Warum ist es nicht gesund, lange am Computer zu sitzen?
Weber: Viele Berufstätige verbringen den größten Teil ihrer Tätigkeit sitzend am Schreibtisch, verharren in einer statischen Position und bewegen sich zu wenig. Kopfschmerzen, Verspannungen der Schulter, Nacken- und Rückenmuskulatur, Schmerzen in Händen und Armen – all das resultiert häufig aus langer konzentrierter statischer Computerarbeit. Ein Kreislauf aus Schmerz, Schonhaltung und noch mehr Schmerz durch weitere Verspannungen beginnt.
Was kann die Belastung für den Körper reduzieren?
Weber: Ergonomische Büromöbel sind die optimale Voraussetzung für die Gesunderhaltung des Bewegungssystems. Doch die besten Büromöbel bringen keinen Nutzen, wenn sie nicht richtig eingestellt sind und die Wirbelsäule im Arbeitsalltag nicht genug in Bewegung kommt.
Was gehört zu einem ergonomisch günstigen Büroarbeitsplatz?
Weber: Basis für ergonomisches Arbeiten bilden Stuhl, Tisch und Technik und deren optimale individuelle Einstellung. Ein ergonomischer Bürostuhl muss individuell anpassbar sein, den natürlichen Verlauf der Wirbelsäule abstützen. Die richtige Einstellung erfolgt von unten nach oben, also von der Sohle bis zum Scheitel. Der Sitz sollte so hoch sein, dass Knie- und Oberkörperwinkel größer als 90 Grad sind. Die Sitztiefe ist optimal eingestellt, wenn das Becken die Rückenlehne berührt und ein Abstand von etwa vier Fingerbreit zwischen Sitzvorderkante und Wade bleibt. Die Höhe der Rückenlehne ist ideal, wenn sich die Lumbalstütze ungefähr auf Gürtelhöhe befindet. Der Gegendruck sollte so eingestellt sein, dass die Rückenlehne den Oberkörper aufrecht hält, aber nicht nach vorne drückt. Die Unterarme sollten bei entspannter Schulter-Nackenmuskulatur flächig auf den Armlehnen liegen. Ist der Bürostuhl richtig eingestellt, lässt sich der idealerweise höhenverstellbare Tisch leicht anpassen: Wenn sich die Arbeitsplatte auf einer Höhe mit den Armlehnen befindet, ist dieser optimal eingestellt und Schultern und Nacken können entspannen – dies gilt für das Arbeiten im Sitzen und Stehen. Anhand typischer Arbeitshaltungen lässt sich nun die Anordnung der Arbeitsmittel überprüfen. Dafür sollte die Arbeitsfläche groß genug sein, um eine flexible Anordnung zu ermöglichen. Häufig genutzte Arbeitsmittel sollten möglichst zentral im Blickfeld und Greifraum liegen. Der Bildschirm sollte so stehen, dass er sich direkt im Blickfeld befindet und man sich nicht ständig drehen oder verrenken muss. Der Blick sollte bei aufgerichteter Haltung ungefähr die Mitte des Monitors treffen.
Was können Mitarbeiter selber tun, um trotz langem Sitzen gesund zu bleiben?
Weber: Dafür sollte man generell in seinen (Büro-)Alltag mehr Bewegung einbauen. Von der kleinen Bewegungspause am Arbeitsplatz um sich zu strecken, über das direkte Abstimmungsgespräch mit dem Kollegen – statt einer Mail – bis hin zu regelmäßigen Dehn- und Bewegungsübungen, einem Spaziergang in der Mittagspause sowie der Nutzung von Treppen statt Fahrstuhl gilt – alles was für Bewegung sorgt und zum Haltungswechsel anregt ist erlaubt und verbessert die Beweglichkeit. Arbeiten im Wechsel zwischen Sitzen und Stehen ist besonders zu empfehlen. Nutzen Sie hierfür einen höhenverstellbaren Tisch und halten Sie sich an die 60 – 30 – 10 Regel: 60 Prozent der Arbeitszeit sitzen, 30 Prozent stehen und 10 Prozent bewegen. Empfehlenswert sind 15 Minuten Stehen pro Stunde.
Gibt es noch andere Faktoren, außer dem richtig eingestellten Arbeitsplatz, auf die man achten kann?
Weber: Damit der Rücken den Anforderungen des Alltags gewachsen ist, sollte die Muskulatur regelmäßig gestärkt werden. Kräftige Muskeln helfen der Wirbelsäule ihre Stützfunktion zu erfüllen und Rückenschmerzen zu vermeiden. Neben dem Muskelaufbau hilft Sport auch bei Stimmungstiefs oder Schlafstörungen. Bei der Auswahl einer geeigneten Sportart geht es weniger darum, ob sie allgemein als „rückenfreundlich“ gilt. Viel wichtiger ist, dass der gewählte Sport zu Ihnen passt. Auch ein ungünstiges Wohnumfeld kann zu Rückenschmerzen führen – das betrifft auch Betten und Autositze. Damit sich Verbraucher besser orientieren können, hat der gemeinnützige Verein „Aktion Gesunder Rücken e.V.“ ein Gütesigel für rückengerechte Produkte ins Leben gerufen. Es zeichnet Produkte für Büro und Alltag aus, die für rückengerechte Konstruktion unter Beweis gestellt haben.
Das Interview führte Verena Manek.
Weitere Informationen zur richtigen Nutzung und Einstellung eines Arbeitsplatzes stehen unter: