Grillen ist ein beliebtes Freizeitvergnügen. Leider kommt es hierbei immer wieder zu Verbrennungsverletzungen. Ärzte der BG Unfallklinik Tübingen (BGU) geben Ratschläge zur Vermeidung von Brandverletzungen und zum Thema Erste Hilfe bei Verbrennungen.
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„Die meisten Brandwunden wären vermeidbar, jedoch werden die dazu notwendigen Verhütungsmaßnahmen leider immer wieder missachtet“, sagt Prof. Hans-Eberhard Schaller, Chefarzt der Klinik für Hand‑, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie an der BG Unfallklinik und Ordentlicher Professor für Hand‑, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Die häufigsten vermeidbaren Verletzungsursachen sind mangelnder Schutz in der Küche (z.B. fehlende Herdgitter zum Schutz von Kleinkindern), das Herabziehen von Tischtüchern auf denen heiße Flüssigkeiten stehen, fehlende Rauchmelder oder das Löschen von brennendem Fett mit Wasser. Weitere Gefahrenquellen sind das Wechseln von Gaskartuschen in geschlossenen Räumen, Verstöße gegen Arbeitsschutzmaßnahmen sowie Rauchen unter starkem Alkohol- oder Drogeneinfluss. „Im Zusammenhang mit dem Thema Grillen sind nicht zugelassene Brandbeschleuniger eine der größten Gefahren“, stellt Prof. Schaller fest. „Allen Warnungen zum Trotz werden beim Grillen immer wieder flüssige Brandbeschleuniger wie beispielsweise Spiritus in die Flammen gespritzt. Solch ein Verhalten ist für den Ausführenden, aber auch für die Umstehenden höchst gefährlich.“
Immer noch halten sich hartnäckige Gerüchte über die richtige Behandlung von Verbrennungen. „Zum Beispiel wird die Versorgung von frischen Brandverletzungen mit Mehl, Butter oder ähnlichen Substanzen empfohlen“, berichtet Dr. Afshin Rahmanian-Schwarz, Facharzt für Chirurgie an der Klinik für Hand‑, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie. „Solche Maßnahmen sind nicht nur nutzlos, sie verschlimmern die Verbrennungsverletzung sogar noch zusätzlich.“
Die wichtigste Erste Hilfe-Maßnahme zur Behandlung einer Brandverletzung ist das Kühlen des betroffenen Hautareals. „In unseren Breiten eignet sich zum Kühlen Leitungswasser“, sagt Prof. Schaller. „Die Kaltwassertherapie soll ein „Nachbrennen“ und „Abtiefen“ der Verbrennungswunde verhindern.“ Dr. Rahmanian-Schwarz erklärt: „Nur wenn sofort, das heißt wenige Sekunden nach der Verbrennung, gekühlt wird, tritt der erwünschte positive Effekt ein. Die richtige Kühltemperatur liegt bei 10 bis 20°C für maximal 10 Minuten. Wird zu lange gekühlt oder zu spät oder mit zu kaltem Wasser, kann die Maßnahme sogar schädlich sein.“
Leichte Verbrennungsverletzungen können in jedem Krankenhaus mit Erfahrung in der Verbrennungsbehandlung versorgt werden. Es gibt jedoch klare Kriterien für eine Behandlung in speziellen Zentren für Schwerbrandverletzte. Ein maßgebliches Kriterium ist die Ausdehnung der Brandwunde. Prof. Schaller: „Kinder ab 10 Prozent sowie Erwachsene ab 15 Prozent verbrannter Körperoberfläche sollten in Verbrennungszentren behandelt werden. Das gleiche gilt für Verbrennungen an Händen und Füßen, im Gesicht, im Genitalbereich sowie an den großen Gelenken. Die rasche Aufnahme in ein Schwerbrandverletzten-Zentrum steigert die Heilungschancen dieser Patienten enorm.“
Die Behandlung schwerbrandverletzter Patienten ist seit Jahrzehnten traditionell eine Domäne der berufsgenossenschaftlichen Unfallkliniken. 55 Prozent aller bundesdeutschen Krankenhausbetten zur Behandlung von Patienten mit schweren Verbrennungen werden von BG-Kliniken vorgehalten. Seit der Erweiterung der Intensivstation im Jahr 2004 verfügt das Zentrum zur Behandlung Schwerbrandverletzter an der BG Unfallklinik über insgesamt vier Intensivbehandlungsbetten sowie einen Aufnahmeraum für Brandverletzte. „Unsere Klinik verfügt über Jahrzehnte lange Erfahrung in der Behandlung schwerer und schwerster Verbrennungen“, erklärt Prof. Schaller. „Unser Team aus Plastischen Chirurgen mit sechsjähriger Facharztausbildung, erfahrenen Intensivmedizinern der Abteilung für Anästhesie, Pflegekräften sowie Physio- und Ergotherapeuten betreut die schwerbrandverletzten Patienten rund um die Uhr auf höchstem medizinischen Niveau.“ Das Team der Intensivstation der BGU behandelte im Jahr 2008 49 Schwerbrandverletzte mit insgesamt 900 Pflegetagen.
Am Grill beachten:
In Deutschland passieren jährlich über 4000 Unfälle beim Grillen, bei denen an die 400 Personen schwere Brandverletzungen erleiden. Diese Zahlen nennt der Landesfeuerwehrverband Bayern. Er gibt folgende Tipps für sicheres Grillen:
- Einen standsicheren Grill (mit GS-Zeichen für Geprüfte Sicherheit) auf feuerfestem Untergrund verwenden.
- Ausreichender Sicherheitsabstand zu brennbaren Stoffen, z. B. Sonnenschirmen.
- 100 Meter vorgeschriebenen Sicherheitsabstand zum Wald einhalten.
- Holzkohle nur mit geeigneten Zündhilfen wie Grillanzündern oder Pasten in Brand setzen.
- Niemals Brennspiritus zum Anzünden verwenden. Er kann bereits bei Umgebungstemperatur verdunsten. Dabei entsteht eine höchst entzündliche Atmosphäre, die blitzartig durchzünden und dann zu schwersten Verbrennungen führen kann.
- Für alle Fälle ein Löschmittel, zum Beispiel einen Eimer Wasser oder eine Löschdecke bereithalten.
- Grillkohle erst nach völligem Abkühlen in einen Blecheimer entsorgen, nicht in die Mülltonne!
- Bei einem Gasgrill darauf achten, dass alle Anschlüsse dicht sind und der Verbindungsschlauch nicht der direkten Hitze ausgesetzt ist.
- Kinder schützen! Achten Sie darauf, dass sie nicht in die Nähe der Feuerstätte kommen. Klären Sie sie über Gefahren auf und geben Sie ein gutes Beispiel.
Sicher grillen ohne Spiritus
Paulinchen – Initiative für brandverletzte Kinder e.V. warnt jährlich zur Grillzeit mit der bundesweiten Präventions-Kampagne „Sicher grillen ohne Spiritus“. Dazu gehört ein Plakat mit diesem Motiv, sowie Anzeigen und ein TV-Spot. Paulinchen e.V. berät Familien nach Verbrennungs- und Verbrühungsunfällen ihrer Kinder, hilft bei Problemen in der Rehabilitationszeit und weist präventiv auf die Unfallursachen hin.
Weitere Infos unter www.paulinchen.de oder der kostenlosen Paulinchen-Hotline 0800 0 112 123.
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