Asbest ist die Sammelbezeichnung für bestimmte natürliche Minerale, die sich nicht durch technische Prozesse herstellen lassen. Während künstlich produzierte Mineralfasern eine glasige Struktur haben, sind alle Asbestarten vollständig faserförmig kristallisiert. Alle basischen Gesteine, dazu zählen Gabbro, Diabas, Basalt, Peridotit und Pikrit, können geringe Mengen von Asbest enthalten.
Natürliche Grundbelastung der Luft durch Asbestfasern
Durch Verwitterung und beim Abbau dieser Gesteine werden Asbestfasern freigesetzt, die beispielsweise zu einer natürlichen Grundbelastung der Luft von bis zu 100 Fasern je m³ in Deutschland führen. In Ländern mit höheren Asbestgehalten in den Böden verursacht der Asbestfaseranteil in der Luft dadurch umweltbedingte Asbesterkrankungen der Bevölkerung.
Asbest umfasst insgesamt sechs verschiedene Mineralien, die Faserstrukturen ausbilden:
- Aktinolith, CAS-Nummer 77536–66‑4
- Amosit, CAS-Nummer 12172–73‑5
- Anthophyllit, CAS-Nummer 77536–67‑5
- Chrysotil, CAS-Nummer 12001–29‑5 und CAS-Nummer 132207–32‑0
- Krokydolith, CAS-Nummer 12001–28‑4
- Tremolit, CAS-Nummer 77536–68‑6.
Chrysotil-Asbest
Die wichtigste Asbestart ist das faserförmig kristallisierte Serpentin, der sogenannte Chrysotil-Asbest (Weißasbest). Die Hauptvorkommen von Serpentin liegen in der Russischen Föderation im Oblast Swerdlowsk bei der Stadt Asbest. Das ist die wichtigste noch betriebene Asbestfundstelle der Welt. Weitere Lagerstätten, die noch in Betrieb sind, liegen in Brasilien, der Türkei und in China sowie Kasachstan. Seit 2018 ist der Betrieb der zweitwichtigsten Mine eingestellt: Diese befand sich in Kanada in der Provinz Quebec nahe der Stadt Asbestos, die mittlerweile Chrysotil heißt. Weitere inzwischen geschlossene bedeutende Fundstätten waren in Australien, in Zypern und in Norditalien.
Amphibol-Asbest
Die zweite Gruppe der Asbestarten bilden die Amphibol-Asbeste. Krokydolith, der sogenannte Blauasbest, ist ein faserförmig kristallisierter Amphibol-Asbest. Er wurde überwiegend im südlichen Afrika (Republik Südafrika, Simbabwe) gefördert. Die Förderung ist mittlerweile jedoch eingestellt. Die anderen Arten der faserförmigen Amphibol-Asbeste, wie Anthophyllit, Amosit, Aktinolith, Tremolit spielten nur eine untergeordnete Rolle in der wirtschaftlichen Nutzung.
In Deutschland wurden und werden beim Abbau von Serpentinit, Diabas, Basalt und Granit zum Teil Gänge mit faserförmig auskristallisiertem Chrysotil-Asbest und in sehr geringen Mengen auch Amphibol-Asbest gefunden.
Eigenschaften von Asbest
Sämtliche Asbestarten weisen besondere Eigenschaften auf, die sie für die Anwendung in Industrie und Gewerbe attraktiv machen:
- sehr hohe Zugfestigkeiten und hoher Elastizitätsmodul
- hohe Resistenz gegenüber chemischen Einflüssen
- sehr hohe Hitzebeständigkeit (Feuerfestigkeit)
Chrysotil-Asbest besitzt die Eigenschaft, sehr lange und gut verarbeitbare Fasern auszubilden, die sich sogar verspinnen und verweben lassen. Insbesondere die sehr hohe Zugfestigkeit vom 3 bis 10-fachen von Baustahl (St 52 (S355): Zugfestigkeit 470 — 630 N/mm²) führte dazu, dass es überhaupt möglich war, dünne Platten und Baukörper aus Asbestzement herzustellen.
Die bereits seit der Antike bekannte Hitzebeständigkeit findet sich auch im Namen „Asbest“ wieder: Asbest stammt vom griechischen Wort „asbestos“ und bedeutet unzerstörbar. Die Hitzebeständigkeit wurde insbesondere im Brandschutz, aber auch für andere Anwendungen bei hohen Temperaturen, zum Beispiel für Hitzeschutzbekleidung für Stahlwerker und Feuerwehrleute genutzt.