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Krisenmanagement bedarf eines gezielten Trainings

Interview mit Volker Petersen
Übung ist der beste Lehrmeister – auch beim Krisenmanagement!

Übung ist der beste Lehrmeister – auch beim Krisenmanagement!
Lena Markmann

Volk­er Petersen ist Inhab­er der Man­age­ment­ber­atung für betriebliche Krisen­präven­tion (mbk.). Seine langjährige Erfahrung in der Krisen­ber­atung hat gezeigt, dass ein vor­bere­i­t­en­des Train­ing unbe­d­ingt notwendig ist, damit das Man­age­ment eines Unternehmens in ein­er Krise rei­bungs­los zusam­me­nar­beit­et und danach ohne Zeitverzug wieder in einen ordentlichen Betrieb­sablauf überge­hen kann. Ein solch­es krisen­vor­bere­i­t­en­des Train­ing bietet Petersen an, über das er beim “Inno­va­tion­stag Gefahrstoffe” referiert. Darüber hin­aus prägt ihn sein mehr als 40-jähriges Engage­ment im abwehren­den Brand­schutz bei der Frei­willi­gen Feuer­wehr. Ehre­namtlich hat er bei der Bewäl­ti­gung einiger Großschadensla­gen und Katas­tro­phen als Brand­meis­ter an ver­ant­wortlichen Posi­tio­nen in Krisen­stäben mit­gewirkt. Wir woll­ten wis­sen, was ein gelin­gen­des Krisen­man­age­ment ausze­ich­net, wie sämtliche Beteiligte involviert wer­den kön­nen und wie dieses an den steti­gen Wan­del der Arbeitswelt angepasst wer­den kann. 


Inno­va­tion­stag Gefahrstoffe


Volker Petersen zu Krisenmanagement
Volk­er Petersen; Foto: © mbk 

Interview mit Volker Petersen

Auf die Krise vor­bere­it­et sein, ist immens wichtig. Das wis­sen wir spätestens seit der Coro­na-Pan­demie. Doch beson­ders bei Tätigkeit­en mit einem hohen Gefährdungspoten­zial – und dazu zählen Arbeit­en mit Gefahrstof­fen offenkundig – ist ein Krisen­man­age­ment uner­lässlich. Wie kön­nen sich Unternehmen diesem The­ma näh­ern, was ist die Basis eines gelin­gen­den Krisenmanagements?

Im Gegen­satz zum Not­fall­man­age­ment befasst sich das Krisen­man­age­ment nicht mit der oper­a­tiv­en Bewäl­ti­gung von unvorherse­hbaren Ereignis­sen, son­dern mit der Bewäl­ti­gung der strate­gis­chen Auswirkun­gen für das Unternehmen. Man spricht hier­bei gemein­hin davon, vor die Lage zu kom­men. Das bedeutet, mögliche, dazu zählen sowohl mit­tel- als auch langfristige, Auswirkun­gen des Not­falls zu antizip­ieren, indem man durch den Ein­satz geeigneter Maß­nah­men schnell wieder zu einem ordentlichen Betrieb­sablauf zurück­kehren kann und somit durch die soge­nan­nte Resilienz den Fortbe­stand des Unternehmens sichert.

Die neue „DIN ISO 22361 Krisen­man­age­ment“ gibt wertvolle Hin­weise dazu, was Unternehmen beacht­en soll­ten, damit ein betrieblich­es Krisen­man­age­ment gelin­gen kann. Dazu gehören all­ge­meine Regelun­gen zum Führungsver­ständ­nis, zur Kul­tur, zur Struk­tur und zur Kom­pe­tenz, als auch expliz­it Aus­führun­gen zu Führung, Entschei­dung, Kom­mu­nika­tion und Training.

Wer ist für das Krisen­manag­ment ver­ant­wortlich? Wer­den Einzelper­so­n­en mit diesem ver­traut, inter­diszi­plinäre Teams oder externe Dienstleister?

Ver­ant­wortlich für die Imple­men­tierung und Durch­führung eines zielo­ri­en­tierten Krisen­man­age­ments ist immer die ober­ste Leitung eines Unternehmens. Schließlich haften Geschäfts­führung oder Vor­stand für die Ein­hal­tung der Sorgfalt­spflicht­en und tun gut daran, effek­tive Vorkehrun­gen gegen soge­nan­nte Organ­i­sa­tionsver­schulden zu treffen.

Die wirkungsvoll­ste Maß­nahme ist die Nominierung eines Krisen­stabs, der im Fall der Fälle zum Ein­satz kommt. Der Krisen­stab set­zt sich in der Regel aus aus­gewählten Führungskräften und Funk­tion­strägern des gesamten Unternehmens zusam­men, die je nach Lage vari­ieren kön­nen. Der unter­stützende Ein­satz von exter­nen Dien­stleis­tern ist möglich, eignet sich aber eher für die Imple­men­tierung und das, hof­fentlich regelmäßige, Train­ing des Krisenstabs.

Ein Krisen­man­age­ment funk­tion­iert aber doch nur, wenn alle Beteiligten wis­sen, was im Krisen­fall zu tun ist. Fol­glich muss die ganze Belegschaft einge­bun­den wer­den. Welche Meth­o­d­en eignen sich dafür?

Im Krisen­stab sind die Auf­gaben beziehungsweise Funk­tio­nen klar verteilt. In Anlehnung an die Krisen­stäbe von BOS (Behör­den und Organ­i­sa­tio­nen mit Sicher­heit­sauf­gaben, wie zum Beispiel Feuer­wehr, Polizei, Ret­tungs­di­enst) gibt es jew­eils Ansprech­part­ner für Ein­satzkräfte, für Behör­den, Öffentlichkeit (Rund­funk, Fernse­hanstal­ten, soziale Medi­en), für die innere Ablau­for­gan­i­sa­tion (Pro­tokol­lierung, Lagedarstel­lung) und je nach Schadenereig­nis gegebe­nen­falls weit­ere fachkundi­ge Mit­gliederin­nen und Mit­glieder. Geführt wird der Krisen­stab durch eine Lei­t­erin oder einen Leit­er, die oder der am Ende das let­zte Wort hat. Es ver­ste­ht sich von selb­st, dass die Mit­gliederin­nen und Mit­glieder des Krisen­stabs beson­dere Fach‑, Sozial- und Meth­o­d­enkom­pe­ten­zen aufweisen sollten.

Die Arbeitswelt wan­delt sich und damit auch geset­zliche Regelun­gen und Vorschriften oder tätigkeits­be­zo­gene Vorge­hensweisen. Diese wirken sich unmit­tel­bar auf das Krisen­man­age­ment aus. Muss das Krisen­man­age­ment dem­nach laufend fort­geschrieben, über­ar­beit­et und angepasst werden?

Das Vorhal­ten ein­er Krisen­man­age­men­tor­gan­i­sa­tion ist nicht geset­zlich vorgeschrieben. Durch die im Herb­st let­zten Jahres ver­ab­schiedete Norm „DIN ISO 22361 Krisen­man­age­ment“ haben Unternehmen jedoch nun endlich eine grund­sät­zliche Struk­tur zur Imple­men­tierung erhal­ten. Dem Gedanken ein­er sich stets verbessern­den Organ­i­sa­tion fol­gend, sollte das betriebliche Krisen­man­age­ment fortwährend eine kri­tis­che Würdi­gung erfahren. Erken­nt­nisse und Erfahrun­gen aus Übun­gen und/oder aus Ein­sätzen sind für die per­ma­nente zielo­ri­en­tierte Opti­mierung wichtig und helfen, das Unternehmen krisen­sich­er aufzustellen.

Welche Rolle spie­len Schu­lun­gen, Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen oder aufk­lärende Kommunikation?

Übung ist der beste Lehrmeis­ter! Nur die regelmäßige Wieder­hol­ung von real­is­tis­chen Krisen­szenar­ien erhöht die Wahrschein­lichkeit, dass die Arbeit des Krisen­stabs erfol­gre­ich sein wird. Je nach Inten­sität gibt es ver­schiedene Train­ingsstufen, ange­fan­gen bei Planbe­sprechun­gen und Fall­stu­di­en, weit­erge­hend mit orig­inären Stab­sübun­gen bis hin zu Stab­srah­menübun­gen oder sog­ar Vol­lübun­gen. Eine aus­ge­wo­gene Ein­bindung von Beschäftigten und gegebe­nen­falls von soge­nan­nten Blaulich­tor­gan­i­sa­tio­nen erhöht dabei die Sen­si­bil­ität aller Beteiligten.


Pro­gramm und Anmel­dung zum “Inno­va­tion­stag Gefahrstoffe”

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