Eine erste Einschätzung, ob Asbest oder asbesthaltige Materialien vorliegen, kann ausschließlich eine sachkundige Person vornehmen. Eine eindeutige Aussage, ob und in welcher Form beziehungsweise Menge Asbest vorhanden ist, liefert nur eine spezielle Materialanalyse (REM/EDX-Analyse). Dabei handelt es sich um eine Untersuchung mit dem Rasterelektronenmikroskop mit energiedispersiver Röntgenspektroskopie.
Eine sachkundige Person kann beurteilen,
- ob Asbestfasern bei der Nutzung von asbesthaltigem Material freigesetzt werden oder
- ob beim Ausbau von asbesthaltigem Material eine Freisetzung von Asbestfasern droht.
Bei der Untersuchung muss immer der konkrete Anwendungsfall betrachtet werden. Es ist davon auszugehen, dass beim Rückbau die Akzeptanzkonzentration regelmäßig und in vielen Fällen auch die Toleranzkonzentration überschritten wird. Dies liegt daran, dass bei jedem Arbeiten mit dem asbesthaltigen Material Fasern in nicht bekanntem Umfang freigesetzt werden.
Fundstellen von Asbest in der Natur
Da Asbest ein natürlich vorkommendes Mineral ist, gibt es natürliche Fundstellen auf der ganzen Welt, insbesondere in Russland, Kanada, China und Brasilien. Hauptsächlich wird Serpentin (Chrysotil-Asbest) gefördert. Ein Import oder die Verwendung von Asbest ist in Deutschland seit dem 30. November 1993 verboten.
In der EU ebenso wie in der Schweiz, in Norwegen und Island gibt es ein solches Verbot seit 2005. In anderen Ländern werden aber immer noch asbesthaltige Produkte hergestellt und auf den Markt gebracht. Daher gilt: Vorsicht bei Eigenimporten aus Nicht-EU-Ländern.
Fundstellen in der Industrie
Weltweit wurde Asbest in über 3.000 Produkten eingesetzt. Asbest wurde in zahlreichen Industriezweigen wie zum Beispiel der Fahrzeugindustrie oder in der Elektrotechnik genutzt. Bei Fahrzeugen beziehungsweise Fahrzeugteilen, die bis 1993 in den Handel gebracht wurden, kann damit gerechnet werden, dass asbesthaltige Materialien vorhanden sind. Über Importe aus Nicht-EU-Ländern werden aber auch heute noch asbesthaltige Teile eingeführt und verbaut.
Ein weiteres Problem sind Altbestände von asbesthaltigen Materialien, die entgegen der geltenden Regelung noch verarbeitet werden. Mit über 75 Prozent lag der Anteil der Asbestanwendungen im Baubereich besonders hoch.
Zu den bekanntesten Fundstellen am Bau gehören:
- Asbestzement (zum Beispiel asbesthaltige Wellplatten; asbesthaltige Tafeln und kleinförmige Schindeln als Ersatzschiefer)
- Schornsteinauskleidungen
- Abwurfschächte für Müll oder Wäsche in Hochhäusern
- bauchemische Produkte (zum Beispiel alte Fliesenkleber, Estriche, Putze, Spachtelmasse, Fußbodenbeläge)
- Heizleitungsisolierungen
- Fensterbänke und Blumenkästen
Ehemalige Einsatzbereiche von Asbest und asbesthaltigen Materialien in der Industrie
Industriezweig | Beispiele für technische Anwendungen und Fundstellen |
Fahrzeugindustrie |
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Maschinenbau |
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Heizungs‑, Sanitär- und Klimatechnik |
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Ofenbau |
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Brandschutz | Verwendung von asbesthaltigem Material in Brandschutzklappen, Feuerpatschen, Schutzanzügen |
Elektrotechnik |
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Hinweise zur Nutzung der Tabelle:
- Die genannten Anwendungsfälle sind insbesondere bei Altanlagen oder alten Installationen mit einem Herstellungs- oder Errichtungsdatum von vor 1993 immer zu vermuten!
- Grundsätzlich sind bei allen Arbeiten an asbesthaltigen Materialien die Mindestschutzanforderungen nach TRGS 519 Dies sollten auch Privatpersonen beachten!
- Zu Instandhaltungsarbeiten an Dichtungen und Packungen vgl. auch TRGS 519 Nr. 17.3.
- Zu Instandhaltungsarbeiten an Bremsanlagen und Kupplungen vgl. auch TRGS 519 Nr. 17.4.
- Weitere Informationen sind in der DGUV Informationen 201–012 „Verfahren mit geringer Exposition gegenüber Asbest bei Abbruch‑, Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten“ sowie unter dguv.de abrufbar.