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Kennen Sie das? Ein dringend benötigtes Arbeitsmittel ist defekt und im Betrieb ist weit und breit kein geeigneter Ersatz zu finden. Warten, bis das Ersatzteil bestellt und geliefert ist, geht auf keinen Fall. Also muss improvisiert werden – mit oft schlimmen Folgen. So geschehen in einem Mitgliedsbetrieb der BG Nahrungsmittel und Gaststätten.
Damit die Arbeiten erst einmal fortgeführt werden können, bastelt der flexible Mitarbeiter also mit den Hilfsmitteln, die gerade zur Hand sind, einen Notbehelf: Dass das Arbeiten mit einem Provisorium oft ein sehr hohes Risiko birgt, wird meist verdrängt. Einmal wird es schon halten. Und manchmal wird dann aus einem solchen Provisorium ein Dauerzustand. Wie gefährlich der Einsatz selbst gebastelter Provisorien ist, musste Thomas B.*, Schlosser in einem Milchtrocknungswerk, leidvoll erfahren.
Ohne Vorwarnung platzte einer der Schläuche
Thomas B. sollte in einem Raum oberhalb des Trockenturms ein Magnetventil auswechseln. Während er diese Tätigkeit ausführte, lief gleichzeitig die automatische Reinigung der Turmkammer. Dabei wird heiße Natronlauge über Schläuche in die Sprühköpfe in der Turmkammer gepumpt. Die Reinigungsschläuche verlaufen quer durch den Raum, in dem Thomas B. arbeitete. Plötzlich und ohne Vorwarnung platzte einer der Schläuche. Heiße Lauge spritzte mit 2,5 bar Überdruck im Raum umher. Sofort war Thomas B. von Kopf bis Fuß durchnässt. Nur mit Mühe gelangte er aus dem Raum und duschte sich so schnell wie möglich am nächsten Wasserschlauch ab. Er erlitt schwere Verätzungen, vor allem an den Beinen. Thomas B. war mehrere Monate arbeitsunfähig.
Die Unfalluntersuchung ergab: Der geplatzte Schlauch war bereits vor einiger Zeit mit einer Metallhülse und vier Schlauchklemmen für Waschmaschinenschläuche unsachgemäß geflickt worden. An dieser Flickstelle war der Schlauch dann durch die wiederholte Druckbeaufschlagung auseinander gerissen. Wer dieses Flickwerk durchgeführt hatte, konnte nicht mehr ermittelt werden.
Der Betrieb hat in der Zwischenzeit neue metallummantelte Schläuche mit verwechselungssicheren Anschlussstücken angeschafft. Außerdem besteht die Anweisung, dass im Raum über der Turmkammer nicht mehr gearbeitet werden darf, solange die automatische Reinigung läuft.Aber: Das Grundproblem, nämlich das gefährliche Improvisieren, ist nicht so leicht in den Griff zu kriegen. Erfolgversprechende Ansätze sind hier ein intelligentes Ersatzteil- und Instandhaltungsmanagement sowie das konsequent sicherheitsbewusste Verhalten der Beschäftigten. Quelle: BGN Akzente 4/2007
* Name von der Redaktion geändert
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