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Smartphone, Tablet und Co.

Körperliche Belastungen im Blick
Smartphone, Tablet und Co.

Smart­phones und Tablets wer­den auch bei der Arbeit einge­set­zt. Aber, eben­so wie Com­put­er, beanspruchen auch sie unseren Kör­p­er. Wie, das hat Dr. Patri­cia Tegt­meier erforscht. Die Redak­tion von “Sicher­heits­beauf­tragter” sprach mit der Mitar­bei­t­erin der Bun­de­sanstalt für Arbeitss­chutz und Arbeitsmedi­zin, BAuA, darüber, was Unternehmen und Beschäftigte bei Anschaf­fung und Nutzung von mobilen Geräten beacht­en sollten.

Das Inter­view führte Ver­e­na Manek.

Frau Dr. Tegt­meier, kön­nen Sie kurz Ihre Forschungsar­beit skizzieren?

Es ist eine Scop­ing-Review, das heißt, nach ein­er groß angelegten Suche in Daten­banken waren es im End­ef­fekt 41 Unter­suchungsergeb­nisse aus den Jahren 2007 bis Anfang 2016, die ich für das Review weit­er aus­gew­ertet habe.

Um welche Unter­suchun­gen han­delt es sich?

Das meiste davon sind Laborun­ter­suchun­gen, bei denen den Proban­den spez­i­fis­che Auf­gaben gegeben wur­den und dann geschaut beziehungsweise gemessen wurde, wie sie sitzen und ste­hen, wie stark die Nacken­nei­gung und die Muskelspan­nung ist. Diese Werte habe ich in ein ergonomis­ches Risikobe­w­er­tungssys­tem aufgenom­men, um sie dann in bes­timmte Risikostufen einord­nen zu können.

Ist eine beson­ders starke Nacken­nei­gung ein Risiko für kör­per­liche Beschwerden?

Ja, mehr als 20 Grad Nacken­nei­gung wird, zumin­d­est im Bere­ich der Bild­schir­mar­beit, als nicht dauer­haft sin­nvoll ange­se­hen. In ins­ge­samt 20 Stu­di­en wur­den Nacken­nei­gun­gen über 20 Grad fest­gestellt, und in drei von diesen 20 Stu­di­en sog­ar Nacken­nei­gun­gen über 40 Grad. Wenn man die den ganzen Tag so ein­hal­ten würde, wäre das natür­lich problematisch.

Das würde bedeuten, man soll die Geräte nicht so lange benutzen.

Es ist immer eine Frage der Dauer. Wir empfehlen, die Hal­tung zu vari­ieren. Tück­isch ist, dadurch dass es Touch­screen-Geräte sind, kann ich etwas Gutes für meinen Nack­en tun, aber dann muss ich sie höher hal­ten, was auch wieder unkom­fort­a­bel ist. Wenn ich nur lesen möchte, kann ich einen Auf­steller nutzen und den „Bild­schirm“ auf die ergonomisch gün­stige Höhe und Weite ein­stellen. Aber sobald ich den Touch­screen auch benutzen will, kann ich entwed­er gut kuck­en oder gut drauf tip­pen und wischen.

Das Prob­lem ist, dass es keine Tren­nung von Eingabe und Bild­schirm gibt?

Genau, wenn man das kurzfristig als Arbeitsmit­tel ein­set­zt, ist es nicht prob­lema­tisch. Aber wenn man Smart­phone und Tablet länger ein­set­zt, ist es sin­nvoll, externe Eingabe­mit­tel, wie Blue­tooth-Tas­taturen, zu verwenden.

Wie sieht es mit der Belas­tung der Hände aus?

Unter den aus­gew­erteten Stu­di­en waren auch medi­zinis­che Stu­di­en, die sich stärk­er auf die Nutzung des Dau­mens fokussiert haben. Sie beschrieben das Prob­lem, dass bei sehr inten­siv­er, andauern­der Benutzung, man ger­ade bei kleineren Geräten den Dau­men rel­a­tiv geknickt hält. Auch aus dem Grund ist es sin­nvoll externe Eingabegeräte zu ver­wen­den. Natür­lich ist das aber auch per­so­n­en­ab­hängig, etwa, wie große Hände man hat.

Sind größere Tas­taturen eine Erleichterung?

Es hängt sehr stark davon ab, was ich mit den Geräten machen möchte, ob ich lieber ein größeres Gerät habe mit ein­er größeren Tas­tatur, auf der ich bess­er sehen und vielle­icht auch bess­er tip­pen kann. Wenn ich das Gerät viel frei hal­ten muss, ist es natür­lich sin­nvoller, ein kleineres, leichteres Gerät zu verwenden.

Dann lässt sich nicht so ein­fach sagen, ob Smart­phones oder Tablets weniger den Kör­p­er belasten?

Das hängt von der Arbeit­sauf­gabe und der Tätigkeit ab. Teil­weise kann man auch eine Kom­bi­na­tion fahren. Wenn jemand zum Beispiel im Störungs­man­age­ment arbeit­et, kann er zum Erhalt von Nachricht­en ein Tele­fon ver­wen­den und län­gere Texte auf einem Tablet lesen. Da kön­nen Unternehmen auch kreativ sein.

Was soll­ten Unternehmen berück­sichti­gen, wenn es darum geht, welche Geräte sie ihren Mitar­beit­ern zur Ver­fü­gung stellen?

Sie soll­ten beacht­en, wofür sie genau ver­wen­det wer­den. Dazu gehört, welche Bild­schir­m­größe die Nutzer benöti­gen, ob sie etwa Zeich­nun­gen im Detail erken­nen müssen. Auf größeren Dis­plays kann man natür­lich bess­er lesen. Sie soll­ten allerd­ings gegen Run­ter­fall­en gesichert sein. Macht man einen Schutz um das Tablet, muss man auch wieder beacht­en, wie dieser die Sicht bee­in­flusst oder ob sich dadurch der erforder­liche Andruck beim Tip­pen verän­dert. Auch die Aus­rüs­tung der Nutzer spielt eine Rolle. Tra­gen Sie Schutzhand­schuhe, sollte die Tas­tatur größer sein. Am besten ist es, sich vor Anschaf­fung mit den Beschäftigten zusam­men­zuset­zen und alle diese Dinge zu besprechen, vielle­icht sich mal ein paar Geräte auszulei­hen und zu testen. Wer­den die Geräte dann als Arbeitsmit­tel einge­führt, soll­ten die rel­e­van­ten Gefährdungs­beurteilun­gen aktu­al­isiert beziehungsweise durchge­führt wer­den. Und die Beschäftigten entsprechend unter­wiesen werden.

Wer­den nicht auch die Augen belastet?

Ja, durch Spiegeln und Blenden. Das geht dann zwar nicht so sehr auf die Augen, aber wieder auf den Rück­en und Nack­en, wenn man ver­sucht das Gerät zu beschat­ten. Bei Nutzung in sehr hellen Umge­bun­gen oder im Wech­sel draußen und drin­nen soll­ten Geräte mit sehr hoher Kon­trastschärfe ver­wen­det wer­den. Es gibt übri­gens auch Folien, die man ein­fach aufk­leben kann und die Spiegelun­gen und Blendun­gen verringern.

Plant die BAuA noch weit­ere Forschun­gen zu dem Thema?

Die Bun­de­sanstalt greift die Frage neuer dig­i­taler Tech­nolo­gien grund­sät­zlich auf. Wir set­zen uns damit sys­tem­a­tisch auseinan­der und wer­den neu aufk­om­mende Chan­cen und Risiken in den Blick nehmen, denn in der neuen Arbeitsstät­ten­verord­nung sind ja jet­zt auch die mobilen Geräte berücksichtigt.


Praxis-Tipps

  • Smart­phones und Tablets nicht zu lange benutzen.
  • Dabei die Hal­tung möglichst variieren.
  • Bei der Eingabe von län­geren Tex­ten externe Eingabe­mit­tel, wie Blue­tooth-Tas­taturen, verwenden.
  • Bei Nutzung in hellen Umge­bun­gen oder bei häu­figem Wech­sel von drin­nen nach draußen Geräte mit hoher Kon­trastschärfe verwenden.
  • Gegen Spiegeln und Blenden kön­nen entsprechende Folien helfen.
  • Die Nutzer in die Entschei­dung für bes­timmte Geräte ein­beziehen und sie diese unter Umstän­den testen lassen.
  • Gefährdungs­beurteilung vor Auf­nahme der Tätigkeit aktu­al­isieren beziehungsweise durchführen.
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