insbesondere mit Asbest, begründet. Doch auch heutzutage gibt es viele Berufe, die mit krebserzeugenden Gefahrstoffen arbeiten. Um den sicheren Umgang mit diesen Stoffen zu fördern, hat das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) ein neues Internetportal für die betriebliche Praxis geschaffen.
Todesfälle infolge einer als Berufskrankheit anerkannten Krebserkrankung
Im Jahr 2021 gab es laut Statistik 1.754 Todesfälle infolge einer als Berufskrankheit anerkannten Krebserkrankung. Ein Großteil dieser Erkrankungen lässt sich auf den Umgang mit krebserzeugenden Gefahrstoffen bei der Arbeit zurückführen. Vor Erkrankungen schützen passgenaue Schutzmaßnahmen. Diese basieren auf einer Gefährdungsbeurteilung, die zwar gesetzlich vorgeschrieben ist, aber in der Praxis oft unzureichend oder gar nicht durchgeführt wird. Infolgedessen sind die Beschäftigten nicht ausreichend geschützt. Die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung stellt vor allem kleine und mittlere Betriebe oft vor eine Herausforderung. “In vielen Fällen muss überhaupt erst einmal klar werden, dass krebserzeugende Gefahrstoffe im Spiel sind und Handlungsbedarf besteht”, sagt Dr. Nadja von Hahn, Gefahrstoffexpertin im IFA. “Im zweiten Schritt brauchen die Betriebe dann Hilfe zur Selbsthilfe”.
Internetportal zum sicheren Arbeiten mit krebserzeugenden Gefahrstoffen
Das neue Internetportal des IFA bündelt umfassende Informationen und Handreichungen rund um das Thema krebserzeugende Gefahrstoffe. Sie reichen von Vorschriften und Regeln über detaillierte Beschreibungen zu den verschiedenen Schritten der Gefährdungsbeurteilung bis zu Hinweisen für die arbeitsmedizinische Vorsorge und das erforderliche Expositionsverzeichnis. Von Hahn: “Insbesondere liefert das Portal für einzelne krebserzeugende Substanzen oder Stoffgruppen alle wichtigen Informationen auf einen Blick. Die beinhalten auch aktuelle Zahlen dazu, wie hoch die Belastungen an verschiedenen Arbeitsplätzen sind. Die bereits vorhandenen Inhalte werden wir ständig erweitern. Und natürlich gibt es eine eigene Rubrik, die sämtliche kostenfreien Praxishilfen zu krebserzeugenden Gefahrstoffen listet.”