Bei der Ladungssicherung tun sich Unternehmer, Fahrzeughalter und Fahrer noch immer schwer. Dabei sind die Vorgaben wunderbar eindeutig. Es gibt kompliziertere Gesetze und Regeln als Paragraf 22 der Straßenverkehrsordnung. Demnach sind Ladung und Ladeeinrichtungen „so zu verstauen und zu sichern, dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen, umfallen, hin und her rollen, herabfallen oder vermeidbaren Lärm erzeugen können.“
Es muss nicht immer die Kette sein
Den meisten Menschen fallen beim Thema Ladungssicherheit die Wörter Zurrgurt und Kette ein. Damit ist ein geradezu weltanschaulicher Streitpunkt angesprochen. Fakt ist, dass ergonomische Zurrgurte längst aus dem schwergewichtigen Schatten der Eisenketten herausgetreten sind. Bis zu 112 Tonnen können sie mittels Direktzurren bei relativ einfachem Handling sichern. Und kostengünstiger sind sie auch.
Formschlüssig oder kraftschlüssig?
Je nach Ladegut bieten sich zwei grundsätzlich unterschiedliche Zurrmethoden an. Durch das Diagonalverzurren hält man Bagger, Walze und andere schwere Gerätschaften in Position. Der Fachmann spricht von der formschlüssigen Ladungssicherung. Das Gegenstück zur formschlüssigen ist die kraftschlüssige Ladungssicherung: das Niederzurren. In der Praxis kommt diese Methode viermal so oft wie die Diagonalverzurrung zum Einsatz. Das Prinzip: Zurrgurte ziehen oder pressen das Ladegut kräftig nach unten. Das erhöht die Reibung zwischen Ladung und Ladefläche und sichert das Material gegen Verrutschen.
Kostenlose Zurr-Rechner-App
Die Regelwerke zur Berechnung der korrekten Ladungssicherung sind weitaus sperriger als die eingangs zitierte Vorschrift aus der Straßenverkehrsordnung. Wer es genau nachlesen will, sei verwiesen auf VDI 2700 Blatt 2:2014 und auf die DIN EN 12195–1:2011. Aber die dort aufgeführten und durchaus komplizierten Formeln schrecken den Praktiker eher ab, als dass sie ihn für die präzise Ausführung begeistern. Zudem setzen sie ein erhebliches Maß an Erfahrung voraus.
Zum Glück muss man mitten im Baustellenlärm nicht alles selbst ausrechen oder herleiten. Eine verlässliche Vorgabe bieten Tabellen und Softwareprogramme wie der kostenlose SpanSet Zurr-Rechner. Er berücksichtigt Ladungsgewicht, Reibung und Zurrwinkel. Ein Download gibt es unter bit.ly/2Hxc6dZ, im App Store und bei Google Play.
Dringend gebotene Zusatzmittel gegen die unkontrollierte Materialwanderschaft sind Antirutschmatten. Doch nicht alles, was nach Matte und rutschfest aussieht, kommt für die Ladungssicherung in Betracht. Auch Antirutschmatten unterliegen VDI-Richtlinien, ihr Material muss Mindestkriterien erfüllen.
Auf die Frage, bei bis zu welchem Gewicht solche Matten sinnvoll sind, hat Isaac Newton schon vor 300 Jahren die Antwort gegeben. Sie lautet: Der Widerstand gegen das Verrutschen der Ladung ist nicht von ihrem Gewicht abhängig, sondern von der Reibung. Das heißt: unter identischen Standverhältnissen und bei gleicher Beschleunigung bewegt sich alles synchron. Aus diesem Grund ist es für jede Lkw-Ladung von großem Nutzen, wenn Antirutschmatten möglichst viel „Reiberei“ erzeugen. Zumal das dazu beitragen kann, dass unerwünschte Reibungspunkte mit der Polizei bei Verkehrskontrollen gar nicht erst entstehen.
Die Wirksamkeit der Antirutschmatte ist geradezu verblüffend. Platziert man eine Ladung von zehn Tonnen auf einer hochwertigen Ausführung, reicht bei den Zurrgurten eine Spannkraft von rund 3,5 Tonnen (3.500 Dekanewton (daN)). Um die gleiche Ladung bei verschmutzter Ladefläche und ohne Rutschmatte zu sichern, bedarf es gut und gerne der zehnfachen Spannkraft! Wichtig, auch wenn es viele nicht gerne hören: die Ladefläche muss sauber sein. Steinchen wirken wie Kugeln, auf denen das Ladegut durch die Gegend rutscht.
Doch alle zukünftigen digitalen und tabellarischen Assistenten sind ohne das verantwortungsbewusste Handeln des Menschen wertlos. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte dieses Thema immer ganz weit oben platzieren, wenn
es um Mitarbeiterschulungen geht und um die Definition von absoluten Muss-Bestimmungen.
Vier Knackpunkte beachten
- Auch bei kürzester Strecke gilt: Ladungssicherung muss sein! Ohne Wenn und Aber.
- Zurrgurte niemals mischen/kombinieren: Unterschiedliche Materialien undQualitäten führen zu unterschiedlichen Produkteigenschaften. Das wirkt sich auf das Verhalten der Gurte aus.
- Zurrmittel müssen unbeschädigt sein. Für Reparatur und Wartung ist allein der Hersteller zuständig.
- Niemand kann sich aus der Verantwortung stehlen: Fahrzeughalter, Versender und Fahrer haften für die Folgen einer fehlerhaften und unzulänglichen Ladungssicherung.
Vier Übersicht und Checkliste
Die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft hat eine 130 Seiten starke Informationsschrift „Ladungssicherung auf Fahrzeugen der Bauwirtschaft“ publiziert. Ein Download finden Sie unter www.bgbau-medien.de/Fachthemen/Verkehr und Transport. Zudem hat SpanSet eine „Checkliste für den Transport von Baumaschinen“ zusammengestellt. Den Download finden Sie hier: