An Sortieranlagen, im Verkauf, an Marktständen oder bei Tätigkeiten im Versand müssen Männer und Frauen den Arbeitstag im wahrsten Sinne des Wortes durchstehen. Auf Dauer können dabei Wirbelsäule, Gelenke und Sehnen, Venen und Muskulatur Schaden nehmen. Denn die Muskeln verkrampfen und ihre Durchblutung nimmt ab, der Druck in den Blutgefäßen steigt.
Harte, kalte Böden, zum Beispiel aus Beton oder Steinfliesen, verstärken die Belastung. Viele Betroffene erkranken an Krampfadern oder leiden unter Schmerzen in den Knien oder im Rücken. Stundenlanges Stehen auf harten Böden überlastet außerdem die natürliche Elastizität des Fußes. In der Folge kann es zu schmerzhaften Fehlstellungen (Senk‑, Platt- oder Spreizfuß) kommen.
Gesunder Wechsel
Egal, ob im Beruf oder in der Freizeit: Ideal ist es, häufig zwischen Sitzen, Stehen und Laufen zu wechseln. Niemand sollte länger stehen, als es die Aufgabe erfordert. Außerdem haben die Körperhaltung und die Ausgestaltung des Steharbeitsplatzes einen großen Einfluss auf die Rückengesundheit.
Wenn Sie eine Aufgabe im Stehen ausführen, ist folgende Grundposition richtig:
- Die Füße stehen hüftbreit auseinander oder in Schrittstellung.
- Belasten Sie beide Füße gleichmäßig und vermeiden Sie eine Gewichtsverlagerung auf nur ein Bein.
- Die Knie leicht beugen.
- Kopf und Rücken gerade halten.
- Die Schultern hängen locker nach unten, so als würde man sie in die hinteren Hosentaschen stecken wollen.
- Wechseln Sie häufiger die Position, und bewegen Sie sich hin und her oder gehen Sie ein paar Schritte.
Thekenstand statt Einknicken
Wer lange unbeweglich steht, knickt oft automatisch mit einem Bein ein, die Muskulatur verkrampft und die Bandscheiben werden überlastet. Beim „Thekenstand“ kommt Bewegung in die Sache. Stellen Sie dafür immer abwechselnd einen Fuß etwas höher auf einem Gegenstand ab. Geeignet dazu sind zum Beispiel eine Kiste oder ein Stück Holzbalken. In den Pausen können Sie ruhig einmal die Füße hochlegen. So entlasten Sie neben Muskeln und Gelenken vor allem auch die Venen und wirken Wassereinlagerungen in den Beinen entgegen. Kurze Pausen, etwa zwischen zwei Arbeitsschritten, eignen sich zudem für Ausgleichsübungen. In der Freizeit sorgen zum Beispiel Joggen, Fahrradfahren, Wandern, Schwimmen und Gymnastik für einen gesunden Ausgleich.
Arbeitgeber gefragt
Wenn es darum geht, Arbeitsplätze zu optimieren, ist der Arbeitgeber gefragt. Die Mitarbeiter sollten grundsätzlich verschiedene Tätigkeiten in unterschiedlicher Haltung ausüben, zwischen denen sie wechseln können. Oft ist eine Kombination von Sitz- und Steharbeitsplatz auch bei ein und derselben Tätigkeit möglich.
Wichtig ist zudem, dass Vorgesetzte in der Belegschaft kommunizieren, dass ein Wechsel der Arbeitshaltung erwünscht ist. Hartnäckig hält sich der Glaube, dass Sitzende den Anschein erwecken, nicht zu arbeiten. Es ist Aufgabe des Arbeitgebers, dieser Fehlinterpretation entgegenzuwirken.
Gerade im Verkauf ist kontinuierliche Präsenz des Personals gefragt. Wer sitzt, wird hier womöglich übersehen. Abhilfe schaffen können schon einfache Stehhilfen. Sie reduzieren die Belastung auf Beine und Füße um bis zu 60 Prozent. Stehhilfen sind schmal, sehr dezent und lassen sich einfach transportieren, sodass sie auch auf Marktständen gut einsetzbar sind. Elastische Bodenmatten am Steharbeitsplatz verringern die Ermüdung, entlasten Gelenke und Rücken und dämmen aufsteigende Kälte (siehe Praxisbeispiel).
Passendes Schuhwerk
Schlecht sitzende Arbeitsschuhe belasten die Rückenmuskulatur, denn die Muskeln beginnen in den Füßen und ziehen sich über Rücken und Nacken zum Kopf. Verspannungen und andere Beschwerden sind die Folge.
Besonders wichtig ist, dass Fußlänge und ‑breite passen. Inzwischen gibt es auch sehr schmale oder extra breite Modelle. Die Laufsohle muss Stöße abfedern und ein natürliches Abrollen des Fußes beim Laufen begünstigen. Wer auch in hochwertigen Arbeitsschuhen Probleme beim Stehen hat, leidet womöglich unter einer Fußfehlstellung. Ein Besuch beim Orthopäden schafft Klarheit, ob medizinische Einlagen notwendig sind.
Wann zum Arzt?
Klagen Mitarbeiter über schmerzende und geschwollene Füße, schmerzende Waden, zuckende Beinmuskulatur – besonders in der Nacht – über Krampfadern in den Beinen, Rückenschmerzen, insbesondere im unteren Bereich, oder über häufige Kopfschmerzen, dann sind das Warnsignale. Sprechen Sie die betreffende Person darauf an. Überlegen Sie gemeinsam, wie der Arbeitsablauf oder der Arbeitsplatz ergonomisch verbessert werden kann. Empfehlen Sie dem Mitarbeiter gegebenenfalls auch, einen Arzt aufzusuchen, um medizinische Fragestellungen zu klären.
So helfen Kompressionsstrümpfe
Wer viel Zeit im Stehen verbringt, schwächt auf Dauer seine Venen. Einfache, unauffällige Übungen unterstützen die Venenpumpe, die das Blut vom Herzen zu den Beinen und wieder zurück befördert.
Wippen Sie zum Beispiel auf den Fußballen, Rollen Sie von den Fußballen zur Ferse und wieder zurück. Egal, ob Mann oder Frau – wer trotzdem unter müden, schweren oder geschwollenen Beiden leidet, sollte von seinem Arzt abklären lassen, ob ihm Kompressionsstrümpfe helfen können.
Die feinmaschigen Strümpfe werden individuell angepasst und pressen die Venen in den Beinen zusammen. Das Blut fließt dadurch leichter zurück in Richtung Herz. Weniger Flüssigkeit sinkt in die Beine ab. Sie schwellen deshalb im Lauf des Tages nicht mehr so stark an.
Die Hersteller bieten inzwischen Strümpfe in modischen Farben und spezielle Modelle für Männer an, die wie Sportstrümpfe aussehen.
Link-Tipps
- Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) bietet ein Poster mit den genannten und weiteren Übungsvorschlägen zum kostenlosen Download unter www.svlfg.de Prävention Fachinformationen von A – Z Rückengesundheit Weitere Leistungen Medien Plakate.
- Tipps zum Kauf von Sicherheitsschuhen gibt die SVLFG unter www.svlfg.de Prävention Fachinformationen von
A – Z Sicherheitsschuhe

Foto: SVLFG
Praxisbeispiel aus dem Gartenbau
Weich, rutschfest und warm
Im Gartenbaubetrieb Hasselberg am Niederrhein werden seit Jahren gute Erfahrungen mit Stehhilfen gemacht. Zusätzlich hat Unternehmer Andreas Hasselberg die Arbeitsplätze an der Topfmaschine mit Anti-Ermüdungsmatten ausgestattet. „Unser Motto heißt: Ständiges Optimieren. Als Familienbetrieb mit drei festen Mitarbeitern und weiteren Saisonarbeitskräften sind wir sehr daran interessiert, allen die Arbeit so leicht wie möglich einzurichten. In der Saison stehen unsere Mitarbeiter täglich stundenlang an der Topfmaschine. Der weiche, rutschfeste Untergrund kommt bei den Mitarbeitern sehr gut an. Im Winter sind die Matten viel wärmer als der Betonboden ohne Belag“. Kennengelernt hat Andreas Hasselberg die Matten bei einer Unternehmermodellschulung der SVLFG.