Der hessische Arbeitsminister Jürgen Banzer will sich dafür einsetzen, dass temperaturabgesenkter Asphalt eine möglichst breite Anwendung in der alltäglichen Praxis des Straßenbaus findet. Dies betonte er während eines Informationsbesuchs in einem Asphaltmischwerk in Oberursel.
An das Sozialministerium Pressestelle Dostojewskistr. 4 65187 Wiesbaden BG BAU Prävention Herrn Dr. Reinhold Rühl Hungener Straße 6 60389 Frankfurt am Main
Die Arbeiter transportieren den heißen Asphalt mit der Schubkarre und verteilen ihn dann gleichmäßig auf der abgegrenzten Fläche. Zum Teil mit gebeugtem Rücken, mit dem Gesicht relativ nah über dem heißen Bitumen. Aber man kann sie klar erkennen, kein so genannter „Blue Smoke“ vernebelt den Blick – so heißen die sichtbaren Dämpfe, die bei 250 Grad heißem Gussasphalt entweichen. Denn sie hantieren mit temperaturabgesenktem Asphalt, der bei 210 Grad aufgetragen werden kann und hierdurch deutlich weniger Emissionen abgibt.
Dem hessischen Arbeitsminister Jürgen Banzer wurden hier bei einem Informationsbesuch im Asphaltmischwerk Wilhelm Schütz GmbH in Oberursel die Vorteile von temperaturabgesenktem Asphalt demonstriert. „Kompliment für die Innovation“, zeigte er sich beeindruckt. Das Werk machte bereits vor zehn Jahren Versuche mit Additiven in Asphalt, wodurch sich dieser mit niedrigerer Temperatur verarbeiten lässt. Nicht nur Schadstoffwerte und Energieverbrauch werden dadurch reduziert, sondern auch die Qualität verbessert, er ist resistenter gegenüber Spurrillen. „Wir stellen die temperaturabgesenkten Asphaltmischungen bereits so her, dass sie unmittelbar zur betreffenden Straßenbaustelle transportiert und dort eingebaut werden können“, wie Geschäftsführer Ottmar Schütz betont. Im Übrigen könne diesen Asphalt jeder herstellen, an jeder Anlage. Allerdings: Da er rund fünf Prozent teurer ist, werde er nur zögerlich eingesetzt. „Bei Submissionen bekommt der den Auftrag, der das preiswerteste Angebot abgibt“, so Schütz.
Das soll sich jetzt ändern, denn der Minister will sich bei seinem Kollegen, dem hessischen Verkehrsminister dafür einsetzen, dass in Ausschreibungen Niedrigtemperatur-Asphalt berücksichtigt wird. Dies würde die Arbeitsbedingungen auf den Straßenbaustellen deutlich verbessern. Messungen der BG Bau haben gezeigt, dass bei konventionellem Gussasphalt die Beschäftigten Expositionen bis maximal 60 mg/m3 ausgesetzt sind, beim Einbau von Gussasphalt bei abgesenkten Temperaturen jedoch nur Expositionen von unter 10 mg/m3. Dämpfe und Aerosole aus Bitumen enthalten problematische Verbindungen wie unter anderem policyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), worauf der Gesprächskreis Bitumen schon vor einigen Jahren hingewiesen hatte, in dem neben mehreren Verbänden auch die BG Bau vertreten ist.
Die niedrigeren Temperaturen schonen außerdem die Umwelt. Wird weniger Energie verbraucht, reduziert sich auch der CO2-Ausstoß. Schließlich verringert die niedrigere Einbautemperatur auch die Auskühlzeit des Asphalts. „Der Arbeitsschutz ist somit Wegbereiter des Klimaschutzes und erreicht zugleich eine höhere Wirtschaftlichkeit“, fasste der Minister die Vorteile der Technologie zusammen, die seiner Meinung nach bekannter werden sollte.
Bisher eingesetzt wurde temperaturabgesenkter Walzbeton zum Beispiel beim Ausbau des Frankfurter Flughafens. Statt, wie bei „normalem“ Walzbeton üblich, bei 160 Grad, wurde er bei nur 130 Grad verarbeitet. Die immerhin 60 cm hohen Bahnen waren am nächsten Morgen wieder benutzbar.
Vielleicht wird in Zukunft auch auf größeren Strecken mit Niedrigtemperatur-Asphalt gearbeitet. Der Einsatz des Staatsministers kommt jedenfalls genau zum richtigen Zeitpunkt, denn das Konjunkturprogramm läuft gerade richtig an und die Kommunen schreiben viele neue Bauvorhaben aus.
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