Es gibt ein breites Produktvorkommen von Asbest. In natürlicher Form kommt es unter anderem als Serpentingestein vor. Dieses wird häufig für Bauwerke und Steinmetzarbeiten eingesetzt. Darüber hinaus können Asbestzement, Putze, Spachtel, Kitte und Farben, Fußbodenbeläge und Brandschutzprodukte Asbest enthalten.
Asbest in Serpentingestein
Hersteller von Serpentingestein müssen nachweisen, dass ihre Produkte frei von Asbest sind. Die Grenze für Asbestfreiheit liegt bei 0,1 Gewichtsprozent. Nur wenn das Serpentingestein unter diesem Grenzwert liegt, darf es in den Handel gebracht werden. Problematisch sind bereits verarbeitete asbesthaltige Serpentingesteine, wie zum Beispiel
- Kaminsimse aus Serpentinit aus dem Zöblitzer Serpentinbrüchen oder
- Verkleidungen und Bodenbeläge aus Serpentino Verde Vittoria (Italien).
Hier liegen meist keine Erkenntnisse über das tatsächliche Vorhandensein von Asbest vor. Bei alten Produkten aus solchem Gestein sollte keine mechanische Bearbeitung erfolgen, bevor der Asbestgehalt untersucht wurde.
Asbestzement
Produkte aus Asbestzement (AZ-Produkte) wurden von unterschiedlichen Herstellern produziert und in den Handel gebracht. Zementprodukte, die bis November 1993 in den Handel kamen, waren in der Regel asbesthaltig. Danach mussten sie asbestfrei sein. Der größte Anbieter Eternit versieht heute seine Produkte aus Faserzement mit dem Stempel „AF“ (asbestfrei).
Typische Produktvorkommen mit Asbestzement:- Wellplatten (5er und 6er Wellplatten sowie „Berliner Welle“)
- ebene Platten
- kleinformatige Platten (Kunstschiefer)
- Formstücke zu Wellplatten (Traufteile, Firsthauben, Ortgangplatten, Kehlplatten)
- Rohre in unterschiedlichen Nennweiten bis max. DN 1500
- Kanäle (Vierkantrohre)
- Pass-Stücke für Rohre und Kanäle
Produkte aus Asbestzement gibt es in unterschiedlichen Ausführungen (gepresst, dampfgehärtet, unbeschichtet, beschichtet). Sie enthalten in der Regel 15 bis 16 Masseprozent an Asbestfasern, vor allem Chrysotil-Asbest (Weißasbest). In Einzelfällen wurde auch Krokydolith (Blauasbest) zugesetzt, um die Stabilität zu erhöhen. Im eingebauten Zustand setzen Produkte aus Asbestzement in der Regel keine Fasern frei, sofern keine mechanische Beanspruchung erfolgt. Beim Rückbau wird meist die Akzeptanzkonzentration von 10.000 Fasern/m3 Luft überschritten. Allerdings wird die Toleranzkonzentration von 100.000 Fasern/m3 in der Regel nicht erreicht.
Asbesthaltige Kitte, Spachtelmassen, Putze und Farben
Kitte, Spachtelmassen, Putze und Farben gehören zu bauchemischen Produkten, die Asbestfaseranteile enthalten können. Besonders bekannt sind „Morinol“ und „Guro-Kitt“.
Der Fugenkitt „Morinol“ wurde im DDR-Plattenbau eingesetzt. Er wurde bis 1983 unter Verwendung Chrysotil-Asbest hergestellt und diente vor allem zum Abdichten, beispielsweise von Mauerwerksfugen, Fenstern und Türen. „Guro-Kitt“, das ebenfalls Anteile von Weißasbest enthält, wurde in der Elektrotechnik zum Abdichten in Feuchtrauminstallationen eingesetzt.
Es gibt noch viele weitere industriell hergestellte Spachtelmassen und Beschichtungsstoffe, die 8 bis 55 Masseprozent Asbestfasern enthalten können. Überwiegend in Westdeutschland wurden viele Putze, Kleber und Kitte verwendet, die nicht näher bekannte Mengenanteile von Asbest enthalten können. Da die Einsatzbereiche stark variieren, kann nur eine sachkundige Person zuverlässige Aussagen zu möglichen Gesundheitsgefährdungen treffen. Diese muss dazu Proben vor Ort entnehmen und im Labor analysieren lassen.
Im eingebauten und unberührten Zustand besteht bei diesen Materialien eine sehr geringe Gefahr, dass Asbestfasern freigesetzt werden. Dies ist im Falle einer Bearbeitung (zum Beispiel mechanisches Abtragen) anders: Die freigesetzten Asbestfasern können dann sogar die Toleranzkonzentration überschreiten. Ob dies tatsächlich der Fall ist, hängt zum einen von der Art der Bearbeitung, zum anderen von der Bindung der Fasern im Bindemittel ab.
Fußbodenbeläge mit Asbest
Eine besondere Form bauchemischer Produkte sind die mit Asbest verarbeiteten Fußbodenbeläge. Es gibt zwei Produktvorkommen:
- Cushion-Beläge: Die Beläge sind auf eine Trägerpappe aufgebracht (kaschiert). Die Trägerpappe enthält rund 40 bis 98 Masseprozent Asbestfasern.
- Vinyl-Beläge (FloorFlex): Die Beläge enthalten rund 20 Masseprozent Asbestfasern. Diese sind fest in die PVC-Matrix eingebunden.
Ob bei der Nutzung Asbestfasern freigesetzt werden, hängt von der Abnutzung der Belagsoberflächen ab. Beim Ausbau werden – bedingt durch die Art der Entfernung – Asbestfasern bis über die Toleranzgrenzen hinaus freigesetzt.
Brandschutzprodukte
Eine der wichtigsten Eigenschaften von Asbest ist: Das Mineral ist nicht brennbar. Deshalb gibt es hohes Produktvorkommen in diesem Bereich. Brandschutzprodukte mit Asbest lassen sich in zwei Kategorien einteilen:
- Brandschutzbaumaterialien (zum Beispiel Plattenwerkstoffe wie Promabest, Baufatherm, Sokalit)
- Brandschutzdichtmaterialien (zum Beispiel Schnüre, Gewebe, Packungen, Putze)
Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, mussten diese Produkte einen hohen Asbestanteil (bis zu 80 Masseprozent) und eine lockere Bindungsstruktur aufweisen. Vor allem in Brandschutzdichtmaterialien wurden Fasern aus Chrysotil-Asbest in sehr lockeren Bindungen verarbeitet. Der hohe Faseranteil und die lockere Bindung führen dazu, dass auch im eingebauten Zustand ständig Fasern in die Umgebung abgegeben werden. Hinzu kommt, dass viele Produkte im Innenraumbereich eingesetzt wurden. Hier ist also auch ohne Bearbeitung mit hohen Faserfreisetzungen zu rechnen. Eine Oberflächenbeschichtung (zum Beispiel mit Farben, Tapeten) reduziert diese Belastung nur in geringem Maß. Beim Ausbau dieser Brandschutzprodukte werden – bedingt durch die Art der Entfernung – Faserfreisetzungen bis weit über die Toleranzkonzentration erreicht.