Zeit ist kostbar. Das merken wir besonders, wenn sie uns davonläuft. Dann entsteht Zeitdruck und Stress. Wir wünschen uns, der Tag hätte mehr als 24 Stunden und wissen zugleich, dass uns die Zeit auch dann nicht reichen würde. Doch es gibt Methoden, die es uns ermöglichen, sinnvoll und effektiv mit der Zeit umzugehen. Und dann haben wir auf einmal das Gefühl, Zeit zu gewinnen.
Durch schlechte Arbeitsorganisation entsteht fast immer Zeitdruck. Die Berge unerledigter Aufgaben werden größer, die Hektik nimmt zu. Die Hetzerei schlägt auf den Magen, man wird nervös, schläft schlecht oder ist ständig verspannt. Wenn das Tag für Tag so geht, lässt bald auch die Konzentration bei der Arbeit nach. Die Leistungsfähigkeit sinkt, Fehlerquote und Unfallrisiko steigen. Die gesundheitliche Belastung wird immer größer. Man fühlt sich überfordert, Angstzustände oder depressive Verstimmungen können sich bemerkbar machen. Nicht selten greifen die Betroffenen zu Beruhigungs‑, Aufputsch- oder Schmerzmitteln. Auch der Zigaretten- und Alkoholkonsum steigt oft an, wenn man permanentem Zeitdruck ausgesetzt ist. Die Arbeitsaufträge gut zu organisieren und den zeitlichen Ablauf zu planen, trägt dazu bei, dass man Zeit spart und ein gutes Ergebnis herauskommt. Nicht selten ist man aber auch selbst Schuld, wenn die Zeit hinten und vorne nicht reicht. Immer wieder tappt man in Zeitfallen. Man schiebt zum Beispiel eine ungeliebte Aufgabe vor sich her. Erledigt statt dessen unnötigen Kleinkram, checkt zum x‑ten Mal die E‑Mails, braucht dringend noch eine Tasse Kaffee … Am Ende hat man nicht nur die Zeit vertan, sondern sich auch noch ein schlechtes Gewissen und Frust eingefangen.
Ziele müssen klar sein
Zeitmanagement ist vor allem Selbstmanagement. Um aber richtig planen zu können, müssen die Ziele klar sein. Wenn man nicht weiß, was man will bzw. was das Ergebnis sein soll, braucht man gar nicht erst mit der Arbeit zu beginnen. Ein Ziel ist dann präzise bestimmt, wenn es machbar und messbar ist. Um es zu erreichen, muss auch geplant werden, bis wann die Aufgabe bearbeitet werden soll. In einem größeren Projekt, an dem mehrere beteiligt sind, oder bei einer Teamaufgabe muss jeder Einzelne für sich seine Ziele und die ihm zur Verfügung stehende Zeit kennen. Jeder ist selbst verantwortlich, den anderen mitzuteilen, wenn er erkennt, dass er ein Ziel in der vorgegebenen Zeit nicht erreichen kann.
So gelingt es, termingerecht und effizient zu arbeiten
- Größere Aufgaben in kleine Teile portionieren.
- Möglichst nur das Wesentliche tun.
- Leistungshochs und ‑tiefs bei der Planung einbeziehen.
- Schwerpunktaufgaben früh erledigen.
- Schwierige Aufgaben im persönlichen Leistungshoch erledigen.
- Zeitlimits bei Besprechungen und Terminen setzen.
- Technische Hilfsmittel wie Checklistennutzen.
- Ordnung halten.
- Analyse und effizienter Umgang mit „Zeitfallen“.
Das Märchen vom Multi-Tasking
Manche versuchen mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen, um mit der Zeit hinzukommen. Doch das ist keine Lösung. Denn was wir als zeitgleich wahrnehmen, bedeutet für das Gehirn einen ständigen, schnellen Wechsel zwischen verschiedenen Aufgaben. Für den Körper ist das Stress. Eine Studie des Instituts für Arbeit und Gesundheit (IAG) der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) mit 64 Versuchspersonen belegt das. Unter Multi-Tasking-Bedingungen verschlechterte sich die Fahrleistung, stieg der Herzschlag auf durchschnittlich 87 Schläge pro Minute an und empfanden die Teilnehmer eine starke Anspannung.
Methoden für die Zeitplanung
Mithilfe von Uhren und Kalendern teilt der Mensch schon seit Jahrtausenden die Zeit ein. Heute ist Zeit auch Geld. Damit die wichtigen und nicht die dringenden Dinge zum Zuge kommen, müssen wir die Zeitplanung ständig im Auge behalten. Haben sich Veränderungen oder Abweichungen ergeben, muss die Planung an die neuen Gegebenheiten angepasst werden. Mit ein bisschen Übung braucht man für die tägliche Planung fünf bis zehn Minuten. Hier ein paar hilfreiche Methoden:
Terminkalender
Ein Tag, eine Woche, ein Monat, Quartal oder Jahr: Für alle Zeitabschnitte ist es sinnvoll, die Termine rechtzeitig schriftlich festzuhalten. Wenn unterschiedliche Personen über Termine informiert sein müssen, bietet es sich an, einen Kalender im Computer z. B. mit Outlook einzurichten. Den können alle Beteiligten einsehen und bearbeiten. Bei den Einträgen sollte man darauf achten, dass für Besprechungen außer der Anfangszeit auch ein Endzeitpunkt festgeschrieben ist. Auch Telefonate und Korrespondenz sollten am besten immer zu einer bestimmten Tageszeit eingeplant werden.
Ob die Zeitplanung im klassischen Taschenkalender oder elektronisch mit Notebook, iPad, Handy oder Smartphone gemacht wird, ist Geschmackssache. Beide Formen haben ihre Vor- und Nachteile.
ALPEN-Methode
Die A‑L-P-E-N-Methode nach Lothar J. Seiwert, Experte für Zeit- und Lebensmanagement, ist eine einfache Art, einen Tagesablauf ohne spezielle Hilfsmittel zu planen. Es braucht nur wenige Minuten, um einen schriftlichen Tagesplan zu erstellen. Die fünf Eckpunkte dafür lauten:
- Aufgaben, Termine und geplante Aktivitäten notieren,
- Länge schätzen,
- Pufferzeiten einplanen,
- Entscheidungen treffen,
- Nachkontrolle.
Auf dem Papier werden die Anforderungen des Tages sichtbar. Der Tagesplan ist dann realistisch, wenn er nur das beinhaltet, was auch tatsächlich bewältigt werden kann.
Pufferzeiten
Unvorhergesehenes kann einen Zeitplan zum Scheitern bringen. Vor allem dann, wenn zu knapp geplant wurde. Deshalb ist es wichtig, Pufferzeiten einzuplanen. 40 Prozent der täglichen Arbeitszeit, so Zeitmanagement-Coach Lothar Seiwert, sollte für Unvorhergesehenes als Puffer bleiben. Das sind bei einem Acht-Stunden-Tag gut drei Stunden.
80:20-Regel
Zeitaufwand und Ergebnis stehen häufig in einem umgekehrten Verhältnis, so der italienische Soziologe Vilfredo Pareto: Die Gesamtzahl der täglich anfallenden Aufgaben besteht zu 20 Prozent aus wichtigen Aufgaben und zu 80 Prozent aus relativ nebensächlichen. Die wenigen wichtigen Aufgaben tragen allerdings zu 80 Prozent zum Arbeitserfolg bei, während die nebensächlichen nur mit 20 Prozent zu Buche schlagen. Untersuchungen zeigen aber immer wieder, dass Menschen für Nebensächlichkeiten häufig 80 Prozent der Arbeitszeit – oder sogar mehr – einsetzen.
Einsame Stunde
Die ersten und die letzten 30 Minuten eines Arbeitstages sollte man zur „einsamen Stunde“ machen. Bei Ankunft im Büro wird zuerst der Tag geplant und strukturiert. Danach werden Post und E‑Mails gecheckt. Am Tagesende nimmt man sich dann noch einmal eine halbe Stunde Zeit. Jetzt heißt es aufräumen, vorbereiten und sich darüber freuen, was man alles geschafft hat.
Checklisten
Mit Formblättern für Maßnahmepläne, Besprechungsprotokolle, To-do-Listen, Telefonnotizen etc. lassen sich viele Aufgaben schnell und systematisch abarbeiten. Elektronische Vorlagen lassen sich individuell anpassen. Auf einer Checkliste lässt sich abstreichen, was zu tun ist. Oft legt sie auch die Reihenfolge fest. Durch Checklisten müssen Routinevorgänge nicht immer wieder neu durchdacht werden. Das Risiko, etwas zu vergessen, sinkt. Für viele Bereiche gibt es vorgefertigte Checklisten, die auf die eigenen Anforderungen und Bedürfnisse angepasst werden können.
To-do-Liste
Was ist zu tun? Mithilfe der Liste wird dies schriftlich fixiert. Eine To-do-Liste sollte begrenzt sein. Nur dann ist es möglich, die einzelnen Punkte auch wirklich zu erledigen, und nur dann verspricht sie Erfolg und vermittelt das Gefühl, etwas erreicht zu haben. Es ist also besser, immer wieder eine neue Liste anzulegen. Wird eine vorhandene Liste erweitert, hat man schnell das Gefühl, nichts zu Ende zu bringen.
Pausen
Pausen sind keine Zeitverschwendung. Sie bringen Energie und Leistung zurück. Untersuchungen haben ergeben, dass nach einer Stunde konzentrierter Arbeit zehn Minuten Pause genügen, um sich zu regenerieren! Bei der täglichen Zeitplanung sollten auch die Pausen berücksichtigt sein. Als wichtigste Zeitregel gilt: regelmäßig kurze Pausen machen.
Bitte nicht stören
Wer nach Zeitplan arbeitet, weiß, dass die beste Planung nichts nutzt, wenn Störungen auftreten. Oft sind es andere Menschen, die einen stören:
- der Chef
- die Kollegen
- Mitarbeiter, aber auch
- Kunden oder die eigene
- Familie.
Nimmt man Personen regelmäßig als Störfaktor wahr, kann das an einer mangelhaften Zeitplanung liegen. Der Fehler kann aber auch in der Arbeitsorganisation stecken. Am besten ist es, mit den einzelnen Personen feste Termine zu vereinbaren, aber auch Zeiten festzulegen, in denen nicht gestört werden darf.
Bettina Brucker
Weitere Infos
- Weitere Informationen erhalten Sie u. a. bei der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) unter dem Stichwort „Arbeitsorganisation: Zeitmanagement“.
- Zum Umgang mit Arbeitsunterbrechungen und Multitasking gibt es die Broschüre „Bitte nicht stören!“ bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).
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