1 Monat GRATIS testen, danach für nur 3,90€/Monat!
Startseite » Fachbeiträge » Archiv SI »

Erfolgsmodell stellt sich der ständigen Verbesserung

Alternatives Betreuungsmodell für Kleinbetriebe
Erfolgsmodell stellt sich der ständigen Verbesserung

Nur exzel­lente Vorge­hensweisen führen zu exzel­len­ten Ergeb­nis­sen. Die BG RCI Branche Baustoffe – Steine – Erden hat für ihr alter­na­tives Betreu­ungsmod­ell für Klein­be­triebe ein sys­tem­a­tis­ches Qual­itäts­man­age­ment nach diesem Gedanken entwick­elt und umge­set­zt. Die Her­aus­forderung bestand darin, die Qual­itätsmerk­male des Erfol­gs für alle Ele­mente der alter­na­tiv­en Betreu­ung her­auszufind­en und in einem kon­tinuier­lichen Verbesserung­sprozess die Struk­turen und Prozesse zu optimieren.

Wern­er Hamach­er, Christof Göbel

1. Sicher­heit­stech­nis­che und betrieb­särztliche Betreu­ung klein­er Betriebe
Seit den 1990er Jahren wurde die sicher­heit­stech­nis­che und betrieb­särztliche Betreu­ung klein­er Betriebe als drin­gen­des Erforder­nis gese­hen, da bish­er vor allem nur die größeren Betriebe auf eine fachkundi­ge Unter­stützung bei der Pla­nung und Durch­führung der erforder­lichen Maß­nah­men des Arbeitss­chutzes zurück­greifen kon­nten. Da damals schon die Auf­fas­sung vertreten wurde, dass eine qual­i­ta­tiv hochw­er­tige und den tat­säch­lichen betrieblichen Prob­le­men und Erfordernissen der Klein­be­triebe Rech­nung tra­gende Betreu­ung nicht pauschal über Ein­satzzeit­en zu gewährleis­ten ist, begann sehr schnell die Suche nach alter­na­tiv­en Betreu­ungskonzepten und deren prak­tis­che Erprobung in Mod­el­lver­suchen. Seit dem Jahr 2005 existieren im Bere­ich der gewerblichen Beruf­sgenossen­schaften sowohl konkrete Vor­gaben für eine Regel­be­treu­ung von Betrieben mit bis zu 10 Beschäftigten als auch die Möglichkeit eines soge­nan­nten alter­na­tiv­en Betreu­ungsmod­ells. Die unter­schiedlichen Betreu­ungs­for­men in Klein­be­trieben wur­den pos­i­tiv evaluiert.
Mit der DGUV Vorschrift 2, die seit dem 1. Jan­u­ar 2011 von fast allen Unfal­lver­sicherungsträgern in Kraft geset­zt wurde, gilt nun für Unternehmen aller Größen­klassen das Prinzip der bedarf­s­gerecht­en Betreu­ung. Das heißt, der Betreu­ungs­be­darf muss anhand von betrieblichen Erfordernissen, Gefährdun­gen und spez­i­fis­chen betrieblichen Hand­lungsan­lässen ermit­telt und erfüllt wer­den. Zeitvor­gaben spie­len eine unter­ge­ord­nete Rolle. Im Mit­telpunkt ste­ht die Erfül­lung der betrieblich erforder­lichen Betreuungsleistungen.
Welche Wirkun­gen diese Betreu­ung ent­fal­tet, hängt im hohen Maße von der Qual­ität des jew­eili­gen Betreu­ungsmod­ells und sein­er Umset­zung ab. Ein sys­tem­a­tis­ches Qual­itäts­man­age­ment ist deshalb eine wesentliche Voraus­set­zung für eine wirkungsvolle sicher­heit­stech­nis­che und betrieb­särztliche Betreuung.
2. Qual­itäts­man­age­ment
Vor mehr als 15 Jahren wurde in der dama­li­gen Stein­bruchs-Beruf­sgenossen­schaft das Unternehmer­mod­ell für eine alter­na­tive sicher­heit­stech­nis­che und betrieb­särztliche Betreu­ung für Klein­be­triebe mit unter 30 Beschäftigten entwick­elt und erprobt. Das Mod­ell wurde mit den Kernbe­standteilen von Infor­ma­tions- und Moti­va­tion­s­maß­nah­men für die Unternehmer und ein­er bedarf­sori­en­tierten sicher­heit­stech­nis­chen und betrieb­särztlichen Betreu­ung in einem Pilotver­such „Mod­ell Berlin“ durchge­führt. Mit­tler­weile hat sich das Mod­ell als ein sehr erfol­gre­ich­es alter­na­tives Betreu­ungsmod­ell etabliert. Das Mod­ell wurde mehrfach evaluiert (Lar­isch, Lang, 1999; Kliemt u. a. 2003). Kliemt u. a. (2003) kom­men bei der Evaluierung der Effek­tiv­ität und Effizienz der betrieb­särztlichen Betreu­ung in Klein- und Mit­tel­be­trieben zu fol­gen­der zusam­men­fassenden Bewertung:
„Das Stein­bruchs-BG-Mod­ell all­ge­mein und speziell die betrieb­särztliche Betreu­ung wird als sehr wirk­sam beurteilt. Als wichtige Erfol­gstreiber wer­den die Infor­ma­tions- und Moti­va­tion­sange­bote für den Unternehmer in ihrer qual­i­ta­tiv­en Aus­gestal­tung, die enge Koop­er­a­tion (der Betrieb­särzte) mit der Fachkraft für Arbeitssicher­heit und die Unter­stützung durch den Tech­nis­chen Auf­sichts­di­enst gew­ertet. Das in den Infor­ma­tions- und Moti­va­tion­ssem­inaren ver­mit­telte Wis­sen ist in den Betrieben zur Durch­führung der Gefährdungs­beurteilung zu nutzen. Bei der Gesamtheit der Betriebe lässt sich der ganzheitliche (…) Hand­lungsansatz ver­i­fizieren. Auch wird in den Betrieben die Koop­er­a­tion zwis­chen Betrieb­sarzt und Fachkraft für Arbeitssicher­heit als pos­i­tives Ele­ment erkan­nt und bew­ertet.“ [1]
Schon damals wurde das Chan­cen­poten­zial des Stein­bruchs-BG-Mod­ells und seine Auss­chöp­fung für eine zeit­gemäße, effiziente Umset­zung der Anforderun­gen des ASiG als sehr hoch eingeschätzt. Die Chan­cen beste­hen ins­beson­dere in fol­gen­den Punkten:
  • Sicher­heit­stech­nis­che und betrieb­särztliche Beratung und Betreu­ung aus ein­er Hand durch eigene Sicher­heitsin­ge­nieure und Betriebsärzte.
  • Zeit­gemäße Rol­len­er­wartun­gen der BG RCI bzw. der dama­li­gen Stein­bruchs-BG an Fachkräfte für Arbeitssicher­heit und Betrieb­särzte sowie an die Förderung von branchen­be­zo­gen­er Professionalität
  • Möglichkeit­en der zeit­na­hen Betreu­ung und der Beratung auch auf Ini­tia­tive der Betrieb­särzte, der Fachkräfte für Arbeitssicher­heit oder des Tech­nis­chen Aufsichtsdienstes.
  • Qual­i­fizierung von Unternehmern und hier speziell zur Gefährdungs­beurteilung und damit zur Fest­stel­lung des Beratungs­be­darfs in erwach­se­nen­gerecht­en, branchen­be­zo­ge­nen Grund­sem­inaren sowie der Durch­führung von weit­eren Fort­bil­dungs­maß­nah­men nach jew­eils drei Jahren.
  • Eigenini­tia­tiv durch Betrieb­särzte und Fachkräfte nutzbare Frei­heits­grade, Effizien­zsteigerung durch Koop­er­a­tion der Betrieb­särzte und Fachkräfte für Arbeitssicher­heit sowie durch Infor­ma­tio­nen des Tech­nis­chen Auf­sichts­di­en­stes, hohe Akzep­tanz der Betrieb­särzte und Fachkräfte für Arbeitssicher­heit als Beschäftigte der BG RCI– Branche Baustoffe – Steine – Erden.
  • Konkrete Hil­fe durch die Betrieb­särzte und Fachkräfte für Arbeitssicher­heit, die zur bre­it­en Akzep­tanz bei Unternehmern und Beschäftigten führt, bre­ites Betreu­ungs- und Tätigkeitsspek­trum der Betrieb­särzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit.
  • Inten­sive Betreu­ung der Betriebe durch den Tech­nis­chen Auf­sichts­di­enst der BG RCI – Branche Baustoffe – Steine – Erden.
Ein wesentlich­er Erfol­gs­fak­tor des Mod­ells ist die Entwick­lung von Hand­lungskom­pe­ten­zen hin­sichtlich Sicher­heit und Gesund­heit und hier ins­beson­dere von Hand­lungs­bere­itschaft beim Unternehmer als dem zen­tralen Akteur im Klei­n­un­ternehmen. Die ver­schiede­nen Aktiv­itäten wie Sem­i­nare, Beratung durch Sicher­heitsin­ge­nieur und Betrieb­sarzt, Aktio­nen und Ange­bote der BG RCI zwis­chen den Sem­i­naren und die Tätigkeit der Auf­sichtsper­so­n­en wer­den strate­gisch auf die Entwick­lung der Hand­lungs­fähigkeit und ‑bere­itschaft der Unternehmer zu Sicher­heit und Gesund­heit im eige­nen Unternehmen aus­gerichtet (siehe Abb. 1).
Aber: Nichts ist so gut, als dass es nicht doch noch verbessert wer­den könnte!
Nach über 15 Jahren erfol­gre­ich­er alter­na­tiv­er, bedarf­sori­en­tiert­er, sicher­heit­stech­nis­ch­er und betrieb­särztlich­er Betreu­ung stell­ten sich die Akteure des alter­na­tiv­en Betreu­ungsmod­ells der BG RCI – Branche Baustoffe – Steine – Erden zwei Fragen:
  • Tun wir noch die richti­gen Dinge?
  • Tun wir die Dinge noch richtig?
Die Reflex­ion führt zu den Kernfragen:
„Was macht die Qual­ität unser­er alter­na­tiv­en Betreuung/des Unternehmer­mod­ells aus? Woran bemisst sich die Qual­ität der Beratung und der Seminare?“
Es bestand schnell Einigkeit darüber, dass es nicht hin­re­ichend ist, die Qual­ität der alter­na­tiv­en Betreu­ung eindi­men­sion­al an erziel­ten Ergeb­nis­sen wie Kenn­zahlen zu Unfall- und Beruf­skrankheit­en zu messen. Schon seit Beginn der alter­na­tiv­en Betreu­ung wurde die Qual­ität der Sem­i­nare anhand ver­schieden­er aus­gewählter Kri­te­rien analysiert und bew­ertet. Daraus resul­tierte die ständi­ge Weit­er­en­twick­lung der Seminare.
Dies wurde aber von den Akteuren des alter­na­tiv­en Betreu­ungsmod­ells als nicht aus­re­ichend ange­se­hen. Deshalb erfol­gte vor ca. fünf Jahren der Beschluss, einen ständi­gen und sys­tem­a­tis­chen Qual­itäts­man­age­ments- und Verbesserung­sprozess einzuleit­en. Der Prozess wurde von sys­temkonzept – Gesellschaft für Sys­tem­forschung und Konzepten­twick­lung mbH über ein Work­shop-Konzept unter­stützt, mod­eriert und aktiv begleitet.
Tabelle 1 auf Seite 10 zeigt ein Grun­draster für die Revi­sion des gesamten Betreu­ungsmod­ells als Teil des Qual­itätssicherungs- und Verbesserungsprozesses.
Dieses Grun­draster und die dort enthal­te­nen Kri­te­rien und Fragestel­lun­gen bilde­ten den Aus­gangspunkt für die Entwick­lung eines Qual­itäts­man­age­ments. Es wurde ein Work­shop-Konzept entwick­elt und umge­set­zt, mit dem sys­tem­a­tisch über zwei bis drei Work­shops pro Jahr Qual­ität­sansprüche und ‑kri­te­rien ent­standen. Nach ein­er Find­ungsphase und der Durch­führung von konkreten Verbesserungs­maß­nah­men an den ver­schiede­nen Ele­menten des Betreu­ungsmod­ells wurde der Weg in ein Qual­itäts­man­age­ment nach den Grund­prinzip­i­en des EFQM-Ansatzes eingeschlagen.
3. Qual­itäts­man­age­ment nach dem EFQM-Ansatz
Kon­se­quenter­weise wurde der Ansatz sys­tem­a­tisiert und in einem inte­gri­erten Qual­itäts­man­age­mentsys­tem zusam­menge­fasst, das den Grundgedanken der EFQM-Philoso­phie fol­gt (siehe Abb. 2). EFQM ste­ht für Euro­pean Foun­da­tion for Qual­i­ty Man­age­ment. Sie ist eine gemein­nützige Organ­i­sa­tion, die sich für die Ver­bre­itung und Anwen­dung des Mod­ells für Excel­lence (EFQM-Mod­ell) ein­set­zt. Die EFQM wurde 1988 in den Nieder­lan­den als Stiftung gegrün­det. Stiftungs­grün­der (14 europäis­che Unternehmen) waren u. a. die Fir­ma Robert Bosch GmbH, Renault, Philips, Volk­swa­gen. Mit­tler­weile hat die EFQM über 600 Mit­glied­sun­ternehmen, und es arbeit­en weltweit mehr als 10.000 Unternehmen nach den EFQM-Prinzip­i­en. Excel­lence in der Def­i­n­i­tion der EFQM ist die Grund­lage des EFQM-Mod­ells. Wirk­lich her­vor­ra­gende Organ­i­sa­tio­nen zeich­nen sich nach der Def­i­n­i­tion der EFQM dadurch aus, dass sie um die Zufrieden­heit ihrer Inter­es­sen­grup­pen (Mitar­beit­er und Kun­den) bemüht sind, und zwar bezo­gen auf die Ergeb­nisse, die sie erre­ichen und durch die Vorge­hensweisen (Prozesse), wie sie diese Ergeb­nisse erre­ichen. Dies wurde für das gesamte alter­na­tive Betreu­ungsmod­ell als Anspruch zugrundegelegt.
Nur excel­lente Vorge­hensweisen führen zu excel­len­ten Ergeb­nis­sen für alle Inter­es­sen­grup­pen. Die Her­aus­forderung für Unternehmen ist es, die Qual­itätsmerk­male des eige­nen Erfol­gs her­auszufind­en. In einem kon­tinuier­lichen Verbesserung­sprozess wer­den Struk­turen und Prozesse opti­miert, um langfristig und nach­haltig gute Ergeb­nisse bei den Kun­den – in unserem Fall den Mit­glied­sun­ternehmen –, aber auch bei den eige­nen Mitar­beit­ern zu erzie­len. Das EFQM-Konzept unter­schei­det zwis­chen Befähigern (Struk­turen und Prozesse) auf der einen Seite und Ergeb­nis­sen auf der anderen Seite (siehe Abb. 3).
4. Anwen­dung des EFQM-Ansatzes
Ziel der Ein­führung eines Qual­itäts­man­age­ments nach den Grun­dan­nah­men des EFQM-Ansatzes ist die kon­tinuier­liche Weit­er­en­twick­lung und Verbesserung der alter­na­tiv­en bedarf­sori­en­tierten betrieb­särztlichen und sicher­heit­stech­nis­chen Betreu­ung nach § 2 Abs. 4 BGV A2 bzw. ab dem 1. Jan­u­ar 2011 nach DGUV Vorschrift 2.
Im Einzel­nen wur­den fol­gende Ziele gesetzt:
  • Verbesserung der Leis­tung der Organisation,
  • Bessere Nutzung der Poten­ziale der Akteure der BG RCI – Branche Baustoffe – Steine – Erden,
  • Verbesserung der Beratungs- und Bildungsprozesse,
  • Verbesserung von Pro­dukt- und Dienstleistungsqualität,
  • Bew­er­tung der sicher­heit­stech­nis­chen und betrieb­särztlichen Betreuung,
  • Ziel­gerichtete Steuerung der Betreuung.
Ein Hemm­nis in der Umset­zung des Ansatzes sind die Befürch­tun­gen einzel­ner Akteure, dass über diesen Ansatz eine per­sön­liche Leis­tungs­be­w­er­tung vorgenom­men würde. Mit der Leitung wurde deshalb fol­gende Vere­in­barung getroffen:
Es ist aus­drück­lich nicht das Ziel, einzelne Akteure im Unternehmer­mod­ell zu bew­erten. Die gewonnenen Ergeb­nisse aus der Selb­st­be­w­er­tung und den Unternehmen (z.B. Stand der Organ­i­sa­tion des Arbeitss­chutzes, Stand der Gefährdungs­beurteilung) ver­wen­den wir auss­chließlich zur Selb­stre­flex­ion des Beraters und in ein­er über­ge­ord­neten Auswer­tung, um die Struk­tur- und Prozessqual­ität (z.B. Bil­dungs- und Beratung­sprozesse) zu optimieren.
5. Vorge­hen
Im Rah­men von Work­shops, an denen alle an der alter­na­tiv­en Betreu­ung der BG RCI – Branche Baustoffe – Steine – Erden beteiligten Mitar­beit­er teil­nah­men, wur­den Indika­toren für die Struktur‑, Prozess- und Ergeb­nisqual­ität sowie Kri­te­rien zur Bew­er­tung der Qual­itätsindika­toren entwick­elt. [2]
Abbil­dung 4 zeigt in der Über­sicht die Leitindika­toren zur Beschrei­bung von Struktur‑, Prozess- und Ergeb­nisqual­ität. Diese wur­den im näch­sten Schritt ausdifferenziert.
Die Struk­turqual­ität wird beispiel­sweise mit Indika­toren zur Poli­tik und Strate­gie oder zur Führungs- und Auf­bauor­gan­i­sa­tion der alter­na­tiv­en Betreu­ung (Leit­bild, strate­gis­che Ziele) beschrieben. Indika­toren zur Prozessqual­ität wur­den gebildet über Qual­itätsindika­toren zu den Sem­i­naren und zur Beratung in den Unternehmen. Die Indika­toren wur­den über zwei Leit­fä­den dargestellt:
  • Leit­faden Bildungsprozesse
  • Leit­faden bedarf­sori­en­tierte Betreuung
Die Ergeb­nisqual­ität beschreibt die erziel­ten Wirkun­gen in den Unternehmen. Indika­toren sind vor allem der Stand der Organ­i­sa­tion des Arbeitss­chutzes im Betrieb und der Stand der Gefährdungs­beurteilung (siehe Abb. 5).
Auf Basis dieses Indika­toren­mod­ells wurde ein Selb­st­be­w­er­tungsin­stru­ment entwick­elt, das eine Ein­stu­fung jedes Indika­tors anhand ver­schieden­er Para­me­ter und Beurteilungskri­te­rien ermöglicht. Abbil­dung 6 zeigt ein Beispiel für die Umset­zung eines Indika­tors in mess­bare Kenn­zahlen. In ver­gle­ich­bar­er Weise wur­den alle Indika­toren auf Kenn­zahlen herun­terge­brochen. Mit dem Selb­st­be­w­er­tungsin­stru­ment ste­ht ein umfassendes, auf die spez­i­fis­chen Belange des alter­na­tiv­en Betreu­ungsmod­ells angepasstes Werkzeug zur Bew­er­tung des Stands der Qual­ität zur Ver­fü­gung. Das beteili­gung­sori­en­tierte Vorge­hen in der Entwick­lung des Instru­ments sichert die Kon­sens­fähigkeit und das Com­mit­ment aller Akteure.
Anhand dieses Instru­men­tar­i­ums wurde – wiederum in Form von Work­shops – die Selb­st­be­w­er­tung durchge­führt und aus­gew­ertet. Das Ergeb­nis zeigte die Stärken und die Verbesserungspoten­ziale der alter­na­tiv­en Betreu­ung. Daraufhin erfol­gte eine Pri­or­isierung von Indika­toren (Abb. 5, fett gedruckt), deren Verbesserungspoten­ziale durch gezielte Maß­nah­men unter bre­it­er Beteili­gung der Akteure vor­rangig erschlossen wer­den soll. Die verbleiben­den Indika­toren wer­den zu einem späteren Zeit­punkt in den Prozess der Leis­tungsverbesserung aufgenom­men. Abbil­dung 7 fasst das Vorge­hen der Erar­beitung der Grund­la­gen bis zum Start der Leis­tungsverbesserung zusammen.
6. Maß­nah­men zur Verbesserung
Als über­ge­ord­nete Maß­nahme wurde fest­gelegt, dass auf den regelmäßi­gen Sitzun­gen der Sicher­heitsin­ge­nieure und Betrieb­särzte das Qual­itäts­man­age­mentsys­tem als fes­ter Tage­sor­d­nungspunkt aufgenom­men wird und die erhobe­nen Dat­en und Ergeb­nisse der Auswer­tun­gen zu erörtern sind. Zusät­zlich find­en regelmäßig Sitzun­gen des Qual­itäts­man­age­ment-Pro­jek­t­teams statt, um das Qual­itäts­man­age­mentsys­tem regelmäßig zu aktu­al­isieren, Änderun­gen einzuar­beit­en und über die Ergeb­nisse der Frage­bo­gen zu disku­tieren und Verbesserungspoten­ziale aufzuzeigen.
Die pri­or­itären Verbesserungs­maß­nah­men im Rah­men der Struk­turqual­ität waren:
  • Erar­beitung eines Leit­bildes Das Leit­bild legt die prinzip­ielle Zielset­zung und Durch­führung des „Unternehmer­mod­ells“ fest. Es wurde von der Leitung der Präven­tion der BG RCI in Kraft gesetzt.
  • Fes­tle­gung strate­gis­ch­er Ziele der alter­na­tiv­en Betreu­ung Die strate­gis­chen Ziele sind rich­tungsweisende Vor­gaben für alle Ele­mente des Unternehmer­mod­ells. Sie bein­hal­ten neben über­ge­ord­neten generellen strate­gis­chen Zie­len weit­ere zur Kun­de­nori­en­tierung, zu Sem­i­naren, zur sicher­heit­stech­nis­chen und betrieb­särztlichen Betreu­ung und zu son­sti­gen Ele­menten des Unternehmermodells.
  • Beschrei­bung des Rol­len­ver­ständ­niss­es von Sicher­heitsin­ge­nieur und Betrieb­sarzt im alter­na­tiv­en Betreu­ungsmod­ell Das Rol­len­ver­ständ­nis beschreibt das Selb­stver­ständ­nis von Sicher­heitsin­ge­nieuren und Betrieb­särzten im Rah­men der Betreu­ungstätigkeit im Unternehmermodell.
  • Auf­stellen eines Kat­a­logs möglich­er Zielvere­in­barun­gen Die Führung von Sicher­heitsin­ge­nieuren und Betrieb­särzten im Rah­men des Unternehmer­mod­ells erfol­gt mith­il­fe des Leitgedankens „Führen durch Zielvere­in­barung“. Hierzu wurde ein Kat­a­log von Zielvere­in­barun­gen entwickelt.
  • Selb­stverpflich­tungserk­lärung aller Akteure auf die Ziele Zur Erhöhung der Verbindlichkeit der Ziele und Grund­sätze sowie der Instru­mente zur Verbesserung der Prozessqual­ität wird die Selb­stverpflich­tungserk­lärung genutzt.
Zur Opti­mierung der Prozessqual­ität wur­den drei Leit­fä­den entwick­elt, die ein­er­seits die Qual­itäts­maßstäbe vorgeben und ander­er­seits hand­lungslei­t­end für die Aus­gestal­tung der Prozesse sind:
  • Leit­fä­den „Sachgerechte bedarf­sori­en­tierte Betreu­ung“ und „Betreu­ung bei beson­deren Anlässen“ Beschrei­bung der Qual­ität­san­forderun­gen für die Durch­führung von betrieblichen Beratungen.
  • Leit­faden „Bil­dung­sprozesse“ Beschrei­bung der Qual­ität­san­forderun­gen für die Durch­führung von Bil­dungs­maß­nah­men im Rah­men des Unternehmermodells.
  • Leit­faden „Mitar­beit­erzufrieden­heit“ Beschrei­bung der Indika­toren der Mitar­beit­erzufrieden­heit. Er soll genutzt wer­den zur Selb­stre­flex­ion, für die Führung­sprozesse und die Gestal­tung des Umgangs miteinander.
Zur Verbesserung der Bil­dung­sprozesse wur­den die Sem­i­narun­ter­la­gen über­ar­beit­et und aktu­al­isiert. Das gemein­same Ziel der vier Grund­sem­inare und der Fort­bil­dungsver­anstal­tun­gen liegt in der Stärkung der Hand­lungskom­pe­tenz (Wis­sen und Bereitschaft/Motivation) des Unternehmers im Bere­ich Sicher­heit und Gesund­heitss­chutz. Inhaltlich wur­den die Sem­i­nare auf die Kom­pe­ten­z­er­weiterung zur Gefährdungs­beurteilung und zur Organ­i­sa­tion des Arbeitss­chutzes im Klein­be­trieb strate­gisch konzen­tri­ert. Um die damit ver­bun­de­nen Ziele der Sem­i­nare bess­er zu erre­ichen, wur­den mit allen Ref­er­enten Fort­bil­dungsver­anstal­tun­gen durchge-führt.
Durch die Erstel­lung der Leit­fä­den für die Beratun­gen gibt es nun einen fest­geschriebe­nen Stan­dard, an dem sich alle Berater ori­en­tieren müssen. In ein­er frei­willi­gen Selb­sterk­lärung haben sich alle Sicher­heitsin­ge­nieure und Betrieb­särzte zum Leit­bild, zu Zie­len und zum Rol­len­ver­ständ­nis verpflichtet. Ein weit­er­er Teil der Selb­stverpflich­tungserk­lärung umfasst die Beach­tung der Grund­sätze der Leit­fä­den zur Beratung. Um die Effek­te der Leit­fä­den mit den darin enthal­te­nen Qual­itätsmerk­malen zu messen, wur­den entsprechende Frage­bö­gen zur „Auswer­tung ein­er Beratung“ sowie ein Frage­bo­gen zur „Auswer­tung der Bil­dung­sprozesse“ entwick­elt und an die Akteure verteilt. Die Frage­bö­gen wer­den in Verbindung mit den Leit­fä­den zur Selb­stre­flex­ion der eige­nen Arbeit und über­ge­ord­net zur ständi­gen Bew­er­tung und Opti­mierung der Prozessqual­ität genutzt.
Um die Ergeb­nisqual­ität nach­weis­bar verbessern zu kön­nen, sind die Wirkun­gen und Effek­te in den Betrieben als den eigentlichen Kun­den zu erheben. Hierzu wur­den erstellt und eingesetzt:
  • Frage­bo­gen zum „Stand der Gefährdungs­beurteilung“ Der Frage­bo­gen erfasst in den zu betreuen­den Betrieben den Stand der Gefährdungsbeurteilung.
  • Frage­bo­gen zum „Stand der Organ­i­sa­tion des Arbeitss­chutzes“ Der Frage­bo­gen erfasst den Stand der Organ­i­sa­tion des Arbeitss­chutzes in den zu betreuen­den Betrieben.
  • Erhe­bungs­bo­gen zur „Mitar­beit­erzufrieden­heit“ Der Frage­bo­gen erfasst die Zufrieden­heit der Akteure der BG RCI im Unternehmer­mod­ell mit ihrer Arbeit und ihren Arbeitsbedingungen.
7. Etablierung eines ständi­gen Verbesserungsprozesses
Auf Basis des Selb­st­be­w­er­tungsin­stru­men­tar­i­ums und der entwick­el­ten Werkzeuge, Leit­fä­den, Frage­bö­gen usw. wer­den regelmäßig und laufend die Struk­turen, Prozesse und erziel­ten Wirkun­gen bew­ertet, Verbesserungspoten­ziale abgeleit­et und neue Maß­nah­men entwick­elt. Abbil­dung 8 zeigt das etablierte Vorge­hen für die Beratungsprozesse.
Ziel des Qual­itätssicherungs- und Verbesserung­sprozess­es ist es, das alter­na­tive Betreu­ungsmod­ell auf dem Stand von Tech­nik, Wis­senschaft und guter Prax­is zu hal­ten und die Chan­cen des Mod­ells für die Präven­tion weit­er auszuschöpfen. Dabei sind fol­gende Aspek­te relevant:
  • Ständi­ge Anpas­sung des Betreu­ungsmod­ells an die Entwick­lun­gen im Arbeitschutz.
  • Verbesserung der Nach­haltigkeit der Wirkun­gen auf der Seite des Kun­den. Hier geht es um mit­tel- und langfristige Wirkun­gen, die die Unternehmen befähi­gen, eigen­ver­ant­wortlich präven­tiv zu han­deln. Dies bedarf der ständi­gen Moti­va­tion und Unter­stützung durch die betreuen­den Akteure.
  • Verbesserung der Ange­bote der Beruf­sgenossen­schaft Rohstoffe und chemis­che Indus­trie (BG RCI).
Faz­it
Nach der Ein­führung dieses Sys­tems in 2009 haben schon die ersten Monate gezeigt, wie wichtig und richtig dieser Schritt war. Die große Her­aus­forderung beste­ht nun in der nach­halti­gen Etablierung des neuen Sys­tems. Es muss mit Leben gefüllt wer­den und darf nicht nur als Papierord­ner im Regal ste­hen. Die Selb­st­be­w­er­tung wird fort­geschrieben und unter fol­gen­den Gesicht­spunk­ten eine sys­tem­a­tis­che Verbesserung betrieben:
  • Welche im größt­möglichen Umfang erhal­tenswerte Stärken sind vorhanden?
  • Welche Stärken sollen weit­er­en­twick­elt wer­den bzw. mehr genutzt werden?
  • Welche Verbesserungspoten­ziale sind vordringlich?
  • Welche Verbesserungspoten­ziale sollen nicht weit­er­ver­fol­gt wer­den (kein Kerngeschäft)?
  • Wie sollen der Fortschritt der vere­in­barten Maß­nah­men und die damit erziel­ten Effek­te ver­fol­gt werden?
Alle Akteure des alter­na­tiv­en Betreu­ungsmod­ells der BG RCI – Branche Baustoffe – Steine – Erden haben sich auf die Ziele des Qual­itäts­man­age­ments verpflichtet und ste­hen in der Ver­ant­wor­tung, diese Ziele zu erre­ichen. Die ersten Ergeb­nisse zeigen bere­its spür­bare und mess­bare Fortschritte, die alle Beteiligten ermuti­gen, den eingeschla­ge­nen Weg fortzusetzen.
Lit­er­atur
  • 1. Kliemt, G.; Wien­hold, L.; Barth, Chr.; Dörr, R.; Glomm, D.; Khan, A.; Korus, H. C.; Scheuch, K.; Voul­laire, E.: Effek­tiv­ität und Effizienz der betrieb­särztlichen Betreu­ung in Klein und Mit­tel­be­trieben. Ver­gle­ichende Bew­er­tung von alter­na­tiv­en Betreu­ungsstrate­gien und Regel­be­treu­ung. Bre­mer­haven: Wirtschaftsver­lag NW Ver­lag für neue Wis­senschaft GmbH2003. (Schriften­rei­he der Bun­de­sanstalt für Arbeitss­chutz und Arbeitsmedi­zin: Forschungs­bericht, Fb998).Larisch,J. Lang, P.; Eval­u­a­tion der alter­na­tiv­en arbeit­semdizin­sichen Betreu­ung, Abschluss­bericht. In: Stein­bruchs- Beruf­sgenossen­schaft (Hrsg.): Die Alter­na­tive Arbeitsmedi­zinis­che Betreu­ung von Klei­n­un­ternehmen der Steine und Erden Indus­trie. Han­nover 1999.
  • 2. Vgl. hierzu Hamach­er, W.; Jochum, Chr.; Lins, St.; Rit­ter, A.: Indika­toren und Para­me­ter zur Bew­er­tung der Qual­ität des Arbeitss­chutzes im Hin­blick auf Arbeitss­chutz­man­age­mentsys­teme. Bre­mer­haven: Wirtschaftsver­lag NW Ver­lag für neue Wis­senschaft GmbH 2002. (Schriften­rei­he der Bun­de­sanstalt für Arbeitss­chutz und Arbeitsmedi­zin: Forschungs­bericht, Fb959). Wien­hold, L.; Qual­ität des Han­delns der Fachkräfte für Arbeitssicher­heit. Bre­mer­haven: Wirtschaftsver­lag NW Ver­lag für neue Wis­senschaft GmbH 2005. (Schriften­rei­he der Bun­de­sanstalt für Arbeitss­chutz und Arbeitsmedi­zin: Forschungs­bericht, Fb1046)
Autoren
Christof Göbel Beruf­sgenossen­schaft Rohstoffe und chemis­che Indus­trie (BG RCI) Branche Baustoffe – Steine – Erden
Wern­er Hamach­er sys­temkonzept – Gesellschaft für Sys­tem­forschung und Konzepen­twick­lung mbH, Köln
Unsere Webi­nar-Empfehlung
Newsletter

Jet­zt unseren Newslet­ter abonnieren

Webinar-Aufzeichnungen

Webcast

Jobs
Sicherheitsbeauftragter
Titelbild Sicherheitsbeauftragter 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Sicherheitsingenieur
Titelbild Sicherheitsingenieur 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Special
Titelbild  Spezial zur A+A 2023
Spezial zur A+A 2023
Download

Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de