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Kollaborativer Roboter bei Stihl

8.000 Kilo Entlastung
Kollaborativer Roboter bei Stihl

Mit dem Robot­er CR-35iA hat die Men­sch-Robot­er-Kol­lab­o­ra­tion beim schwäbis­chen Motorsä­gen-Welt­mark­t­führer Stihl begonnen. Der Indus­trie-Robot­er, der ohne mech­a­nis­che Abtren­nung mit den Beschäftigten in der Mon­tage­halle zusam­me­nar­beit­et, erledigt nicht nur Arbeit­sprozesse schneller und effizien­ter, son­dern nimmt seinen men­schlichen Mitar­beit­ern auch wortwörtlich eine große Last von Schul­tern und Rücken.

Dr. Joerg Hensiek

Die Beruf­sgenossen­schaft Holz und Met­all (BGHM) hat das baden-würt­tem­ber­gis­che Fam­i­lienun­ternehmen Stihl, das vor allem Arbeits­geräte für die Forst- und Bauwirtschaft sowie den Garten- und Land­schafts­bau her­stellt, in diesem Früh­jahr mit dem Sicher­heit­spreis „Schlauer Fuchs“ aus­geze­ich­net. Grund für die Ver­gabe war die ganzheitliche Umstel­lung eines Arbeit­sprozess­es in ein­er der Mon­tage­hallen am Stan­dort Waib­lin­gen, dem Stamm­sitz des Unternehmens, dessen Kern der Ein­satz eines eigens angepassten kol­lab­o­ra­tiv­en Robot­ers bildet. Das führt nicht nur zu einem schnelleren und effek­tiv­eren Prozess, son­dern auch zu ein­er enor­men Ent­las­tung der Stihl Mitar­beit­er. Der Robot­er, Typ­name CR-35iA, hebt anstelle der Beschäftigten das End­pro­dukt bei der Trennschleifer-End­mon­tage an und trans­portiert es weit­er. „Der Schlaue Fuchs der BGHM ist eine schöne Würdi­gung unseres Engage­ments. Das motiviert die gesamte Belegschaft, auch kün­ftig nach Opti­mierungspoten­zial zu suchen und Lösun­gen zu entwick­eln“, meint Jan Müller, Tech­niker Pro­duk­tion­scen­ter bei Stihl und ein­er der Hauptver­ant­wortlichen bei der Umset­zung des Projekts.

Einsatz von Robotern nicht neu

Der Ein­satz von Robot­ern in der Fer­ti­gung ist für das Unternehmen, das bei Motorsä­gen seit den siebziger Jahren Welt­mark­t­führer ist, grund­sät­zlich kein neues The­ma. Bere­its in den 1990er-Jahren stieg es in die damals noch recht neue Tech­nolo­gie ein – mit­tler­weile gibt es weltweit mehrere hun­dert Robot­er an den Stan­dorten. Bis­lang arbeit­eten die automa­tis­chen Helfer in einem Käfig und in sicherem Abstand zu den Beschäftigten, die sie bedienen.

Mit der kol­lab­o­ra­tiv­en Robotik wird jet­zt eine neue Stufe erre­icht, die vielfältige Möglichkeit­en eröffnet. „Nun kön­nen die Kol­le­gen tat­säch­lich Hand in Hand mit dem Robot­er arbeit­en. Für uns bedeutet das, dass wir auf diesem Feld neue Erfahrun­gen sam­meln kön­nen, die uns helfen, am Ende unsere Mark­t­po­si­tion zu behaupten“, sagt André Lange, Grup­pen­leit­er Tech­nolo­gieen­twick­lung, Ser­vice und Hardware.

Montagearbeiter eingebunden

CR-35iA wird in der Ver­pack­ungslin­ie für Trennschleifer einge­set­zt. Vor der Ein­führung des Robot­ers über­nah­men die Mon­tagemi­tar­beit­er die entsprechen­den Arbeitss­chritte. Vor allem die Schüt­tel­prü­fung – eine rein akustis­che Prü­fung zur richti­gen Lage des Saugkopfes, für die der Trennschleifer tat­säch­lich geschüt­telt wer­den muss – ver­langte den Beschäftigten einiges ab: Ein Trennschleifer wiegt rund zehn Kilo­gramm, pro Schicht kom­men so rund acht Ton­nen zusam­men. Mit dem Robot­er haben sich die Arbeitss­chritte nun voll­ständig gewan­delt. Er greift den Trennschleifer vom Hänge­förder­er und übern­immt die Schüt­tel­prü­fung. Nach ein­er let­zten Qual­ität­sprü­fung durch den Mitar­beit­er befördert der Robot­er das Gerät in die Ver­pack­ung. „Die Ent­las­tung durch den Robot­er ist beson­ders für den Rück­en enorm“, sagt Mon­tagemi­tar­beit­er Walde­mar Eirich. Er und seine Kol­le­gen waren von Anfang an in das Pro­jekt einge­bun­den, bracht­en eigene Ideen ein, beobachteten den Tes­tauf­bau und kon­nten Ein­fluss auf die generelle Gestal­tung des neuen Arbeit­splatzes nehmen. Michael Hoger, Leit­er des Mon­tage­bere­ichs, ist überzeugt: „Die Mitar­beit­er haben gute und sin­nvolle Ideen direkt aus der Prax­is einge­bracht.“ Deshalb sei der neue Arbeit­splatz auch von Beginn an akzep­tiert worden.

Ein Jahr Vorbereitung

Die Ein­führung von CR-35iA war von langer Hand geplant: Ins­ge­samt dauerte es rund ein Jahr, bis der Robot­er in der Mon­tage­halle seine Arbeit aufnehmen kon­nte. In dieser Zeit richtete der unternehmen­seigene Betrieb­smit­tel­bau den Arbeit­splatz des Robot­ers ein. Inzwis­chen ist der automa­tis­che Helfer aus der Ver­pack­ungslin­ie für Trennschleifer nicht mehr wegzu­denken – ent­lastet er doch die Mitar­beit­er vor Ort extrem. Nicht nur der Arbeit­splatz von CR-35iA ist – sowohl für den Robot­er als auch für die Men­schen – sehr indi­vidu­ell gestal­tet. Auch der Greifer, mit dem die Mas­chine arbeit­et, ist eine Eigenkon­struk­tion des Unternehmens. Sie machte aus dem ein­fachen Greifer ein echt­es Inter­ak­tion­se­le­ment. Mit LED-Leucht­en zeigt dieser an, in welchem Modus der Robot­er ger­ade arbeit­et. Über Leucht­tas­ten am Greifer „bespricht“ der Mitar­beit­er sein­er­seits die jew­eili­gen Arbeitss­chritte mit dem Robot­er: Die grüne Taste bedeutet, dass mit dem Trennschleifer alles in Ord­nung ist. Die rote Taste hinge­gen sig­nal­isiert Män­gel oder einen Fehler; das Gerät wird dann zurückgestellt.

Arbeitsschutzziele vorrangig

An der Entwick­lung des Pro­jek­ts war Jan Müller fed­er­führend beteiligt. Er erzählt: „Für mich per­sön­lich war der kol­lab­o­ra­tive Robot­er mein erstes Pro­jekt, bei dem es speziell um gesün­deres Arbeit­en ging. Doch Stihl ver­fol­gt schon seit langem in allen Arbeits­bere­ichen kon­se­quent inter­na­tionale Stan­dards im Arbeits- und Gesund­heitss­chutz. Fort­laufend wer­den Arbeit­splätze bew­ertet, Präven­tion­skonzepte aus­gear­beit­et und anhand von Bege­hun­gen Opti­mierungspoten­ziale iden­ti­fiziert.“ Während kol­lab­o­ra­tive Robot­er oft zur Effizien­zsteigerung der Pro­duk­tion einge­set­zt wür­den, sei CR-35iA haupt­säch­lich aus arbeitss­chutz­fach­lichen Grün­den einge­führt wor­den, betont Müller: „Bei der Bew­er­tung des Arbeit­splatzes wurde deut­lich, dass Abhil­fe geschaf­fen wer­den muss – und die Lösung war der kol­la­bori­erende Robot­er in der Leis­tungsklasse bis 35 Kilogramm.“

Spezielle Herausforderungen

Tech­nisch beson­ders schwierig war die Inte­gra­tion des Robot­ers in eine beste­hende Mon­tagelin­ie unter stark eingeschränk­ten Platzver­hält­nis­sen. Zudem mussten wesentliche Arbeitsin­halte inner­halb der Mon­tagelin­ie ver­lagert wer­den. Aus Sicht von Jan Müller stell­ten aber nicht nur diese Aspek­te eine Her­aus­forderung dar, son­dern eben­so der hohe Ver­wal­tungsaufwand: „Dabei ging es vor allem um die Zulas­sungskri­te­rien, da es bis dato kein ver­gle­ich­bares Sys­tem in Europa gab.“ Ein wesentlich­er Schw­er­punkt im Prozess der Zulas­sung war die Betra­ch­tung und die Bew­er­tung der zuläs­si­gen Kräfte auf den men­schlichen Kör­p­er, die sich aus einem möglichen Kon­takt mit dem Robot­er und dem Pro­dukt ergeben kön­nen. Hier mussten umfan­gre­iche Tests mit einem speziellen Messsys­tem der Beruf­sgenossen­schaft durchge­führt wer­den, damit die vorgegebe­nen Gren­zw­erte einge­hal­ten wer­den. „Deshalb war eine sehr inten­sive Zusam­me­nar­beit mit der Beruf­sgenossen­schaft nötig.“


Kollege Roboter?

Die Zusam­me­nar­beit zwis­chen Men­schen und Robot­ern wirft auch ethis­che und soziale Fra­gen auf. Der jet­zt von der Bun­de­sanstalt für Arbeitss­chutz und Arbeitsmedi­zin (BAuA) veröf­fentlichte Bericht „Ethis­che und sozi­ol­o­gis­che Aspek­te der Men­sch-Robot­er-Inter­ak­tion“ arbeit­et diese sys­tem­a­tisch auf. Den Bericht gibt es im Inter­ne­tange­bot der BAuA unter

www.baua.de/publikationen

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