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Gefahrstoffmanagement - Interview mit Markus Bohr

Interview mit Markus Bohr
Gefahrstoffmanagement gehört nach ganz oben im Betriebsablauf

Gefahrstoffmanagement gehört nach ganz oben im Betriebsablauf

Wer mit Gefahrstof­fen arbeit­et, ist kon­tinuier­lich Gefährdun­gen aus­ge­set­zt. Mit geeigneten Maß­nah­men und Arbeitsweisen lassen sich diese reduzieren oder ide­al­er­weise ganz ver­mei­den. Um die Sicher­heit und Gesund­heit der­jeni­gen zu gewährleis­ten, die mit Gefahrstof­fen in Kon­takt kom­men, ist ein funk­tion­ieren­des Gefahrstoff­man­age­ment notwendig. Doch was bedeutet das kon­ket? Wie find­en Unternehmen die für sie passende Organ­i­sa­tion­struk­tur? Worauf müssen sie dabei acht­en und wie etablieren sie diese? Antworten darauf hat Markus Bohr, Pro­jek­tleit­er bei der MKI Indus­trieser­vice GmbH. MKI ist Spezial­ist für Schad­stoff­sanierung, baut Son­der­lö­sun­gen für die Sanierung und betreibt einen Han­del mit Verkauf und Ver­mi­etung von Geräten und Mate­r­i­al für Gefahrstoff­sanierun­gen. Seit über 15 Jahren ist Bohr, der beim “Inno­va­tion­stag Gefahrstoffe” am 13. Juni in Ful­da tiefer­ge­hend zu dem The­ma referiert, zuständig für die Gesamt­pro­jek­tierung bei MKI. Er arbeit­et eng mit Kun­den zusam­men, berät und unter­stützt umfassend vor Ort. Sei es bei der Ange­bot­ser­stel­lung, der Per­son­al und Mate­ri­alpla­nung, der Konzep­tion und Durch­führung von Gefährdungs­beurteilun­gen oder der  Organ­i­sa­tion fachgerechter Entsorgung. Bitte beacht­en Sie, dass die fol­gen­den Aus­führun­gen grundle­gend sind und nicht in die Tiefe gehen. Soll­ten Sie Inter­esse an detail­liert­eren Infor­ma­tio­nen zum The­ma haben, dann ist die Präsen­zver­anstal­tung “Inno­va­tion­stag Gefahrstoffe” genau richtig für Sie. 


Inno­va­tion­stag Gefahrstoffe


Markus Bohr im Interview zum Gefahrstoffmanagement
© Markus Bohr

Interview mit Markus Bohr

Sie haben mit vie­len unter­schiedlichen Betrieben bere­its zusam­mengear­beit­et. Wie sollte ein Gefahrstoff­man­age­ment Ihrer Mei­n­ung nach gestal­tet sein?

Zuerst sollte man sich mit dem The­ma ver­traut machen, indem man sich fragt: Was sind Gefahrstoffe? Was fällt darunter? Welche Gefährdun­gen gehen von diesen aus? und dann ganz konkret: Mit welchen Gefahrstof­fen haben wir es zu tun? Wenn die Antworten bekan­nt sind, hil­ft ein Blick in die Gefahrstof­fverord­nung. In dieser ist klar definiert, wie und mit welchen Kri­te­rien ein Gefahrstoff behan­delt, gelagert und damit umge­gan­gen wird. Der richtige Umgang ist wichtig, denn es gibt eine Rei­he von Gefahren, die von Gefahrstof­fen aus­ge­hen kön­nen. Dazu zählen beispiel­sweise Umwelt­ge­fahren, Gesund­heits­ge­fahren oder physikalis­che Gefahren.

Diese Tat­sachen zeigen, wie bedeu­tend es ist, das Gefahrstoff­man­age­ment zu Beginn der Tätigkeit­sauf­nahme von der Basis her aufzubauen. Mein­er Erfahrung hat gezeigt, dass sich eine gewis­sen Hier­ar­chie emp­fiehlt. Es muss gek­lärt wer­den, wer  der Hauptver­ant­wortliche ist. Zudem muss fest­gelegt sein, wer bes­timmte Bere­iche organ­isiert und welche Per­so­n­en befugt sind, mit Gefahrstof­fen umzuge­hen. Darüber hin­aus soll­ten Per­so­n­en benan­nt wer­den, die Unter­weisun­gen durch­führen, Betrieb­san­weisun­gen erstellen und die Umset­zung kon­trol­liert. Auch die Ein- und Aus­gänge von Gefahrstof­fen soll­ten von bes­timmten Per­so­n­en pro­tokol­liert wer­den. Wie Sie sehen, ist es eine erweit­er­bare Kette von Hand­lun­gen, Hand­habun­gen und Umset­zun­gen, die nur durch fachkundi­ge Per­so­n­en durchge­führt wer­den kann.

Wie find­en Unternehmen den passenden Weg, sich­er und gesund mit Gefahrstof­fen zu arbeit­en und die Tätigkeit­en zu managen?

Unternehmen kön­nen sich bei ver­schiede­nen zer­ti­fizierten Organ­i­sa­tio­nen wie TÜV und DEKRA berat­en lassen. Bei Bedarf unter­stützen diese auch beim Auf­bau des Gefahrstoff­man­age­ments. Das macht auch dur­chaus Sinn, da die Organ­i­sa­tio­nen die notwendi­ge Fachkunde mit­brin­gen und auch die Prü­fun­gen in den Betrieben durch­führen, sei es bei einem Audit oder Sicher­heit­sun­ter­weisun­gen. Fern­er bieten diese Organ­i­sa­tio­nen auch Schu­lun­gen für Mitar­bei­t­ende an, die für das Gefahrstoff­man­age­ment zuständig sind.

Welche Per­so­n­en sind für das Gefahrstoff­man­age­ment zuständig? Welche Erfahrun­gen, Ken­nt­nisse und Fähigkeit­en sind notwendig?

Für das Gefahrstoff­man­age­ment eignen sich Mitar­bei­t­ende, die durch eine Aus‑, Weit­er- und gegebe­nen­falls Fort­bil­dung im Bere­ich der Gefahrstoffe die erforder­lichen Grund- und Sachken­nt­nisse erlangt haben. Dieses geschulte Per­son­al ist dann in der Lage, im  Betrieb das Gefahrstoff­man­age­ment in schriftlich festzuhal­ten und in der Prax­is umzusetzen.

Aus Sicher­heits­daten­blät­tern ist ersichtlich, wie mit den im Betrieb vorhan­de­nen Gefahrstof­fen umge­gan­gen wer­den muss. Dies reicht von der Lagerung, über die notwendi­ge Per­sön­liche Schutzaus­rüs­tung bis hin zu Hand­lungsvor­gaben dazu, wenn es zu einem Unfall mit einem Gefahrstoff gekom­men ist. Eben­falls zu beacht­en ist, wie Gefahrstoffe auf die Umwelt und auf andere Sub­stanzen reagieren. Auch wenn ein­mal ein Gefahrstoff­man­age­ment fest­geschrieben und etabliert ist, muss dieses kon­tinuier­lich fort­geschrieben wer­den. Beispiel­sweise bedarf es ein­er per­ma­nen­ten Pflege der Gefahrstof­flis­ten sowie mit deren Umgang .

Wie muss das Gefahrstoff­man­age­ment in den gesamten Betrieb­sablauf ein­ge­ord­net sein, damit es effek­tiv ist?

Das Gefahrstoff­man­age­ment muss ganz oben im Betrieb­sablauf ange­ord­net sein, um den Schutz von Men­schen, Tieren und Umwelt zu sich­ern. Insofern ist das Gefahrstoff­man­age­ment der Anfang jed­er Arbeit. Alle Beschäftigten, die mit Gefahrstof­fen arbeit­en, müssen im Umgang geschult sein. Sie müssen wis­sen, welche PSA erforder­lich ist, wie der Stoff, auch in Unfall- und Extrem­si­t­u­a­tio­nen, zu hän­deln ist.

Das Gefahrstoff­man­age­ment deckt ein bre­ites Spek­trum ab. Eben­so hoch ist das Maß an Ver­ant­wor­tung das einhergeht. 

Was passiert, wenn Unternehmen, Tätigkeit­en mit Gefahrstof­fen nicht detail­liert planen?

Wenn ein Betrieb, der mit Gefahrstof­fen arbeit­et, kein vernün­ftiges Gefahrstoff­man­age­ment hat, kön­nen Men­schen, Umwelt oder auch Tiere Schä­den davon­tra­gen, die teils schw­er oder sog­ar irrepara­bel sind. Daher ist es enorm wichtig, dass Betriebe ein funk­tion­ieren­des Gefahrstoff­man­age­ment erar­beit­en und umset­zen. Auss­chlaggebend ist eine per­ma­nente Aktu­al­isierung und das Sich­er­stellen des erforder­lichen Wis­sens bei den zuständi­gen Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­ern. Nur durch regelmäßige Schu­lun­gen kön­nen sie auf dem neuesten Stand der Tech­nik sein.

Häu­fig erfordert die Umset­zung betriebliche Verän­derun­gen, wie zum Beispiel das Schaf­fen von Flächen zum Lagern, Abfüllen und Umschla­gen nach dem Wasser­haushaltss­chutzge­setz. In vie­len Fällen müssen Unternehmen diverse Genehmi­gun­gen ein­holen und Zer­ti­fikate erlan­gen, zum Beispiel in Hin­blick auf Anforderun­gen an den Umgang mit wasserge­fährden­den Stoffen.


Pro­gramm und Anmel­dung zum “Inno­va­tion­stag Gefahrstoffe”

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