Von Branchen wie der Pflege oder der Lebensmittelindustrie einmal abgesehen, spielten Desinfektionsmittel vor der Corona-Pandemie eher eine Nebenrolle im beruflichen Hautschutz. Wie wichtig sie für den reibungslosen Ablauf in fast jedem Berufszweig sind, zeigte sich zwar immer wieder phasenweise, zum Beispiel in der jährlichen Grippesaison. Die meiste Zeit aber wurden Desinfektionsmittel von den Hautschutz-Verantwortlichen in vielen Branchen wie der Industrie oder dem Handwerk eher als optionales „nice to have“ angesehen – und nicht als elementarer Bestandteil eines systematischen Hautschutzkonzepts. Das hat sich durch die Pandemie grundlegend verändert. Mittlerweile ist die Bedeutung der Desinfektion allgemein anerkannt, und Desinfektionsmittel gelten als die vierte Säule des beruflichen Hautschutzes.
Desinfektionsmittel-Spender bestimmt die richtige Menge
Zur richtigen Dosierung von Desinfektionsmitteln sind Desinfektionsmittel-Spender unerlässlich. Ihr Pumpsystem sorgt dafür, dass die Anwender weder zu viel noch zu wenig Desinfektionsmittel verwenden. Eine zu geringe Ration ist nicht wirksam; Viren, Bakterien und Pilze werden nicht in ausreichender Anzahl abgetötet. Wer hingegen zu viel Desinfektionsmittel nutzt, läuft Gefahr, seine Haut zu schädigen, denn Inhaltsstoffe wie die Alkohole können die Haut auf Dauer belasten. In vielen Unternehmen gehören Desinfektionsmittel-Spender deswegen heute zur Standardausstattung. Sie hängen oder stehen zumeist im Eingangsbereich oder in den Sanitärräumen.
Das Problem: Die Hautschutz-Verantwortlichen in den Unternehmen wissen häufig nicht, wie sie die Desinfektionsmittel-Spender korrekt befüllen. „Es kommen immer wieder Hautschutz-Verantwortliche auf uns zu, die unsicher sind, worauf sie achten müssen, und wie sie korrekt handeln“, sagt Anja Dick, Produktmanagerin Desinfektion beim Euskirchener Hautschutz- und Handhygienespezialisten Peter Greven Physioderm (PGP). Ein korrektes Befüllen der Spendersysteme ist aus Gründen der Sicherheit und Hygiene extrem wichtig. Deswegen ist Aufklärungsarbeit vonnöten.
Verwendung von Mehrweg- und Einweggebinden
Mit Blick auf die Hygiene ist zunächst zwischen der Verwendung von Mehrweg- und Einweggebinden zu unterscheiden. Wer Mehrweggebinde nutzt, füllt die Spenderflasche regelmäßig mit Desinfektionsmitteln aus einem größeren Nachfüllgebinde wieder auf. „Beim Umfüllen müssen die Hände, der Arbeitsplatz und die Gegenstände, die mit dem Desinfektionsmittel in Berührung kommen, sauber und rein sein, um Kontaminationen zu vermeiden“, rät Expertin Anja Dick. Aus demselben Grund ist vorgeschrieben, dass die noch vorhandenen Produktreste vor der erneuten Befüllung der Mehrweggebinde entsorgt und die Spenderflaschen gründlich gereinigt werden. Und auch der Spender selbst muss einer gründlichen Reinigung unterzogen werden. Gleiches gilt für die Mehrwegpumpe. Diese muss entweder nach Herstellerangaben aufbereitet oder nach einer gewissen Zeit durch eine neue Pumpe ersetzt werden. Deswegen raten sämtliche Experten wie das Robert-Koch-Institut oder der Industrieverband Hygiene und Oberflächenschutz (IHO) zur Verwendung von Einwegflaschen.
Sicherheitsrelevante Aspekte beim Nachfüllen der Desinfektionsmittel-Spender
Nicht nur aus hygienischen, sondern auch aus sicherheitsrelevanten Aspekten ist das Befüllen von Mehrweggebinden äußerst kompliziert. Denn wegen ihres hohen Alkoholgehalts sind Desinfektionsmittel entzündbar. Die Folge: Beim Umfüllen aus Gebinden, die mehr als fünf Liter groß sind, müssen die Brand- und Explosionsgefahren nach Gefahrstoffverordnung (TRGS / Technische Regel für Gefahrstoffe 510 und 727) bewertet und beachtet werden, um zu verhindern, dass explosionsfähige Atmosphären entstehen. „Das bedeutet unter anderem, dass die Desinfektionsmittel nur in gut belüfteten Räumlichkeiten unter Vermeidung von Zündquellen im Gefahrenbereich umgefüllt werden dürfen“, erklärt Anja Dick.
Ein weiterer sicherheitsrelevanter Aspekt: Beim Nachfüllen müssen die Zuständigen auf die Erdung der leitfähigen Gebinde und Trichter achten – nur so lassen sich elektrostatische Zündquellen vermeiden. Hinzu kommt, dass das Tragen von ableitfähigen, also von ESD-Sicherheitsschuhen vorgeschrieben ist. Diese Regeln gelten zwar nur für das Umfüllen aus mehr als fünf Liter großen Gebinden. Aber: „Auch beim Befüllen aus kleineren Gebinden sollten entsprechende Sicherheitsmaßnahmen wie die ausreichende Belüftung der Räume und die Vermeidung jeglicher Zündquellen getroffen werden“, rät Expertin Anja Dick. Doch damit nicht genug: Der Nachfüllvorgang muss auch noch dokumentiert werden. Das heißt: Sowohl die Chargennummer als auch das Nachfüll- und Verfalldatum müssen auf der Spenderflasche vermerkt werden.
Das korrekte Auffüllen von Desinfektionsmittel-Spendersystemen aus Mehrweggebinden ist, wie man sieht, ganz schön kompliziert und kann nicht einfach so nebenher erledigt werden. Stattdessen bedarf es geschulten Fachpersonals. „Vor diesem Hintergrund ist es eine wesentlich einfachere Möglichkeit, auf Einweggebinde zu setzen“, sagt Anja Dick von PGP. Dabei wird die Flasche im Spendersystem komplett ausgetauscht und durch eine neue ersetzt. Dafür ist im Gegensatz zum Nachfüllen aus Mehrweggebinden kein geschultes Fachpersonal vonnöten. Und es bedarf auch keiner gesonderten Schutzmaßnahmen beim Umfüllprozess, sodass insgesamt sehr viel Zeit und damit Geld gespart werden kann.
Einweg weniger nachhaltig – noch
Ein Argument, das auf den ersten Blick gegen die Verwendung von Einweggebinden sprechen könnte, ist die Nachhaltigkeit – oder genauer: der vermeintlich höhere Plastikverbrauch. „Einweg-Desinfektionsmittelflaschen haben derzeit auf den Liter Desinfektionsmittel gerechnet noch einen höheren Verbrauch als Mehrwegkanister“, sagt Anja Dick von PGP. „Wir befassen uns aber intensiv mit dem Thema und setzen an mehreren Stellen an: Durch eine bessere Entleerung, durch dünnwandigere Flaschen, durch den Einsatz von Recyclaten, die beim Recycling von Kunststoffabfällen gewonnen werden, und nicht zuletzt durch eine Kreislaufwirtschaft verbessern wir die Ökobilanz unserer Einwegflaschen kontinuierlich.“
Alles in allem würden die Vorteile von Einweggebinden deutlich überwiegen, fasst Expertin Anja Dick zusammen. „Deswegen setzen die meisten Unternehmen zu Recht auf diese Lösung.“
Vorteile von Einweggebinden
- kein geschultes Fachpersonal notwendig
- keine aufwendige Spenderaufbereitung
- keine gesonderten Schutzmaßnahmen beim Umfüllprozess
- geringeres Risikopotenzial für das tätige Personal
- enorme Zeitersparnis
- mehr Sicherheit